Es folgt ein Artikel aus der aktuellen Zeitung am Sonntag – Zitierter Text in blau, angereichert mit einigen Fotos und Hervorhebungen von mir.
Düren Seit 2015 engagiert sich Pro Rad für eine Verbesserung der Radverkehrsbedingungen in Düren. Mit dem Sprecher Rob Maris und den aktiven Mitgliedern Helmut Stahl und Imke Grenzdörffer sprach Achim Schiffer über Möglichkeiten, den Radverkehr in Düren zu verbessern.
Die sogenannte „Protected Bike Lane“ in der Veldener Straße soll nach Willen der Politik und Verwaltung ausgebaut werden, und das in beiden Fahrtrichtungen der Veldener Straße auf einer Länge von rund 1000 Metern zwischen der Kreuzung Fritz-Erler-Straße und dem Ortseingang Birkesdorf in Höhe der Firma Reflex. Wieso befürworten Sie das Projekt?
Rob Maris: Weil es sich um eine überbreite Straße handelt. Nicht etwa, weil dort nachweislich viele Radfahrende unterwegs sind. Ein Schutzstreifen macht wenig Sinn bei vierspurigen Straßen, noch bei solchen Straßen, bei denen Pkw nebeneinander fahren können, weil dann die Unfallwahrscheinlichkeit höher ist.
Imke Grenzdörffer: In der Veldener Straße ist ein zweispuriger Verkehr überhaupt nicht vorgesehen – zumal weil der weitere Verlauf ohnehin nicht überbreit ist, so dass man ohne Probleme den Verkehr einspurig fließen lassen kann und dann genügend Platz für einen abgetrennten Streifen für die Fahrradfahrer da ist.
Sie haben ein Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Dietmar Nietan geführt, damit er sich für nachträgliche Verbesserungen für den Fahrradverkehr entlang der neuen Ortsumgehung B56 n einsetzt. Welche Vorschläge haben Sie?
Maris: Weil der Bund Mehrkosten von 14 Millionen genehmigt hat, haben wir noch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass der mit der Ostumgehung unterbrochene Radweg Düren-Girbelsrath wiederhergestellt werden kann. Der Bund kann ruhig eine Schippe drauf legen. Da eine Tunnellösung aufgrund einer notwendigen Sperrung mit der kompletten Freigabe der B56 wohl unrealistisch geworden ist, verfolgen wir jetzt noch einmal die Idee einer Brücke, die nicht nur über die Bundesstraße, sondern auch über die Bahnstrecke führen müsste.
Grenzdörffer: Weiter südlich ist die „radfahrerfeindliche“ Ampelschaltung an der Kreuzung der B56n mit der L271 vor Binsfeld ein Ärgernis. Im ungünstigsten Fall müssten Radfahrer sechs Mal an den verschiedenen Ampeln einen Knopf drücken, um über die Fahrbahn zu gelangen. Die Anlage sollte dahingehend geändert werden, dass immer nur ein Anforderungsknopf gedrückt werden muss. Radfahrer sind zügig auf der anderen Seite, so dass dies kein Problem für den restlichen Verkehr darstellt. Schließlich wollen wir eine bessere Radverkehrsführung rund um den zu schmalen Tunnel am Arnoldsweilerweg, besonders im Bereich der neuen Eisenbahnbrücke über die Schoellerstraße. Als die neue Brücke gebaut wurde, ist für den Radverkehr nichts besser geworden. Wenn bald ein neuer Umbau ansteht, darf sich das nicht wiederholen.
In der vergangen Woche ereigneten sich zwei schwere Verkehrsunfälle, bei denen leider Fahrradfahrer schwer verletzt wurden. Ein Grund für Sie, noch einmal für Ihre Idee für einen Innenstadtring zu werben?
Maris: Grundsätzlich werben wir erneut für eine bestehende Idee, wenn neue Einsichten, Fakten oder Gegebenheiten „auftauchen“, die der Idee zuträglich sind. Zumindest solange ein Thema noch nicht unwiderruflich abgehakt ist. In diesem Falle treten wir auch deshalb weiterhin dafür ein, weil wir a) ein Gesamtkonzept für die Stadt wollen; nicht bloß ein Radvorrangroutenkonzept, und b) den Eindruck haben, dass Meinungen zum Innenstadtring quer über alle Parteien in Düren differieren.
Erklären sie doch bitte noch einmal die Idee des Innenstadtrings.
Helmut Stahl: Es gibt viele Radfahrende, die potenziell entlang der Innenstadt fahren müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Zum Beispiel Pendler/Schüler, die von Gürzenich zum Kreishaus, zu den Schulen in der Bismarckstraße oder zum Krankenhaus radeln oder vom Südosten zur Veldener Straße wollen. Der Innenstadtbereich wird aber von vielen Radfahrenden als gefährlich wahrgenommen, weil dort die Verkehrsdichte am höchsten ist, und es auch viele Querungen gibt. Wir haben vorgeschlagen, Hohenzollernstraße, Schenkelstraße, August-Klotz-Straße und Stürtzstraße auf einer Länge von rund 2,2 Kilometern wie in einem Kreisverkehr gegen den Uhrzeigersinn in eine Einbahnstraße mit zwei Fahrspuren für den motorisierten Verkehr und einem durchgängigen Zweirichtungsradweg umzuwandeln.
Maris: Ein großer Vorteil eines Einbahnstraßenringes ist, dass viele Abbiegespuren entfallen können und der Verkehr flüssiger wird. Durch die Zweirichtungsradwege wird zudem die Trennung des Radverkehrs vom ruhenden Verkehr ermöglicht. Der ruhende Verkehr sorgt einer aktuellen Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft zufolge für ein hohes Unfallrisiko für Fußgänger und Radfahrer. Wenn es nur an einer Seite Parkbuchten gibt, entsteht die nahezu ideale Situation, dass der Radverkehr uneingeschränkt sichtbar ist.
Zudem gibt es keine Rechtsabbiegerunfälle, und Linksabbieger sehen immer den Radweg direkt an der Fahrerseite.
Eine genaue Darstellung des Innenstadtrings wie auch ergänzende Informationen zum Thema Radverkehrsverbesserungen B56n kann man auf unserer Homepage prorad-dn.de finden.
Stadt der kurzen Wege…
Fahrradfreundliche Stadt…
Ein Prozent weniger Pkw pro Jahr…
Sehr schön – mal wieder die Perspektive derjenigen zu lesen, die unsere Innenstadt durch ihr persönliches Mobilitätsverhalten schon jetzt maßgeblich entlasten. Und die sich auch noch darüber Gedanken machen, wie noch mehr Menschen dazu bewegt werden könnten, eher Teil der Lösung als Teil des Problems zu sein.
Inzwischen fordern ja sogar eingefleischte Automobilisten wie “Autopapst” Prof. Ferdinand Dudenhöfer und ADAC mehr Fahrrad/Fuß/Öffis und gleichzeitig weniger Autos in unseren Städten. Und sie sagen inzwischen auch nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand, dass gerade die Autofahrer (+Einzelhandel und alle anderen in der Stadt) von jeder und jedem profitieren, der/die ihren SUV zum Brötchenholen mal in der beheizten Doppelgarage stehen lässt, um in der “Stadt der kurzen Wege” mal ein paar Meter unmotorisiert zurückzulegen..
Weniger Pkw auf den Straßen ist gleich mehr Platz für die verbleibenden Pkw? Das wäre nur eine dumme Milchjungenrechnung, wenn Fahrräder, Fußgänger und ÖPNV-Nutzende nicht tatsächlich viel effektiver und sozialer in der Stadt unterwegs wären was sämtlichen Ressourcenverbrauch und die anderen unzähligen unschönen Nebeneffekte der Stehzeuge betrifft. Weniger Lärm, Verschmutzung, Stinkerei, Parksuchverkehr, Staus, Unfälle, genervte Leute…
Das hieße dann aber im Umkehrschluss bzw im Vorkehrschluss zwangsläufig auch eine entsprechende Umverteilung des Raums. Möglichst zielführend natürlich – um nicht zu sagen “radikal”! Flächengerechtigkeit schafft sich leider nicht von selbst. Dabei sollten aus meiner Sicht folgende Gedanken unbedingt berücksichtigt werden:
- Je mehr und bessere Flächen für Rad, Fuß und ÖPNV, desto besser werden sie auch genutzt! Baue qualitativ hochwertige Radwege und du wirst mehr Radfahrer haben. Schaffe Haltestellen, gute Taktungen und günstige Tickets und die Leute setzen sich häufiger in Bus und Bahn.
- Je weniger und “schlechtere”, also teurere und weniger gut zugängliche Flächen für parkende, Parkplatz suchende und ansonsten eher unnötige Pkw in der Innenstadt, desto weniger bekommt man davon. Einfach mal über die Bepreisung des öffentlichen Raums nachdenken und da mal ordentlich nachjustieren? Auch das fordert der ADAC. Und der Deutsche Städtetag. Und die Verkehrsexperten…
Nennt sich “Push&Pull”. Warum ich das neben dem ProRad-Interview noch loswerden will? So gut auch immer der Geschützte Radstreifen an der Veldener Straße vielleicht jemals ausgebaut sein wird und so elegant und progressiv die Idee des Einrichtung-Innenstadtrings auch ist. Gerade jetzt, wo die “Vision Zero” auch gesetzlich verankert wurde: All das wird leider so lange nur loses Stückwerk und nicht Teil eines Gesamtkonzeptes bleiben, so lange es weder Willen, noch Beschlüsse dazu gibt, endlich mal die Themen Parkplätze & Lieferverkehr anzugehen.
Aber nicht nur hier und da. Ich spreche von einem echten “Parkraum-Management-Konzept”, das einerseits so konsequent umgesetzt wird, dass es auch die erwünschte Wirkung entfalten kann. Und das andererseits in direktem Zusammenhang mit einem “Lieferverkehr-Konzept” erstellt werden muss. Ohne beides wird die allseits gewünschte “Flächengerechtigkeit” wohl sonst nur ein Wunschtraum bleiben, fürchte ich.
Mal ganz blöd gefragt:
- Wenn wir doch eh schon dabei sind, überbreite Straßen zu reduzieren, Geschützte Radstreifen, Radschnellwege und Fahrradstraßen zu bauen. Wenn es doch der politische und gesellschaftliche Wille ist, unsere Städte sauberer, ruhiger und mit mehr Aufenthaltsqualität für Alle (nicht nur Autofahrer) zu gestalten…
- Wenn es doch gerade fast unendlich viele Fördermittel vom Staat gibt, um die (auch nationalen und internationalen) Ziele hinsichtlich der allseits erwünschten Verkehrswende zu erreichen…
- Wenn (regierende) Politik und (amtierende) Verwaltung doch schon seit langem den möglichst schnellen Paradigmenwechsel weg von der Pkw-zentrierten Planung hin zur menschen- und mitweltfreundlichen Raumnutzung beschwören…
- Wenn doch inzwischen sogar wissenschaftlich belegt ist, dass es nicht den Untergang des abendländischen Einzelhandels bedeutet, wenn Autofahrer nicht vor jedem innerstädtischen Laden massenweise Parkplätze vorfinden…
- Wenn diejenigen, die wirklich mit dem Auto in die Innenstadt müssen (Behinderte, Anwohner, Notdienste, Handwerker und so weiter), das auf einmal viel besser bewerkstelligen können, weil einfach weniger andere Parkplatz-konkurrierende Autofahrer unterwegs sind, da man es denen nicht mehr schmackhaft macht, ihre zwei morgendlichen Brötchen per SUV einzukaufen…
- Wenn es doch traurige Tatsache ist, dass das Ordnungsamt heillos überlastet ist und es niemals schaffen wird, die allgegenwärtigen gefährlichen Falschparker auf Geh- und Radwegen zu entfernen…
- Wenn wir uns doch schon vor Jahren dahingehende Ziele gesetzt haben, die wir überhaupt noch nicht erreicht haben… Wie beispielsweise den Modal Shift aus dem Klimaschutz-Teilkonzept…
Warum dann eigentlich nicht mal den Schalter umlegen? Und endlich mal ein Gesamt-Konzept entwickeln? Dem “Paradigmenwechsel” ein Gesicht geben. Park- und Lieferverkehr neu sortieren! Als Teil eines – wie heißt es immer so schön – “Integrierten Handlungskonzepts Innerstädtischer Verkehr”. Vielleicht auf Basis des Klimaschutz-Teilkonzeptes in Kombination mit Innenstadtring und den diversen Masterplänen?
Oder kommt in den nächsten zwanzig Jahren nochmal ein Zeitfenster, in dem echter Wandel möglich sein wird? Drängt die Zeit nicht ein wenig – mit Blick auf die Langwierigkeit von Verkehrsplanungs- und Bewusstseinsbildungsprozessen? Gibt es nicht sogar schon diverse erprobte und bewährte Konzepte, mit denen man vielleicht auch in Düren arbeiten könnte?
Na dann mal los: Her mit den niederländischen Parkraum-und Verkehrs-Konzepten!
Oder fehlt etwa doch der lokalpolitische Wille und Mut für diese (in manchen Augen) undankbare Aufgabe? Als autofahrender Radfahrer und radfahrender Autofahrer habe ich da überhaupt keine Angst vor!
Fortsetzung folgt?
29. Juni 2021 um 09:36 Uhr
So billigt parkt man in Düren im Parkhaus, 1,20 pro Stunde
….und am Straßenrand sogar noch billiger…
https://en.parkopedia.com/parking/locations/52349_d%C3%BCren_nordrhein-westfalen_deutschland_2b80u1h8grye6yqd6f/?arriving=202106291000&leaving=202106291200
Mut dem Fahrrad sogar gratis!