Na, das neue absolute Halteverbot in der Weierstraße funktioniert ja fantastisch! Damit war zu rechnen… Endlich ist die gesamte rechte Seite frei. Der Radverkehr hat durchgehend Platz, man sieht im Vorbeifahren endlich etwas von den Geschäften, hat die Fußgänger auf dem Schirm und die professionellen Parkzeugfahrer kommen sogar wieder aus den linken Parktaschen raus – ganz ohne Panikattacken oder andauernd andere Parkzeuge antitschen zu müssen… Toll!
Sprung in die Realität…
Aber Moment mal. Irgendwas stimmt hier nicht.
Erstens parken hier immer noch andauernd Autos im (jetzt absoluten) Halteverbot. Sollte das nicht alles frei sein? Ich dachte, Sinn der Sache wäre gewesen, durchgehend mehr Platz zu schaffen.
Ich bin da inzwischen 5-6 mal vorbei gefahren und es standen immer mehrere Pkw dort. Einmal nachts war die komplette rechte Seite zugeparkt. Ein Kumpel, der direkt um die Ecke wohnt, erzählt, dass das Standard sei ab abends, wenn das Ordnungsamt Feierabend gemacht hat.
Ich rate mal: Die neue Regel wird ähnlich konsequent kontrolliert und geahndet wie die neuen Regeln bzgl. Fahrrad-Schutzstreifen, Überholabstände und so weiter? Die Politik hat sich entsprechend um die Aufstockung des Personals gekümmert. Das korreliert mit dem Fachkräfteüberfluss in den Fahrradplanungsämtern, nehme ich an.
Und Lieferdienste genießen sowieso weiterhin Sonder-Parkrechte? So wie überall? Na dann erklärt sich mir da Einiges…
Zweitens sieht das auf dem Plan im Ratsinformationssystem irgendwie ein bisschen anders aus als in der Realität. Wurde das zwischenzeitlich wieder geändert und ich hab´s einfach nicht mitbekommen? Hab ich´s vielleicht falsch verstanden? Baupläne lesen ist ja eh nicht so mein Ding. Eigentlich sollte doch die ganze rechte Seite zum absoluten Halteverbot werden, oder sehe ich das falsch?
Was machen denn plötzlich die drei Plätze für eingeschränktes Halteverbot (also de facto Dauer-Parkplätze) da mitten drin? Sind die etwa für den Lieferverkehr gedacht, der doch längst auf den „Schutz“streifen für Radfahrer seine flexiblen Lieferzonen eingerichtet hat?
Hat die CDU die noch schnell mit rein verhandelt oder sind die eher ein Anliegen des Mobilitätsmanagements – mit dem erklärten Ziel 1 Prozent weniger Pkw pro Jahr in der City rumstehen zu haben? Auf jeden Fall werden sie sehr rege genutzt. Zum Parken selbstverständlich – ganz im Sinne der CDU, die ja eingeschränkte Halteverbote als Kurzzeit-Parkplätze versteht. Hurra – wieder ein paar Parkplätze erhalten zum Wohle der gesamten (IG) City!
Im mittleren Teil der hypermodernisierten Weierstraße zeigen die fortschrittlichen Maßnahmen auch schon ihre positive Wirkung: Alles bleibt, wie es war – geparkt wird immer und überall, unabhängig von der Beschilderung oder Straßenbemalung. Ziel erreicht?
Zum Glück hat wenigstens die Innenstadt-SUV-Optimierung der Parkplätze am vorderen Teil der Weierstraße zum erwünschten Erfolg geführt. Die neue Sicherheitszone zwischen Schutzstreifen und Stehzeugen ist sehr beeindruckend und wird ohne Zweifel täglich mindestens einen Motorisierten für den Umstieg von SUV auf Fahrrad begeistern. Die hätte keine Hand breiter sein sollen.
Naja, ich find´s bei aller Kritik grundsätzlich super, dass man sich endlich total konsequent von innerstädtischen Parkplätzen trennt (Push) und mindestens genauso konsequent vom Schutzstreifen-Fetischismus abwendet und stattdessen komfortable und separierte Infrastruktur für Rad&Fuß schafft (Pull). *Hüstel* Am aktuellen Beispiel Weierstraßen-Sanierung sieht man auf jeden Fall sehr schön, wie entsprechend der Vorgaben aus dem Nationalen Radverkehrsplan absolut „niederländisch“ gedacht, geplant und umgesetzt wird. Kann es überhaupt noch besser werden?
Nebenbei:
Auf dieser Baustelle hat sich auch nichts grundlegend verbessert. Das Ordnungsamt ist selbstverständlich nicht zuständig, wenn es um falsch parkende Taxen geht. Bzw. es kapituliert genau wie vor den Rasern und Schutzstreifen-Verstößlern in Birkesdorf. Für Taxifahrer gelten halt ähnliche Sonderrechte wir für Lieferwagenfahrer. Wieso sollten die sich auch an irgendwelche Regeln halten? Das müsste man dann ja ggf auch noch kontrollieren. Das wäre ja abstrus. Dann könnten die nachts nicht mehr mit 50 falsch rum durch die Einbahnstraßen in 30er-Zonen heizen, oder wie? Come on…! Mal realistisch bleiben.
Kommentar meines Kumpels:
„Wenn die vom Ordnungsamt wenigstens sagen würden: ´Sorry, da können wir nix machen.´ Da könnte ich ja noch was mit anfangen und das wäre auch mal ehrlich.“
Stattdessen wird wie immer von Pontius zu Pilatus und wieder zurück verwiesen – ohne dass jemand mal auf die Idee käme, die x-mal gemeldete Angelegenheit intern – so unter Ämtern – weiterzuleiten und zu besprechen. Nein, sollen sich mal die Betroffenen kümmern. Wofür sind die schließlich da. Subsidiaritätsprinzip und so. Dann klärt sich alles ganz von alleine. Im Zweifel zum Wohle der Motorisierten! In dubio pro taxi!
Die Verkehrswende läuft!
Das steht mal fest. Zumindest aus Sicht der allgegenwärtigen Pkw-Chaoten und ihrer Unterstützer…
PS: Ich glaube, ich fahre besser nicht mehr nach Holland. Da radikalisiert man sich paradoxerweise zwangsweise. *Zwinkersmiley*
Korrektur/Update, 29.10.2021
Vielen Dank für den sachdienlichen Hinweis auf die Niederschrift der Bauauschusssitzung vom 15.6.2021, lieber Georg Schmitz!
Denn nur dort verbirgt sich offenbar der Satz, der auf die neue „Ladezone“ hinweist:
Daher werde auf der rechten Fahrbahnseite das eingeschränkte in ein absolutes Halteverbot gewandelt. Für einen begrenzten Bereich wird eine Ladezone ausgewiesen. Die Verwaltung hoffe, so das regelmäßige Parken auf der rechten Seite zu unterbinden. Der Radverkehr bleibt wie bisher nur stadteinwärts erlaubt.
Ratsinformationssystem
Ich hoffe, dass die Ratsmitglieder, die die Sanierung beschlossen haben, auch um diesen einen Satz aus einer Ausschusssitzung wussten – und nicht nach den vorliegenden Plänen entschieden haben. *Zwinkersmiley* Denn sowohl in der Beschlussvorlage (einstimmig beschlossen), als auch in den anliegenden Plänen ist von einer Ladezone immer noch nichts zu sehen.
Naja, Ladezonen sind ja auch nicht grundsätzlich verkehrt. Ich frage mich nur:
- Wieso erzählt einem niemand davon und warum werden die Pläne (so gut wie) geheim gehalten *Verschwörungszwinkersmiley*
- Wer glaubt wirklich daran, dass die „Ladezone“ dem anliegenden Einzelhandel zugute kommen wird und nicht ständig vonFalschparkern besetzt wird?
- Und wieso hat man die nicht einfach nach links gepackt – auf Kosten einiger Pkw-Parkplätze? Wollten wir nicht mal den Pkw-Verkehr in der Innenstadt reduzieren?
- Und wieso empört sich eigentlich niemand darüber, dass die CDU dazu aufruft, die Straßenverkehrsordnung (weiterhin) zu brechen?
Herr Brogmus verweist auf den Parkplatzmangel im Innenstadtbereich und sieht durch die Maßnahme eine Verschärfung der Situation. Er stellt für die CDU-Fraktion den Antrag, die bestehende Parkregelung beizubehalten.
RATSINFORMATIONSSYSTEM
Die Law&Order-Partei fordert also die „bestehende Parkregelung“ (also das eingeschränkte Halteverbot) zu erhalten, um den Parkdruck auf die Innenstadt zu minimieren. Verstehe ich das richtig? Bezieht sich der Parkdruck auf die Autofahrer, die auch die CDU angeblich weniger in der Innenstadt haben will? Oder haben die das Klimaschutzteilkonzept nicht mit beschlossen? Sieht die Dürener CDU die Sache mit den vielen Parkplätzen und Pkw in unseren Städten echt komplett anders als die christsozialdemokratischen Verkehrsminister, die gerade (und schon lange) mit ihren ach so ambitionierten Radverkehrsplänen und Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetzen daher kommen? Wow – echt fortschrittlich das!
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