Es kommt wieder Bewegung in das Thema „Nordumgehung“. Noch im Dezember will der CDU-Stadtverband eine Resolution in den Stadtrat einbringen, mit der sich die Dürener Politik klar zur schnellen Umsetzung der B 399n bekennen soll.

„Dabei müssen jetzt vor allem die Grünen Farbe bekennen“, betont Stephan Weschke und nimmt dabei auch den aus Düren stammenden NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer in die Pflicht.

Dürener Zeitung, 17.11.2022 (Paywall)

Schließlich steht die neue Durchgangsumgehungsstraße mit Bundesstraßencharakter als „vordringlicher Bedarf“ im Bundesverkehrswegeplan 2030 und soll nächstes Jahr in den Bau gehen.

Nicht besonders überraschende, argumentative Schützenhilfe gab es ein paar Tage später im Lokalzeitungs-Kommentar:

Dürener Zeitung, 24.11.2022

Mit der Nordumgehung würden nicht nur zahlreiche Vororte entlastet und im Strukturwandel neue Arbeitsplätze mit der Erschließung bisheriger Gewerbebrachen geschaffen. Ich bin mir sicher, dass sich eine B399n auch positiv auf die Aachener Straße auswirken würde und tatsächlich einmal eine Spur je Fahrtrichtung ausreichen könnte. Bis dahin geht’s nur mit Kompromissen.

Dürener Zeitung, 24.11.2022

Die eierlegende Wollmilchsau

Wow! Die sogenannte „Nordumgehung“, die mitten durch die Stadt führt und Nord-Düren endlich komplett und innovativ von der Kernstadt abtrennt, scheint die Lösung für so gut wie alle denkbaren Probleme zu sein.

Sie ist gleichzeitig Umgehungs- und Durchquerungsstraße. Sie entlastet sowohl die Vororte als auch die Innenstadt vom lästigen Pkw- und Lkw-Verkehr. Mehr Straße = mehr und weniger Verkehr gleichzeitig! Sie schafft Arbeitsplätze und Raum für ganz viele weitere tolle Maßnahmen. Dabei stehen Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs natürlich ganz weit oben in der Agenda. Ist klar. Diese Maßnahmen sollen ja irgendwann mal dazu führen, dass mehr Leute mit dem Rad fahren, statt mit dem Auto – also (bspw) die B 399n dann gar nicht mehr nutzen müssen. Tolle Sache!

Fiktion oder Wirklichkeit?

Ohne konkrete Zahlen zu nennen, verweist der Kommentator auf die Schoellerstraße,die dank B 56n nun vom Durchgangsverkehr gemieden würde. Dadurch sei die Wegnahme einer Pkw-Fahrspur dort „problemlos möglich“ gewesen. Interessant.

Und die B 399n könnte „irgendwann“ sogar dazu führen, dass auf der Aachener Straße tatsächlich mal eine Fahrspur für den MIV weggenommen werden könnte? Hört, hört! Also irgendwann. Theoretisch. Aber immerhin: Es wird attestiert, dass Pkw-Fahrspuren problemlos umgewidmet werden können. Ganz neue Töne…

Und das sogar bei doch noch ziemlich beachtlichen Pkw-Zahlen wie denen auf der Schoellerstraße. Ende September war noch von 14.000 Pkw zu lesen, die trotz B 56n täglich die Straße beanspruchen. Diese Info stammte wohl aus der Beschlussvorlage zum „Provisorischen Einzug von zwei Richtungsfahrbahnen in der Schoellerstraße zwischen Arnoldsweilerstraße und Bismarckstraße/Roonstraße“ von Anfang Februar.

Welche belastbaren Zahlen gibt es eigentlich zur Gesamt-Pkw-Entlastung der Innenstadt durch die B 56n? Sind die geheim oder einfach nicht vorhanden? (So unauffindbar wie irgendwelche Zahlen zur aktuellen Verkehrsverteilung MIV/ÖPNV/Rad/Fuß/etc. aka Modal Split) Straßen.NRW hatte eine Reduktion um sage und schreibe knapp 50% prognostiziert! Hört, hört!

„Mit dem nun fertigen Bauabschnitt, der unter anderem auch die Bahnstrecke Aachen-Köln quert, verringert sich der innerstädtische Verkehr in Düren um knapp die Hälfte“, schätzt Straßen.NRW-Direktorin Dr. Petra Beckefeld und freut sich für die Fußgänger und Radfahrer in Düren, „die mit deutlich weniger Durchgangsverkehr in ihrer Stadt jetzt viel sicherer unterwegs sein werden.“

B56n: Ortsumgehung für mehr Lebensqualität in Düren, Straßen.NRW, 07.04.2021

Da mal konkrete Zahlen zu kennen, wäre hilfreich, zumal mit genau diesen auch hinsichtlich B 399n argumentiert (werden) wird. Denn die B 399n ist ja quasi der jüngere Bruder (definitiv männlich) der B 56n. Und was bei der B56n so super funktioniert, kann ja bei der B 399n nicht fehlschlagen. Mehr Straße = weniger Verkehr!

Nein, es wird sogar noch besser. Denn B 56n und B 399n wirken erst im Zusammenspiel so richtig gut. So steht es im Klimaschutzteilkonzept, das ja alle so toll finden und umsetzen wollen, und so sieht es natürlich auch die CDU:

„Nur das Zusammenspiel von Ost- und Nordumgehung kann ein Höchstmaß an Verkehrsentlastung bringen“, steht für Hermann-Josef Geuenich außer Frage.

Dürener Zeitung, 17.11.2022 (Paywall)

Und nur mit einem „Höchstmaß“ an Straße – äh, Verkehrsentlastung dürfen dann auch (irgendwann in ferner Zukunft) separierte Radwege oder Gehwege, die ihren Namen verdienen, gebaut werden.

Dann aber so richtig fett und konsequent! Versprochen! Nach Adam Riese können wir dann wohl von einer ungefähren Pkw-Entlastung der Innenstadt um knapp 80-100 Prozent ausgehen. Super Sache. Bis dahin geht´s aber natürlich nur mit „Kompromissen“, die immer und ausschließlich zu Gunsten des MIV gefunden werden müssen. Ist ja klar…

Aber Moment mal. Fehlt da nicht noch irgendwas?

Wer „B 399n“ sagt,
muss auch „RS 399n“ sagen!

Ziemlich erstaunlich, dass niemand – also wirklich niemand, inklusive Rot-Grün-Links-Irgendwas – jemals das Wort „Radschnellweg“ in Zusammenhang mit der B 399n in den Mund nimmt. Im Ratsinfosystem ist nichts zu finden, und in der Zeitung lese ich auch nichts davon. Wieso sollte sich die Lokalpresse auch für das zentrale Mobilitätskonzept der Stadt interessieren?

Dabei sind doch gerade die Radschnellwege ein ganz zentrales Element des im Stadtrat mit Stimmen der CDU beschlossenen mega-zentralen Dürener Verkehrskonzepts. Komisch. Wie kann es sein, dass insbesondere die Radschnellwege – aber auch andere A- und B-Prioritäten für die Förderung des Radverkehrs noch nicht mal ansatzweise umgesetzt wurden? Oder auch nur öffentlich thematisiert? Während dem Pkw-Verkehr selbst D-Prioritäten vollumfänglich gewährt wurden? Inklusive ausgiebiger Berichterstattung. Ich nenne nur mal das Projekt eMind und das wieder verlängerte kostenlose Parken für alles, was Pkw ist und irgendeine Batterie in der Karre hat.

Quelle: Klimaschutzteilkonzept

Hmm – offensichtlich ist das städtische Ziel gar nicht mehr, den Pkw-Anteil zu senken. 10% weniger von 2015 bis 2025 war mal politische Leitlinie. Ach nee, Denkfehler meinerseits: Durch die Pkw-Fördermaßnahmen sollen nur die massiven Pkw-Einspareffekte der maximal effektiven „Umgehungs“straßen kompensiert werden. Im Falle der B 399n sogar präventiv. Wie innovativ. So muss man das wohl verstehen. Schade, dass es keine Zahlen gibt…

Zurück zum Radschnellweg RS 399n (Priorität B) bzw. zum RS Nordtangente (Priorität A). Wie konnte die CDU die von ihnen als hervorragende Maßnahmenvorschläge mit beschlossenen Radschnellwege bisher komplett übersehen? Ihre Argumentation, dass die beiden Umgehungsstraßen ihre Wirkung gemeinsam entfalten müssen, haben sie doch bestimmt aus dem von ihnen mit beschlossenen Klimaschutzteilkonzept. Und die Kopenhagener Brücke, die als Beispielbild für den RS 399n her halten muss, müsste der CDU, die ja schon lange eine neue Rurbrücke für Radfahrer fordert, doch gut gefallen. Seltsam.

Und weshalb legt die Koalition „Zukunft Düren“ den RS 399n (und all die weiteren Radschnellwege) eigentlich nicht mal argumentativ auf den Tisch. Oder all die anderen Dinge, die so im Verkehrs-Masterplan drin stehen? Obwohl die CDU die doch alle mit beschlossen hat. Kapiere ich nicht. Im Koalitionsvertrag „Zukunft Düren 2020-2025“ ist zu lesen:

Das Klimaschutzteilkonzept wird konsequent von uns umgesetzt.
Wir streben in den nächsten drei Jahren an, Fahrradfreundliche Stadt Düren zu werden. (…)

Der Bau der B399n soll grundlegend überprüft werden. Die alte Planung entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Alternativen Lösungen zur Erschließung eines zukünftigen Gewerbegebietes ehemalige Zuckerfabrik und alternativen Streckenführungen stehen wir offen gegenüber.

Koalitionsvertrag „Zukunft Düren 2020-2025“

(Gibt´s eigentlich etwas Neues in Sachen „Fahrradfreundliche Stadt Düren 2023“??)

Fiktion oder Wirklichkeit? Was will die Koalition eigentlich? Hat sie überhaupt eine einheitliche Linie? Für mich sieht das eher (und immer noch) so aus, als ob die SPD bei der sogenannten Nordumgehung eher auf der CDU-Linie unterwegs ist als auf der Linie ihres größten Koalitionspartners. Und grün-bunt scheint mir irgendwo dazwischen herum zu wabern – mal so, mal so. Da mag ich mich aber böse täuschen. Bin gespannt. Da das Thema ja bald im Stadtrat behandelt wird, bleibt den Koalitionären wahrscheinlich kaum eine andere Möglichkeit, als eine gemeinsame Linie zu finden und gegenüber der Anti-Verkehrswende-Opposition Stellung zu beziehen.

Sachstand B 399n & RS 399n

Dabei könnten aktuelle Informationen hilfreich sein. Nicht nur bzgl. der tatsächlichen Innenstadt-Pkw-Entlastung durch die B 56n. Den letzten Sachstand zur B 399n hat die Verwaltung Mitte Januar präsentiert:

Die B 399n ist Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans 2030 und dort als vordringlicher Bedarf eingestuft. Aufgrund von Einsprüchen und daraus resultierenden Planungsanpassungen vorrangig im Bereich der Bahnflächen verzögert sich das 2010 gestartete Planfeststellungsverfahren weiterhin.

Durch den langen Zeitablauf ist es zwischenzeitlich erforderlich, die gesamte Planung und die zugehörigen Gutachten zu aktualisieren. Dies ist aktuell in der Bearbeitung.

Derzeit kann aufgrund der Unwägbarkeiten hinsichtlich des Erwerbs und der Entwidmung der benötigten Bahnflächen keine valide Zeitplanung seitens Straßen.NRW vorgelegt werden.

Stadt Düren, Amt für Tiefbau und Grünflächen, 17.01.2022

Seitdem wurde nur noch hinter den Kulissen beraten – wenn überhaupt. Öffentlich herrschte Stillschweigen seitens der „Koalition Zukunft“. Dabei soll es doch 2024 los gehen mit der Mega-Baustelle quer durch Düren, wenn ich das richtig verstanden habe. Und falls es eine Entscheidung pro B 399n seitens der Koalition gibt. (Angeblich steht diese ja „grundsätzlich“ in Frage.) Die Mittel sind bereits im Haushalt eingeplant. Der neuerliche B 399n-Vorstoß der CDU kommt also nicht wirklich überraschend.

Allerdings hat es den Anschein, dass zumindest der Bürgermeister die Ergebnisse der Aktualisierung der gesamten Planung und der dazugehörigen Gutachten bereits seit Monaten kennt. Denn bekanntlich bekannte er sich ein paar Tage nachdem seine Verwaltung mitgeteilt hatte, dass sie eigentlich nichts Neues mitzuteilen habe (s.o.), zu Folgendem:

(…) an der Nordumgehung B399 will der Bürgermeister festhalten, um Birkesdorf und Mariaweiler zu entlasten, gleichzeitig aber auch rund um die ehemalige Zuckerfabrik 35 Hektar Industrie- und Gewerbefläche zu erschließen. „Aber das liegt nicht an uns, sondern am Bund“, verdeutlicht der 52-Jährige. Derzeit würden die Planungen von Straßen-NRW aktualisiert. Eine rasche Umsetzung aber scheint nicht in Sicht.

Dürener Zeitung, 21.01.2022

Man kann ja schließlich nicht (als Verwaltungs-Chef) etwas befürworten, das man (als Koalitions-Chef) so lange grundsätzlich in Frage stellt, bis neue Erkenntnisse, Gutachten und Sachstände vorliegen? Oder etwa doch?

Interpretation

Ich erneuere meine „positive“ Einschätzung der aktuellen Situation rund um die B 399n-Planung und fasse „kurz“ zusammen, weshalb es eigentlich unausweichlich ist, dass der Radschnellweg RS 399n kommen wird:

Klimaschutzteilkonzeptargumentation

  • Das Klimaschutzteilkonzept „Klimafreundliche Mobilität in Düren“ ist das (einzige) zentrale Verkehrskonzept der Stadt.
  • Es wurde einstimmig – mit den Stimmen der CDU – im Stadtrat beschlossen. (Und hat auch irgendwas mit dem gerichtlichen Vergleich Stadt Düren/DUH und den ganzen anderen städtischen Konzepten zu tun. Lärmaktionsplan, Luftreinhalteplan, GreenCity Masterplan usw.)
  • Rot-Grün+X betont in jedem Koalitionsvertrag die „konsequente Umsetzung“ des Klimaschutzteilkonzepts.
  • Im Klimaschutzteilkonzept sind nicht nur diverse Maßnahmen beschrieben und priorisiert worden, sondern auch ganz konkrete Ziele beschrieben bzw. beschlossen worden:
Quelle: Klimaschutzteilkonzept
  • Diese Ziele sind eigentlich ein anachronistischer Witz. Zumindest, wenn man sie mit den aktuellen Zielen der CDU NRW vergleicht. Die wollen nämlich 25% Radverkehrsanteil in unserem Fahrradland Nr.1. Also angeblich. Irgendwann. Unter Umständen. Vielleicht.
  • Selbst diese aus heutiger Sicht absolut lächerlichen Ziele (Steigerung Gesamt-Verkehr und Fußverkehr um 0% bei gleichzeitiger Wachstumsoffensive des Kreises? LOL!) interessieren niemanden, was man daran sieht, dass es trotz detaillierter Vorgaben im Klimaschutzteilkonzept nie eine Evaluation des Modal Shifts oder der bisher durchgeführten Maßnahmen gegeben hat. Trotzdem ist allen bewusst, dass wir in Sachen Zielerreichung sogar auf dem falschen Weg sind. Die Zulassungszahlen sollten ja bekannt sein – Interesse vorausgesetzt. *Hüstel*
  • Schlussfolgerung daraus kann nur sein, dass das Klimaschutzteilkonzept jetzt erst recht umgesetzt wird und in der Umsetzung sämtliche angeblich notwendigen „Kompromisse“ nur noch zu Lasten des MIV gehen können. Alternativ wäre allerdings auch vorstellbar, dass sich die Dürener Poilitk öffentlich von ihren eigenen Zielen verabschiedet und ehrlich sagt: Wir wollen nicht, wir können nicht, wir machen nicht. Das wird nicht geschehen.
  • Das Klimaschutzteilkonzept erfüllt bisher also größtenteils nur eine Alibi- und Rosinenpick-Funktion für alle politisch Beteiligten. Hierfür wurde genügend Interpretations-Spielraum im Konzept selbst gelassen und dieses auch nur „im Grundsatz“ beschlossen. Zentrale Ziele wie die zum Modal Split 2025 zählen selbstredend NICHT zum Grundsatz. Anders als sogenannte „Schutz“streifen, die nicht den heutigen Normen entsprechen, und D-Prioritäten, die allein Autofahrern zu Gute kommen.
  • In der „Koalition Zukunft“ hat der „Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik“ bereits stattgefunden. Es traut sich zwar niemand „Verkehrswende“ zu sagen, aber wenn es um die konkrete und „konsequente“ Umsetzung eigener Ziele und Verträge geht, sind alle voll auf einer Linie: Es müssen Maßnahmen her, die möglichst schnell sichtbare und erfahrbare Ergebnisse liefern und gleichzeitig nachhaltig in Sachen Modal Shift wirken. Ein Prozent weniger Pkw pro Jahr! (Zuzüglich all der bisher nicht geschafften Prozente! + Zinsen)

Koalitionsvertragsargumentation

  • Die „Koalition Zukunft“ hat einen Koalitionsvertrag und von ihren Wählern Mehrheiten im Rat sowie den zuständigen Fachausschüssen geschenkt bekommen. Sie steht voll hinter dem Klimaschutzteilkonzept und will dieses konsequent umsetzen. Das heißt nicht nur „im Grundsatz“, sondern gemäß der teuer eingekauften Maßnahmen- und Prioritäten-Liste, die sich wunderbar mit den Wahlversprechen aus dem Koalitionsvertrag verbinden lässt.
  • Die „Koalition Zukunft“ steht nach wie vor geschlossen zu ihrer Einschätzung der B 399n-Uralt-Planung, die sie aus dem Klimaschutzteilkonzept ableitet: „Die alte Planung entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen.“
  • Hiermit kann nur gemeint sein, dass die heute geltenden Richtlinien und Qualitäts-Standards beim Neubau von Straßen in die Planung einfließen müssen, damit die Koalition ihre Zustimmung gibt.
  • Außerdem muss natürlich das ach so wichtige Klimaschutzteilkonzept angemessen berücksichtigt werden. Dieses gibt mit seinen hervorgehobenen Radschnellwege-Maßnahmen mit direktem B 399n-Bezug den aktuellsten städtischen Planungsstand (einstimmig im Rat beschlossen) wieder.
  • Alle warten nur noch kurz auf die Aktualisierungen der Gesamt-Planung und der dazugehörigen Gutachten. Diese Aktualisierungen basieren auf aktuellen Regelwerken, auf „Gleichberechtigung der Verkehrsarten“ und diesem ganzen Blabla. Als ob heute noch jemand auf die Idee käme, eine Straße zu bauen, wie wir sie noch in den 1970ern geplant hätten – ohne adäquate Berücksichtigung (Förderung, Gleichstellung, Priorisierung?) des Umweltverbundes. Gemischte Rad-Fuß-Wege im hoch frequentierten Bahnhofsumfeld? Abgeschnittene Radwege-Verbindungen? Umwege für Rad und Fuß, damit Pkw möglichst schnell und bequem durch die Stadt fahren können? Straßenneubau ohne begleitenden Rad- und Fußwege-Neubau? No way!

Gesunder-Menschenverstand-Argumentation

  • Die Fehler, die mit der B 56n, bei der es sich immerhin tatsächlich um eine OrtsUMgehung handelt, begangen wurden, werden nicht wiederholt. Erst recht nicht bei einer Bundesstraße, die sich mitten durch die Stadt ziehen soll. Schließlich ist man lernfähig und erkennt die (veränderten) Notwendigkeiten der Zeit. Und steht zu seinem Wort!
  • „Wingels sagte aber zu, dass die Stadt bei künftigen Straßenbauprojekten, zum Beispiel den derzeit laufenden Planungen zur Dürener Nordumgehung (B399n), die Interessen der Radfahrer stärker im Auge behalten werde. Allerdings machte er auch klar, dass Umgehungsstraßen ja gerade dafür gebaut würden, um Verkehr aus der Stadt rauszuhalten, so dass in der Stadt Freiraum auch für Radfahrer entstehen kann.“ Quelle: Dürener Zeitung, 27.02.2020
  • Dass die B 399n auf die alternative Route (Alte Eisenbahn, Birkesdorf statt durch den DSB) gepflanzt wird ist auszuschließen, da es hierfür keine Zustimmung der SPD geben wird.
    (Reine Vermutung – aus Gründen. *Zwinkersmiley*)
Kommt das hier alles weg?
Erwischt es den Skaterplatz eigentlich auch, falls die B 399n doch auf die Alternativstrecke (Alte Eisenbahntrasse) gepflanzt wird? Wie verhalten sich B 399n und ISEK Birkesdorf zueinander? Auch die leer stehende Immobilie neben dem Skaterplatz spricht dafür, dass bald entschieden wird, wo und wie uns die B 399n-Baustelle erwartet.
  • Alle Behauptungen, dass nur die Uralt-Planung B 399n umsetzbar sei, sind Bullshit und leicht zu widerlegen:
    A) Wie käme der ehemalige Amtsleiter sonst noch im Februar 2020 auf die Idee, von „derzeit laufenden Planungen“ zu sprechen? In B 56n- und B 399n-Zeiträumen gedacht, war das ja erst gestern. 😉
    B) Wieso hätten CDU & Co sonst noch 2014/15 einem Konzept (dem zentralen Verkehrskonzept Dürens), in dem der RS 399n noch wichtiger ist als die Förderung der Pkw-E-Mobilität, zustimmen können?
    C) Das erforderliche 2. Deckblatt liegt offensichtlich noch gar nicht vor.
    D) Wieso sollten die Koalitionäre Wahlversprechen machen, von denen sie wissen, dass sie sie eh nicht erfüllen können?
    E) Wieso läuft/lief noch in diesem Jahr eine offizielle Planungs-.und Gutachten-Aktualisierung, wenn eh feststeht, dass die Uralt-Planung kommen muss?

Schlussfolgerung

All das lässt eigentlich nur eine Schlussfolgerung zu:

Der Radschnellweg RS 399n kommt!

Dafür spricht auch das Bekenntnis der CDU zu separierten Radwegen statt nicht-separierter Todesstreifen. Mir fallen eigentlich gar keine Argumente gegen den Bau des RS 399n ein.

Außer vielleicht die Entscheidung der Koalition, ganz auf den Bau der „Innenstadt-Autobahn“ zu verzichten. Doch selbst das müsste ja nicht gleichzeitig auch der Todesstoß für den RS 399n bzw. den RS Nordtangente sein. Ganz im Gegenteil. Schließlich weiß die Koalition ja, wo sie hin will und dass sie langsam mal die Richtung ändern muss, wenn sie ihre Ziele (s.o.) erreichen will. Bisher fährt sie leider noch viel zu oft in die falsche Richtung, muss also erstmal wieder umkehren und die verlorene Zeit (samt Fehlmaßnahmen) wieder wett machen. Auch das spricht aus meiner Sicht eher für all die tollen Radschnellwege, Fahrradstraßen und von Falschparkern befreiten Fuß- und Radwege, die ALLE haben wollen. Dank der kontraproduktiven Schutzstreifenoffensive sind wir wieder zurückgefallen und müssen deshalb jetzt richtig reinklotzen. Mit Leuchtturmprojekten noch und nöcher und einer Konsequenz, über die sich jeder Koalitionsvertragsschreiber freuen würde.

Und wie geht´s weiter? Mal realistisch…

Auf jeden Fall wird´s spannend und eine Entscheidung scheint näher zu rücken. Im Dezember geht der CDU-Vorstoß in den Stadtrat. Die Lokalpresse wird definitiv ausführlich berichten – und voraussichtlich wieder tendenziell die CDU-Position vertreten/promoten (vermute ich).

Wie sich die Koalition positionieren wird, wage ich nicht zu prognostizieren, da ich innerhalb der Koalition keine verkehrspolitische Linie pro Verkehrswende sehe. Eine einheitliche Linie, die aus überzeugter und überzeugender Haltung kommt, schon mal gar nicht.

Und was macht unser neuer Landes-Verkehrsminister? Er wird ja explizit angesprochen, da ist vielleicht auch eine Positionierung zu erwarten. Diese wird besonders spannend. Am 18. Juni 2020 hat er sich noch vehement gegen die „Stadtautobahn“ ausgesprochen. Mit ziemlich eindeutigen Worten.

Vorsicht, diesen Facebook-Link zu Oliver Krischers B 399n-Video nur anklicken, wenn Du auf Datenschutz scheißt! 😉

Nur war er damals noch nicht NRW-Verkehrsminister oder Klein-Partner in einer CDU-Grüne-Koalition. Vielleicht umso besser: die wollen ja bekanntermaßen 25% Radverkehrsanteil und der Pkw-Verkehr spielt so gut wie keine Rolle in deren Koalitionsvertrag:

Präambel „Verkehr“:

Der öffentliche Verkehr, der Schienenverkehr und der Radverkehr sind das Rückgrat der zukünftigen nachhaltigen und vernetzten Mobilität. Diese hat einen hohen Stellenwert für die Menschen und die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen und ist wesentlich für gesellschaftliche Teilhabe und wirtschaftlichen Erfolg. Wir wollen
Mobilität in der Stadt sowie im ländlichen Raum zuverlässig, nachhaltig, barrierefrei und sicher gestalten.

Aktueller Koalitionsvertrag 2022-2027 CDU/Grüne NRW,
Zukunftsvertrag für NRW

Was kann da also noch schief gehen?