Wieso eigentlich die alljährliche Stadtradeln-Kampagne, die sich heuer zum fünften Male jährt? (Info-Seite der Stadt)

Darum geht es:

  1. 21 Tage lang möglichst viele Alltagswege mit dem Rad zurücklegen
  2. Radfahrenden-Perspektive einnehmen und hautnah erleben
  3. Beitrag zum Klimaschutz
  4. Lenker-Perspektive für kommunale Verwaltungen und PolitikerInnen durch eigene aktive Teilnahme
  5. Direkte Mängel- und Verbesserungs-Meldungen via Online-Plattform RADar! (Für gezielte Verbesserungen vor Ort.)
  6. Anonymisierte Auswertung der Tracking-Ergebnisse: wo wird wie gefahren…?
  7. Radverkehr im öffentlichen Diskurs präsenter machen
  8. Konsequente Verkehrswende mit Abkehr von der automobil-zentrierten Planung und Denke!
Quelle Screenshot: stadtradeln.de

Na, hoffentlich sehen die entscheidenden Menschen an den entscheidenden Stellen das auch so. Man darf da ja ein wenig Zweifel haben, wenn man sich die Punkte mal konkret, kritisch und zugegebenermaßen etwas kleinkrämerisch anguckt…

  1. 21 Tage? Wieso nicht 365 Tage? Geht es nur um die “Kampagne” oder um das, was wirklich tagtäglich auf den Straßen und Wegen unterwegs ist bzw. unterwegs sein soll?
  2. Auch die Möglichkeit, die Radfahrer-Perspektive einzunehmen besteht tagein, tagaus. ProRad hatte beispielsweise den “neuen” BM zur Radtour durch die City eingeladen. Der DGB hat unlängst eine Tour durchgeführt. Die Möglichkeit, sich auf´s Rad zu setzen besteht in der “Stadt der kurzen Wege” andauernd.
  3. Klimaschutzbeitrag? Siehe dazu das Statement von ProRad (2020). Und siehe oben? Wieso nicht jeden Tag, sondern nur für die Kampagne? Für´s eigene reine Gewissen?
  4. Die Beteiligungszahlen der Verwaltung waren im vergangenen Jahr nicht ganz so prächtig, falls mich meine Erinnerung hier nicht täuscht. Mal sehen, ob auch hier positive Tendenzen zu verzeichnen sind…
  5. Meldeplattform: Totaler Schrott, sorry. Siehe unten… Und: Was ist eigentlich mit den hunderten Meldungen des vergangenen Jahres? Die und deren Bearbeitungsstand scheinen nicht mehr online zu sein. Ich habe zwar selbst einige Rückmeldungen erhalten, kann aber nicht nachvollziehen, wie der restliche Stand der Dinge ist.
  6. Evaluation der Daten? Hoffentlich macht´s die Uni oder jemand, der es auch wirklich macht. Auf die (öffentliche) Auswertung des ADFC-Fahrradklima-Tests und der Befragung anlässlich Erstellung Radvorrangrouten-Konzept wartet man nämlich bisher noch vergebens…
  7. Präsenz im öffentlichen Diskurs? Falls das bedeutet, ein-zwei Pressemitteilungen anlässlich der “Kampagne” Stadtradeln-Franchise rauszuhauen, wird man diesem Ziel bestimmt gerecht. Darüber hinaus? Wird sich zeigen… Ich nutze weiter diesen Blog, um den “öffentlichen Diskurs” zu unterstützen. *Zwinkersmiley*
  8. Verkehrswende? Echt? Jetzt? Der ach so dringliche “Paradigmenwechsel” wurde inzwischen so oft angekündigt und nicht umgesetzt, dass es müßig wäre, darüber noch mehr Worte zu verlieren.

Nichtsdestotrotz…

…macht es (auch) aus meiner Sicht wenig Sinn, den ProTest! des Vorjahres zu wiederholen. Denn:

  • Es tut sich was! Als Radfahrer und interessierter Beobachter des Ratsinformationssystems sieht man doch den deutlichen Willen zur Veränderung. Ich würde noch nicht so weit gehen, es “Paradigmenwechsel” nennen zu wollen. Aber es kommt Bewegung ins Thema “Mobilität der Zukunft”. Beispielsweise…
  • Koalitionsvertrag: Wird dieser wirklich und konsequent umgesetzt (inkl. Klimaschutz-Teilkonzept), dann schlagen wir endlich den richtigen Weg ein.
  • Geschützter Radstreifen Veldener Straße: Ist bereits beschlossene Sache – beidseitig vom Kino bis zum Ortseingang Birkesdorf. Fraglich ist noch die konkrete Umsetzung. Ein Lackmustest für den “Paradigmenwechsel”! *Zwinkersmiley* In Kombination mit dem Koalitionsvertrag und den darin enthaltenen Plänen für überbreite Straßen eine feine Sache.
  • Mit dem Radvorrangroutenkonzept, das gerade erarbeitet wird, wird ein guter (wenn auch viel zu später) erster Schritt in Richtung eines echten, ganzheitlichen Mobilitätskonzeptes gegangen. Darauf lässt sich aufbauen. Noch ein Parkraum- und Lieferverkehrskonzept dazu, mit dem Masterplan Innenstadt verbinden und so langsam wird ein Schuh daraus.
  • Seit der vergangenen Kommunalwahl. haben wir eine neue Mehrheitsverteilung, einen neuen BM, neue Ausschusszusammensetzungen etc. Sehr gute Voraussetzungen also, die Versprechungen aus dem Forum Politik umzusetzen!
  • Sämtliche aktuellen Gesetze, Pläne und Konzepte – sei es lokal, auf Landes- oder Bundesebene – gehen in dieselbe Richtung: Förderung des Radverkehrs wo immer es geht!
  • Es stehen diverse Fördertöpfe zur Verfügung – mit Förderquoten von bis 90% und mehr!

Und das Mobilitätsmanagement der Stadt hat einen Radverkehrsplaner dazu bekommen!

Screenshot: stadtradeln.de

Es ließen sich noch einige mutmachende exemplarische Dinge aufzählen. Und das ist gut so! Und sollte nicht an der falschen Stelle torpediert werden.

Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit sind ganz ohne Aufschrei ein paar Parkplätze verschwunden.
Sieht jetzt auf den ersten Blick nicht unbedingt nach Untergang des innerstädtischen Einzelhandels aus…

Ich will jetzt nicht wirklich von “Aufbruchstimmung” sprechen, aber zumindest von tendenziellen Verlagerungen, mehr Offenheit und Bereitschaft zur Umsetzung der eigenen Versprechen. Und das gilt es – bei aller immer wieder und stetig notwendigen Kritik – zu unterstützen, meine ich.

Ich bin diesmal also wieder beim Stadtradeln dabei und unterstütze das Team “Critical Mass Düren” mit meinen paar mickrigen radpendler-Kilometern. Ich freue mich schon sehr auf die Daten(auswertung) samt aktueller Radfahrer-Heatmap für Düren. Das unterstütze ich gerne.


Radelmeter der Gruppe CriticalMass Düren:


Übrigens fällt die erste Critical Mass “nach” Corona zufällig genau auf das Start-Datum des Stadtradelns. Also: Alle auf zur 79. CM Düren!


Screenshot Handy

Kritik

Die grundsätzliche Kritik am Stadtradeln des Vorjahres bleibt nach wie vor bestehen aus meiner Sicht. Richtig gut finde ich allerdings, dass die Daten des Stadtradelns von den Kommunen für ihre weiteren Planungen genutzt werden können. Wenn sie es denn wollen, dafür bezahlen und es auch wirklich machen. Anders als bei Umfragen wie der zum Radvorrangroutenkonzept oder zum ADFC-Fahrradklima-Test. Davon hat man ja gar nichts mehr gehört…

Ich werde also auch wieder mit offenen, kritischen Augen am Stadtradeln teilnehmen und ggf bloggen sowie rege die RADar!-Meldungs-App nutzen.

Hier muss ich direkt mal eine erste Kritik loswerden: Die RADar!-Melde-App ist leider absoluter Schrott! Kann man nicht anders sagen, da sie nicht nutzbar ist. Nach dem Einloggen behauptet die App einfach stur, man sei nicht eingeloggt, gibt einem aber keine Möglichkeit, sich irgendwie neu einzuloggen, ein neues Passwort anzufordern oder so. Weder auf einem Android-Smartphone, noch auf dem iPad. Toll!

Screenshot RADar!-App.
Anmeldung nicht möglich.

Die Bewertungen der Meldeplattform RADAR! im AppStore sprechen für sich – auch wenn es nur drei sind…

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Düren noch gar nicht bei den teilnehmenden Kommunen auftaucht? (Je nachdem wo man auf der Website unterwegs ist.) Wobei das wiederum an dem Abo-Modell liegen könnte, für das sich die Stadt entschieden hat – oder auch nicht. Je nach Modell (kostenpflichtig/kostenlos) bemessen sich nämlich die möglichen Melde-Zeiträume für die Stadtradeln-Teilnehmenden.

Quelle Screenshot: radar-onine-net

Was die Daten aus der Stadtradeln-App bzw. aus deren Auswertung betrifft, habe ich keine Ahnung, was die kosten sollen. Wenn ich allerdings sehe, wie viele Millionen in Umgehungsstraßen und Lkw-Raststättenparkplätze investiert werden, wären die paar Hundert oder Tausend Piepen, die die kosten mögen, bestimmt durchaus “angemessen”. Mal sehen, was man davon noch so mitbekommt.

Quelle Screenshot: iOS-App-Store

Hoffentlich mehr als von den ganzen RADar!-Meldungen des Vorjahres. Denn die sind anscheinend inzwischen auch verschwunden, ohne dass man deren Bearbeitungsstand nachvollziehen könnte. Habe ich zumindest auf die Schnelle nicht wieder finden können. Bitte um Link falls vorhanden!

Ein etwas holpriger Beginn, könnte man meinen. Aber es sind ja noch zwei Tage bis zum offiziellen Start. Vielleicht werden die technischen Probleme ja bis dahin noch gelöst.

Heute hat der Bürgermeister das letzte Wort:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

dieses Jahr geht die Stadt Düren in die fünfte Runde der jährlichen STADTRADELN-Kampagne. Damit können wir bereits auf vier erfolgreiche Jahre zurückblicken, in denen tausende Fahrradkilometer zurückgelegt und ebenso viel Kilogramm CO2 eingespart wurden. Vom 11. Juni bis zum 01. Juli gilt es nun erneut, möglichst viele Alltagswege mit dem Fahrrad zurückzulegen und zu zeigen, dass städtische Mobilität emissionsarm und effizient möglich ist.

Die Kampagne ist eine gute Gelegenheit, das Fahrrad als alltägliches Transportmittel sowie dessen Vorzüge kennenzulernen. Eine hochgradige Flexibilität, die Förderung der Gesundheit, Zeitersparnisse und nicht zuletzt der Fahrspaß sind nur einige der praktischen Argumente, die für das Fahrrad im Stadtverkehr sprechen. Zugleich wirkt sich die Mobilität mit dem Rad positiv auf das lokale Klima aus und ist somit ein zentraler Baustein für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Stadtgestaltung. (…)

Bürgermeister Frank-Peter Ullrich (SPD), Grußwort, stadtradeln.de

Fortsetzung folgt…