Mehr Öffentlichkeit und Präsenz auf den Straßen!

Radfahrer finden in Düren grundsätzlich ziemlich gute Bedingungen vor. Zumindest die Topographie meint es gut mit uns. Wir müssen nicht – wie die benachbarten Aachener Radler – ständig irgendwelche Hügel hoch und runter strampeln. Außerdem regnet es bei uns auch deutlich weniger als in Aachen!

Wer es hügelig mag und es sportlich sieht, hat ebenfalls beste topographische Begebenheiten quasi direkt vor der Haustür. Ein paar Kilometer den Rurufer-Radweg hinauf und schon ist man im Nationalpark Eifel. Alle Stadtteile – von Merken im Norden bis nach Niederau im Süden – sind (bezogen auf die Distanz zum Stadtzentrum) leicht mit dem Fahrrad zu erreichen.

Beste Voraussetzungen also, um sich auf den Sattel zu schwingen und los zu radeln? Naja, wer tagtäglich mit dem Rad in Düren unterwegs ist, stellt schnell fest, dass Radfahren in der „Stadt der kurzen Wege“ leicht zum unberechenbaren Abenteuer werden kann.

Ich bin in der Regel ein absoluter Kurzstrecken-Fahrer. Ich nutze mein Rad mehrmals täglich, um die Dinge zu erledígen, die man halt so erledigen muss. Einkäufe machen, die Kinder zur Schule bringen, zur Arbeit fahren, Freunde und Veranstaltungen besuchen, Sachen transportieren, Ausflüge unternehmen und vieles mehr. Mein Fahrrad ist ein absoluter Gebrauchsgegenstand, ein „Nutzfahrzeug“. Es bringt mich von A nach B – immer dahin, wohin ich das Auto nicht unbedingt brauche.

Seit meiner Kindheit bin ich mit dem Rad in Düren unterwegs und erinnere mich gerne daran, welche Freiheit und welchen riesigen Bewegungsraum mir das Rad als Kind und Jugendlichem damals eröffnet hat. Einfach losfahren und in Nullkommanix war man am Ziel – ohne peinliche Eltern-Abholaktionen und nervige Zeitabsprachen. Auch die BMX-Zeit in den 1980ern war ziemlich genial – großes Becken, kleines Becken, Turmhügel Motte, „Kuddel-Muddel“, selbstgebaute Sprungschanzen, ganze Nachbarschaften, die zusammen unterwegs waren, gemeinsame Basteleien und Fachsimpeln an den Rädern…

Quelle: pixabay.de

Das hat alles jede Menge Spaß gemacht. Und auch heute macht das Radfahrern noch jede Menge Spaß, es hat auch nichts von seiner Praktikabilität verloren. Allerdings fällt mir als Berufs- und Die-Kinder-zur-Schule-Begleitungs-Pendler auf dem Rad auf, dass sich das Miteinander auf unseren Straßen sehr gewandelt hat. Leider nicht zum Besseren. Ein offensichtlicher Grund hierfür ist natürlich das ständig gestiegene Verkehrsaufkommen – insbesondere der Kfz. Zu der statistischen Entwicklung und den Konsequenzen daraus später vielleicht einmal mehr…

Bürgerinitiative ProRad Düren

Bei den täglichen Erlebnissen im Dürener Straßenverkehr ist die Idee entstanden, hierüber mal ein paar Gedanken zu formulieren, denn ich finde, wir RadfahrerInnen brauchen neben der Präsenz auf den Straßen auch möglichst viel Öffentlichkeit. Zum Glück tut sich in unserer Heimatstadt dank der Bürgerinitiative „ProRad Düren“ und anderer engagierter Menschen etwas, was in die richtige Richtung führt. Meines Erachtens kommen viele Maßnahmen allerdings viel zu spät, werden nicht zeitgemäß und den Problemlagen angemessen umgesetzt und bestehen aus punktuellen Einzelmaßnahmen, die man zwar gut als „fahrradfreundlich“ vermarkten kann, denen aber ein zusammenhängendes Gesamt-Konzept fehlt. Was dazu führt, dass sie zwar im besten Fall irgendwo ein kleines Loch flicken, aber bestimmt nicht viele Menschen dazu bringen, begeistert ob der genialen Infrastruktur auf´s Rad umzusatteln. Aber auch hierzu an anderer Stelle nochmal ein paar weiterführende Gedanken…

RadfahrerInnen gegen AutofahrerInnen?
Nein! Men Blog ist kein Pranger- oder Straßenkampf-Blog. Natürlich werden hier Fotos und Videos gezeigt, die dokumentieren, wie wir regelmäßig miteinander im Verkehr unserer Stadt umgehen. Und selbstverständlich werde ich das Rad öfters direkt mit dem Auto vergleichen. Hier wird jedoch niemand persönlich angegangen oder angefeindet. Mir ist vielmehr daran gelegen, ein wenig Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wir hier gemeinsam als grundsätzlich gleichberechtigte VerkehrsteilnehmerInnen unterwegs sind. Als Radfahrer, Fußgänger, Autofahrer und ÖPNV-Nutzer.

Mir ist auch durchaus bewusst, dass sich nicht nur AutofahrerInnen ignorant und rücksichtslos Verhalten. Entsprechende RadlerInnen nerven mich fast noch mehr, weil sie das Klischee des „ständig chaotischen Fahrradfahrers“ bedienen und mit ihrem Verhalten ein völliges verzerrtes Licht auf die vielen, vielen RadlerInnen werfen, die (schon allein aus Selbstschutz) vorausschauend und (soweit es die „Rad-Infrastruktur“ in Düren zulässt) regelkonform unterwegs sind. Man möge mir bitte die Statistik zeigen, die das Klischee vom chaotischen Fahrradfahrer belegt. Mal ganz davon abgesehen, dass natürlich die Wahrscheinlichkeit, aufgrund von Fehlverhalten Andere zu gefährden und zu schädigen beim Autofahren durch Geschwindigkeit, Größe und Gewicht deutlich erhöht ist. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel und der Fußgänger, der von einem Radler auf dem Gehweg angefahren wird, hat da auch nochmal eine andere Perspektive…

Simple Regeln!
Eigentlich ist es ziemlich einfach, sehr eindeutig und gar nicht mal so schwer umzusetzen.
Wo sich viele Menschen einen (Verkehrs-) Raum teilen, da gelten Regeln. Sonst wäre die ganze Sache mit dem Zusammenleben ja auch ein wenig anarchisch. Das Regelwerk der StVO ist lang und teilweise echt kompliziert für Nicht-JuristInnen. Es beginnt jedoch mit zwei frappierend einfachen Grundregeln, die zu verstehen und zu beherzigen wir eigentlich alle in der Lage sein müssten. Egal ob RadlerIn, AutofahrerIn oder FußgängerIn. Diese zwei simplen Regeln gelten für Alle!


(Quelle: pixabay.de)

§1 Grundregeln

(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.

(2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
(Quelle: https://dejure.org/gesetze/StVO/1.html)

Nicht mehr und nicht weniger! Eigentlich machbar…