Die „Umgehungsstraße“ durch die Innenstadt

Die Bürgerinitiative ProRad Düren hat sich auf ihrer Website mit dem Thema beschäftigt.

Siehe hier!


Update:
Pressemitteilung ProRad Düren (22.06.2020):

Alle reden über die Dürener Nordumgehung
– Die B399n aus Radfahrer-Sicht –

Eine Pressemitteilung von ProRad Düren

Am 4. Juni 2020 berichtete die Dürener Zeitung über das Wahlprogramm der CDU Düren. An der darin enthaltenen Aussage, wonach die B399n im Falle eines Wahlsieges eine zentrale Forderung der CDU darstellt, entbrannte in den darauffolgenden Tagen eine Diskussion zwischen verschiedenen Dürener Parteien, die ebenfalls Bestandteil der Berichterstattung wurde. Offenbar wird die B399n zu einem zentralen Thema des Kommunalwahlkampfs.

Unabhängig von politischen Interessen beschäftigt sich auch ProRad bereits seit Juli 2019 mit der geplanten Dürener Nordumgehung. „Auslöser dafür war die inzwischen fast fertig gestellte Ostumgehung Dürens (B56n), bei deren Planung der Radverkehr nahezu keine Rolle gespielt hat“, erläutert Tanja Malchow von ProRad. Im Rahmen der Gespräche, die ProRad seinerzeit mit den Verantwortlichen zur B56n geführt hat, sprach Gerhard Decker, Leiter der Regionalniederlassung Euskirchen von Straßen.NRW, die Einladung zur Beteiligung im Prozess um die B399n aus. Tanja Malchow: „Das haben wir natürlich sehr gerne wahrgenommen“.

Am 8. Oktober 2019 und 18. Februar 2020 haben Vertreter von ProRad Düren Gespräche mit den zuständigen Mitarbeiterinnen von Straßen.NRW in Würselen geführt, um diese für die Belange des Radverkehrs zu sensibilisieren. Bei dem Termin im Februar waren auch eine Vertreterin und ein Vertreter des Dürener Tiefbauamtes anwesend.

Die Planung sieht vor, dass die B399n ab der Mariaweilerstraße in östliche Richtung von einem Zweirichtungsradweg begleitet wird. „Das ist erstmal positiv“, sagt Rob Maris von ProRad und ergänzt: „Leider zeigen die Planungsunterlagen aber auch, dass der Rad- und Fußverkehr in vielen anderen Abschnitten nicht nur zu kurz kommt, sondern sein Ziel in Zukunft teilweise nur noch auf Umwegen erreichen kann“.

Ein Beispiel dafür ist das „Haus für Gürzenich“. Dieses konnten Radfahrer und Fußgänger von Süden kommend bisher leicht erreichen, indem sie nach der Bahnunterführung nach links abbogen. „Durch den Platzverbrauch der B399n wird das nach dem uns bekannten Planungsstand nicht mehr möglich sein“, so Tanja Malchow. „Radfahrer und Fußgänger müssen einen Umweg von rund 500 Metern in Kauf nehmen“.

Ähnliche Probleme gibt es an der halbkreisförmig geplanten Anbindung der Bahnstraße. „Die aktuellen Planungen sehen unnötige Querungen vor“ sagt Elmar Farber von ProRad. Er befürchtet, dass das nicht nur zeitraubend, sondern auch gefährlich ist, weil die Bahnstraße zu einem Zubringer der B399n wird.

Ein weiterer Kritikpunkt der Bürgerinitiative bezieht sich auf den innenstadtnahen Teil im Bereich von Kino und Bahnhof. Aufgrund der dort vorgesehenen großzügigen Dimensionen der Fahrbahnen bleibt zwangsläufig nur Platz für gemeinsame Geh-/Radwege. ProRad hält kombinierte Nebenanlagen insbesondere im Bereich der Innenstadt allerdings für keine zufriedenstellende Lösung. „Dort sind natürlich viele Fußgänger unterwegs. Die gemeinsamen Geh-/Radwege sind zu schmal, um einen sicheren Rad- und Fußverkehr zu gewährleisten“, erläutert Rob Maris. „Um dem nicht motorisierten Verkehr hier ebenfalls angemessen Raum zu geben, ist es erforderlich, einen Teil des Verkehrsraums umzuverteilen, damit Platz für ausreichend breite und voneinander getrennte Geh- und Radwege entsteht.“

Besonders schockiert haben die Aktiven von ProRad auf die Dimensionen der künftigen Kreuzung reagiert, mit der die Schoellerstraße an die B399n angebunden wird. Die Schoellerstraße wird in diesem Bereich sechs Fahrspuren haben. „Der Radverkehr spielt an diesem Knotenpunkt so gut wie keine Rolle“, beklagt Tanja Malchow. „Die Zusage des Dürener Tiefbauamtes, dass dort, wo durch die Dürener Ortsumgehungen Entlastungen entstehen, gleichzeitig Raum für gute Lösungen für den Radverkehr möglich wird, ist da kein echter Trost. Denn auch Radfahrer- besonders Pendler – möchten ihr Ziel genau wie Autofahrer ohne Zeitverlust und Umwege erreichen“.

Bei aller Kritik könnten durch den Bau der B399n aus Sicht von ProRad aber auch Chancen für den Radverkehr entstehen, und zwar dann, wenn der straßenbegleitende Radweg nicht nur auf einem Teilstück, sondern auf der gesamten Länge der neuen Umgehungsstraße entsteht. In einer Breite, die den aktuellen Qualitätsstandards entspricht und so ausgeführt, dass der Radverkehr gegenüber dem motorisierten Verkehr nicht benachteiligt, sondern diesem mindestens gleichgestellt wird.

„So würde dann auch gleich eine Maßnahme umgesetzt, die im Rahmen des Klimaschutzteilkonzepts Mobilität erarbeitet wurde – der Radschnellweg (RS) B399n. Denn dessen Streckenverlauf entspricht im Wesentlichen dem der B399n“, betont Elmar Farber.
„Unabhängig vom Radverkehr sehen wir allerdings die Gefahr, dass die nördlichen Stadteile durch die B399n vom Rest Dürens sozusagen abgeschnitten werden“, befürchtet Tanja Malchow. Und das, obwohl es eine Alternative gibt, durch die eine Verkehrsentlastung entsteht.

ProRad denkt seit längerer Zeit über einen Einbahnstraßenring rund um die Dürener Innenstadt nach und hat diese Idee auch bereits bei verschiedenen Gelegenheiten präsentiert. „Dieser Innenstadtring kann den Verkehrsfluss unserer Auffassung nach beschleunigen und dadurch zu einer Verkehrsentlastung für Düren führen“, erklärt Rob Maris. „Die B399n würde dadurch aus unserer Sicht verzichtbar.“

ProRad fordert alle Verantwortlichen – egal ob Straßen.NRW, Dürener Parteien oder Tiefbauamt – auf, sich abseits von Wahlkampf oder parteilichen Interessen noch einmal intensiv damit auseinanderzusetzen, ob sie die B399n tatsächlich für alternativlos halten. Auch wenn diese Straße zu einer Entlastung anderer Bereiche Dürens beiträgt, führt sie den Verkehr nach wie vor durch unsere Stadt.

Die großzügigen Dimensionen, die die Straße dem motorisierten Verkehr bietet und die mangelnde Berücksichtigung von Rad- und Fußverkehr werden nicht dazu führen, dass Düren sein im Klimaschutzteilkonzept Mobilität erklärtes Ziel erreicht, den Kfz-Verkehr bis 2025 um 10 Prozent zu reduzieren – ganz im Gegenteil.

ProRad, 22.06.2020