Beim zweiten Innenstadtforum dieses Jahres ging es um das Dauer-Thema “Platz an der Schützenstraße“.
Wie geht´s weiter?
Der Platz wird momentan ausschließlich von Parkzeug-Haltern genutzt und bereits im Masterplan Innenstadt (Integriertes Handlungskonzept, 2014) widmet sich ein ganzes Kapitel dem Thema, weil hier schon lange Handlungsbedarf angezeigt war. Über die Jahre wurde viel Aufwand betrieben und sogar eine TaskForce gegründet, um die angrenzenden Immobilienbesitzer mit ins Boot zu holen.
Im inzwischen gegründeten „Immokreis Schützenstraße“ soll das Projekt mit dem Ziel weiter diskutiert werden, die privaten Investitionen aufeinander abzustimmen oder eine Bauherrengemeinschaft für ein Gesamtprojekt zu bilden. In einem ersten Treffen des Immokreises wurde Einvernehmen über das Ziel erreicht, aus der Rückseite an der Schützenstraße eine Vorderseite zu machen.
Masterplan Innenstadt, Integriertes Handlungskonzept (2014)
Im Zwischenbericht, den es beim Masterplan gibt, nicht aber beim Klimaschutzteilkonzept, liest man vier Jahre später allerdings, dass das alles wohl irgendwie nicht geklappt hat. Der “Immokreis” hatte keinen Erfolg und wurde wieder abgesägt:
Dieses Format (Immokreis) wurde nach negativen Erfahrungen im Bereich „Schützenstraße“ durch Einzelgespräche ersetzt. (…) Im Bereich Schützenstraße konnten wegen der ablehnenden Haltung einer wichtigen Grundstückseigentümerin bisher nicht alle erforderlichen Wertgutachten erarbeitet werden. Die Umsetzung der Ordnungsmaßnahme ist daher vermutlich nur in abgewandelter Form möglich.
Masterplan Innenstadt Zwischenbericht (2018)
Die verschiedenen Planungsentwürfe, die für den Masterplan erstellt wurden, mussten also wieder eingestampft werden. Ab in den Pulper damit. Gut für die Dürener Papierindustrie! 😉 Nun will die Stadt den nächsten Anlauf nehmen und erneut einen Wettbewerb um den besten Plan für den Platz an der Schützenstraße ausschreiben. Diesmal von einem externen Büro betreut.
Und das soll jetzt alles auch ganz flott über die Bühne gehen, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich meine, es wurde von 2022 gesprochen. Aber da muss ich mich wohl verhört haben…
- „Bald“: Europaweite Bekanntmachung des Wettbewerbs
- Februar: Unterlagen an Planungsbüros verschicken
- April: Teilnehmer-Kolloquium
- Mai: Abgabe der Wettbewerbs-Pläne
- Juli: Jury-Entscheidung
- September: Einstieg in die Umsetzung
Ziemlich zügig dafür, dass man sich für den ersten (gescheiterten) Versuch drei bis vier Jahre Zeit nehmen wollte.
Ist das machbar? Bleibt da genügend Zeit, um die Immobilieneigentümer und die Bürgerschaft angemessen am Prozess zu beteiligen? Ich bin gespannt.
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Ich stelle mir aber noch eine andere, viel grundsätzlichere Frage…
Persönliche Meinungen oder sachliche Argumente?
Welche Vorgaben will die Stadt den Architekten für den sehr bald anstehenden Wettbewerb eigentlich machen? Die müssten ja wenigstens wissen, wie viele der oberirdischen Parkplätze erhalten bleiben sollen, um direkt mal den Knackpunkt anzusprechen.
PS-Einschub: Ich entdecke gerade die Info zu der Zahl der von uns Dürenern gewünschten Parkplätze. Die Frage hat sich also schon mal (interfraktionell hinter verschlossenen Türen?) geklüngeltärt. Protokolle folgen in den Unterlagen für die Ausschüsse. 😉
Und ich mach´s sogar noch grundsätzlicher: Hat die Stadt da überhaupt eine Linie? Was heißt eigentlich “die Stadt”? Ich habe das Gefühl, dass es dazu noch sehr unterschiedliche Meinungen gibt. Vielleicht sogar fraktionsintern. Ich betone übrigens ausdrücklich „Meinungen“.
Die CDU behauptet beispielsweise, wir hätten zu wenige Parkplätze in der Innenstadt und begründet das mit dem offensichtlichen Parkplatz-Chaos, das tagtäglich durch die vielen Pkw und deren andauernden, sich selbst verursachten Parkplatz-Suchverkehr erzeugt wird. Die Lösung: Mehr, größere und komfortablere Parkplätze! Die Grünen behaupten eigentlich genau das Gegenteil, weil sie meinen, mehr Pkw-Parkplätze verursachen auch mehr Pkw-Verkehr und davon sollte es ja zukünftig eigentlich eher weniger geben in der City. Und die SPD? Äh… Keine Ahnung. Ich glaube, die will beides: Mindestens genau so viel weniger höchstens mehr Parkplätze als bisher bei gleichzeitiger Optimierung des ÖPNV, Rad- und Fußverkehrs und “Belebung” der Innenstadt. Verkehrswende und Verkehrskonservierung gleichzeitig oder so. Hab ich zumindest so im Groben verstanden, lasse mich da aber gerne korrigieren. 😉
Was sagt eigentlich unser städtischer Fahrradbeauftragte dazu?
Mit oder ohne Konzept?
Wäre es bei so weit auseinander liegenden Wahrnehmungen davon wie unsere Stadt heute aussieht und den unterschiedlichen Vorstellungen davon wie sie in Zukunft aussehen soll, nicht hilfreich, die doch sehr differierenden Meinungen mit Fakten zu unterfüttern? Dann würden vielleicht sogar mal Argumente aus den vielen Meinungen und man könnte sich sachgerecht darüber unterhalten. Obwohl die ideologischen Lager-Kämpfe, die man sich andauernd gegenseitig vorwirft, ja auch immer ganz niedlich anzuschauen sind. 😉
Dazu nur ein paar ganz kurze Punkte. Fett und unterstrichen, damit sie nicht verloren gehen. Bitte auch für´s Protokoll des Innenstadtforums:
- Parkraum-Untersuchung Im Masterplan steht klipp und klar, dass die Stadt eine Parkraumuntersuchung durchführen muss. Sonst sind ja auch gar keine Daten da für den nächsten essentiellen Schritt:
- Parkraumkonzept Der Masterplan sagt ganz deutlich: “Ohne Konzept keine Planung!” Dies bezieht sich ausdrücklich auf die Überplanung des Platzes Schützenstraße; ich lese das aber als für die gesamte Innenstadt maßgeblich. Macht ja sonst konzeptionell auch irgendwie keinen Sinn.
- Modal-Split Ich werde nochmal grundsätzlicher. Denn um ein Konzept zu erstellen bedarf es ja wenigstens einer gemeinsamen Fahrtrichtung. Die hat sich die Stadt nämlich bereits selbst im Verkehrs-Masterplan “Klimaschutzteilkonzept Klimafreundliche Mobilität in Düren” gegeben. Der Modal-Split bzw. der Modal-Shift beschreibt die Veränderung, die wir zukünftig hinsichtlich der Verkehrsformen haben wollen. Wieviel Pkw-, Fuß-, ÖPNV-, Radverkehr etc. bis wann?
- Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz NRW Das FaNaG NRW ist verabschiedet worden und gilt nun auch für die Stadt Düren. Daher müssen unsere Ziele bzgl. des Modal-Shift dringend angepasst werden, damit die veränderten Umstände noch in aktuelle Planungen einfließen können. Denn auch die Maßnahmen-Vorschläge müssen ggf. entsprechend der neuen Ziele neu bewertet werden. Nebenbei seien hier mal wieder die diversen Reinhaltepläne erwähnt, die sich wiederum auf das Klimaschutzteilkonzept beziehen. Außerdem der Nationale Radverkehrsplan 3.0 und all die wissenschaftlichen Untersuchungen, die all die Pkw-produzierten Probleme beschreiben. Und die auch Problemlösungs-Strategien aufzeigen! Insbesondere hinsichtlich des Themas Parken inkl. sozial- und umweltgerechter Flächennutzung, Verkehrsgefährdungen etc. müssen hier einfach mal richtungsweisende Entscheidungen getroffen werden. Ihr wisst schon: Das ernst gemeinte Vorbild Niederlande und so weiter… 😉
Also, was wollen wir eigentlich? Wie soll die Innenstadt in Zukunft aussehen? Mehr oder weniger Platz für Pkw, Lkw und SUV? Hauptsache „öko-motorisiert“ (irgendwann vielleicht mal)? Größere, billigere und SUV-gerechtere Parkplätze für den Verkehr der Zukunft? Mehr oder weniger gute, schnelle und sichere Schulwege? Vision Zero oder Vision „Weiter-so“?
Mit Konzept und gesetzlich verpflichtet: Alles wird gut!
Das Gute ist: Die Erstellung des Parkraumkonzeptes für die Innenstadt ist beschlossene Sache! Schon seit sieben Jahren. Muss jetzt nur noch schnell eine Parkraum-Analyse durchgeführt werden, ein bisschen mit ein paar UntertaniX und dem Klüngel Netzwerk gesprochen werden und los geht´s mit der Konzept-Erstellung. Kriegt man bestimmt noch hin bis die Ausschreibung für den Architekten-Wettbewerb „bald“ veröffentlicht wird.
War ja schließlich auch genügend Vorbereitungs-Zeit da über all die Jahre und den aktuellen Modal-Split kennen wir auch ganz genau. Wir können also super vergleichen und alle Maßnahmen mit echter Steuerungswirkung anpassen. Perfekt.
Und falls wir das alles noch gar nicht gemacht haben, ist auch nicht schlimm. Vielleicht sogar viel besser. Dann können wir ja jetzt mit ganz aktuellen Daten und aktuellem „Paradigmenwechsel-in-der-Verkehrsplanung-Bewusstsein“ weiter mutig und zielgerichtet in Richtung Verkehrswende planen. Schließlich wurde ja gerade auch noch ein Mega-Innenstadt-Entlastungs-Projekt (B56n) abgeschlossen und entfaltet seine volle Wirkung auf die City. Und das alles auch noch mit rot-grünen Mehrheiten überall, einem lokal in Stein gemeißelten bunten Koalitionsvertrag und einer CDU, die sich für separierte Radwege (ggf. auf Gehwegen) einsetzt. Was soll da überhaupt noch schief gehen? 😉
Als ich letztens irgendeine Glasgow-Weltklima-Konferenz-Berichterstattung gesehen habe (davor etwas über Corona), musste ich irgendwie an „Per Anhalter durch die Galaxis“ denken und hab mich gefragt, ob´s nicht am besten, einfachsten und letztendlich auch sinnvollsten wäre, einfach verrückt zu werden. Die Frage hab ich mir noch nicht abschließend beantwortet (vielleicht ist sie das hiermit aber auch schon); *semikolonzwinkersmiley* ich warte erstmal mal die Veröffentlichung der Parkraumanalyse und die daraus politisch gezogenen Konsequenzen (Parkraumkonzept) ab und esse ein Ganz-normales-Viecher-Sandwich. 😉
Eine auf die Innenstadt bezogene Parkraumuntersuchung und die Erarbeitung eines Parkraumkonzeptes, das neben Kurzzeitstellplätzen für Kunden und Besucher insbesondere Bewohnerparkplätze zum Inhalt hat, sind notwendige Voraussetzung zur Überplanung der innerstädtischen Parkplätze „Hoeschplatz“, „Am Pletzerturm“ und „Schützenstraße“.
Für die gesamte Innenstadt ist zu prüfen, welche positiven Auswirkungen sich aus einem attraktiven ÖV und der damit verbundenen Änderung des modal-split für die Gestaltung der Seitenräume ergeben.
MASTERPLAN INNENSTADT, INTEGRIERTES HANDLUNGSKONZEPT (2014)
Danke, Masterplaner-Büro HJPplaner Aachen! Endlich (vor sieben Jahren *hüstel*) sagt´s mal einer ganz konkret: Keine Planung ohne Konzept! Keine konzeptlose Planung! Macht ja auch irgendwie Sinn. Nicht, dass man noch heillos etwas plant oder gar umsetzt, das man dann wieder umplanen oder sogar wieder entfernen und zurückbauen muss. Ich sage nur „Mehrzweckstreifen“! 😉
Vielen herzlichen Dank auch für den Hinweis auf das große Gesamt-Ziel aller aktuellen Verkehrs-Planungen in Düren:
Der Modal-Split!
Der spielt natürlich eine, wenn nicht die maßgebliche Rolle – insbesondere bei allem, was irgendwie mit Parkplätzen (formerly known as “öffentlicher Raum“) zu tun hat. Da haben sich unsere gesellschaftsumweltsozialpolitischen Werte und Ziele ja zum Glück für Alle extrem verschoben in den letzten Jahren. Wenn ich nur an die letzten Monate denke: Klatsche vom Bundesverfassungsgericht wegen des lächerlichen Klimaschutzgesetzes, Hochwasserkatastrophe direkt vor unserer Haustür, Hilferufe von Pazifik-Inseln beim (wie vielten) Welt-Klima-Gedöns… Dem muss natürlich Rechnung getragen werden, das ist ja vollkommen klar. Müsste allgemeiner Konsens sein, nehme ich an.
Also muss doch zwangsläufig der damals schon viel zu wenig ambitionierte Modal-Split auf heutigem Wissens- und „Paradigmenwechsel“-Stand neu justiert werden.
Dazu sind wir ja gerade erst zusätzlich auch noch gesetzlich verpflichtet worden dank des FaNaG NRW. 25% Radverkehrsanteil und so (bis irgendwann…). Sollte also selbstverständlich sein. Und dann setzen wir die gesetzlich vorgeschriebene Gleichberechtigung der Verkehrsarten auf dieser Grundlage halt einfach um, bauen die liebgewonnenen Pkw-Privilegien und -Subventionen einfach wieder ab, verteilen alles neu und gerecht – und gut ist. Wird dem Einen oder der Anderen (nur) im ersten Moment etwas weh tun, Allen anderen aber sofort und dauerhaft ganz viele Räume für ganz viele bessere Sachen als Parkplätze ermöglichen. Sehr guter Deal, sage ich als privilegierter Autofahrer!
Historische Bezüge
Noch kurz zum historischen Teil der Veranstaltung. Aus meiner Sicht war das Referat von Denkmalschützerin Heike Kussinger-Stanković und Stadtmuseums-Vorstand Bernd Hahne insofern hervorragend, als dass man jede Menge (zumindest für mich) neue Infos zur bewegten Geschichte der Schützenstraße mitbekam. Hätte ich mir als VHS-Vortrag vielleicht angeschaut.
Aber den Rahmen des Innenstadtforums hat der Vortrag leider komplett gesprengt und auch die zaghaften Versuche der Moderation, den Gang durch die Jahrhunderte etwas zu beschleunigen, führten in meiner Wahrnehmung nicht dazu, dass die für heutige Planspiele wertvollen Bezüge deutlich genug fokussiert wurden. Hängen geblieben sind bei mir der exakte Verlauf der Stadtmauer entlang der Häuserfassade, der immer noch vorhandene Wall, die Wasser-Bezüge und die Promenade (die bspw. auch Prof. Meisenheim in seiner Allee-Idee aufgriff). Und natürlich die Synagoge.
Dies alles wäre in komprimierterer Form deutlich besser rüber gekommen, finde ich. Und mit Bildmaterial, das anschaulich visualisiert anstatt teilweise visuell sehr anzustrengen. Vor allem wäre dann auch mehr Zeit geblieben für die weiteren Punkte, die besprochen werden sollten oder für Überlegungen, wie das historisch Relevante Einzug in die Planung finden kann.
A) Anforderungen an den Stadtraum
B) Welche Geschichten über den Raum vermitteln?
C) Eckdaten: Vermessungen, Baumgutachten, Rahmenbedingungen
Außer der allgemeinen Ideen-Sammlung im Plenum (siehe Fotos oben) und einigen Infos zum Baumbestand (zwei sind marode und können nicht gerettet werden) und zwei Worten zur Vorgeschichte kam leider nicht viel rum. Mich hätten gewisse Eckdaten schon interessiert. (Parkraum-Analyse?) Aber all das, was aufgrund der fehlenden Zeit und der nicht zustande gekommenen Arbeitsgruppen noch vermittelt und veröffentlicht werden sollte, folgt bestimmt bald per städtischer Pressemitteilung oder via Ratsinformationssystem.
Das letzte Wort!
…hat wie immer die Automobil-Industrie!
Warum der wohl gerade auf´m Manager-Schleudersitz sitzt? *Verschwörungs-Zwinkersmiley*
Zum Weiterlesen…
Suche Schützenstraße auf radpendler.org.
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