Weiter geht´s.

Nachdem die B56n inzwischen absolut wie am Schnürchen läuft und die Innenstadt (vermutlich) um rund die Hälfte des unerwünschten Pkw- und Lkw-Verkehrs entlastet hat, ist mal wieder Zeit für die B399n!

Quelle: presseportal.de

Die B399n soll ja noch mehr Pkw aus der Innenstadt, Birkesdorf und Mariaweiler raus ziehen, damit wir noch viel mehr Platz für all die breiten, sicheren und komfortablen Fuß- und Radwege in Düren haben. Die bewegen uns ja schon heute und zukünftig noch viel mehr dazu nicht mehr so viel Auto zu fahren. Schließlich leben wir in der Stadt der kurzen Wege!

Das ist alles sehr gut!

Das Ziel der „Koalition Zukunft“ ist ja eigentlich „nur“ die Weiterführung der verschiedenen Klimaschutzkonzepte und -ziele, die eh schon längst beschlossen wurden – nichts leichter für Rot-Grün+X als das! Aber das ist natürlich andererseits auch nichts weniger als die lokale Verkehrswende. (Tusch!) Und die kommt gerade so richtig ins Rollen!

Die grundsätzliche Zielsetzung war ja sowieso längst klar: Weg vom motorisierten Individualverkehr, hin zum Umweltverbund aus ÖPNV, Fuß und Rad – bei vermutlich für ewig gleich bleibendem Verkehrsaufkommen. Sehr ambitioniert. Konkretisiert wurde das 2017 vom Mobilitätsmanagement der Stadt bzw schon drei Jahre vorher in der verkehrspolitischen Bibel Dürens, dem Klimaschutzteilkonzept Mobilität. Das zentrale Ziel nochmal in Zahlen:

10 % weniger Autos bis 2027!

Quelle Screenshot: Klimaschutzteilkonzept Stadt Düren

Eigentlich Peanuts – bedenkt man, dass wir seit 1. Januar ein Gesetz in NRW haben, das 25% bei „RV“ fordert! Die dazugehörige Jahreszahl wurde „aus Gründen“ weggelassen.

Anyway… Das erklärte Ziel „Verkehrswende“ wird (Vorsicht: Glaskugel!) demnächst wieder von unserem Verwaltungs-Chef per Unterschrift besiegelt. So empfiehlt es zumindest die aktuelle Beschlussvorlage Anschluss an die Städteinitiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“, die im kommenden Mobiltätsausschuss besprochen wird. Da heißt es (mal wieder) als oberstes Ziel:

Wir bekennen uns zur Notwendigkeit der Mobilitäts- und Verkehrswende mit dem Ziel, die Lebensqualität in unseren Städten zu erhöhen.

Deutscher Städtetag – Die Stimme der Städte

Wer kann/will da schon etwas gegen haben? Tempo 130 als Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn in der City ist im Rahmen der großen rot-grün-gelb-bunten Verkehrswende übrigens eh gesetzt und nur einer der vielen sich konzeptionell ergänzenden Verkehrswende-Bausteine.

Ganz anderes Mindset…

Man muss auch mal berücksichtigen, dass die Politik schon wieder viel weiter ist, als noch vor ein paar Jahren. Auch gedanklich und vom Mindset pro Verkehrswende, meine ich. Genau wie wir als Gesamt-Gesellschaft. Und sogar der Einzelhandel scheint längst nicht mehr dem wahnwitzigen Irrglauben verfallen zu sein, dass miese Aufenthaltsqualität durch viel zu viele Parkplätze und Blechbüchsen, die ihnen und ihren KundiX keinen Platz lassen für mehr Außengastronomie, zusätzliche Stell- und Begegnungsflächem, saubere Luft usw. tatsächlich irgendwelche Umsätze generieren oder Arbeitsplätze sichern würde.

Die Zeit drängt immer noch…

Dass wir mit all den Verkehrswende-Maßnahmen schon viel zu spät dran sind, ist selbstredend auch allen sehr bewusst. Außer den üblichen Leugnern und Weiter-so-Strategen natürlich. Ähnliche Sache wie bei der Erderwärmung. (Hing das nicht auch irgendwie zusammen?) „Dringender Paradigmenwechsel in der Verkehrsplanung“, „konsequente Bevorzugung des Rad- ÖPNV- und Fußverkehrs gegenüber dem Pkw“ war ja schon beim Forum Politik 2019 die politische Maxime! Und das war sogar noch lange vor dem heimischen Hochwasser-Desaster!

Alte Zeiten. Quelle: ProRad Düren

Dass es ab jetzt echt absolut total konsequent voran geht, macht mir total Mut. Dann haben meine Enkel oder deren Kinder noch was davon!

Verkehrswende-Kanalysator?

Zwar hat der blöde kaputte Kanal die Zeitplanung wieder etwas durcheinander gebracht. Dafür bietet er vielleicht auch große Chancen. Wenn man die Straßen eh alle komplett aufreißen muss, kann man die politischen Beschlüsse wie Rückbau aller überbreiten Pkw-Fahrbahnen, etliche Fahrradstraßen und Radschnellwege, Parkplatzabbau für dicke fette Gehwege etc ja direkt durchziehen. Und vielleicht sogar noch viel mehr? Die einmalige Verkehrswende-Chance!

Zeit zum „Unterhaken“!

Es ist halt jetzt einfach auch die Zeit für ein „neues Zusammenrücken und Unterhaken“! Auf Bundesebene bereitet Rot-Grün mit ampelfreundlicher Unterstützung der FDP gerade alles dafür vor, damit genau diese ganzen Klimaschutz-Gedöns-Sachen extrem schnell und unbürokratisch umgesetzt werden können. Insbesondere im Verkehrs-Sektor, der total hinterher hinkt. Auch da: Paradigmenwechsel ohne Ende!

Unser Bundesland aka „Fahrradland Nummer 1“ hat sogar ein neues Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz (FaNaG NRW) sowie einen neuen, Rad fahrenden Ministerpräsidenten, der auch noch einflussreicher Vorsitzender der MinisterpräsidentiX-Konferenz ist. Andi B. Scheuert ist weg und die ganzen Fördermillionen, die während seiner Zeit nicht ausgegeben wurden, sind noch da. Selten habe ich Bund-Land-Kommune-Politik mit so vielen Möglichkeiten so gut Hand in Hand arbeiten und denken sehen. Die reinste Goldgräber-Stimmung in Sachen Verkehrswende!

Also die Sachen, die gesellschaftlich-wissenschaftlich sowieso argumentativ durch sind, werden jetzt einfach mal umgesetzt! Basta! Nur beim Tempolimit auf der Autobahn machen wir eine kleine Ausnahme. Man muss „die Leute“ ja schließlich auch noch „mitnehmen“. Sonst funktioniert das ganze Konzept nicht.

Die Leute auf den Weg in lebenswertere Städte mitzunehmen sollte aber grundsätzlich gar kein Problem sein. Schließlich läuft die Öffentlichkeitsarbeit pro Verkehrswende seit Jahren auf Hochtouren. Argumente, Ergebnisse aus Verkehrs-Versuchen und die Daten aus diversen Befragungen, Open Citizen Science-Projekten und wissenschaftlichen Erkenntnissen liegen ja sowieso vor. Allein die ganzen Fortbildungsangebote, die derzeit durch Bund, Land, EU usw gefördert wurden und werden… An welch einem riesigen Schatz wir uns da bedienen können um die Verkehrswende voranzutreiben!

Und da habe ich noch nicht mal an die ganzen Best-Practice-Beispiele aus immer mehr (auch deutschen) Städten gedacht, die mir selbst der bescheuerte Facebook-Algorithmus andauernd zuspielt. Wir müssen das Rad noch nicht mal selbst erfinden, sondern nur mal ein paar Ideen und Pläne mit Leuten austauschen, die das schon seit Jahrzehnten erfolgreich machen – nur ein paar Kilometer von uns entfernt. Super! Da hat sich das lange Warten auf das Starten vielleicht letztlich doch noch gelohnt?

Die ca. 180°ige VerkehrsWENDE ist uns allen – Politik und Verwaltung inklusive – außerdem so emotional wichtig, sie betrifft uns alle so direkt und persönlich, dass der Weg längst vorprogrammiert ist. Wenn selbst der ADAC den Leuten sagt, sie sollen nicht mit dem Auto, sondern besser anders in unsere Städte und vor unsere Schulen fahren, dann muss man doch eigentlich nicht mehr viel sagen, oder? Super, los geht´s!

Die Verkehrswende kommt –
mit B399n und RS-399n!

Deshalb bin ich inzwischen auch total tiefenentspannt bzgl. der B399n, die meine Pendler-Strecke und unseren Schulweg durchkreuzen wird. Ich freue mich fast schon darauf und warte eigentlich nur noch auf die Vorstellung der aktuellen Planungen, die meine ursprüngliche Anti-B399n-Einstellung garantiert vollständig revidieren werden.

Eigentlich kann die Planung nämlich nur so aussehen, dass wir jetzt endlich den ersten der sechs (!) im Klimaschutzteilkonzept „Mobilität“ von den Experten wärmstens empfohlenen Radschnellwegen bekommen. (In dessen Zustand würde ich den „Premium“-Rurufer-Radweg aktuell nicht unbedingt mitrechnen.) Die ganzen Einwände und Anregungen vom Wahlvieh wurden bestimmt auch berücksichtigt – wie immer wo immer irgendwie idealerweise möglich. Wir freuen uns also schon auf den ersten Radschnellweg Dürens: RS-399n Derichsweiler-Arnoldsweiler mit perfekter Anbindung an Bahnhofs-Future-Innovations-Mobilitäts-Quartier und gemasterplante Innenstadt! Die anderen Radschnellwege kommen dann zeitnah im Rahmen des lokalen, regionalen und nationalen Radverkehrsnetzkonzeptes.

Endlich wird ein echt ambitioniertes Ziel des Klimaschutzkonzeptes umgesetzt. Anders kann ich mir das eigentlich gar nicht vorstellen. Weil: Seitdem das total wichtige Klimaschutzteilkonzept „Klimafreundliche Mobilität in Düren“ beschlossen und in Kraft ist, wurde noch so gut wie nichts davon umgesetzt. Also nichts, was wirklich irgendwelche Weichen in Richtung einer ernst gemeinten Verkehrswende gestellt hätte. Es gab ja hauptsächlich Schutzstreifen als Fahrradförderung und kaum Maßnahmen, die den Pkw-Verkehr wirklich unattraktiver und damit weniger gemacht hätten. Geschweige denn ein „Leuchtturm-Projekt“ oder so etwas.

Insofern kann die Verkehrswende-Koalition gar nicht anders wollen, als wenigstens bei der B399n ein echtes Zeichen für das Umdenken zu setzen – mit dem RS-399n, nehme ich mal schwer an. Auch wenn der nur Priorität B hat. Ich lasse mich da einfach mal überraschen…

Total wichtige Radschnellwege!

Ich erinnere mich noch wie der ehemalige zuständige Amtsleiter versprach, dass die bei der B56n offensichtlich begangenen Fehler bei der B399n nicht wiederholt würden. Und da es heute in Deutschland eh längst Gesetz, Gang und Gäbe ist den Radverkehr gleichberechtigt bei jeder neuen Straßenplanung mitzudenken und im Zweifel stets dem MIV gegenüber bevorzugt zu berücksichtigen, wird das alles bestimmt sehr geil. Die Nord-Tangente (Priorität A) bekommen wir wahrscheinlich direkt mit dazu, als fortschrittlich vorausschauende Angebotsplanung für die blühenden Landschaften im Nachtagebau-Badeseen-Tourismus- und Naherholungs-Paradies…

Im total wichtigen Klimaschutzteilkonzept werden die Radschnellwege neben den Fahrradstraßen, sicheren Kreuzungen, beseitigten Falschparkern usw übrigens nochmal besonders betont und hervorgehoben. (Fast noch mehr als Mehrzweckstreifen.) Dem Land NRW sind die ebenfalls extrem wichtig! Und da wir ja spätestens nächstes Jahr schon AGFS-zertifizierte Fahrradfreundliche Stadt Düren sein werden, ist das Folgende für uns bestimmt ganz grundlegend bei den kommenden Verkehrswende-Maßnahmen:

Neben den vorab beschriebenen Verbesserungsmöglichkeiten im Radverkehrsnetz in Düren könnten mehrere Radschnellwege im Dürener Stadtgebiet die wohl bedeutendsten Verbesserungen bringen. Die Qualität von Radschnellwegen wird vom Land Nordrhein-Westfalen hervorgehoben und als ein wichtiges Instrument in der Radverkehrsförderung gesehen. Die AGFS hat daher für Radschnellwege einen Anforderungskatalog aufgestellt…

Quelle: Klimaschutzteilkonzept Stadt Düren

Die „Koalition Zukunft“ wird das Klimaschutzteilkonzept sowieso weiter konsequent umsetzen und ihr kann ja nur bewusst sein, dass die verlorene Zeit und die vielen (zwar schnellen und sichtbaren, aber gar nicht wirksamen) Maßnahmen, die bisher umgesetzt wurden (oder auch nicht), eigentlich keine andere Wahl lassen als: Dringend aufholen und alles noch konsequenter umsetzen! Klotzen statt Kleckern! Die fetten Maßnahmenpakete liegen ja schon seit Jahren (rot-grüner Regentschaft) auf dem Klimaschutzteilkonzept-Tisch.

Der große Wurf!

Also gehe ich bei der B399n sogar vom ganz großen Wurf aus. Entweder die wird komplett abgesagt oder sie wird zum Mega-Leuchtturmprokekt-Projekt der Verkehrswende gemacht. Wir wollen ja schließlich auch „Modellregion“ sein was zukünftige Mobilität im Innovation Valley angeht! Verkehrswende durch mehr besseren Autoverkehr und so. Funktioniert ja gerade auch wunderbar rund um das Aldenhovener Testing Center und den FutureMobilityPark…

Das Braess-Paradoxon wird ebenfalls standardmäßig berücksichtigt.

Die Brücke!

Höchst wahrscheinlich wird es also neben der sehr guten neuen Bundesstraße und dem niegelnagelneuen, der Bundesstraße mindestens gleichwertigen Radschnellweg 399n auch noch die fette, mit Kufferath-LED-Fassaden mesh-illuminierte Rad- und Fuß-Brücke über die extrem fiese Kreuzung B399n/DSB-Kino-Bahnhof geben.

Da ja eh das ganze Bahnhofsumfeld umgestaltet wird (noch mehr Innovation auf allen Seiten) und auf der Südseite ein riesiges Mobilitätsstations-Fahrradparkhaus der Luxusklasse entsteht, würde das total Sinn machen. Und eine Fahrrad-Brücke über die Rur hat die CDU ja auch gerade erst wieder beantragt. Was sollte der konsequenten Umsetzung der Verkehrswende eigentlich noch im Wege stehen heutzutage?

Optimal wäre die Querung der Josef-Schregel- Straße mit Hilfe einer Brücke parallel zu den Gleisen und dahinter die Weiterführung über die Parkplätze, um kurz vor der Schoellerstraße auf die Eisenbahnstraße zu stoßen.

Quelle: Klimaschutzteilkonzept Mobilität

Im Klimaschutzteilkonzept wird die Brücke schon mal (gute Öffentlichkeitsarbeit!) mit einem schicken Foto aus Kopenhagen visualisiert. Da schlängelt sich eine traumhafte, riesige Radfahrer-Brücke mit knallrotem Hightec-Oberflächenbelag erhaben und erhoben über einen Kanal hinweg mitten durch die Stadt. Kein Auto weit und breit. Endlich mal Bilder von der Vision der lebenswerten, fahrradfreundlichen Stadt Düren! Siehe Seite 97. So etwas bekommt man leider immer noch viel zu selten zu sehen. Bei all der Planung und Umsetzung bleibt halt wenig Zeit für emotional triggernde Visualisierung. Die Leute nehmen wir anders mit…

Vorbild Niederlande und Kopenhagen: Das sieht, hört und liest man jetzt überall. Nationaler Radverkehrsplan, politische Verlautbarungen und so weiter. Auch so ein Ausdruck des Paradigmenwechsels, den wir gerade überall hautnah erleben.. Holland? Echt jetzt? Vor drei, vier Jahren wäre ich mir noch ziemlich verarscht vorgekommen. Aber heute? Bei all dem tief verinnerlichten Paradigmenwechsel und dem allgemeinen Verkehrswende-Push? Mehr davon! Können wir jetzt alles umsetzen – nach niederländischen und dänischen Vorbild-Stadtplanungen. Gebongt!

Um die Haushalts- und Stellenplanung für die zuständigen Fachämter, die das alles im politischen Auftrag umsetzen müssen/dürfen/wollen, haben wir uns zum Glück frühzeitig gekümmert. Der Paradigmenwechsel hat auch fiskalisch längst stattgefunden. Für den Umweltverbund aus ÖPNV, Fuß und Rad greifen wir richtig tief in die Tasche und investieren in die Zukunft! Die beste Infrastruktur ist uns da gerade gut genug.

Und was den kaputten Haupt-Abwasserkanal betrifft: Glück im Unglück würde ich fast sagen. Gut, dass das noch aufgefallen ist, bevor wir sowieso die halbe Stadt wegen all der beschlossenen Verkehrswende-Maßnahmen umgekrempelt haben. Für die beschlossene Neu-Aufteilung des öffentlichen Raums müssen wir eh vieles grundsätzlich umgestalten. So können wir das vielleicht sogar win-win-mäßig miteinander verbinden und aus dem Unglück eine Chance machen. Ich lese schon die Schlagzeile: „Lebenswerte Stadt dank kaputtem Abwasserkanal!“

Für Birkesdorf wird das ja bereits in Aussicht gestellt und die Stadt sieht die Kanal-Geschichte als „Steigbügel“ um vielleicht doch noch eine größere Maßnahme aus dem offensichtlich erstmal gecancelten Stadtteil-Entwicklungsprogramm (ISEK Birkesdorf) umzusetzen. Toll, wie alle ständig und überall nach Möglichkeiten suchen um gemeinsam und Hand in Hand das große Projekt Verkehrswende zu meistern und aktiv in Angriff zu nehmen! Wobei es in Birkesdorf natürlich erstmal um eine Akut-Maßnahme geht. Bevor noch jemand stirbt, weil sich die absolute Mehrzahl der Autofahrenden sogar im Jahre 2022 immer noch nicht an die Regeln halten kann.

Spätestens 2025, wenn die auch (fast) alle ÖPNV, Rad und gestadtteilte, KI-gesteuerte H2-E-Hybrid-Autos fahren – wegen der geilen Infrastruktur, die sie dann dazu einlädt – wird sowieso alles gut. Von unseren erwiesenermaßen vorbildlichen Digitalisierungs-Kompetenzen mal ganz zu schweigen. Was da gerade an Verkehrswende-Potenzial entfesselt wird. Demnächst sind unsere Behörden (evtl.) sogar in der Lage festzustellen, ob ein fahrradfahrendes Kind zu eng überholt wird oder ob ein Pkw unerlaubt einen Schutzstreifen befährt. InnovationValley Rur-Kreis-Düren-Juel-ix halt. Genial!

Bauliche Maßnahmen.

Das Ordnungsamt hatte in Birkesdorf übrigens schon vor einiger Zeit um bauliche Maßnahmen gebeten. Die hat es zwar nicht gegeben, wir sehen sie aber gerade „dank“ der Kanal-Sanierung im Real-Versuch. Da wird wissenschaftlich evaluiert, ob Birkesdorf (noch mehr) im Pkw-Verkehrs-Chaos versinkt und kommerziell ruiniert wird, wenn nur eine einzige Pkw-Schneise das Dorf durchtrennt. Da wird bestimmt noch schnell die Antwort auf die Frage gefunden, welche ISEK-Verkehrswende-Trojaner genau in die Planung eingeschleust werden sollen. Das geht jetzt alles ganz schnell (Hinterzimmer) als Sofortmaßnahme über die Bühne, schließlich laufen die Arbeiten ja bereits.

Quelle: Dürener Nachrichten, 4.5.2021

Wahrscheinlich trennt man sich zusätzlich von etlichen Pkw-Parkplätzen. Paradigmenwechsel in der Verkehrslanung, Verursacher-Prinzip, Verkehrswende und so… Die SPD hat ja sogar mal die heilige Kuh gedanklich angefasst und den revolutionären Gedanken an eine „Quartiersgarage“ ins Spiel gebracht. Oder nächtliches Anwohnerparken auf Supermarkt-Parkplätzen. Der Wahnsinn! Wir sind da also schon heute, 2022, auf einem echt progressiven Weg mit ganz vielen innovativen Ideen. Ich bin absolut guter Dinge!


Nebenbei:
Die konsequente Bevorzugung des ÖPNV gegenüber dem MIV habe ich bei der ganzen Verkehrswende-Sache noch gar nicht erwähnt. Die kommt nämlich in der Piorität vollkommen zurecht nochmal vor der konsequenten Rad&Fuß-Förderung und on top auf die ganzen Verkehrswende-Maßnahmen oben drauf. Der ÖPNV ist ja quasi der große Chief im Umweltverbund, der die ideologische Macht des motorisierten Individualverkehrs brechen soll. Darüber zu schreiben würde sowieso den Rahmen sprengen! Das ist ja nochmal ein weiteres Verkehrswende-Feld für sich: Tarifpreis-Entwicklung, Taktung und Erreichbarkeit, Fahrradmitnahme, Mobilstationen, Streckenausbau, autonomes Fahren, KI, Sharing, Micro-Mobility-Anbindung, die Hyperraum-Umgehungsstraße um den Aufzug an Gleis 3…

Noch mehr nebenbei:
Und dann kommt auch noch die ganze Digitalisierung und BigData im Dienste des Nicht-Automobilverkehrs auf uns zu: Grüne Wellen für ÖPNV, Rad und Fuß, Bettelampeln für den MIV, Induktionsschleifen im Dienste des Radverkehrs, menschenfreundlich umgeleitete Parkzeuge und all das Zeug, das die Niederländer und Dänen halt seit Jahrzehnten erfolgreich in der Praxis nutzen.

Und die Wissenschaft: All die neuen Radverkehrs-Professuren, die gerade die ganzen jungen, innovierten Nachwuchs-Verkehrsplanenden auf den Markt spucken. All die Studien und Erkenntnisse aus der Praxis und Bevölkerung, auf die wir so gerne zurückgreifen!


Aber zurück zur B399n.

Unser Bürgermeister weiß auf jeden Fall mehr als der normale Ratsinformationssystem-Besucher. Vielleicht liegen ihm die Pläne für den RS 399n und DieBrücke schon vor. Zumindest hat er schon öffentlich verkündet die B399n nach wie vor haben zu wollen. Ein sehr gutes Zeichen in Richtung Verkehrswende!

Im Koalitionsvertrag steht, die B399n solle erstmal grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt werden, bevor man entscheidet. Weil die alte Planung halt längst nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht. Damit können ja nur die Verkehrswende-Anforderungen an die neue Straße gemeint sein: Durchgehende, hochwertige begleitende Radinfrastruktur, neue Qualitäts-Standards in den Regelwerken, ERA, RASt, konsequente Umsetzungen der Maßnahmen(vorschläge) *hüstel* aus dem Klimaschutz-Konzept, Nationaler Radverkehrsplan in der dritten Auflage, bereits in Kraft getretenes Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz NRW, die ganzen Forderungen des Deutschen Städtetages und der AGFS…

Man stünde auch alternativen Planungen offen gegenüber, liest man total ergebnisoffen weiter im Koalitionsvertrag. Tja. Offensichtlich gibt es diese alternativen Planungen nicht oder sie waren (natürlich aus Verkehrswende-Sicht) schlechter als das, was wir alle bald (?) an B399n-Verkehrswende-Plänen zu Gesicht bekommen werden. Dem BM scheinen die neuen Pläne schon bekannt zu sein und gut zu gefallen, denn er hat sich ja bereits entschieden:

…an der Nordumgehung B399 will der Bürgermeister festhalten,

Bürgermeister Frank-Peter Ulrich (SPD)
Die Stadt wieder aufwecken und weiterentwickeln“ (Paywall), Dürener Nachrichten, 21.1.2022

Während die Behörden und Ämter gerade noch dabei sind…

…die gesamte Planung und die zugehörigen Gutachten zu aktualisieren. Dies ist aktuell in der Bearbeitung.

Sachstand B399n“, Mitteilungsvorlage Tiefbauamt, 2021-0490, 17.1.2022

Das Fachamt hat da gerade den aktuellen Sachstand veröffentlicht. Da steht zwar nichts von fertigen Analysen und Empfehlungen, aber egal. Whatever! Hauptsache die KoalitionspartneriX sind informiert und spielen mit, damit die hypermodernisierte und auf den aktuellsten Verkehrswende-Modus-Planungsstand gebrachte B399n-Neuplanung bald umgesetzt werden kann.

Ich freue mich schon so auf den ersten Radschnellweg und die Brücke über den Bahnhofs-Knoten. Echt praktisch! Hauptsache die mega-moderne State-of-the-art-Bundesstraße der Zukunft kommt schnell. Nicht dass man da (wieder?) Gefahr läuft, Verkehrswende-Fördermittel nicht abzugreifen. Vielleicht sollte da nochmal jemand eine erfolgreiche Online-Petition als Katalysator starten?

Fahrradfeindliche Schmutzstreifen-Vergangenheit

Der Landesbetrieb Straßen.NRW ist jetzt übrigens auch voll auf Radverkehr und Verkehrswende umgepolt und eingestellt. Die Zeiten, in denen die die Straßen aus Pkw-Perspektive von innen nach außen planten, sind längst Geschichte und wurden mit der Eröffnung der B56n offiziell begraben. Und da man (gerne in vertraulichen Umgebungen) ganz viel miteinander spricht – so unter Behörden, Verwaltungen, Politik, Big Business und so, können wir auch absolut sicher sein, dass da nicht wieder eine kleingeklüngelte Mogelpackung herauskommen wird. Diesmal wird Butter bei die Fische gemacht. Volles Verkehrswende-Programm in vollkommener Zuständigkeits-Einheit.

Echt super dieser Paradigmenwechsel. Keiner denkt mehr nur daran, was einer einzigen eh seit Jahrzehnten kontraproduktiv subventionierten Mobilitäts-Gruppe schmecken könnte. Wozu auch? Will ja heutzutage niemand mehr. Stattdessen werden gesellschaftspolitische Entscheidungen und Konsense nach heutigem Kenntnisstand unter heutigen Qualitäts-Standards massiv beschleunigt unbürokratisch umgesetzt. Dank des Paradigmenwechsels haben wir heute auch endlich den Mut mal Neues auszuprobieren. Vorbild Niederlande und so.

Endlich kümmern wir uns mal um das Offensichtliche anstatt es zu dauer-relativeren und sämtliche Maßnahmen dagegen anhand anachronistischer und ideologischer Folgenabschätzungs-Orgien dauerhaft totzureden! Und das auch noch mit Freude und aus purer innerer Überzeugung und (fast) partei-übergreifend. Das vereinfacht das „Mitnehmen“ des ansonsten so widerspenstigen Pöbels ungemein. Man könnte fast Heulen vor Verkehrswende-Vorfreude!

2025!

Wie angekündigt erreichen wir damit sämtliche einige unserer unzähligen Ziele höchstwahrscheinlich idealerweise voraussichtlich einigermaßen fristgerecht bis mindestens x Jahre vor dem endgültigen Kohle- und Atomausstieg, aber spätestens bis alle Fördersterne im Rheinischen Revier verteilt wurden:

  • Fahrradfreundliche Stadt Düren (2023)
  • 10% weniger Pkw (als 2014, 2017 oder so)
  • 15-25% Radverkehrsanteil

Danke, B399n-Update!

Währenddessen nehmen wir uns übrigens noch schnell die Radvorrangrouten – oder wie die Dinger heißen – vor. Und die letzten überbreiten Pkw-Fahrbahnen, die bis dahin noch übrig sind. Dann schließen wir den ganzen Kram wie geplant an den Innenstadtring und das Regionale Radverkehrsnetz im Rheinischen Revier an, versorgen sämtliche verbliebenen Verbrenner-Stehzeuge mit grünem Wasserstoff aus dem neuen Quanten-Rechner des Forschungszentrums Juel-ix und gut ist. Aber vielleicht dauert das mit dem B399n-Neubau ja auch noch ein paar Tage.

Läuft auf jeden Fall! Danke. Weitermachen… *Zwinkersmiley*