Das Alibi-Thema „Fahrradbügel“

Wenn es in der lokalpolitischen Diskussion um Radverkehr geht, treten die politischen Differenzen ebenso offen zu Tage wie die Emotionen hoch kochen. Schnell (und obligatorisch) ist vom Untergang der Innenstadt und ganzer Industriezweige die Rede, von ideologischer Zwangs-Umerziehung, Gängelung und Versklavung des wirtschafts- und städteförderlichen, systemstabilisierenden motorisierten Individualverkehrs – und der von ihm Abhängigen.

Sobald es darum geht, hier oder da mal einen neuen Radweg zu schaffen, eine Ampelschaltung fuß- und fahrradfreundlicher zu gestalten, oder gar Parkplätze zu Gunsten regelkonformer Fuß- und Radwege umzuwidmen, droht der Untergang des automobilen Abendlandes.

Als lokalpolitisch interessierter Fahrrad-Aktiver sollte man sich also eigentlich darüber freuen, dass wenigstens bei einem fahrradverkehrspolitischen Thema (zumindest oberflächlich) eitel Sonnenschein herrscht. Denn politischer Konsens (rechtsradikale Verdachtsfälle ausgenommen) ist:

Düren braucht viel mehr Fahrrad-Parkplätze!

Die tuen in der Regel noch nicht mal „überzeugten Innenstadtautofahrern“ und Pkw-Populisten weh (solange sie keinen Pkw-Parkplatz „wegnehmen“). Fahrradbügel kosten wenig Geld und Raum (im Vergleich zu Pkw-Parken) und sie sind verkehrsplanerisch minimalinvasiv. So ein paar Bügel kriegt man ohne riesigen Aufwand immer noch irgendwo hingepflanzt. Darauf kann man sich sogar aus den ideologischen Gräben heraus noch einigen.

Aber ist die außergewöhnliche politische Einigkeit im Ruf nach mehr Fahrradabstellanlagen ein Grund zur Freude? Oder gar ein Beleg für die Umsetzung zentraler, verkehrspolitischer Konzepte? Oder ist sie nur Fassade und plakativer Anstrich für eine angeblich „fahrradfreundliche Stadt“ oder Partei? Echte Verkehrswende-Zuckung oder schaurig-schönes Greenwashing?

Die scheinbare Einigkeit beim Thema Fahrrad-Abstellanlagen sollte uns aus mindestens drei Gründen suspekt sein.


1. Zeitlupen-Tropfen auf glühenden Steinen

Ein Blick in die City reicht aus, um festzustellen, dass es viel zu wenig vernünftige Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gibt. Immer noch! Obwohl doch bereits 2016 parteiübergreifend-einstimmig und „grundsätzlich“ beschlossen wurde, wie Fahrrad-Abstellanlagen in Düren zukünftig – also heute – vorgehalten und gestaltet werden sollen:

Fahrradabstellanlagen
Mit den Fahrradabstellanlagen in Düren soll nicht nur der bestehende Bedarf an Abstellmöglichkeiten gedeckt werden, vielmehr sollen potenzielle Radfahrerinnen und Radfahrer durch sichere, komfortable und qualitativ hochwertige Fahrradabstellmöglichkeiten zu einer verstärkten Nutzung des Fahrrades motiviert werden. Daher sind an möglichst vielen Zielpunkten Fahrradabstellanlagen in ausreichendem Maß und ausreichender Qualität anzubieten. Radfahrerinnen und Radfahrer sollten sich darauf verlassen können, dass sie an jedem Fahrtziel, egal ob Einkauf, Behördengang, Arbeitsplatz oder Freizeitunternehmung, eine adäquate Möglichkeit vorfinden, um ihr Fahrrad abstellen zu können.

Die Auswahl an sogenannten „Fahrradständern“ ist groß, wobei es immer noch viele qualitativ unzureichende Modelle gibt. Daher ist eine sorgsame Auswahl nach den unten genannten Kriterien von großer Bedeutung. Dies gilt insbesondere aus den bereits genannten Gründen der Motivation zur stärkeren Fahrradnutzung.

Bei der Erarbeitung dieses Klimaschutzteilkonzeptes wurden daher die öffentlich zugänglichen Fahrradabstellanlagen in der Dürener Innenstadt im Rahmen einer Begehung erfasst und analysiert. Bisher findet man in Düren nur wenige öffentlich zugängliche Abstellanlagen, die allen gängigen, modernen Anforderungen entsprechen.

Fast die Hälfte der erfassten Anlagen bestand aus veralteten Vorderradhaltern, die zu Schäden am Rad führen können und in der Regel kaum eine Möglichkeit zum Anschließen des Rades bieten. Ein Viertel der Anlagen war in der sogenannten hoch/tief Variante installiert, womit das Einparken erschwert wird. Ebenfalls Schwierigkeiten beim Ein- und Ausparken gibt es bei rund einem Drittel der Anlagen durch viel zu geringe Seitenabstände. Dies führt in der Praxis regelmäßig dazu, dass die installierten Kapazitäten nicht voll genutzt werden und Plätze frei bleiben.

Folgende Kriterien sollten Fahrradabstellbügel erfüllen:
– flexible Möglichkeit zum Anschließen
– Fixierung als „Wegrollsperre“
– Anlehnmöglichkeit / Umfallschutz
– Lackschutz
– exakte Abstellposition
– ausreichend Platz
– leichte Bedienung
– selbsterklärend

Grundsätzlich sind auch bei einer komfortablen Anordnung Fahrradstellplätze sehr platzsparend. So kann man beispielsweise auf einem Pkw-Stellplatz problemlos 6 – 8 Räder unterbringen. Darüber hinaus sind Fahrradbügel auch relativ kostengünstig. Fahrradbügel, die den aktuellen Qualitätsansprüchen entsprechen, kosten bei etwas größeren Stückzahlen zwischen 70 – 100 Euro.

Aufwändiger sind lediglich die Überdachungen, sofern sie nötig sind. Bei Kurzzeitparken, wie beispielsweise beim Einkaufen, kann auf eine Überdachung verzichtet werden. Eine Überdachung ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Fahrräder für längere Zeit abgestellt werden, wie bei Ausbildungseinrichtungen und Arbeitgebern.

Klimaschutzteilkonzept „Klimafreundliche Mobilität“, Stadt Düren (2015/16)

2020 – nur vier Jahre später – erfolgte dann der (wieder mal) parteiübergreifende, einstimmige Beschluss, nach dem auf Antrag der „Koalition Zukunft“ sage und schreibe 1.000 Fahrradbügel und Boxen im Stadtgebiet aufgestellt werden sollen. In Worten: Eintausend!

Fahrradparken im Quartier;
Antrag der Fraktionen SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und DIE LINKE

Keine Wortmeldung. Beschlussentwurf:

Die Stadt Düren startet baldmöglichst (nach Besetzung der Stelle Radverkehrsplanung) das Programm „1000 Fahrradbügel und Fahrradboxen für Düren“ und richtet hierfür ein entsprechendes Meldeportal ein. Die Fahrradbügel vor der VHS werden bzgl. ihrer Maße und des Querholms als Standard für die Stadt Düren festgelegt.

Beratungsergebnis: einstimmig beschlossen.

Verkehrs- und Bauauschuss, 02.09.2020

Eine Mammut-Aufgabe für notorisch unterbesetzte Fachaämter und Behörden. Der eigentliche Beschluss zur Umsetzung der eigentlichen Selbstverständlichkeit – ausreichend und ordentliche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder zu schaffen – erfolgte dann wiederum zweieinhalb Jahre später, nach der (temporären?) Stellenbesetzung…

Erste Ausbauphase im Rahmen des Fahrradbügelprogramms

Die vorgelegte Planung wird begrüßt. Für die 4 vorgesehenen Fahrradanlehnbügel am Ahrweilerplatz wird ein anderer Standort gesucht.

Herr Brogmus erkundigt sich, ob die Planung mit den Schaustellern abgeklärt worden sei. Herr Savelsberg erläutert, dass dies mit den zuständigen Stellen im Haus erfolgt sei. Die geplanten Fahrradanlehnbügel stellten eine Ergänzung des vorhandenen Stadtmobiliars dar.

Modifizierter Beschlussvorschlag:
Es wird beschlossen, an neun Standorten im Dürener Innenstadtring insgesamt 27 weitere Fahrradanlehnbügel gemäß den beiliegenden Planungsunterlagen zu errichten.

Die Verwaltung wird beauftragt für die 4 vorgesehenen Fahrradbügel am Ahrweilerplatz einen anderen Standort zu suchen.

Beratungsergebnis über den modifizierten Beschlussentwurf: Einstimmig beschlossen

Niederschrift 1/2023 über die Sitzung des Bauausschusses am 07.02.2023

Vor ein paar Tagen dann die erste Erfolgsmeldung. Sieben Jahre nach Inkrafttreten des zentralen städtischen Mobilitätskonzeptes wurden tatsächlich einige Fahrradbügel in den Boden gedengelt. Abschluss der ersten Ausbauphase. Der absolute Wahnsinn!

Gemäß dem Beschluss vom Februar 2023 (2023-0021) hat das Fachamt deshalb die erste Ausbauphase im Rahmen des Fahrradbügelprogramms in der Dürener Innenstadt umgesetzt. Im Juli und August 2023 wurden an neun Standorten in zentralen Bereichen der Innenstadt Fahrradbügel für insgesamt 68 Fahrräder eingebaut.

Sachstandsbericht zum Aufbau von Fahrradabstellanlagen, 31.08.2023

Auf den ersten Blick sieht das tatsächlich nach einem Erfolg aus. Eine Ausbauphase in nur einem halben Jahr abgeschlossen – nicht schlecht.

Auf den zweiten Blick stellt sich einem aber zwangsläufig auch die Frage, wieviele weitere Ausbauphasen es noch geben muss, um letztendlich 1.000 Fahrradbügel und Boxen erreicht zu haben.

Überschlagen wir das mal grob-naiv. Offenbar wurden nach rund sechs Jahren Vorplanung *hüstel* 27 Fahrradbügel (entspricht 68 Stellplätzen – hä?) installiert. Würde weiterhin so konsequent umgesetzt, bräuchte es (dank intensiver Vorplanung) gerade mal 36 weiterer „Ausbauphasen“, um das 1.000-Bügel-Ziel zu erreichen.

Bei einem halben Jahr pro Ausbauphase könnten wir es (zumindest statistisch) also innerhalb von schlappen 18 Jahren schaffen, das Ziel zu erreichen. Sollte einen das optimistisch stimmen? Was bringt das konkret für die angekündigte „Verkehrswende“?



2. Ablenkungsmanöver und Scheinargumentation

Der zweite Grund, der bzgl. Forderung und Förderung des Ausbaus von Fahrrad-Abstellanlagen suspekt erscheint, hängt mit dem ersten zusammen. Denn das zentrale Argument für den allseits gewollten *hüstel* Ausbau ist ja, dass „potenzielle Radfahrerinnen und Radfahrer durch sichere, komfortable und qualitativ hochwertige Fahrradabstellmöglichkeiten zu einer verstärkten Nutzung des Fahrrades motiviert werden“. Siehe oben / Klimaschutzteilkonzept „Klimafreundliche Mobilität in Düren“.

Es geht also um den Modal Shift, also die Veränderung des Modal Splits, der misst, wie viele Strecken mit welchen Fortbewegungsmitteln zurückgelegt werden. Das offizielle Ziel ist selbstverständlich die Reduktion der mit Pkw & Co zurückgelegten Kilometer bei gleichzeitiger Steigerung der per Rad, Fuß, ÖPNV, Sharing & Co absolvierten Strecken.


Klimaschutzteilkonzept „Klimafreundliche Mobilität“, Stadt Düren (2015/16)

Dass dabei auch die Möglichkeiten zum Abstellen von Fahrrädern eine Rolle spielen, ist klar – insbesondere mit Blick auf die auch bei Fahrraddieben begehrten E-Bikes. Bei Lichte betrachtet entpuppt sich die Argumentation „weniger Pkw-Verkehr und mehr Radverkehr wegen mehr Parkmöglichkeiten für Fahrräder“ jedoch als bloße Nebelkerze. Zumindest wenn ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen der Anzahl von Fahrradparkplätzen und dem Modal Shift hin zu mehr Radverkehr statt Autoverkehr hergestellt wird.

Denn Zahlen zum Modal Split (Stand der Dinge zu Zeitpunkt XY) und erst recht zum Modal Shift (Veränderung der (nicht vorhandenen) Vergleichswerte) liegen gar nicht vor. Wir können also gar nicht evaluieren, welche Maßnahmen zu welchen Veränderungen führen, weil wir die Veränderung nicht messen können/wollen/dürfen.

Außerdem ignoriert bzw. vernebelt der obige Kausal-Kurzschluss „mehr Abstellanlagen = mehr Radfahrende“ den Gesamtzusammenhang. In diesem Fall ist der Gesamtzusammenhang das bereits mehrfach (und in diesem Blog ständig) erwähnte Klimaschutzteilkonzept Verkehr aka „Klimafreundliche Mobilität in Düren“. Im unlängst veröffentlichten Sachstandsbericht (s.o.) wird das nochmal explizit verdeutlicht:

1.000 Fahrradbügel Programm

Zur Förderung des Radverkehrs wurde politisch beschlossen im Stadtgebiet verstärkt Fahrradabstellanlagen im Rahmen eines Fahrradbügelprogramms zu schaffen.

Mit den Fahrradabstellanlagen in Düren soll nicht nur der bestehende Bedarf an Abstellmöglichkeiten gedeckt werden, vielmehr sollen potenzielle Radfahrerinnen und Radfahrer durch sichere, komfortable und qualitativ hochwertige Fahrradabstellmöglichkeiten zu einer verstärkten Nutzung des Fahrrades motiviert werden.

Daher sind gemäß dem Klimaschutzteilkonzept „klimafreundliche Mobilität“ sowohl an attraktiven Zielpunkten als auch an dezentralen Standorten, die die kleinräumigen Bedarfe im Umfeld vom Einzelhandel und geschlossener Bebauung im Stadtgebiet abdecken sollen, Fahrradabstellanlagen in ausreichendem Maß und ausreichender Qualität anzubieten.

Sachstandsbericht zum Aufbau von Fahrradabstellanlagen, 31.08.2023

Berücksichtigt man also den Gesamtzusammenhang, muss man zuerst einmal feststellen, dass es seit 2015/16 erklärtes (parteiübergreifendes) Ziel der Stadt ist, den Pkw-Verkehr bis 2025 um 10% zu reduzieren und den Radverkehr um 5% zu steigern. Die Grafik kann man nicht oft genug veröffentlichen:



Diese wenig ambitionierten Ziele Dürens entsprechen zwar bei Weitem nicht den Vorgaben, die uns irgendwelche Nationalen Radverkehrspläne, Landes-Nahmobilitätsgesetze oder Koalitionsverträge und Sonntagsreden suggerieren wollen (25% bis 20XX), aber davon wollen wir uns jetzt nicht irritieren lassen.All das ist für die Dürener Verkehrspolitik eh irrelevant. Denn das zentrale Verkehrskonzept sowie seine Kern-Kennzahlen werden nicht evaluiert.

Modal Split und Modal Shift sind wenigstens Fremdwörter, eher noch Tabu-Wörter für die lokale Verkehrspolitik.

Im „Gesamtzusammenhang Klimaschutzteilkonzept“ muss auch erwähnt werden, dass Fahrradabstellanlagen zwar unter die Priorität A bei den Fahrradförderungen fallen und dass sie im Gesamt-Orchester des umfangreichen Maßnahmenpakets durchaus eine wichtige Rolle spielen können und sollen. Allerdings bringen sie reichlich wenig, wenn man sie nicht über sichere, zusammenhängende, qualitativ hochwertige und einladende Infrastruktur drum herum erreichen kann. Wenn Eltern ihren Kindern den Schulweg alleine per Rad verbieten, weil es ihnen objektiv/subjektiv als viel zu gefährlich erscheint, bringt auch der schönste Fahrradbügel nichts.

Solange sogenannte „Schutzstreifen“ ohne Dooring-Zonen und jegliche Qualitätsstandards, grotesk Pkw-freundliche Ampelschaltungen (und Behörden, Politiker…), nicht vorhandene Fahrradstraßen, Radschnellwege, nicht von falsch parkenden Autos befreite Radwege (so es sie denn gibt) und insgesamt das Prinzip der Motonormativity der städtische Standard sind, sind 27 weitere innerstädtische Fahrradbügel ziemlich irrelevant.


3. Kein Pull ohne Push!

Skepsis bzgl. der Gleichung „mehr Fahrrad-Stellplätze = mehr Radfahrende“ ist drittens angebracht, da es sich (mal wieder) um eine reine „Pull-Maßnahme“ handelt. Man will das Radfahren durch kleine (in diesem Fall minimale) infrastrukturelle Verbesserungen attraktiver machen.

Schön und gut. Jedoch völlig wirkungslos, wenn mit den mehr oder weniger kleinenPull-Maßnahmen nicht (gleichzeitig) auch (im besten Fall auf diese abgestimmte und in ein Gesamt-Konzept eingebundene) Push-Maßnahmen umgesetzt werden. Also Maßnahmen, die das Autofahren, das reduziert werden soll, weniger attraktiv machen. Dank jahrzehntelanger Pkw-Bevorzugung haben wir da heutzutage ein reichliches Instrumentarium an der Hand.

Dabei sind möglichst konsequente Maßnahmen, die das vermutlich wichtigste Thema „Sicherheit“ betreffen, wahrscheinlich am zielführendsten.

Nehmen wir als Beispiel mal etwas aus dem aktuellen Koalitionsvertrag “Zukunft Düren 2020-2025“: „Alle vierspurigen und überbreiten Straßen sollen auf zwei Fahrspuren für den motorisierten Verkehr für sichere Fahrradwege zurückgebaut werden. Die Achse August-Klotz Straße bis Birkesdorf, die Stürtzstraße und die alte B56 werden zuerst in Angriff genommen.

Wie viel mehr Birkesdorfer SchülerX, die eine weiterführende Schule in der Innenstadt besuchen, würden mit dem Rad dorthin pendeln , wenn es
a) mehr Fahrradbügel an der Schule gäbe,
b) sichere, separierte Radwege bis zur Schule gäbe,
c) sichere Wege, weniger Pkw-Verkehr und ausreichend Abstellmöglichkeiten die Normalität wäre?

Langer Rede, kurzer Sinn: Push & Pull funktionieren nicht alleine, sondern nur in guter Kombination miteinander.

Fahradabstellanlagen haben leider keinen positiven Einfluss auf das schwerwiegende und vielleicht entscheidende Thema „Sicherheit“. Außer natürlich, wenn Mann das Thema „Sicherheit & Radverkehr“ wie die CDU-Stadtratsfraktion definiert. So wie unlängst, als die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests Thema im Mobilitäts- und Klimaschutzausschuss waren und den ChristdemokratX zum Thema „Sicherheit“ auch angesichts der wieder mal verheerenden Testergebnisse nichts Besseres einfiel, als ausschließlich und ausgiebig über die Möglichkeiten sicheren Fahrrad-Abstellens zu sprechen.

Wobei – wenn man das mal zu Ende denkt… Je gefährlicher all die Wege zwischen den potenziellen (super-geilen) Fahrrad-Abstellmöglichkeiten (Bügel), desto mehr verunfallte und getötete Radler, desto weniger übrig bleibende Radler, desto mehr astreine Abstellanlagen sind prozentual für die noch verbleibenden fahrradfahrenden Selbstmord-Kandidaten übrig. Gute Sache das.

Nichtsdestotrotz

wäre es doch ganz schön, wenn unser zentrales Verkehrskonzept (wie schon x-fach angekündigt und beschlossen) endlich ordentlich evaluiert und konsequent umgesetzt würde.

Nicht zuletzt täte dies der Versachlichung des politischen Diskurses sehr gut. Momentan sieht es leider immer noch so aus, als würde es den politischen Lagern besser gefallen, sich gegenseitig Ideologie vorzuwerfen und damit möglichst viel Stillstand und allseitigen Verdruss zu erzeugen, statt sich angemessen mit den Realitäten (inklusive eigener Konzepte & Beschlüsse) diskursiv und produktiv auseinanderzusetzen.

Deshalb sollten ausreichende und qualitativ hochwertige Abstellmöglichkeiten (übrigens nicht nur an öffentlichen Plätzen – *Parkraumkonzept-Stellplatzsatzungs-Bauordnungs-Verschwörungszwinkersmiley*) auch kein abstraktes Instrument politischen Hickhacks und Greenwashings sein, sondern eine eigentlich nicht weiter erwähnenswerte Selbstverständlichkeit.


Der Vollständigkeit halber…

…sei hier natürlich die neue Radstation erwähnt, die der Bahnhof – aka Innovationsquartier südlich der Bahn – erhält. Siehe Links. Eine weitere Selbstverständlichkeit, die gemessen an den hehren Zielen (25% Radverkehrsanteil) wohl bereits vorausschauend so geplant wurde, dass davon ausgegangen wird, dass diese hehren Ziele selbstverständlich nicht erreicht werden. Immerhin wird sich die neue Radstation architektonisch geschmeidig in das neue Vorzeigeprojekt „Innovationsquartier“ eingliedern und mindestens ihrem Anspruch des schönen Scheins gerecht werden.

Ferner wird in den nächsten 10 bis 100 Jahren das Radvorrangrouten-Konzept der Stadt (mal wieder parteiübergreifend beschlossen) umgesetzt. Oder auch nicht. Zweifel sind angebracht, nachdem die Politik die Grundsätze ihres eigenes Konzept (bzw. den konzept-treuen Entwurf des Fachamtes) bereits bei der allerersten Umsetzungsmaßnahme (Valencienner Straße) über Bord geworfen hat – zu Gunsten von ein paar Pkw-Parkplätzen…

Dass im Rahmen des „Schulischen Mobilitätsmanagements“ inzwischen auch neue Fahrradständer an ein paar Schulen geschaffen wurden, sei hier nur am Rande erwähnt, denn auch das sollte eigentlich gar nicht der Rede wert sein, wäre das Klimaschutzteilkonzept (seit 2016) so konsequent (oder überhaupt) umgesetzt worden, wie versprochen.


Links