Da die Bußgeld-Einnahmen aus Parkverstößen fest im städtischen Haushalt einkalkuliert sind, wundert es nicht, dass die Devise beim Kontrollieren von Parkverstößen offensichtlich lautet: „Pflicht sind die geplanten Einnahmen und ein möglichst fließender Autoverkehr (erreicht durch möglichst gute Parkplatzfluktuation), Kür ist die Sicherheit.“

Wie sonst lässt sich erklären, dass allgemein bekannte Falschparker-Stellen, die andere Verkehrsteilnehmende (insbesondere Fußgänger und Radfahrer sowie „schwächere Verkehrsteilnehmer“) regelmäßig belästigen, behindern und gefährden, offensichtlich weitgehend ignoriert/toleriert werden?

Einige wenige Beispiele…

Neue Jülicher Str. am Nordpark (mein Fehler!!!)
Seit es hier einen „Mehrzweckstreifen“ gibt, wird dieser zugeparkt. Das Problem der Menschen, die nicht fähig sind, ihr Fahrzeug korrekt in die durchgehend vorhandenen Parkbuchten zu manövrieren, ist hinlänglich bekannt und wurde wiederholt gegenüber den Behörden angesprochen.

Verändert hat sich in den letzten Jahren aus meiner Sicht allerdings nichts. Nach wie vor stehen eigentlich immer mindestens drei, meistens mehr als fünf Pkw voll auf der Fahrbahn. Melde ich dies früh morgens dem Ordnungsamt, stelle ich nachmittags fest, dass dieselben Autos immer noch dort parken. Den ganzen Tag lang mussten sich also Radler damit abfinden und alle Autofahrer bekamen das Signal „Ist in Ordnung, wie ihr da parkt!“ Von Knöllchen keine Spur…

Stattdessen Schutzstreifen, die nicht so heißen, weil die keine sind. Selbst wenn die Motorisierten fähig wären, vernünftig zu parken, müsste ich – bei vernünftigem Seitenabstand – wenigstens auf dem Streifen, eher links daneben fahren. Reine Augenwischerei und Geldverschwendung.

Update Juni 2020: Ich habe mich belehren lassen müssen: Die Autos, die dort andauernd parken, stehen dort absolut korrekt! Mea culpa! Da es sich nicht um einen ordentlichen Schutzstreifen handelt, der heutigen Qualitätsmaßstäben entspricht, sondern nur um einen „Mehrzweckstreifen“, dürfen Pkw dort stehen wie sie wollen. Das Argument dafür, dass sie nicht die vorhandenen Parktaschen nutzen müssen, um nicht auf dem „Mehrzweckstreifen“ zu parken ist: Die Autos sind heute leider zu fett und passen da nicht mehr rein. Pech gehabt, Radler!

“Lustigerweise“ führen die Korrekt-Parker regelmäßig dazu, dass ich mit meinem Rad mitten auf der Fahrbahn fahren muss, was wiederum die Pkw-Fahrenden hinter mir sehr erbost, da sie mich nicht überholen können, wenn Gegenverkehr ist. Sonst klappt´s mit dem Überholen mit 40-50 Sachen in Tempo30 und mit Minimalabstand meistens ganz gut.

Und mal ehrlich: Wer hat sich bitte diese lächerlichen Mehrzweckstreifen ausgedacht. Das muss doch schon bei der Planung aufgefallen sein, dass die ein absoluter Witz sind. Nicht nur überhaupt nicht zielführend (Schutz der Radler), sondern sogar kontraproduktiv, da ich als Radler bei Einhaltung meines geforderten Seitenabstands nach rechts, genau auf dem Streifen selber fahre. Ratter-ratter-ratter. So etwas planen nur Menschen, denen die Radler-Perspektive total egal ist!

Ich ziehe also alle meine obigen Aussagen bzgl. „Falschparker“ am Nordpark wieder zurück. Hilft mir als Radler zwar nicht weiter, aber laut Stadt müsse ich das halt so akzeptieren. Punkt!

Dann seid doch aber wenigstens mal so konsequent und entfernt diese lächerlichen „Mehrzweckstreifen endlich wieder!

Nebenbei finde ich auch interessant, dass bei all meinen morgendlichen Ordnungsamt-Anrufen wegen genau dieser Stelle nicht einmal die Info kam: Die dürfen das, sparen Sie sich ihre Anrufe. Wie soll ich das deuten? Haben die einfach keine Ahnung oder ist das irgendwie schützenswertes Geheimwissen gewesen, dass man mir nicht verraten durfte? Wollte man mich die ganze Zeit glauben lassen, jemand würde sich tatsächlich kümmern, obwohl dem Ordnungsamt klar war, dass gar kein Verstoß vorliegt? „Wir schicken da gleich mal jemanden hin!“ Nee, ist klar! Wenn da tatsächlich mal jemand hingeschickt wurde – ist dem dann nie aufgefallen, dass ich zu Unrecht angerufen habe? Ist diese Info dann nie weiter gegeben worden, weil mir andauernd wieder erzählt wurde, es kümmere sich jemand darum? Ich kapier´s nicht.

Obwohl, irgendwie kapiere ich´s schon, denn es fügt sich nahtlos in das Bild, dass so manche Behörde/Verwaltung bzgl. der ach so gewollten „Priorisierung des Radverkehrs in Düren“ hat.

Ich packe das mal unter „Realsatire“ und wundere mich nicht weiter…

Neue Jülicher Str. auf Höhe Nachbarschaftstreff
Hier erlebe ich ständig Situationen wie folgende (Bilder). Regelmäßig stehen Transporter in den schrägen Parktaschen, die a) mit ihrem Heck voll in die Fahrbahn herein ragen und/oder mit ihrer Schnauze den Gehweg zuparken und b) beim Ausparken gar keine Möglichkeit haben, nahende Radfahrer wahrzunehmen. Angeblich werden die notorischen Falschparker immer mal wieder verwarnt, aber gebracht hat es offensichtlich nichts. Wie wäre es mal mit konsequentem Abschleppen, wenn “Verwarnungen“ keine Wirkung zeigen?

Josef-Schregel-Straße auf Höhe Café/Bäckerei/Apotheke
Hier werden Autofahrer förmlich dazu eingeladen, den „Mehrzweckstreifen“ vor Bäckerei/Apotheke zum Parken zu missbrauchen. Das absolute Halteverbot endet – wie für Autofahrer gemacht – direkt vor den Geschäften.

Das Ordnungsamt schließt sich der Rechtsauffassung an, nach der noch nicht regelwidrig geparkt wird, sobald das Auto verlassen wird. Solange der Falschparker noch in Reichweite sei und sein Auto auf Anfrage versetzen könne, läge noch kein Verstoß vor, meint die Amtsleitung. Außer man stünde dort länger als drei Minuten.

Das mag gängige Rechtspraxis sein, obwohl es in der StVO §12 (2) eindeutig heißt: „Wer sein Fahrzeug verlässt oder länger als drei Minuten hält, der parkt.“

In der Praxis bedeutet dies, dass eigentlich ständig Pkw dort parken dürfen, solange sie nur genügend schnell fluktuieren (theoretisch, denn Haltezeiten werden dort wohl nicht kontrolliert). Und das machen sie auch – ständig dort parken, egal wie lange. Es ist halt so, wie jeder Verkehrsexoerte sagt: Schafft man Autofahrern (und anderen Verkehrsteilnehmern!) Möglichkeiten und Räume, dann nutzen sie sie auch. Insofern wundert mich weniger das Verhalten der Falschparker, als vielmehr dass der Planer. Wer denkt sich so etwas aus?

Was hilft es mir als Radler, die Möglichkeit zu haben, den Falschparker nett darum zu bitten, wegzufahren? Soll das wirklich meine Aufgabe sein? Sorry, aber in die Bittsteller-Rolle lasse ich mich als korrekt fahrender Radler nicht zwängen! Da lasse ich mich doch, ehrlich gesagt, lieber weiterhin ständig gefährden. Die Paradoxie dabei: Komme ich als Radler zum Sturz, weil ich dem Falschparker ausweichen muss, bin ich solange selber schuld, bis mir eine Tür vor´s Gesicht geschlagen wird oder Ähnliches passiert. Das Falschparken an sich begründet noch nicht mal eine Teilschuld.

Übrigens befindet sich direkt gegenüber ein großer Parkplatz. Aber der ist ja privat… Mal mit den Parkplatzbetreibern zum Wohle der Sicherheit der Menschen zu sprechen, ist wahrscheinlich nicht drin. Da ist der Anspruch der Einzelhändler, Kunden das Parken direkt vor der Tür zu ermöglichen – koste es, was es wolle – wohl eindeutig wichtiger.

Dann sollten aber wenigstens auch konsequent die „Mehrzweckstreifen“ entfernt werden. Das wäre „ehrlicher“, denn sie sind qualitativ indiskutabel, werden konsequent zweckentfremdet, und vermitteln obendrein den Anschein, hier hätte man etwas für den Radverkehr getan. Also kontraproduktiv von vorne bis hinten.

Stattdessen von mir aus lieber das absolute Halteverbot bis zur Ecke Alte Jülicher Str. ziehen, einen „Deal“ für den zur Straße liegenden Teil des Parkplatzes mit den Parkplatz-Betreibern machen, einen Zebrastreifen pinseln und die Stelle wäre – bei entsprechenden Kontrollen – ziemlich schnell entschärft. Ohne jegliche bauliche Maßnahme.

Kölnstraße (von der Post bis zur Fußgängerzone)
Hier hat die Stadt ein kleines Stückchen Fahrradweg eingerichtet. Viel gedacht hat man sich dabei augenscheinlich nicht, denn dieses kurze Verbindungsstück erreicht man nur frontal, wenn man vom Kreisverkehr kommend die Kölnstraße herunter fährt. Seitlich aus Schützenstr. oder Hohenzollernstr. ist eine Einfahrt in das geniale Teilstück nicht erlaubt. Ist aber wohl auch gar nicht nötig, da es sich eigentlich nicht um ein Stückchen Fahrradweg oder gar um den Teil einer Tangente handelt, sondern einfach nur um weitere Auto-Kurzzeit-Parkplätze.

Hier werden Radler zur Abwechslung aber mal nicht in den fließenden Verkehr gedrängt, sondern in den Gegenverkehr. Kontrollen habe ich auch an dieser Stelle bisher nicht wahrnehmen können.