„Vor gut vier Monaten hat die Koalition „Zukunft Düren“ ihren Koalitionsvertrag veröffentlicht.

So habe ich vor einiger Zeit mal einen Blogbeitrag angefangen, der seitdem als „Entwurf“ darauf wartet, veröffentlicht zu werden. Wie es aussieht fehlten eigentlich nur noch ein paar Bilder, die ich nie eingefügt habe. Jetzt sind schon wieder drei Monate vergangen. Vielleicht mal Zeit, das Ding ein wenig upgedatet auf den Weg zu bringen.


Nun denn: Im Koalitionsvertrag heißt es…

Mobilität

Wir wollen den Stadtraum zukunftsgerecht neu verteilen. Fußgängerinnen und Radfahrerinnen brauchen mehr Raum.

Daher ist für uns der Ausbau des Radwegenetzes wichtig.

Aber auch die Sicherheit der Fußgänger*innen ist für uns oben auf der Agenda.

Ein zurzeit erarbeitetes Gutachten zur fahrradfreundlichen Stadt soll für uns Maßstab neuer Maßnahmen sein. Das Klimaschutzteilkonzept wird konsequent von uns umgesetzt.

Wir streben in den nächsten drei Jahren an, „Fahrradfreundliche Stadt Düren“ zu werden.

Alle vierspurigen und überbreiten Straßen sollen auf zwei Fahrspuren für den motorisierten Verkehr, für sichere Fahrradwege zurückgebaut werden.

Die Achse August-Klotz Straße bis Birkesdorf, die Stürtzstraße und die alte B56 werden zuerst in Angriff genommen.

Wir werden vermehrt Fahrradstraßen in der Innenstadt schaffen.

Wir wollen in der Innenstadt grundsätzlich Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit wo möglich.

Koalitionsvertrag „Zukunft Düren 2020-2025“, 10.11.2020 (Hervorhebung von mir.)

Ein strammes Programm, das wahrscheinlich gerade koalitionsintern (unter erschwerten Corona-Bedingungen) konkretisiert wird. Einiges ist ja bereits so konkret formuliert, dass die Planung schon in vollem Gange sein müsste/könnte.

Und tatsächlich kann man an der einen oder anderen Ecke spüren, dass sich etwas bewegt. Auch wenn Vieles natürlich noch nicht baulich auf der Straße angekommen ist. Ein gewisses „Bemühen“ ist nicht zu leugnen. 😉 Ernsthaft: Es gibt eine neue Stelle für Radverkehrsplanung und verschiedene Versuche die Bürger über Online-Umfragen zu beteiligen. Und vielleicht sogar so etwas wie ein gesteigertes „Bewusstsein“ dafür, dass Verkehr nicht nur aus Pkw besteht.

Jedoch zeigt sich inzwischen auch, was sich hinter so manchem politischen Versprechen tatsächlich verbirgt. So waren wir Radfahrende doch höchst erfreut, von einem Gutachten zur fahrradfreundlichen Stadt zu lesen, das der Maßstab neuer Maßnahmen sein sollte. Und das dann auch noch in direkten Zusammenhang mit dem Klimaschutz-Teilkonzept „Klimafreundliche Mobilität“ gesetzt wurde.

Für Viele hat sich das im bunten Koalitionsvertrag so angehört als entstünde da ein echtes Radverkehrskonzept. Herausgekommen ist aber nur ein relativ schmales „Radvorrangrouten-Konzept“, das gar nicht den Anspruch hat, den Raum neu zu verteilen oder Ideen für Liefer- und Parkraum-Konzepte zu liefern.

Stattdessen gibt das Konzept eigentlich nur ein paar (wahrscheinlich noch sehr dehnbare) Kriterien für noch genau zu definierende Radvorrangrouten (Radialen in die Innenstadt hinein) und kommunal wichtige Radrouten vor. That´s it. Ich sehe das Ding eigentlich nur als kleine Ergänzung und Konkretisierung des Klimaschutz-Teilkonzeptes, welches den eigentlichen (konsequent umzusetzenden) verkehrspolitischen Maßnahmen-Katalog enthält.

Nichtsdestotrotz steht auf jeden Fall das Ziel bis zur nächsten Kommunalwahl: Düren wird Fahrradfreundliche Stadt! Daran will und wird sich die Koalition messen lassen (müssen).

Die „Fahrradfreundliche Stadt“

Was ist das überhaupt? Kann das jede Kommune von sich selbst behaupten, sobald sie meint, sie sei qualifiziert? Oder gibt es da irgendwelche Kriterien, die etwas greifbarer sind? Und falls ja: Wie stehen die Chancen, das Wahlversprechen zu erfüllen und in drei Jahren „Fahrradfreundliche Stadt“ zu sein? Und wie korrelieren die Kriterien mit den Beschlüssen und Empfehlungen im ach so wichtigen Klimaschutz-Teilkonzept? Ein paar kurze Antwortversuche…

Laut Wikipedia wird der Titel „Fahrradfreundliche Stadt/Kommune“ von den Bundesländern vergeben. In NRW berechtigt die Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e. V. (AGFS) zum Tragen des Titels.

Damit ist das schon mal geklärt. Was muss in den kommenden drei Jahren also alles abgehakt werden, um AGFS-Mitglied zu werden? Hier der gesamte Kriterienkatalog zur Aufnahme in die AGFS.

Da dieser doch einigermaßen umfangreich ist, will ich nur mal ein paar exemplarische Punkte herausnehmen. Und es muss natürlich Folgendes betont werden:

Mitglied der AGFS können Kommunen werden, die den hohen Nutzen der Nahmobilität erkannt haben sowie den Rad- und Fußverkehr bereits aktiv fördern. Die Aufnahme in die AGFS zeichnet jedoch nicht einen erreichten optimalen Zustand aus. Vielmehr markiert sie den Beginn einer intensiveren Förderung der Nahmobilität. Dabei werden die Mitgliedskommunen von der AGFS ideell, materiell und durch einen stetigen Know-how- Transfer unterstützt. Ziel des Prozesses ist es, die Bedingungen für den Rad- und Fußverkehr kontinuierlich zu verbessern. Um dies zu gewährleisten, wird die Mitgliedschaft jeder Kommune alle sieben Jahre anhand der erreichten Fortschritte überprüft. (…)

Die folgende Übersicht listet Kriterien auf, anhand deren Kommunen ihre Förderung der Nahmobilität in Aufnahme- oder Verlängerungsanträgen beschreiben können. Die offene Liste bietet Anhaltspunkte. Kommunen müssen nicht zwingend alle Kriterien erfüllen. Sie können ebenfalls auch hier nicht genannte Punkte, die sich z. B. nach den örtlichen Gegebenheiten richten, in den Anträgen anführen. Aufgrund der unterschiedlichen Aufgabenbereiche zwischen Städten, Gemeinden und Kreisen werden die einzelnen Kriterien im Verfahren zur Aufnahme bzw. zur Verlängerung der Mitgliedschaft unterschiedlich gewichtet.

Hinweise für den Antrag auf Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V.

Kommunalpolitische Zielsetzung

  • Anhebung des Anteils der Nahmobilität am Gesamtverkehrsaufkommen auf 60% in den Innenstädten (Evaluation durch Modal Split Erhebung)
  • Für den Radverkehr wird ein Anteil von 25% in den Innenstädten angestrebt (Evaluation durch Modal Split Erhebung)

Ui. Da gibt´s aber dringenden Handlungsbedarf! Ähnlich wie die Bundesregierung beim Klimaschutzgesetz gezwungenermaßen nachjustieren musste, muss die Bunte Koalition dies wohl auch beim Klimaschutzteilkonzept (KSTK) machen. Mit dem aktuellen Ziel, die Pkw-Dominanz zu zementieren, wird eine Aufnahme in die AGFS wohl schwierig.

Wenig ambitioniert und nicht den eigenen Zielen entsprechend:
Die AGFS fordert 60% Nahverkehrsanteil als kommunalpolitische Zielsetzung. Düren will nur 46%.
Der Fußverkehrsanteil soll gar nicht gesteigert werden.
Der Radverkehrsanteil nur auf 15% anstatt auf die geforderten 25%.

Das passt alles überhaupt nicht zusammen. Ich erinnere auch nochmal an das Mobilitätsmanagement-Ziel „Ein Prozent weniger Pkw pro Jahr in Düren!“.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Modal Split bzw der Modal Shift, also die Veränderung des Modal Split seit Beschluss KSTK offensichtlich gar nicht erfasst wurde. Wir wissen also weder, wo wir gerade stehen, noch wie die verkehrspolitischen Maßnahmen der vergangenen Jahre gewirkt haben? Die Ergebnisse der vergangenen ADFC-Fahrradklima-Tests und ein paar Pendler-Statistiken aus dem regionalen Nahverkehrsplan geben darüber wahrscheinlich noch am besten Auskunft.

Ich frage mich, welche Zahlen man der AGFS überhaupt auf den Tisch legen will, um an den begehrten Titel „fahrradfreundlich“ heranzukommen? Bestimmt nicht die des ADFC-Fahrradklima-Tests…

Screenshot: Ergebnisse ADFC-Fahrradklima-Test Düren 2020

Aber vielleicht ist es der Stadt ja tatsächlich gelungen den Radverkehrsanteil in den letzten Jahren maßgeblich zu steigern – entgegen der subjektiven Meinung der tatsächlich Radfahrenden und trotz der nach wie vor mangelhaft-ungenügenden Infrastruktur? Ich bin mal auf aktuelle Zahlen gespannt! Es kann ja eigentlich nur besser werden. *Zwinkersmiley*

Und diesmal will ich mich auch gar nicht wieder all die anderen Konzepte, Gesetze und Pläne beziehen, die schon längst viel mehr fordern, als wir uns vorgenommen haben, in den Raum werfen. Ein Blick auf das längst beschlossene und sich gerade (hoffentlich) in Halbzeit-Nachjustierung befindliche KSTK zeigt:

Selbst von den (aus heutiger Sicht) wenig ambitionierten und unzureichenden Zielen und Maßnahmen des KSTK sind wir noch Lichtjahre in Raum und Zeit entfernt. Ob allerdings eine zukunftsgerechtere Zielsetzung de facto nicht nur dazu führt, dass die Schere zwischen Zielen/Versprechen/Sonntagsreden einerseits und tatsächlich Umgesetzten andererseits nur noch weiter auseinander klaffen wird, bleibt abzuwarten… In Düren wird es leider keinen bundesrichterlichen Druck geben, vermute ich.

Screenshot: ADFC-Fahrradklima-Test-Ergebnisse.

Prioritätensetzung für die Nahmobilitätsförderung

  • Politische Grundsatzentscheidung:
    Naja, könnte man mit viel gutem Willen als gegeben abhaken, da das Klimaschutz-Teilkonzept ja einstimmig beschlossen wurde und nun, nach gut fünf Jahren, wieder beschlossen wurde, es (jetzt aber wirklich und ganz echt und voll konsequent und so!) umzusetzen. Der Koalitionsvertrag gibt natürlich auch die üblichen Ankündigen und Versprechen her. Geschenkt und abgehakt. Muss „nur noch“ umgesetzt werden.
  • Organisatorische, personelle und finanzielle Regelungen:
    Von einer guten Personal- und Finanzplanung kann man wohl erst dann anfangen zu sprechen, wenn die notwendigen Stellen in den Ämtern geschaffen wurden und es gelingt, ein paar Euro aus den Millionen-Töpfen der Verkehrswende-Förderung anzuzapfen. Da wurden ja unlängst erste Schritte gemacht, eine neue Stelle geschaffen und mal ein paar Fördermittel beantragt. Ob das ausreicht und was die Zukunft personell und finanziell bringen wird? Hängt stark zusammen und bleibt abzuwarten. Aktuell sind wir auf jeden Fall noch nicht so aufgestellt, dass wir „Fahrradstadt“ werden könnten, schwant mir. Allerdings geistern auch so Zahlen wie “30 Euro pro Kopf und Jahr“ und Begriffe wie “Verstetigung der Förderung” durch den Raum. Auch hier ist viel Bewegung im Spiel.
  • Rad- und Fußverkehrskonzept (Nahmobilitätskonzept) ggf. auch integriert in VEP Fortschreibung der Rad- und Fußverkehrsplanung:
    Siehe oben: Anstatt eines echten Konzepts bekommen wir nur ein paar Vorschläge für Radialen, die ein wenig nach Qualitätsstandards, die eh schon längst „Standard“ sein sollten, aufgepeppt werden. Die Innenstadt bleibt dabei ziemlich außen vor. Von Fahrradstraßen, Radschnellwegen etc scheint wenig übrig geblieben zu sein seit Beschluss des KSTK.
  • Fuß- und Radwege von ruhendem Kfz-Verkehr freihalten:
    Hahaha! LOL! Sorry, ein absolutes Ausschlusskriterium für Düren! Vergesst die Mitgliedschaft… Total fail! Wahrscheinlich neben der miesen Infrastruktur das Hindernis Nummer 1 um mehr Leute vom Pkw auf´s Rad zu bekommen. Gerade für die kleinen Besorgungen in der *hüstel* „Fahrradfreundlichen Stadt der kurzen Wege“. Denn das absolute Unvermögen für freie Radwege und -streifen zu sorgen führt genau zu der Unsicherheit, die viele vom Umstieg abhält. Aus tagtäglicher Erfahrung kann ich guten Gewissens behaupten, dass es sich hierbei um ein dauerhaftes, strukturelles Problem handelt und nicht um „subjektives“ Sicherheitsempfinden! Es scheint, als habe das Ordnungsamt diesbezüglich bereits kapituliert. So wie bei den Rasern, denen man in manchen Stadtteilen auch kein Paroli bieten kann. Traurig…
  • Berücksichtigung der technischen Handreichungen der AGFS als Mindeststandard (z.B. Baustellenbroschüre, Querungsstellenbroschüre):
    Ohne alle Handreichungen und Standards en detail zu kennen, schwant mir (bzw den städtischen Fahrradstadt-Plänen) auch hier Übles. Ich sage nur: B399n-Altplanung, anhaltender Schutzstreifen-Fetischismus. Soll ich mal ein paar Beispiele aus den Handreichungen raussuchen? LOL! Besser nicht…
Gehweg, Schutzstreifen, absolutes Halteverbot. Was will man mehr?
Parkplatz suchenden Autofahrern reicht dieses Angebot völlig aus. Danke an Fußgänger, Radfahrer und das Ordnungsamt für die freundliche Unterstützung und das Verständnis!
Tägliches Eltern-Taxi-Ritual.
Absolutes Halteverbot, separierter roter Radweg.
Maximale Vorbildfunktion.
*Zwinkersmiley*
Symbolbild
Alltagsbild
150 Meter weiter…

Stadtplanerische Schwerpunkte

  • Gleichberechtigte Planung nichtmotorisierter Verkehre (integrative Verkehrsplanung):
    Gleichberechtigte, integrative Verkehrsplanung für den Nicht-MIV? Hat mal jemand die Haushaltszahlen für die Investitionen in die jeweiligen Verkehrsmittel zusammen gerechnet? Dann kann man ja mal anfangen zu vergleichen und anzugleichen. Könnte lustig werden… Ich tue mir das aber nicht en detail an. Sorry! „Unter ferner liefen“ finde ich aber auf Anhieb auch ein paar Zahlen, die ich direkt Maßnahmen zuordnen kann, die nicht Pkw-bezogen oder Pkw-verursacht sind. Fliege ich aber über die Gesamtmaßnahmen und -Ausgaben, stelle ich ohne großes Rechnen fest: Pi mal Daumen kann von gleichberechtigter Planung keine Rede sein.
    Denn wir Autofahrer verursachen nicht nur uns Autofahrern selbst und der Gesellschaft im Allgemeinen jede Menge Kosten, sondern vor allem auch unserer Kommune, die die vielen Straßen und hübschen Abbiegespuren andauernd in Stand halten muss, ständig neue Umgehungsstraßen bauen muss und so weiter. Radwege sind diesbezüglich sehr viel billiger. Sowohl im Bau als auch im Unterhalt. Schade eigentlich, dass es davon noch vergleichsweise wenig gibt. Würde sich vielleicht rechnen. Nicht nur finanziell…

Von „besonderer Förderung“ zu reden wäre also ziemlich unredlich. Es sei denn man nimmt die von allen Seiten gescholtene vergangenheitliche Fehlplanung als hehren Maßstab für alles Jetzige und Zukünftige. Wundern würde es mich nicht sonderlich. Ich wäre nur auf die rhetorischen Stilmittel gespannt, mit denen uns das verkauft werden sollte. Könnte ggf ein realsatirischer Höhepunkt des Jahres werden:

”Nachdem wir die für uns alle absolut unabsehbaren Kinderkrankheiten der B56n (Staus in alle Richtungen, wütende Motorisierte, Unfall dank ausgefallener Ampel…) nun langsam in den Griff bekommen haben, sind wir genau wie Straßen.NRW fest davon überzeugt, dass der “Königsweg aus der Luftverschmutzung” ab sofort die versprochene Reduzierung des innerstädtischen Pkw-Verkehrs um rund die Hälfte bringen wird.
Deshalb ziehen wir jetzt auch die Alt-Planung der B399n durch, da die oben genannte Reduzierung weit über die ursprünglichen Prognosen hinausgeht und damit neue/alte Spielräume für mehr innerstädtischen Pkw-Verkehr schafft. Indem wir sämtliche heute gültigen Standards für Rad- und Fußverkehrsanlagen hierbei komplett ignorieren werden, stellen wir die im Sinne zukünftiger Generationen ausgewogene Verhältnismäßigkeit wieder her. Schließlich fahren wir in 20 Jahren alle mit hocheffizienten Öko-Verbrennern durch die Gegend. Das will in guter deutscher Straßenbau-Tradition vorbereitet sein.”

Lang lebe die Gleichberechtigung! Parkplätze = Lebensqualität!
Ja, ist dann halt ein bisschen eng für Gehbehinderte und Eltern mit Kinderwagen usw.
Und Fußgänger müssen halt einfach auch mal warten wegen angeordneter Parkplätze auf ihrem eh schon zu schmalen Gehweg.
Hauptsache ist doch: Zwei unersätzliche Parkplätze gegenüber der Bushaltestelle bleiben erhalten. Ist wahrscheinlich Teil des fußgängerfreundlichen Park&Ride-Konzepts der Stadt der kurzen Parkplatz-Wege. Und der allseits geforderten vernünftigen Verhältnismäßigkeit. Toll!

Nahmobilitätsfreundliche Infrastruktur schaffen

  • Fahrradstraßen:
    Obwohl schon 2015 einstimmig beschlossen, gibt es heute, 2021, immer noch keine einzige Fahrradstraße. Im Gespräch waren schon Dr.-Overhues-Allee, Goethe-Straße… *Gähn*
  • Radwege:
    Ja. Irgendwie. Mehr schlecht als recht. Ein einziger geschützter Radstreifen in (umstrittener) Planung. Ein bisschen Instandhaltung und Aufwertung durch ein bisschen Farbe hier und da. Reicht das?
  • Radschnellwege:
    Der RS399 kommt mit der B399n! Sorry, ich utopisiere. Die im Maßnahmenkonzept des KSTK vorgeschlagenen Radschnellwege sind selbstverständlich kein Thema mehr soweit ich weiß.
  • Tempo 30/Verkehrsberuhigung:
    Tempo 30 gibt es nur als Flickenteppich-Stück. Soll aber angeblich kommen: Wo immer in der City möglich.
  • Öffnung von Einbahnstraßen:
    Von den eigentlich anvisierten Einbahnstraßen (fast alle) wurde tatsächlich nur einige (die Hälfte?) für Radfahrer geöffnet.
  • Qualitativ hochwertige Abstellanlagen (z.B. ADFC zertifizierte Abstellanlagen) Radstationen:
    Kommt jetzt langsam mal ins Rollen mit (mal wieder) einer Online-Umfrage und der Planung des Fahrrad-Parkhauses am Bahnhof. Das ist vergleichsweise wenig invasiv, lässt sich also ein bisschen was von umsetzen, ohne Autofahrern weh zu tun. Gebongt!
  • Sichere Querungsstellen und Beachtung der einschlägigen Regelwerke (EFA, ERA, RASt, RiLSA, RAL, …) für alle öffentlichen Straßen und Wege:
    Vergesst es: Würde bauliche Eingriffe in die den Autofahrern versprochene Fahrbahn bedeuten oder in deren Ampelschaltungen und so. Das können wir nicht bringen! Sichere Querungsstellen sind oftmals noch ein Wunschtraum, Regelwerke werden nur da zur Hand gezogen, wo man sie gegen Radfahrmaßnahmen einsetzen kann (ich übertreibe ein wenig). Obwohl: Alle vierspurigen Straßen sollen ja umgestaltet werden. Da geht bestimmt noch was!
  • Zusammenhängende Rad- und Fußwegenetze:
    Nein, wir machen immer nur nebeneinander existierende Teilkonzepte, die möglichst wenig miteinander zu tun haben und von denen wir dann auch nur bestimmte (minimal-invasive, Autofahrer schonende) Teil-Aspekte umsetzen. Wenn überhaupt. 😉
  • Adäquat dimensionierte Fußverkehrsanlagen:
    An vielen Stellen auf jeden Fall „adäquat“ für Autofahrer-Parkraum-Bedürfnisse dimensioniert.
  • Attraktive öffentliche Räume (auch für Aufenthalt und Kommunikation, beispielsweise Ruhezonen, Spielparks, markante Treffpunkte, usw.):
    OMG! Das hieße ja im schlimmsten Fall, sich von ein paar Pkw-Parkplätzen trennen zu müssen! No way! Sowas gibt es nur in Konzepten wie dem KSTK, dem ISEK Birkesdorf und so weiter. Nicht in echt. *Zwinkersmiley* Wobei ja wieder Bewegung reingekommen ist, bspw in Sachen Parkplatz Schützenstraße, Parkplätze Weierstraße, Josef-Schregel-Straße… Tut sich vielleicht doch langsam was? Von einem Parkraum-Konzept kann aber leider bislang keine Rede sein. Obwohl dies doch ein sehr geeignetes Mittel zur Beeinflussung des Modal Shift wäre. Push&Pull und so…
  • Kein angeordnetes Parken auf Gehwegen auf Kosten der Mindestbreite:
    Ich bin ja eh für die Umkehr der Parkplatz-Logik. Warum nicht einfach Parken nur da erlauben, wo es explizit ausgezeichnet ist? Und dann nochmal gut überlegen, wo man überhaupt Parkzeuge im öffentlichen Raum stehen haben will. Dann würde sich nach und nach vielleicht mal ein Bewusstsein bei den Motorisierten etablieren, das nicht zur Denke führt: Mal eben rechts stehen bleiben geht immer. Natürlich nur, wenn auch kontrolliert würde…
Planungsprinzip Parkraumgestaltung und -erhaltung:
„Stehwege anstatt Gehwege“
„Stadt der kurzen Wege vom Parkplatz bis zur Haustür!“
Teil des qualitativ hochwertigen und maximal zusammenhängenden dreihundertirgendwas Meter langen Teststücks eines irgendwann einmal irgendwie einigermaßen teilweise geschützten Radstreifens auf der Veldener Straße. Erfüllt jeglichen AfDP-Qualitäts-Standard für Radverkehrsanlagen.
Made in Innovation Valley
Kein Platz für´s Rad. Ich wäre besser mit dem Auto in die City gefahren. So, wie es unsere Parkplatz-Planung vorsieht. Pkw-Parkplätze=Lebensqualität!

Service für den Fußgänger- und Radverkehr

  • Initiierung von fahrradbezogenen Dienstleistungen (z. B. Fahrradkuriere, Fahrradwachen, Reparaturservice, etc.):
    Davon habe ich persönlich nicht allzu viel mitbekommen. Außer dass die Polizei Pedelec-Sicherheits-Trainings für Senioren anbietet. Um die anderen Dinge kümmern sich wohl eher Private und Ehrenamtliche.
  • Schnittstellen schaffen (z.B. Mitnahme im ÖV, Bike and Ride):
    Ich meine, hier müsste man – wie so oft bei Radverkehrs-Themen – zwischen Stadt und Kreis unterscheiden. Die kreislichen Aktivitäten habe ich nicht ganz so auf dem Schirm wie die städtischen. Das AGFS-Mitglied Kreis Düren ist bzgl. sogenannter „Mobilitätsstationen“ auf jeden Fall ziemlich aktiv. Städtischerseits sehe ich da ein wenig Aktionismus bzgl Fahrradabstellanlagen (Fahrradparkhaus Hbf & 1.000-Bügel-Programm mit Melde-Portal), aber wenig wirklich konzeptionell Zusammenhängendes. Was aber Dringend nötig wäre, denn Flickschusterei wird auf Dauer nicht ausreichen, um auch nur den massiven Nachholbedarf bzgl. Rad&Fuß zu bedienen. Von neuen, innovativen Geschichten, die wirklich mehr Leute zum Umstieg vom Pkw auf vernünftigeren Nahverkehr bringen, mal ganz zu schweigen. Da heißt es: Klotzen anstatt kleckern!
  • Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Einzelhandel (z. B. Hol- /Bringdienste des Einzelhandels):
    Ist mir noch nicht entgegen gekommen in Düren. Obwohl: Diverse Imbiss-Lieferdienste sind inzwischen mit Lastenrädern und Ebikes unterwegs. Aber dass die Stadt den Einzelhandel dabei unterstützen würde, weiß ich nicht. Gab es da nicht mal eine Lastenrad-Förderung? Da ist auf jeden Fall noch viel Luft nach oben. Insbesondere wenn man sich anschaut, wie verbissen und ideologisch verbohrt unsere Einzelhandels-Vertreter von IGCity&Co. für den Erhalt jedes einzelnen innerstädtischen Pkw-Parkplatzes kämpfen. Ich gehe mal schwer davon aus, dass Politik und Verwaltung im Hintergrund für den x-fach in Sonntagsreden beschworenen diesbezüglichen „Paradigmenwechsel“ pro lebenswertere, auto-ärmere Innenstädte lobbyieren. Viel Erfolg!
  • Barrierefreier Einzelhandel:
    Gute Frage! Nimmt man als nicht darauf Angewiesener ja selbst kaum bewusst wahr. Muss ich mal drauf achten…
  • Fahrradfreundliche Arbeitgeber:
    Hat man oder hat man nicht. Ob es neben dem 1.000-Bügel-Programm weitere „Förderungen“ gibt, die sich mehr oder weniger direkt an die Betriebe/Institutionen/Vereine etc richtet, kann ich gar nicht genau sagen. Was ich sagen kann ist, dass man davon auf jeden Fall viel zu wenig mitbekommt.
  • Fahrradverleihsystem
    Hat die Stadt meines Wissens nicht im Angebot oder in Planung. Es wird aber über die Zulassung eine E-Scooter-Anbieters in Düren diskutiert.
Lieferverkehrskonzept Innenstadt:
Mit Warnblinker geht alles!
So geht´s aber auch (immer mehr)!

Kommunikation und Information

  • Nahmobilitätsfreundliches Klima fördern:
    Punktuell gibt es immer mal wieder Ansätze und Einzelne, die da versuchen wirksam zu werden. Das reicht aber vorne und hinten nicht. Die ADFC-Fahrradklima-Tests sprechen Bände! Es scheint sich für Radfahrende sogar von Jahr zu Jahr eher zu verschlechtern als zu verbessern! Und das seit in Kraft treten des KSTK! Insbesondere die allgegenwärtigen Falschparker, Raser und Eng-Überholer, die nicht kontrolliert werden, tragen neben der unattraktiven, gefährlichen, lückenhaften Infrastruktur extrem zur Verschlechterung des allgemeinen Verkehrsklimas bei. Davon sind alle Verkehrsteilnehmenden betroffen – nicht nur die Radfahrer.
  • Integriertes, offensives Marketingkonzept (Werbung, Medien) Bürgerinformationen, Broschüren, Flyer, Homepage, etc:
    Es gab einen Website-Relaunch. Die Seite ist jetzt endlich responsiv und es wurden ein paar Infos rund um Radverkehr dort gebündelt. Stadtradeln-Franchising läuft diesmal ohne Möglichkeit, Meldungen per App loszuwerden. Es gab mal wieder eine 1.5m-Abstands-„Kampagne“ in Form eines Presseartikels und einiger Banner und Plakate. Ein bisschen Online-Beteiligung an Radvorrangrouten-Konzept und Fahrradbügel-Suche. Reicht das, um von einem integrierten und offensiven Marketingkonzept sprechen zu können? Keine Ahnung…
  • Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Abstellen von Fahrrädern am Wohnhaus (Abstellanlagen barrierefrei zu erreichen):
    Diesbezüglich hat mich noch keine Info erreicht. Stattdessen wurden in unserer Straße fleißig neue Pkw-Stellplätze auf privatem Grund errichtet. (Für die teilweise Anwohner-Parkplätze weggefallen sind.)
  • Zusammenarbeit mit örtlichen Verbänden (ADFC, Senioren- und Behindertenverbände, Handel, Industrie, etc.):
    Bestimmt ziemlich gut was Handel und Industrie betrifft. Ein „Dürener Industrieller“ (Mr. B56n) hat ja unlängst beschrieben, welchen Einfluss er auf die Planung der größten Straßenbaumaßnahme der letzten Jahrzehnte als Einzelperson hatte. Unabhängig davon ob er ihn genutzt hat oder nicht. Planungen wie die B399n dienen eher der Erschließung „neuer“ Gewerbegebiete als der Modal-Shift-Zielerreichung. Als ADFC- und ProRad-Mitglied äußere ich mich an dieser Stelle nicht zur städtischen Zusammenarbeit, sondern verweise einfach auf die Website von ProRad.
  • Fahrrad- und Wandertourismusförderung:
    Ich glaube, das ist eher Aufgabe des Kreises. In dessen Fahrwasser kann man städtischerseits ein wenig Rurufer-Radweg-Romantik und -Reklame mitnehmen. Auf der städtischen Website gibt es allerdings ein paar Tour-Routen samt GPX-Track, die hier sogar noch ein wenig netter dargestellt werden.
  • Vorbildfunktion kommunaler Repräsentanten:
    Unser oberster Repräsentant beschreibt sich anlässlich des Starts von Stadtradeln 2021 als bekennenden Autofahrer. Das animierte Symbolbild, das erscheint, wenn man auf der städtischen Website eine falsche Adresse aufruft, ist nicht mehr Paul Larue (CDU), der auf einem Fahrrad durchs Bild flitzt, sondern Frank Peter Ullrich (SPD), der aus einem Rathausfenster herunter winkt. Die Veröffentlichung der o.g. gifs wurde mir leider von Seiten der Stadt nicht gestattet. Verlinken kann mir aber niemand verbieten. 😉 Larue ist leider offline, kann ich also nicht zeigen.
    Bilder sollen ja manchmal mehr sagen als Worte. Wollen wir hoffen, dass es beim Verwaltungs-Chef und städtischem Repräsentanten Nummer 1 nicht so ist.
  • Bereitschaft zur Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft (ideell und materiell):
    We´ll see…

Öffentlichkeitsarbeit

Neue Fahrrad-Rubriken auf der jetzt responsiven städtischen Homepage.
Freundlicher Hinweis auf freiwillige Selbstverpflichtung für Motorisierte.
Gibt´s auch als Plakat!
Screenshot: stadtradeln.de

Rege parlamentarische Teilnahme am Stadtradeln-Franchising. Diesmal ganz ohne RADar!-Melde-App. Ob es eine Heatmap oder anderweitige Datenauswertung geben wird, steht anscheinend noch nicht fest. Die Repräsentativität der Daten darf eh in Frage gestellt werden, wenn plötzlich „überzeugte Autofahrer“ nur auf´s Rad steigen, um mal mehr oder weniger öffentlichkeitswirksam ausnahmsweise ein paar Tage lang in die Pedale zu treten anstatt Gas zu geben. *Zwinkersmiley*
Eins ist sicher: Die angebliche CO2-Vermeidung wird bestimmt ganz prominent veröffentlicht. Anders als irgendein ADFC-Fahrradklima-Test-Ergebnis. Bin schon auf das Pressefoto gespannt…


Fahrradfreundlich in drei Jahren?
Fortsetzung folgt…