Ein kleiner Rückblick
Mit dem folgenden ersten Blogbeitrag startete mein kleiner radpendler-Blog am 9. November 2019.
Wie die Zeit vergeht… Guter Moment, um mal einen kleinen Blich zurückzuwerfen.
Statistik
Ab und zu werfe ich einen Blick auf die Website-Statistik, auch wenn sie mir relativ egal ist. Schließlich verdiene ich kein Geld mit Klicks oder betreibe irgendein Clickbating. Auch was den politischen Impact dieses kleinen Blogs betrifft, bin ich Realist: Er war nie dazu gedacht, die Welt zu retten oder die Stadt Düren zu einer fahrradfreundlichen Stadt zu machen. Vielmehr diente und dient er als psychohyegienisches Ventil. Sozusagen als Prävention vorm Verrücktwerden angesichts der systemischen Ungerechtigkeiten. Und damit vielleicht auch als Selbstschutz vor (zivilgesellschaftlich eigentlich notwendiger) Radikalisierung. Falls der eine oder andere Blogbeitrag außerdem und im besten Fall auch noch einen Teil zum öffentlichen Diskurs in Sachen Verkehrspolitik beigetragen hat und zukünftig beiträgt – umso besser.
2024
285 Blog-Beiträge sind hier mittlerweile entstanden. 80 Entwürfe warten auf weitere Bearbeitung oder darauf, endgültig ins digitale Nirvana verschoben zu werden.
Nach einem zwischenzeitlichen Höhenflug in 2021 radpendelten sich die Besucherzahlen bei ca. 1.800/Jahr ein. Sprich: 5/Tag. Damit macht man definitiv weder Geld noch Meinungsmache. 😉
Offenbar verirrten sich auch dieses Jahr wieder einige Leute bzw. Bots aus China, Vietnam und den USA auf radpendler.org.
Den Weg hierhin fanden die meisten über Suchmaschinen, dicht gefolgt von Facebook. Weit dahinter aber noch messbar die ProRad/ADFC Düren-Website, die momentan aktualisiert wird. Instagram wird zukünftig voraussichtlich eine stärkere Rolle spielen.

In Richtung Ratsinformationssystem der Stadt Düren klickten sich die meisten, die externe Links im Blog ansteuerten.
Die meisten Klicks erhielt mein Bericht von der Exkursion der Dürener Verkehrspolitik-Elite (mich nicht zugerechnet) nach Utrecht. Aber vielleicht schafft es die Dürener Illustrierte bis Jahresende noch auf Platz 1. Dem Werbeblättchen wäre es zu gönnen.
Der K(r)ampf geht weiter!
Gerne würde ich an dieser Stelle auch von den vielen Erfolgen berichten, die zwar nicht direkt durch diesen Blog – aber vielleicht ein wenig aufgrund dessen Mithilfe – erreicht wurden. Leider gibt es da wenig zu vermelden – was in der Natur der Dinge begründet ist. Denn alles, was kein Pkw-Verkehr ist, wird in der Dürener Verkehrspolitik nach wie vor marginalisiert und als eher unwichtiges, linksgrünversifftes Teufelszeug abgetan.
Die Petrolheads des FCKAfDP€DU-Konglomerats würden dem natürlich grundlegend widersprechen und mal wieder ihr Mantra der angeblichen Fokussierung auf den Radverkehr bei gleichzeitiger Gängelung des motorisierten Individualverkehrs absondern. Aus deren Sicht dreht sich verkehrspolitisches ja angeblich alles immer nur um die illusorische Förderung des Radverkehrs. Faktisch betrachtet muss man allerdings – auch nach 5 Jahren radpendler-Blog – feststellen: Das, was wir früher mal „Verkehrswende“ nannten, ist bis heute noch nicht mal ansatzweise auf den Weg bzw. die Straße gebracht worden.
Trotz diverser Konzepte, Beschlüsse und politischer Versprechen sind wir heute vielleicht sogar weiter davon entfernt, so etwas wie eine echte Mobilitätswende umzusetzen, als wir es je waren. Führt man sich beispielsweise vor Augen, was selbst unter rot-grünen Ausschuss- und Stadtrats-Mehrheiten alles (bspw. vom zentralen Mobilitätskonzept der Stadt) nicht umgesetzt wurde, und vergleicht man Anspruch (Wahlversprechen & Beschlüsse) mit Wirklichkeit, bleibt nur zu konstatieren, was der niederländische Verkehrsexperte Sjors van Duren bei der Veranstaltung des „Forum Politik“ vor 5 Jahren mit Bezug auf die verkehrspolitische Entwicklung in unserem Nachbarland feststellte:
„Die Bilder aus den 70er Jahren sind wie Düren heute.“
Running Gags
Allerdings wäre es unfair zu behaupten, in den vergangenen 5 Jahren hätte sich Düren gar nicht weiterentwickelt. Es gibt durchaus Ansätze und erste minimalistische Schritte, die den Grundsatz „Auto, Auto über alles“ und das Prinzip der autogerechten Stadt in Frage stellen. Hier und da wurden sogar echte Verbesserungen erzielt.
Doch grundsätzlich ist es, wie es seit den 1970er Jahren war: In der verkehrspolitischen Hierarchie stehen die „Bedürfnisse“ der Autofahrer ganz oben, dann folgen mit weitem Abstand die des Rad-, Fuß- und öffentlichen Nah-Verkehrs. Falls sie denn überhaupt eine Rolle im Dürener Politik-Geklüngel spielen…
In den letzten 5 Jahren habe ich mir hier im Blog einigermaßen Mühe gegeben, um die Differenzen zwischen dem, was politisch versprochen wurde, und dem, was tatsächlich umgesetzt wurde, anhand zahlreicher aktueller Beispiele und Bezüge auf Konzepte, Regelwerke etc. nachzuzeichnen.
Eine zentrale Rolle spielt dabei immer noch unser zentrales städtisches Verkehrskonzept aka Klimaschutzteilkonzept Klimafreundliche Mobilität in Düren. An ihm lässt sich die exorbitante Diskrepanz zwischen dem, was sein sollte, und dem, was nicht umgesetzt wurde, hervorragend nachvollziehen. Keine einzige Maßnahme, die wirklich das Potenzial gehabt hätte, Verkehrsinfrastruktur und -verhalten nachhaltig und zielführend zu verändern, wurde auf die Straße gebracht.
Stattdessen wurden jede Menge „kleine Maßnahmen“ umgesetzt, die meistens aus „Kompromissen“ hervorgingen, deren einziges Ziel es war, den Autoverkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen. Stets nach dem Motto „in dubio pro Pkw“! Herausgekommen sind dabei diverse angebliche „Förderungen des Radverkehrs“, die größtenteils nur wenig zielförderlich waren, und teilweise sogar als extrem kontraproduktiv bewertet werden müssen.
Ich denke dabei nicht zuletzt an die massive „Schutz“streifen-Kampagne, die den Radverkehr in Düren zwar so gut wie gar nicht gefördert hat, dafür aber jede Menge Wind in die Segel der verkehrsfaschistischen Auto-Auto-über-alles-Fraktion geblasen hat. Nebenbei hat der Dürener „Schutz“streifen-Fetisch dazu geführt, dass das Überholen von Radfahrenden in Düren ohne jeglichen vernünftigen (und rechtlich vorgeschriebenen) Sicherheitsabstand zur Gewohnheit Dürener Autofahrer wurde.
Darüber hinaus dienten und dienen solche Alibi-Fahrrad-Fördermaßnahmen eher dem städtischen Greenwashing, nicht der tatsächlichenFörderung des Radverkehrs. Bis heute gibt es in Düren bspw. keine einzige Fahrradstraße, keinen Radschnellweg, nur homöopathische Umverteilungen des Verkehrsraums und so gut die keine angemessenen Push&Pull-Maßnahmen. Alles, was konzeptionell beschlossen wurde, ist bisher reine Schönfärberei. Nach jahrelanger Beschäftigung mit der städtischen Verkehrspolitik kommt man nicht drum herum zu glauben, dass die Umsetzung politischer Beschlüsse de facto niemals vorgesehen war. Es wurde zwar viel Geld in die Hand genommen, um den schönen Schein fortschrittlicher Konzepte politisch zu nutzen (bspw. für diverse andere Konzepte, die sich aufeinander beziehen), aber eine konsequente Umsetzung war offensichtlich nie wirklich vorgesehen. Selbst unter rot-grünen Mehrheiten nicht…
Der eigentliche Running Gag der Dürener Verkehrspolitik besteht nicht nur darin, dauernd Dinge zu beschließen und zu versprechen, sondern vielmehr darin, diese anschließend so lange und so grundsätzlich (nicht) zu besprechen, bis sie durch „Kompromisse“ und grundsätzliche Infragestellungen nicht mehr (wieder)zu erkennen sind oder sogar ganz abgeblasen werden.
Dabei zeichnet sich ein Muster ab, an dem auch die besagte Exkursion nach Utrecht nichts ändern konnte: Es wird immer zuerst vom Pkw-Verkehr aus gedacht. Der Status quo ist der Maßstab für zukünftige Planungen. Dass es genau dieser Status quo der autogerechten innenfreien Stadt ist, der uns irgendwann mal dazu veranlasst hat, die ganzen Konzepte und Gesetze zu verabschieden, die wir heute negieren, ist dabei selbstverständlich irrelevant. Von Verkehrswende spricht heute niemand mehr.

Parkplatz-und Pkw-Perversionen
Im allerersten Blogbeitrag habe ich wagemutig behauptet:
„RadfahrerInnen gegen AutofahrerInnen?
Nein! Men Blog ist kein Pranger- oder Straßenkampf-Blog. Natürlich werden hier Fotos und Videos gezeigt, die dokumentieren, wie wir regelmäßig miteinander im Verkehr unserer Stadt umgehen. Und selbstverständlich werde ich das Rad öfters direkt mit dem Auto vergleichen. Hier wird jedoch niemand persönlich angegangen oder angefeindet. Mir ist vielmehr daran gelegen, ein wenig Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wir hier gemeinsam als grundsätzlich gleichberechtigte VerkehrsteilnehmerInnen unterwegs sind. Als Radfahrer, Fußgänger, Autofahrer und ÖPNV-Nutzer.“
Ob ich diesem Anspruch gerecht geblieben bin, mögen andere entscheiden. Fakt ist, dass man sich als Fahrrad-Blogger unweigerlich mit dem Pkw-Verkehr und seinen Auswüchsen beschäftigen muss. Je rückständiger die Verkehrsverhältnisse (gemessen an städtischen Zielen und Best-Practice-Beispielen bspw. aus den benachbarten Niederlanden), desto mehr spielt der Pkw-Verkehr in diesem Blog eine Rolle. Wie könnte es auch anders sein in einem verkehrspolitischen Blog, der in einer Stadt beheimatet ist, in der Verkehrsteilnehmer (Menschen) danach beurteilt werden, mit welchem Fortbewegungsmittel sie unterwegs sind: Auto gut, alles andere schlecht! Da entstehen zwangsläufig Reibungspunkte.
Aber manchmal auch kleinere Erfolge:
Hierzu zähle ich die Befreiung des einzigen zugänglichen Gehwegs, den Fußgänger (und radfahrende Kinder) zur Verfügung haben, wenn sie die Malteserstraße stadtauswärts in Richtung Rur benutzen möchten bzw. müssen. Dieser wurde jahrelang standardmäßig von parkenden Lkw und Pkw zugestellt, sodass er de facto gar kein Gehweg mehr war.
Ein paar Emails an ein paar Funktionsträger und offizielle Stellen führten letztendlich dazu, dass das Ordnungsamt endlich doch mal anfing, dort zu kontrollieren und Bußgelder zu verhängen. (Die einzige Sprache, die Pkw-Chaoten verstehen.) Heute wird das absolute Halteverbot, das eigentlich auf jedem Gehweg gilt, an dieser Stelle wenigstens soweit beachtet, dass dort wieder Fußgänger, Rolli-Fahrer & Co. unterwegs sein können.
„Natürlich“ können es diverse Pkw-Chaoten immer noch nicht lassen, ihr Parkzeug auch dort asozial im öffentlichen Raum stehen zu lassen – teils auch so, dass kein Durchkommen für Fußgänger möglich ist. Allerdings vergleichsweise selten, wenn man bedenkt, dass dort vorher eigentlich immer reihenweise Autofahrer ihr „Recht auf Falschparken“ ungestraft geltend machten.
Bürgeranträge
Im Laufe der Jahre habe ich verschiedene Bürgeranträge gestellt, die teils reine Satire waren, weil sie nichts anderes enthielten, als das, was längst in städtischen Konzepten beschlossen war. Das Lustigste daran war meist, dass der satirische Hintergrund niemandem aufgefallen ist.
Zukünftig versuche ich den satirischen Aspekt in meinen Bürgeranträgen noch etwas deutlicher herauszuarbeiten. Vielleicht merken manche sogenannte und selbsternannte „Verkehrspolitiker“ ja wenigstens dann, dass ihnen gerade eigentlich nur ein Spiegel vorgehalten wird.
Demnächst…
In Planung sind weitere Bürgeranträge. Einer wird voraussichtlich „Radverkehr verbieten“. Dieser wird besonders der €DU sehr gut gefallen.
Natürlich werden die verkehrspolitischen Themen unserer Möchtegern-15-Minuten-Stadt der kurzen Wege weiterhin die Hauptrolle im Blog spielen:
- 2025: Hehre Ziele und wohlklingende Wahlversprechen – was ist davon übrig geblieben?
- Fahrradfreundliche Kommune – kommt da noch was?
- Die erste Dürener Fahrradstraße – was fällt dem FCKAfDP€DU-Konglomerat noch ein, um sie zu verhindern?
- Wie geht es (nicht) weiter mit dem Rad-Vorrangrouten-Konzept?
- Welche Pkw-Privilegien werden weiter kompromisslos, leidenschaftlich und parteiübergreifend gehegt, gepflegt und ausgebaut – auf Kosten des Umweltverbunds und der politischen Wahrhaftigkeit?
- Wer sind eigentlich die wahren verkehrspolitischen Ideologen und mit welchen Mitteln arbeiten sie?
- Neue Regelwerke und wie sie wissentlich-willentlich zum Wohl des Pkw-Verkehrs bzw. zum Unwohl des Umweltverbunds ignoriert werden.
- Machenschaften des Dürener Petrolheads-Klüngel.
- …
An Themen mangelt es leider nie. Auch nicht für diesen Blog. Nach dem Motto der sehr guten Parte Die PARTEI wird die Arbeit also fortgesetzt: Wir arbeiten daran, uns überflüssig zu machen. Davon sind wir indes noch sehr weit entfernt.
…to be continued!
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