Erstaunlich! Obwohl momentan diverse Themen auf den Tagesordnungen der städtischen Ausschüsse stehen, die der Dürener Autofahrer-Lobby gar nicht schmecken dürften, bleibt der Aufschrei der üblichen Verdächtigen bisher aus.

Und das, obwohl es sich teilweise um sehr grundsätzliche und folgenreiche Beschlüsse handelt, die die wichtigsten Innenstadt-Auto-Junkie-Trigger direkt betreffen: Parkplätze und Pkw-Fahrspuren – Die „Erreichbarkeit“ und „Leichtigkeit des Verkehrs“!

Ich will ja keine schlafenden Straßen-Köter wecken, aber…

Ein Überblick

Aachener Straße: Grundsatzbeschluss

Der Grundsatzbeschluss zur Umgestaltung der Aachener Straße sieht zusammengefasst vor, auf Teilen der Aachener Straße und der Sützstraße einen Pkw-Fahrstreifen wegzunehmen, um Platz für Radfahrstreifen zu schaffen. Diese sollen die kontraproduktiven „Schutz“streifen ersetzen, auf denen 2019 ein jugendlicher Radfahrer von einem Lkw-Fahrer getötet wurde. Um genügend Platz für die neuen Radfahrstreifen zu haben, müssen teilweise ein paar Pkw-Parkplätze verschwinden.

Bezüglich der wegfallenden Parkplätze ist zu berücksichtigen, dass für deren Kompensation bereits ein „Kompromiss“ entwickelt wurde, demnach die Parkplätze, die auf der Radvorrangroute Valencienner Straße eigentlich entfallen sollten, um den selbstgesetzten Qualitätskriterien gerecht zu werden, nun doch erhalten bleiben sollen. Siehe hier.


Neugestaltung Platz an der Schützenstraße

Das Uralt- und Dauer-Thema Schützenplatz scheint endlichin die finale Phase zu gehen. Wir erinnern uns an die alten Masterplan-Planungen, an das Hickhack um die privaten Stellplätze und Grundstücksbesitze, an die Tiefgaragen-Planungen, die Gesprächskreise und schließlich den Architekten-Wettbewerb. Der Sieger-Entwurf soll nun umgesetzt werden.

Allerdings stellen sich noch diverse Detail-Fragen. Und auch folgende, sehr grundsätzliche Entscheidung steht noch aus, beziehungsweise gerade an:

1. Die Platzfläche wird unter Erhalt des Baumbestandes in den bisherigen Grenzen weiterentwickelt. Die Straßenplanung wird in der dargestellten Variante 1a weiterverfolgt.
oder
2. Die Straßenfläche wird unter Maximierung der Stellplatzanzahl und im Vollausbau der Radverkehrsanlagen vorrangig gesehen und die Gestaltung des Platzes entsprechend angepasst.

Beschlussvorlage, 14.11.2023

Neugestaltung Ortsdurchfahrt Birkesdorf

Das nächste Dauer-Thema: Zollhaus- und Nordstraße. Auch dieser Grundsatzbeschluss hat es in sich. Siehe auch hier, hier und hier.

Dank des Kanalschadens ist man auch in Birkesdorf gezwungen, sich (wieder) mit den längst konzeptionell beschlossenen (ISEK-)Umbaumaßnahmen zu beschäftigen. In ein paar Jahren soll es mit der Dauer-Baustelle (geschätzt: zehn Jahre) losgehen.

Nachdem eine Machbarkeitsstudie festgestellt hatte, dass ein Großteil (74,4%) der Parkplätze/Parkstände entlang der Ortsdurchfahrt nach heutiger Rechtslage so bei einem Umbau nicht wieder angelegt werden dürfen, weil sie keinen Platz für Fußgänger, Radfahrer und den ÖPNV lassen und außerdem zur derzeit miserablen Qualität des Verkehrs führen, heißt es nun: Weg damit!

In Birkesdorf steht deshalb so etwas wie eine radikale Umsortierung der betreffenden Parkflächen an. Es wird sogar von einer Quartiersgarage und so etwas wie einem Parkraumkonzept gesprochen. Dieses wird – wenn es funktionieren soll und sich an den Ansprüchen der beschlossenen Konzepte orientiert – nicht nur für Pkw-Verkehr auf der Ortsdurchfahrt einschneidende Konsequenzen haben. Eigentlich müsste man sich den gesamten Stadtteil konsequent vornehmen…

Trotzdem blieb auch hier der öffentliche Aufschrei bisher aus. Im Bezirksausschuss bemängelten die üblichen Verdächtigen nur, dass ihnen das etwas zu schnell ginge und man doch bitte erst nach alternativen Pkw-Parkplatz-Flächen suchen sollte, bevor man da weiter plant. Grundsätzliche Kritik oder gar Widerspruch zu den Parkplatz-Umgestaltungs-Plänen habe ich nicht wahrgenommen.


Parkplätze Steinweg

Auch am Steinweg sollen einige „lebenswichtige“ Parkplätze entfallen beziehungsweise umsortiert werden. Siehe hier. Dass den üblichen verdächtigen Innenstadt-Parkplatz-Fetischisten bisher nicht mehr eingefallen ist, als die Verwaltung zahm darum zu bitten, nochmal zu prüfen, ob man das geltende Recht nicht doch irgendwie zu Lasten von Fußgängern umgehen könnte, fand ich schon damals seltsam. Dass auch hier kein weiterer Aufschrei und aufrechter Autofreunde-Widerstand wahrzunehmen ist, ist schön, aber auch erstaunlich.


Fahrradstraße Goethestraße

Seit gefühlt 1.000 Jahren soll die Goethestraße zur erstenFahrradstraße Dürens „umgebaut“ werden. Nun (in nicht genauer definierter Zukunft) soll es im Rahmen des Radvorrangrouten-Konzepts so weit sein.

Und auch hier sollen Autofahrende eine Kröte schlucken, die normalerweise Proteststürme in unserer Stadt der kurzen Pkw-Wege auslösen müsste:

Um den Kfz-Durchgangsverkehr aus der Goethestraße herauszunehmen, soll im Bereich der Einmündung der Heinrich-Heine-Straße eine Durchfahrtssperre errichtet werden.

Grundsatzbeschluss zur Durchfahrtssperre, 26.10.2023

Verkehrsberuhigung Josefstraße zum Schutz der Kinder

In der Josefstraße soll Tempo 20 eingeführt und eine Durchfahrtsperre versetzt werden, um den Durchgangsverkehr zu minimieren.


Straßenerneuerung „In der Mühlenau“

Auch hier geht es um einen Grundsatzbeschluss. Es steht die Umsetzung einer „Radvorrangroute“ an. Im Zuge derer sollen 54 Parkstände (ersatzlos) entfallen, weitere werden umpositioniert.


Rad-Vorrang-Route II von Düren nach Lendersdorf

Auf einer Infoveranstaltung wurden unlängst die Pläne für die erste Radvorrangroute, die umgesetzt werden soll, vorgestellt. Auch hier gibt es für Pkw-Junkies ein paar Kröten in Form von Duchfahrtssperren und Verkehrsberuhigungen inklusive Parkplatz-Mimimi zu schlucken.


Zündstoff Verkehrsplanung

Warten auf die Wahlen?

Jede Menge Steilvorlagen für die Autofahrer-Lobby Dürens, um mal wieder gebetsmühlenartig die grausame Gängelung des Autoverkehrs samt ihrer dramatischen Folgen an die Wand zu malen. Astreine Chancen, um die linksrotgrünversifften Pro-Verkehrswende- und Anti-Bürger-/Anti-Einzelhandel-Strategie-Apologeten öffentlichkeitswirksam anzuprangern.

Sollte man meinen… Lassen die Nicht-Reaktionen der üblichen Verdächtigen etwa darauf schließen, dass sie sich mit dem Gedanken an eine Mobilitätswende langsam angefreundet (oder wenigstens gedanklich abgefunden) haben?

Oder heißt die Strategie einfach „Aussitzen“?

2025 ist nicht mehr weit entfernt und die aktuelle Stimmungslage scheint sich eher konservativ-revisionistisch als progressiv-aufbrechend zu entwickeln. Keine zwei Jahre mehr und das lokalparteipolitische Machtgeplänkel geht von Neuem los. Die Karten werden neu gemischt und unter gegebenenfalls neuen Machtverhältnissen/Koalitionspartnerschaften wird man sich den einen oder anderen „Grundsatzbeschluss“ bestimmt nochmal sehr grundsätzlich anschauen. Alles, was bis dahin nicht rechtssicher eingetütet oder gar umgesetzt wird, wird grundsätzlich wieder in Frage stehen.