Hier geht es zu Teil 2: Der Nationalpark



5 Jahre…


ProRad-Jubiläums-Tour
´s-Hertogenbosch 5./6. September 2020
Danke an Helmut für die GPS-Daten!

Klitzekleiner Blick zurück – Düren

Seit nunmehr fünf Jahren setzt sich die Bürgerinitiative ProRad Düren für besseren und sichereren Radverkehr in unserer „Stadt der kurzen Wege“ ein.

Ein Anlass, um zurückzublicken und sich zu fragen, was in den letzten fünf Jahren so passiert ist auf den (Radfahrer-) Baustellen in und um Düren? Eine Erreicht- und Nicht-Erreicht-Liste? Die große Rückschau in hochglänzender 5-Jahres-Bericht-Broschüre?

Das alles gibt es an dieser Stelle nicht.

Erstens weil die ungezählten Stunden Arbeit, die die Ehrenamtlichen in ihr Engagement gesteckt haben und weiterhin stecken, bereits gut auf der ProRad-Website dokumentiert sind und hier auch nicht mal eben angemessen gewürdigt werden können.

Und zweitens – ganz ehrlich – weil ich (ganz persönlich als ProRadler) leider auch die vielen verlorenen Windmühlenkämpfe der vergangenen Jahre vor Augen habe. Die getöteten Radfahrer, die unzähligen gefährlichen Straßenmalereien (Schutz- und Mehrzweckstreifen), das Nicht-Kümmern um gefährliche, notorische Falschparker sowie Eng-Überholer, die von Pkw-Straßen durchtrennten Radwege-Verbindungen, die nicht existente Öffentlichkeitsarbeit, das abstruse Festhalten an Planungen aus der Verkehrs-Steinzeit, die nicht geöffneten Einbahnstraßen, die vielfach versprochenen aber nie realisierten Fahrradstraßen… You name it!


Dürener Alltag: Schmutzstreifen auf überbreiten Straßen und Autofahrer, die es nicht schnell und eng genug haben können…

Kein Grund zum Feiern also? Ganz im Gegenteil!

Tausende Stunden unermüdlicher ehrenamtlicher Arbeit sollten unbedingt auch mal angemessen zelebriert werden, meine ich. Und meinen auch die anderen ProRadler. Und da wir alle eher pragmatisch und zukunftsorientiert unterwegs sind als nostalgisch und depressiv, wollten wir uns mal anschauen, wie es in unserer direkten Nachbarschaft so läuft mit dem Radverkehr. Kein gegenseitiges Schulterklopfen, sondern Bildungsurlaub! Vielleicht lohnt der Blick über den deutschen Tellerrand und man kann sich die eine oder andere Inspiration holen? Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

Also wurde dank des niederländischen „Verbindungsmanns“ von ProRad sprachlich unkompliziert mit dem Fietsersbond Den Bosch Kontakt aufgenommen. Schnell fanden sich auch wieder ein paar der üblichen „Verrückten“, die sich um die Organisation von Tickets, ÜN und Leihrädern kümmerten.

Ein großes „Dank u wel!“ nochmal (insbesondere) an Rob, Tanja und Imke!

Also: Rucksack/Gepäcktasche packen und auf nach ´s-Hertogenbosch!


Hier ist Platz für Alle!

Großer Blick nach vorne – ´sHertogenbosch

„Der erste Eindruck prägt!“

Merke ich immer wieder, wenn ich in eine Stadt komme, die ich noch nicht kenne. Und denke mir dann manchmal: Hoffentlich ist der erste Eindruck nicht allzu prägend für diejenigen, die das erste Mal nach Düren kommen. Mit dem Zug.

In anderen Ländern sind Bahnhöfe ja regelrechte Touristen-Attraktionen. Zurecht. Orte, die man gerne besucht, Orte an denen sich Architekten, Designer, Künstler und Köche austoben dürfen. Bunte, vielfältige Plätze, die Kunst, Kultur und Kommerz miteinander verbinden und alle Sinne ansprechen…

Bei uns hingegen sind Bahnhöfe Bahn-Höfe: Orte, deren einziger Zweck darin zu bestehen scheint, sie möglichst schnell wieder zu verlassen.

Erster Eindruck nach Umstieg in die niederländische Bahn: Steckdose unter´m Sitz und funktionierendes WLAN. Läuft…

Der Bahnhof von Den Bosch (154.000 Einwohner) mag zwar kein internationales Aushängeschild sein, aber hinterlässt auf jeden Fall einen positiven ersten Eindruck, wenn man sonst meistens eher im Rheinland unterwegs ist. Hell, sauber, weitläufig, gut beschildert. Passt.


Bahnhof ´s-Hertogenbosch mit Fahrradtiefgarage inkl. diverser Services rund um Fietsen.

Nach der herzlichen Begrüßung durch Frits und Aad vom örtlichen Fietsersbond ging es direkt unter den Bahnhof, um diejenigen, die kein eigenes Rad dabei hatten, mit einer/m der unzähligen OV-fietsen auszustatten. Die sieht man überall herumfahren. In den Niederlanden gibt es rund 300 Verleihstationen. An den meisten Bahnhöfen, Park&Ride-, Metro-Stationen etc. sind die öffentlichen Räder zu finden. Um sie auszuleihen muss man für 1 Cent pro Jahr (dient der Identifizierung) ein OV-fiets-Jahres-Abo abschließen und kann dann mehrere Räder für 3,85€ pro Rad und 24 Stunden ausleihen. Da wir unsere Räder über die Niederland-Connection ausgeliehen haben, weiß ich nicht genau, wie man als Deutscher an die Räder rankommt. Leihräder in direkter Nähe holländischer Bahnhöfe zu finden ist ohnehin kein Problem.

Auf dem Foto oben sieht man, dass das Fahrradparkhaus samt Verleih- und Service-Station direkt vor bzw. unter dem Haupteingang des Bahnhofs liegt. Das macht den Wechsel zwischen Rad, Fuß und ÖPNV extrem einfach, schnell und komfortabel. „Mobilstation“ heißt das wohl bei uns. Einfach reinfahren mit Rad oder Aufzug, Fahrrad innerhalb von ein paar Minuten mieten oder zurückgeben und weiter geht´s…

Pkw-Parkplätze sind hingegen Mangelware in der Innenstadt. In Den Bosch würde ich niemals auf die Idee kommen, mit dem Auto in die City oder zum Bahnhof zu fahren. Einfach weil´s per Rad viel bequemer, billiger und flexibler ist. Push&Pull!


Massenweise kostenlose, über(d)wachte Fahrradparkplätze sind in der ganzen Stadt verteilt. Damit sie nicht zu viel Platz wegnehmen auch als unterirdische Parkhäuser inklusive Service wie Radverleih, Reparaturmöglichkeit, Lastenrad-Parkplätze, E-Bike-Ladestation, Toilette…

OV-fietsen-Verleih im Fahrradparkhaus am Bahnhof.

Frisch bereift ging es dann los mit der durch unsere Fietsersbond-Guides geführten Tour durch Den Bosch. Ein kurzer Zwischenstopp im naheliegenden Fahrradladen, wo sich einige von uns ein wenig bessere Räder als die OV-fietsen gönnten. Diese sind – nur mit Rücktrittbremse und einem Gang ausgestattet – doch ein wenig gewöhnungsbedürftig, wenn auch für die hügellose, für Radfahrer optimierte holländische Innenstadt vollkommen geeignet.

Weiter zum nächsten Fahrrad-Parkhaus mitten unter der Innenstadt.


Eigentlich recht unscheinbar. Aber: Mitten drin in der City, ohne Platzverschwendung, kostenlos und qualitativ hochwertig. Die eierlegende Wollmilchsau des innerstädtischen Fahrradparkens. (Eine von unzähligen vergleichbaren Fietsenstallingen in NL.)

Und so sieht´s dann unten aus. Hell, freundlich, sauber, überwacht. Rechts, zwischen E-Bike-Ladestation und Lastenrad-Parkplätzen, geht es nochmal eine Ebene runter.

Parken übereinander schafft zusätzlichen Raum.

10 Fahrräder auf der Fläche eines Pkw-Stellplatzes? Oder doch eher 20?

580 gehen noch zusätzlich rein. Eins von vier innerstädtischen Parkhäusern dieser Art in Den Bosch. Bei 154.000 Einwohnern.
Plant Düren nicht auch gerade ein hochmodernes Fahrradparkhaus am Bahnhof? Für 700 Räder bei 92.000 Einwohnern? Dann kann man sich ja ausmalen, wie viele Radfahrer unsere politischen Vertreter gerne in Düren hätten…

Extra-Platz für Lastenräder&Co.

Akku-Füllung inklusive.


Über den unlängst von unnützen Parkzeugen befreiten Platz vor der zentralen St.-Johannes-Kathedrale (wo jetzt Menschen in Cafés sitzen und über den weitläufigen Platz flanieren), ging es dann weiter quer durch die Innenstadt.

Ich war mal ein…
…Parkplatz!

Sint Janskathedraal, ´s-Hertogenbosch

Aad und Frits vom Fietsersbond (die Herren in den gelben Westen) hatten sich im Vorfeld eine rund 20 Kilometer lange Strecke ausgedacht, auf der sie ihren Gästen aus dem rückständigen Entwicklungsdeutschland an ein paar Stellen zeigen wollten, wie niederländisches Verkehrs-Design aussieht. Also ging es flugs weiter mit der kollegialen Entwicklungshilfe kreuz und quer durch die City.


Tag 1: ´s-Hertogenbosch

Extrem auffallend war für mich das ganz andere Miteinander im innerstädtischen Verkehr. Trotz teilweise sehr schmaler Wege und viel Verkehr lief das alles sehr flüssig, geradezu organisch – gar nicht so wie der stakkatoartige, zuckende und ruckende Stop-and-go-Pkw-Verkehr, den wir so gewohnt sind.

Nicht nur, dass wir als Radler ständig durch gefühlte Fußgängerzonen fuhren und mich andauernd ein seltsam peinliches Gefühl beschlich, weil ich meinte, ich würde die vielen Fußgänger um mich herum stören. (Das Kampf-Radler-Gen ist bei uns Deutschen ja bereits von Geburt an, quasi ab mütterlichem Volks-Werk fest im Körper verpflanzt.) Während die einheimischen Radler scheinbar unbekümmert und unbeirrt ihre Linien zwischen dem regen Fuß-, Rad- und Mopedverkehr zogen und sich augenscheinlich keine Gedanken oder gar Bedenken machten. Und sogar die Fußgänger schienen sich gar nicht an mir zu stören. Seltsam.


Konfliktlose Radfahrer und Fußgänger: Mit ein bisschen gegenseitiger Rücksichtnahme überhaupt kein Problem. In den Niederlanden…

Sogar die vergleichsweise wenigen Motorisierten, die in der Innenstadt unterwegs waren, fuhren ganz normal ohne mit Vollgas auf die nächste rote Ampel zuzurasen oder uns mit dem kleinstmöglichen Abstand zu überholen und bei jedem zweiten Rechtsabbiegen zu schneiden. Surreal…

Vielleicht ist man ja als radpendelnder Dürener ein wenig verblendet und als kleiner Fahrrad-Lobbyist nicht ganz neutral in der eigenen Wahrnehmung. Aber das war verkehrsmäßig eine ganz andere Welt! Mal rein objektiv betrachtet.

Auch sehr auffallend: Kein Erwachsener trägt einen Helm. Noch nicht mal Mopedfahrer. Nur die Rennradler und Mountainbiker, die wir am Sonntag im Nationalpark (Teil II.) viel gesehen haben.


Zwischen-Stopp und kleine Stärkung im offenen Stadtteilgarten…
…samt(-)tierischer Begegnung.

Frits erzählte mir von einer genauso einfachen wie effektiven niederländischen Regel, die offensichtlich ziemlich konsequent umgesetzt wird und die die Niederländer voll internalisiert haben, weil sie es gar nicht anders kennen:

In der Stadt hat das Fahrrad Vorrang vor dem Auto, außerhalb das Auto vor dem Rad.

Ich hatte manchmal den Eindruck, eigentlich bräuchten die Leute in Den Bosch überhaupt keine Verkehrsschilder. Bei der innerstädtischen Infrastruktur und menschlichen Attitüde könnte man eigentlich alles freigeben, ein, zwei simple Regeln aufstellen wie „Passt gegenseitig auf euch auf und baut keinen Scheiß!“ (§1 StVO) und die Sache würde laufen.

Na gut, hier und da eine Ampel vielleicht, weil die Autos, die immer noch rumfahren, immer noch zu schnell und immer noch zu viele und zu gefährlich sind…


Ein paar Ideen im Bild:
(@Deutsche Verkehrsplaner und Verkehrsentscheider:
Nein, es handelt sich hier nicht um manipulierte Fotos oder Fake-News. Das sind auch alles keine Science-Fiction-Zukunftsvisionen oder linksgrünversiffte Gutmenschen-Utopien, sondern einfach nur Dinge, die unsere Nachbarn halt standardmäßig bauen. Weil sie Sinn machen und sich schon lange bewährt haben. Und das trotz (oder wegen?) tendenziell eher konservativ-christlich-liberalen Regierungen in den vergangenen Jahrzehnten.)


Ampeln

Niederländische Radfahrer-Ampel. Mit Wartezeit-Anzeige. Vom Fußverkehr getrennt geschaltet.
Auch die sind manchmal rot und fietsers haben auch nicht überall Vorfahrt.
Die Niederländer setzen auf Induktionsschleifen, die vor Kreuzungen erkennen, dass sich Radfahrer nähern.
So etwas bleibt bei uns selbstverständlich Autofahrern vorbehalten!
Je nach Anzahl und Geschwindigkeit der sich nähernden Fahrzeuge, kann die Ampel sehr flexibel und effizient gesteuert werden. Zum Beispiel um Radfahrern Vorrang zu gewähren und grüne Radler-Wellen zu ermöglichen. Oder Dauer-Grün für Pkw zu schalten bis der nächste Radler grün braucht usw…
Keine Seltenheit, sondern eher Normalität an größeren Kreuzungen in Den Bosch.
Induktionsschleifen-Effekt:
Weil Radfahrer kein stop-and-go mögen.

Darf man sich sowas auch für Düren wünschen? Oder wird man dann ausgelacht und zwangseingewiesen?

Inzwischen übrigens auch via GPS und App namens „Schwung“!
Science Fiction!


Kreuzungen

Da gibt´s eine dicke, fette Auto-Kreuzung, durch die Radler auch irgendwie durchkommen sollen?
Kein Problem. Bauen wir einfach eine Brücke drüber.

So kommt sich niemand in die Quere, alle haben genug Platz und kommen sicher, schnell und bequem durch eine Stelle, die bei uns der reinste Horror für Radfahrer wäre.
„Was, eine Brücke kostet Geld?
Na gut, dann lassen wir´s doch besser bleiben und lassen die Radfahrer lieber weiter unten zwischen den Autos fahren. Wird schon gut gehen!“
Brücken müssen noch nicht mal schlecht aussehen…
…wenn die richtigen Designer, Architekten und Ingenieure sich Gedanken machen.
Oder einfach mal einen Tunnel bauen. Natürlich mit Tageslicht, schräg nach oben strebenden Wänden für´s angenehmere Raumgefühl und Sichtfeld bis zum Ausgang…

So könnte man vielleicht mal eine Radverbindung retten, die durch eine neue Autostraße einfach so abgeschnitten wurde. *Räusper*
Aber bestimmt sieht der absolut fahrrad- und fußgängerfreundliche Tunnel an der Bahnbrücke B56 bald so aus.
Oder einen Kreisverkehr mit Zweirichtungs-Radweg? Irgendwie schaffen es die holländischen Autofahrer, nicht komplett durchzudrehen und alles niederzumähen, was von links kommt. Unsere Straßenplaner bekommen ja schon Panik-Attacken, wenn sie rein gedanklich mit einem Zweirichtungs-Radweg konfrontiert werden. Dabei sind doch in Holland „ein paar“ mehr Radler unterwegs, auf die man als Motorist achten muss. Verstehe ich nicht…
Abbiege-Unfälle vermeiden:
Die niederländischen Kreisverkehre sind so gebaut, dass der Ausfahrende in einem Winkel aus dem Kreisel rausfahren muss, der jeden „toten Winkel“ ausschließt und direkten Blickkontakt ermöglicht.
Irgendwie sinnvoller als unsere Bauweise, die Autofahrer immer wieder dazu verleitet, möglichst spitz zu schneiden, um schön geschmeidig und sportlich durch die Kurve zu kommen.
Links: Markierungen für „Drempels“ vor der Hebung zum Abbremsen der Fahrzeuge.
Rechts: „Haifischzähne“, die den Vorrang der Radspur markieren.

Radwege

Faire, sichere und komfortable Raumaufteilung: genügend Platz für alle Beteiligten, getrennte Wege vermeiden Kollisionen und verflüssigen den Verkehr. So kann gleichberechtigter Verkehr aussehen.

Übrigens denken sich die Holländer sogar bei der Farbgebung etwas. Da haben die mal wieder ein ganz ausgeklügeltes Hightech-System entwickelt, auf das selbst wir Dichter-, Denker- und Ingenieursdeutsche nie im Leben gekommen wären:
Radweg=rot!
Rot=Radweg!

Zumindest innerorts sind Radwege i.d.R. rot.
Hier mal etwas außerorts ein nicht roter, ganz neuer Radweg aus Ortbeton.
Die Rillen sehen fies aus, sind aber überhaupt nicht zu spüren. Extrem beständig und langlebig, resistent gegen Baumwurzeln, sehr leise und reibungsarm.
Leider zu teuer für Düren. So etwas sind die paar Dürener Radfahrer gar nicht wert…
Übrigens: Weil deutsche Politiker und Verkehrsplaner ja immer denken und argumentieren: „Da fahren ja eh kaum Radfahrer. Das wird doch gar nicht genutzt. Da stehen Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis zueinander. (…)“

Hier die niederländische Denke und Praxis:
„Wie, da fahren noch nicht so viele Radfahrer, wie es gut für alle wäre und es politisch gewünscht ist? Dann bauen wir halt einerseits die Infrastruktur, die die (potenziellen) Radfahrer brauchen und wollen um sicher, schnell und bequem in die Stadt zu kommen (Pull). Und gleichzeitig machen wir es immer unattraktiver für diejenigen, die nur aus Bequemlichkeit mit dem Pkw in die Stadt wollen (Push). Da haben wir sogar als Kommunen diverse Stellschrauben: vernünftiges Wege-Management, dezentrale Parkraumbewritschaftungskonzepte, angepasste Gebührenordnungen, effektive Kontrollsysteme und so weiter. Es anders zu machen wäre ja auch ziemlich dämlich. Schließlich haben wir ja schon das eine oder andere Jahrzehnt positive Praxiserfahrungen gesammelt und wissen, wie es geht.“
Noch ein nicht roter Radweg/Radstreifen in der City. Man beachte die vernünftige Verhältnismäßigkeit in der Raumaufteilung:
Viel Platz und Vorrang für Rad- und Fußverkehr. Immer noch genügend Platz für die wenigen Autos, die überhaupt noch in der Stadt benötigt werden.
Funktioniert auch außerorts.

Parkzeuge

Nicht ganz so luxuriös wie die Fahrrad-Parkhäuser, aber trotzdem gerne genutzt. Ersetzt wahrscheinlich ein Fußballfeld voll parkender Pkw.

Direkt an der Straße parkende Pkw sieht man vergleichsweise selten. Und wenn, dann stehen sie meist vernünftig und parken nicht alle 100 Meter einen Radweg zu. Das würden sie sich in Den Bosch und anderen niederländischen Städten wahrscheinlich gar nicht trauen – bzw. eh gar nicht auf die Idee kommen…

Für die Motorisierten gibt es Transferstationen. Diese großen Parkplätze mit ÖPNV-Anschluss und/oder Radverleih liegen rund zwei Kilometer außerhalb des Stadtkerns. Hier kann preiswert geparkt und auf innenstadt-kompatible Verkehrsmittel umgesattelt werden.

Dass dies sehr gut genutzt wird, zeigt der Mangel an Falschparkern und gestressten, parkplatzsuchenden Motoristen.
Rad- und Fußwege werden erstaunlich wenig zugeparkt. Schaffen die Den Boscher Autofahrer das ganz alleine und freiwillig oder wird da auch mal kontrolliert und sanktioniert?
Funktioniert auf jeden Fall ganz gut verglichen mit Düren.
Separierte Parkflächen sieht man viel häufiger als Parkplätze auf und entlang der Straße. Sehr praktisch, da dies den ganzen Ein- und Auspark-Verkehr der „professionellen Parkzeugführer“ von der Straße nimmt.

Von Dooring-Unfällen ganz zu schweigen…
Fahrrad-Infrastruktur säen.
Radfahrer ernten.

Und sonst?

Uns hat natürlich ziemlich beeindruckt, was in Den Bosch (Fahrradstadt der Niederlande in 2011) schon alles bewegt wurde und wie sich die konsequente Förderung von ÖPNV (der Öffentliche Nahverkehr sei hier nur mal schnell am Rande erwähnt), Fuß und Rad in purer Lebens- und Aufenthaltsqualität auszahlt.

Dies ist leider nur schwer in Zahlen messbar und daher für deutsche Planer komplett belanglos. Also ging es bei unserer Tour durch Den Bosch auch nicht darum, von den Fietsersbond-Profis zu erfahren, mit welchen Strategien und Tricks sie es schaffen, Politik und Verwaltung von ihrem eigenen Glück (und dem ihrer (zukünftigen) Wähler) zu überzeugen. Das wäre auch vertane Liebesmüh, da der auto-affine deutsch-bürokratische Habitus jegliche Vergleichbarkeit mit den Niederlanden eh ad absurdum führt.

Aad erzählte allerdings auch, dass es ihnen gerade erst gelungen sei, eine innerstädtische Straße autofrei zu bekommen – nach 30 Jahren „Kampf“! Siehe: „Van Berckelstraat autovrij


Und überhaupt…

Ist ja mal wieder sehr wohlfeil, mit den Holländern daherzukommen. Die waren ja schließlich schon vor 50 Jahren so schlau, den Schalter umzulegen und vernünftige Verkehrskonzepte für ihre Innenstädte zu entwickeln und umzusetzen.

Das kann man als kleiner Möchtegern-Fahrrad-Lobbyist ja gerne auch für seine eigene Heimat fordern und wünschen. Aber welcher realpolitische Volksvertreter oder gar Beamtete würde es schon wagen, im Interesse seiner eigenen Nachkommen (noch besser: seiner eigenen Wähler) mutig auszubrechen aus dem längst überholten Auto-Fetischismus?

Wenn es doch viel einfacher ist…

  • immer dieselben lächerlichen Totschlag-Argumente (Arbeitsplätze, Geld und Bürokratismus – wahlweise zu viel (Baurecht, Zwangspunkte, blabla) oder zu wenig (fehlende Kapazitäten/KnowHow)) zu bemühen um alles, was irgendwie „gegen“ den Pkw geht, grundsätzlich auszuschließen und im Keim – bzw. im Auto-Abgas zu ersticken,
  • das zu machen, was man immer gemacht hat: Aus Pkw-Perspektive denken, planen, handeln,
  • einfach zu resignieren. Aufgeben ist eine echte Alternative für die, die zwar wissen, dass es anders besser wäre und auch anders ginge, die aber lieber Realpolitik betreiben als real politisch etwas zu bewirken. Dazu bedarf es zwar eines recht dehnbaren Rückgrats und flexibler persönlicher Haltung. Das ist aber weniger das Problem und parteiübergreifend ausreichend vorhanden.

Na dann… Weiter so!



Hier geht es zu Teil 2: Der Nationalpark


Zum Weiterlesen/-schauen

Hier gibt es noch Aads (Fietsersbond) Bericht über unseren Besuch in ´s-Hertogenbosch: ProRad uit het Duitse Düren bezoekt Den Bosch


Schneller Grün mit Smartphone-Apps in den Niederlanden (Nationaler Radverkehrsplan)


Den Bosch becomes Netherlands’ “Fietsstad 2011” (bicycledutch.wordpress.com)

















Youtube-Suche: ’s-Hertogenbosch Cycle Network


Und hier die ausführliche Zusammenfassung auf der ProRad-Website!