Lustige Politiker wie Dr. Thomas Goppel* von der cSU kommen immer mal wieder auf (nicht ganz) neue Ideen, die zeigen wes Geistes Kind sie sind. Nun hat er die allgegenwärtigen „Fahrrad-Raudis“ (Oder „Rad-Rüpel“ (Ramsauer). Bayrisch für „Fahrrad-Rowdy“ oder „Kampf-Radler“) als Stein des Anstoßes identifiziert und kann nicht mehr länger an sich halten.
(*Einer von denen, die gerne mal „geistige Ausfälle“ produzieren, wie den Nationalsozialismus „üblen Unfug“ zu nennen und dem bekennenden Schwulen Klaus Wowereit vorzuhalten, er wolle „allabendlich der Biologie ein Schnippchen schlagen“.) Quelle: Wikipedia
Als Vertreter der Senioren-Union der cSU lässt Goppel diesmal den Propagandisten für die in der gemäßigten (cSDU-Neusprech für „absolut nicht erwünschten“) Verkehrswende total vernachlässigten Senioren raushängen. Und meint, sich dringend vor die durch die pösen payrischen Pedaleros in ihrer Existenz bedrohten Senioren schmeißen zu müssen, denen im Leben augenscheinlich nichts Schlimmeres passiert als die ständige Begegnung (=Nahtod-Erfahrung) mit Myriaden Kampfradlerinnen und Fahrrad-Chaoten, die hinterhältig an jeder Ecke auf ein neues, greises Opfer lauern, das sie mal wieder professionell pisacken können.
Um dieses asoziale Pack auszumerzen, sah sich Goebb… – äh, Goppel gezwungen, gemeinsam mit seinem Münchener Bezirksvorsitzenden, Dr. Reinhold Babor, ein episches Pamphlet wider den allgemein bekannten und verhassten Fahrrad-„Raudi“ zu verfassen, welches ob seiner geistigen und rhetorischen Einzigartigkeit wert ist, einmal genauer betrachtet zu werden…
Goppel bezieht sich zwar weitestgehend auf die bayrische Landeshauptstadt, die offensichtlich gerade gnadenlos von einer Radfahrer-Welle überschwemmt wird. Ich bin trotzdem so frei, dies ein wenig zu verallgemeinern. Ich bin mir sicher, das ist ganz in Hrn. Goppels Sinn, denn die vielen von ihm benannten Probleme mit brutalen Radfahrern haben ja bestimmt alle Städte, in denen auf einmal zigtausende illegale, nicht regristrierte und nicht staatlich geprüfte Zweirad-Proleten die Straßen und Gehwege zu Todeszonen und No-Go-Areas machen.
Offener Brief der SEN in der CSU
an die Verkehrsministerin Kerstin Schreyer
Sehr geehrter Frau Staatsministerin, liebe Kerstin,
wer wie wir und mit uns Tausende aus unterschiedlichsten Gründen gesundheitlicher Art und altersbedingt darauf verwiesen sind, Besorgungen und Erledigungen entweder mit dem PKW oder zu Fuß zu erledigen, kommt in diesen Wochen Tag für Tag mehr in Bedrängnis.
Besonders in München, aber auch in anderen, nicht nur den Großstädten. OberBürgermeisterInnen und StadträtInnen haben sich zuhauf vorgenommen, ihre Innenstädte autofrei zu pressen, indem sie die Fahrspuren verengen, Straßen sperren, ganze Viertel so aufgraben, dass man zumindest während der Stoßzeiten am besten daheimbleibt oder Corona-begründet sich verkriecht.Die unerfreulichsten Entwicklungen tun sich in München. Bedenken, was das Auto angeht, gibt es da sichtlich nicht. Schon gar nicht, dass längst nicht alle (auch die vielen Pendler) so MVV-affin sind, dass sie die eigene Kutsche problemlos zuhause lassen könnten.
Quelle: Offener Brief der SEN in der CSU an die Verkehrsministerin Kerstin Schreyer
Äh, geht´s noch?
Sehr geehrter Herr Dr. Goppel, lieber Thomas, hoch geachteter wer auch immer,
wer wie ich und Tausende aus guten Gründen der Vernunft, der menschlichen Intelligenz, des Klimaschutzes, der Gesundheit, der Empathiefähigkeit und aus unterschiedlichsten weiteren seriösen Gründen mit dem Fahrrad durch unsere Innenstädte fährt, befindet sich seit Jahrzehnten in massiver Bedrängnis durch den motorisierten Individualverkehr – insbesondere durch Parkzeuge, die entweder den ganzen Tag herumstehen und uns sämtliche innerstädtischen Flächen wegnehmen oder die noch unterwegs sind, um einen der heiß begehrten Plätze zu finden, auf denen sie dann die nächsten 23 Stunden pro Tag unnütz herumstehen können, um uns die innerstädtischen Flächen wegzunehmen.
Wege wurden bei uns bis dato stets konsequent aus Perspektive der Kfz geplant und gebaut. Nicht wie bei unseren niederländischen Nachbarn. Während der MIV unzählige Nachteile für Alle mitbringt, hat man ihm seit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg die absolute Priorität in der Planung und Dominanz im innerstädtischen Raum eingeräumt.
Rad-, Fuß- und öffentlichen Nahverkehr, also die Verkehrsformen, von denen Alle und nicht nur Motorisierte profitieren, hat man im letzten halben Jahrhundert sträflich vernachlässigt oder konsequent von jeglicher Planung ausgeschlossen. Es brauchte über Jahrzehnte noch nicht einmal eine Pandemie, um denjenigen, die gerne Radfahren würden, unmissverständlich zu signalisieren: Bleibt zuhause! Oder noch besser: Kauft euch einen Verbrenner, dann seid ihr auch mobil und sogar sozial von der cSU-Seniorenunion akzeptiert.
Henne oder Ei? Was war eigentlich zuerst da? Die unzähligen (bzw. aufgrund Nummernschildlosigkeit ungezählten) bescheuerten Radfahrer, die komischerweise nicht so ganz in die vom Kfz dominierte Infrastruktur passen? (Und die deshalb gefälligst Auto fahren sollen.) Oder die planerische Fehlleistung, innerstädtischen Verkehr auf genau das Fortbewegungsmittel zu konzentrieren, das den meisten „üblen Unfug“ mit unseren Innenstädten anstellt und es Fußgängern/Radfahrern kaum ermöglicht, vernünftig, sicher und regelkonform durch die Stadt zu kommen?
Und ja, wenn die linksgrünversifften Anarcho-Stalinisten mal wieder von autofreien Innenstädten phantasieren, dann haben die natürlich das Ziel, alle Alten, Behinderten, Pflege- und Rettungsdienste sowie sämtliche Anwohner beziehungsweise deren Parkmöglichkeiten bis zum letzten Parkplatz „auszumerzen“! Ist doch klar!
Die Verbotsszene für die Autos korreliert auf der anderen Seite mit einer Erlaubnisorgie für Radfahrer, deren besitzergreifendes Gehabe auf Radwegen (untereinander) und in Fußgängerzonen den Passanten gegenüber inzwischen so groß ist, dass Beschwerden sich sogar in täglichen Leserbriefen niederschlagen.
Bestürzend ist dabei, dass die je städtischen Maßnahmen das Gegenteil einer nötigen Beruhigung der Lage(n) auslösen.
Entweder funktioniert das Zusammenspiel der Sicherheitskräfte zu wenig, was dann der Kollege Herrmann besser zu koordinieren verpflichtet wäre. Da wir aber die reale Münchner Verkehrswelt fast täglich erleben, wissen wir, dass es eher eine verkorkste Stadt-Verkehrsplanung ist, die da mehr als nur kneift.
Quelle: Offener Brief der SEN in der CSU an die Verkehrsministerin Kerstin Schreyer
Jetzt wird´s sprachlich aber hochkarätig: Die Verbotsszene korreliert mit einer Erlaubnisorgie, die zu besitzergreifendem Gehabe führt… Wow!
Die armen, defensiven Autofahrer, die immer penibel darauf achten, den massenhaft zur Verfügung stehenden Raum für Rad und Fuß auch ja nicht zu tangieren, leiden unter der staatlichen Verbots-Maschinerie. Das tut weh!
Und die pösen Radler? Die schwärmen gnaden- und gesetzlos aus zur Senioren-Treibjagd. Voll die Plage! Das nimmt langsam biblische Ausmaße an! In nicht mehr kontrollierbaren Massen rufen sie die absolute Verkehrs-Anarchie aus. In cSU-Kreisen ist von islamistischen Neo-Kamikaze-Radlern die Rede, die mit Hilfe ihres Fahrrads und dem Überfahren roter Ampeln Selbstmordanschläge auf friedliebende Motoristen planen. Der Staatsschutz ermittelt…
Dass alle anderen Radler vergleichbar radikal und chaotisch sind, ist klar. Selbst wenn sie wollten. Sie können die Verkehrs-Regeln ja gar nicht kennen. Sie haben ja schließlich keinen Fahrrad-Führerschein gemacht. (Bei uns macht man den zwar schon in der Grundschule, aber egal…) Und niemand wird sie jemals kontrollieren können, die Fahrrad-Chaoten. Sie haben ja schließlich kein Kennzeichen.
Ausdrücklich Recht hat Goppel natürlich hinsichtlich des Zusammenspiels der Sicherheitskräfte, die es seit Jahrzehnten nicht interessiert, dass Pkw ständig durch Falschparken, enges Überholen etc. andere Verkehrsteilnehmer belästigen und gefährden. (Übrigens insbesondere auch Fußgänger. Ich habe da sogar schon mal einen 100 % repräsentativen Leserbrief gelesen.) Und mit der verkorksten Stadt-Verkehrsplanung meint Goppel bestimmt, dass die kommunalen Planer und Politiker tatsächlich immer noch so bescheuert sind, keine vernünftige Infrastruktur für Rad/Fuß/ÖPNV zu schaffen, obwohl sie längst wissen, dass das – und nicht das Weiter-Bevorzugen des MIV – das Modell der Zukunft in unseren Innenstädten sein muss. Da bin ich voll bei Ihnen, Herr Goppel.
Eben haben wir eingeführt, dass Autofahrer im Stadt- und Landstraßenverkehr neue Abstandsregeln zu Radfahrern einhalten müssen, Radfahrer auch in Einbahnstraßen aufkreuzen, sich beileibe nicht an ihre Spur halten, Kreuzungen übersehen als ob sie blind wären, Fußgänger belästigen und, wenn sie dann jemand zur Rede stellen will, einfach „abdampfen“. Das kann und darf nicht so bleiben.
Als Vertreter der Seniorenunion in der CSU nehmen wir die auch hier zahlreich gewordenen Beschwerden der Fußgänger, zu denen ja auch die ausgebremsten Autofahrer und die vielen MVV-Nutzer zählen, wenn sie in den Städten Reststrecken zum Arbeitsplatz oder eigenen Wohnraum überwinden (anders kann man das kaum bezeichnen), nach langer Beobachtung einer wachsenden Hilflosigkeit der LäuferInnen zum Anlass, um die konkrete Hilfe der Staatsregierung in besagten Kommunen zu erbitten.
Quelle: Offener Brief der SEN in der CSU an die Verkehrsministerin Kerstin Schreyer
Äh, nur mal zum Verständnis. Was habt „Ihr“ eben eingeführt?
(Und wie war das nochmal mit Formfehlern in der StVO-Novelle und christlichen Forderungen nach Wiederherstellung von Verhältnismäßigkeit bzgl. temporärem Verlust des Führerscheins contra ewigem Verlust des Lebens durch Auto-Raser?)
- In Einbahnstraßen aufkreuzende Radfahrer?
- Sich beileibe nicht an die Spur haltende Radfahrer?
- Radfahrer, die Kreuzungen übersehen, als ob sie blind wären?
- Radler, die Fußgänger belästigen?
- Feige Radfahrer, die Fahrerflucht begehen und „abdampfen“?
- Autofahrer, die ausgebremst werden?
- Hilflose LäuferInnen?
Okay…
1. Was den Radfahrern gegenüber den blechbewehrten Autos zusteht, darauf haben auch die unbewehrten Fußgänger Anrecht. Rasende Radler mitten in der Fußgängerzone sind zu vertreiben. So, wie alle erwarten, dass die neuen „Roller“ sich an die Verkehrsregeln halten, muss das auch für Radler gelten und im Verstoßfall empfindlich geahndet sein.
Quelle: Offener Brief der SEN in der CSU an die Verkehrsministerin Kerstin Schreyer
Nach bisher äußerst feinsinniger, gefühlvoller Formulierung wird Goppels Tonfall etwas militanter. Man merkt, er hat die Schnauze voll von Scheiß-Radfahrern. Und so pusht er (oder sein Redenschreiber) sein Pamphlet zum erzählerischen Klimax. Zwischen den „blechbewehrten“ Autos und den „unbewehrten“ Fußgängern rasen die todbringenden Pedalo-Anarchisten mitten durch die Fußgängerzonen der deutschen Republik. Die gehören allesamt vertrieben und mit empfindlichen Strafen belegt! Denkt Goppel hier schon an´s Straflager oder tut´s auch eine saftige Geldbuße mit Fahrrad-Fahrverbot, Punkten in Flensburg und Idioten-Test? Ich bin auf jeden Fall für den Gulag!
2. Radfahrer müssen nicht nur warnen, sondern auch so fahren, dass der Fall normalerweise gar nicht eintritt. Wie alle anderen Verkehrsteilnehmer haben Sie sich an die StVO zu halten und, um sie im Ernstfall auch anzeigen zu können (bei Fahrerflucht z.B.) durch ein verpflichtendes und lesbares Nummernschild erfasst zu sein.
Quelle: Offener Brief der SEN in der CSU an die Verkehrsministerin Kerstin Schreyer
Nee, komm… Das ist jetzt nicht wirklich ernst gemeint, oder? Ist ja manchmal schwierig zu erfassen wo Realitätssinn an Grenzen stößt und traurige Real-Satire zu echt lustiger Satire wird.
Wenn schon, denn schon, finde ich. Dann machen wir das mit der Kennzeichenpflicht aber auch ganz konsequent. Meine Kinder haben „Heelys“, Schuhe mit Rollen drunter, und sie fahren mit Inlinern und Skateboards durch die Gegend. Alles Fortbewegungsmittel, mit denen man leicht vor Menschen aus der Senioren-cSU abhauen kann, wenn man sie mal wieder dreist angepöbelt und brutal angerüpelt hat. Kennzeichenpflicht! Das Laufrad des Vierjährigen? Kennzeichenpflicht! Jogging-Schuhe? Kennzeichenpflicht! Skier, Bobs und Snowboards? Kennzeichenpflicht! Tretroller? Kennzeichenpflicht! Selbstgebaute Seifenkiste? Nur mit TÜV und Nummernschild!
Viel Spaß dann beim Registrieren und Verwalten der der paar Mlliönchen neuer meldepflichtiger Fahrzeuge und Menschen…
Vielleicht ist Senior Goppel aber auch einfach seiner Zeit voraus und denkt an ein Blockchain-Modell zur geschmeidigen digitalen Verwaltung und Kommerzialisierung der neu gewonnenen Daten. Nichts Genaues weiß man nicht.
Irgendwie beschleicht mich eher der Gedanke, dass neben Fahrradfahrer-Aversion und Autofahrer-Arschkriechertum noch mehr hinter solchen Forderungen steckt. Studierte Doktoren wie Hr. Goppel, Dr. Andy Scheuer und Konsorten sind ja gerissene Menschen, denen es nicht an Klüngel-Kompetenzen, Bauernschläue und strategischer Selbstbedienungs-Mentalität fehlt. Ist bestimmt auch so´n systemimmantes Politik-Verwaltung-Ding.
Die Idio- äh… Bürokratie muss sich halt ständig selbst erhalten und neu erfinden, um zu wachsen und prächtig zu gedeihen. (Autopoiesis. Hatten wir doch schon einmal…) Deshalb: Her mit der Kennzeichenpflicht! Vielleicht auf EU-Ebene? Da könnten wir noch etwas mehr Bürokratisierung gebrauchen. Viele neue, gut dotierte Posten für´s eigene Netzwerk – das kann nie schaden. Die Kosten kann man dann ja über eine Fahrrad-Steuer (die sagenhafte Scheuer-Steuer) wieder reinholen. Da lässt sich mit unserem Bundesminister für Verkehr, Digitales und allgemeines Komplett-Versagen bestimmt drüber sprechen. Falls er bis dahin noch im Amt ist… *Zwinkersmiley*
3. Angesichts des Fahrradbooms in einem ähnlichen wie dem chinesischen Ausmaß ist es ratsam, sehr genau zu prüfen, ob nicht ein verpflichtender Radl- Führerschein dann vor allem denen aufzuerlegen ist, die sich trotz aller Ermahnung an nichts halten und unbelehrbar Straßenraudis bleiben wollen.
Quelle: Offener Brief der SEN in der CSU an die Verkehrsministerin Kerstin Schreyer
Oh nein! Die pöse China-Pandemie (Ver. 4.0) befällt unsere teutschen Städte! Diesmal nicht als Virus, sondern in Gestalt des diabolischen Fahrrads, das unsere wunderschönen Innenstädte (und natürlich unsere reinen Gedanken) verschandelt. (Teilen sich Goppel und Donald Trump eigentlich den Ghostwriter oder warum dieser doch irgendwie sehr konstruierte China-Bezug?)
Dieses subversive, aufrührerische Gefährt, das die Menschheit schon viel zu lange terrorisiert und unterjocht, wird uns alle unweigerlich und alternativlos in die kommunistische Zwangsherrschaft pressen. Eher heute als morgen. So oder so.
Außer natürlich, wir zwingen ein paar Vollidioten auf Rädern, einen zwangsvollstreckten, staatlich geförderten „Radl-Führerschein“ (wie süß) zu absolvieren und werfen die paar Millionen 08/15-Radfahrer ohne ersichtlichen Grund einem neu geschaffenen Bürokratiemonster zum Fraß vor. Damit sie dann mit Nummernschildern durch die Gegend fahren! Und sich endlich mal an die Regeln halten. So wie die Autofahrer! *Zwinkersmiley*
Sicher, verehrte Frau Staatsministerin, werden solche und andere Rat(d)Schläge in Ihrem Haus in Fülle auftreffen. Uns den SeniorInnen, die täglich mit den Straßenbüffeln, die zwischenzeitlich in Herden auftreten oder sich verdüfteln, ist nicht damit gedient, dass die Räte weiter tagen und verschieben, sondern nur damit, dass in den kommenden Wochen mit den Radlern so gezielt umgegangen wird wie mit den Autofahrern seit längerer Zeit.
Quelle: Offener Brief der SEN in der CSU an die Verkehrsministerin Kerstin Schreyer
Weil der werte Herr Goppel es tierisch ernst meint, gönnt er sich (und uns Lesern des Pamphlets) einen lyrischen Ausflug ins Tierreich. Zwischenzeitlich in Herden auftretende Straßenbüffel (damit können nur sinnlose Parkzeuge gemeint sein) sind tatsächlich genau das Innenstadt-Problem unserer Zeit, das innerhalb der nächsten Wochen gelöst werden muss. Das hat Prof. Dr. Dr. Goppel fein erkannt. Die bescheuerten Blechbüchsen und Rumsteher, die andauernd im Weg und auf allen möglichen Wegen parken, sind echt zum Kotzen! Da muss mal dringend gehandelt werden. Chapeau! Dass das ein Christsozialer Unionist mal so deutlich sagt…
Und dass mit uns Radlern endlich mal gezielt so umgegangen werden soll, wie mit den Autofahrern schon seit längerer Zeit? Da bin ich ebenso voll bei Hrn. Goppel. Ich würde sogar mit Freude ein bescheuertes Nummernschild an mein Rad pappen, wenn ich damit als Radfahrer und Fußgänger dem Autoverkehr gleichgestellt würde.
Wo soll ich anfangen mit guten Ideen für die sofortige Gleichstellung des ständig vernachlässigten und in seinen Potenzialen unterdrückten Verkehrsmittels Rad mit dem omnipräsenten Kfz?
Gleichstellung der Innenstadt-Verkehrsmittel. Ginge mir eigentlich ja noch nicht mal weit genug, weil viel zu ungerecht. Wäre aber doch mal ein Anfangs-Deal, auf den man sich mit Blick auf Vergangenheit und Gegenwart einlassen könnte. Wäre ja wohl auch ganz im Interesse der Senioren-cSU, weil dies zwangsläufig auch eine super Verbesserung für alte Menschen wäre.
Nur Leute, die aufgrund von Behinderung, Systemrelevanz o.Ä. mit dem eigenen Auto in die Stadt müssen, dürfen durch. Gleichzeitig werden den sauberen, nachhaltigen und sozialen Verkehrsformen Fuß, Rad und ÖPNV äußerst christlich, sozial, demokratisch und unionsmäßig den heutigen und kommenden Zeiten angemessene (u.a. seniorengerechte) Infrastrukturen zur Verfügung gestellt. Mindestens dem Pkw gleichberechtigt, fairerweise eher total bevorzugt.
Ich hoffe, ich habe Hrn. Goppel da richtig verstanden. Hört sich für mich auf jeden Fall einigermaßen vernünftig an.
Wir arbeiten gern mit an den Konzepten für den Klimaschutz, Verkehrsberuhigung, Stadtidyll, aber nicht zum Preis täglich wachsender Unfall-, Verletzungs- und Lebensgefahr.
Quelle: Offener Brief der SEN in der CSU an die Verkehrsministerin Kerstin Schreyer
Genau. Ich glaube, ich habe ihn richtig verstanden. Deshalb ja unbedingter Vorrang für die (insbesondere auch für betagte Menschen) viel weniger gefährlichen Verkehrsformen wie Rad und Fuß. Flächendeckend und zusammenhängend breite, getrennte Rad- und Fußwege bauen, Parkplätze und Autos weitestgehend raus aus der City und ein Anfang ist gemacht. Gut gedacht, Herr Goppel.
Es ist Zeit zu handeln! So schreibt es der Münchner Merkur am 20. August, unterstreicht es Franziska Miroschnikoff, unsere Seniorenbeirätin, nachhaltig. Mit Ihrer Hilfe und Ihrem Impuls werden die Kommunalpolitiker aufhören, sich Fahrradprobleme klein, schön und einzigartig zu reden, ohne etwas dafür zu tun.
Quelle: Offener Brief der SEN in der CSU an die Verkehrsministerin Kerstin Schreyer
Man kann es nur immer wieder betonen. „Fahrradprobleme“ wie insbesondere das mit den viel zu vielen Pkw in den Innenstädten, können nicht länger marginalisiert werden. Es ist Zeit zu handeln! Recht so.
Bevor wir in der Fahrradflut vor Bahnhöfen und Plätzen ersticken, würden wir gerne mit Ihnen allen feiern, dass wir den Drahteseln (um die geht es ja in Wirklichkeit) die Bockbeinigkeit abgewöhnt haben. Durfte Sie dieser Brief davon überzeugen. Das wär‘s dann bald gewesen, hofft mit DANKBARKEIT für Deine/Ihre Aufgeschlossenheit.
Quelle: Offener Brief der SEN in der CSU an die Verkehrsministerin Kerstin Schreyer
Herr Goppel (oder sein trumpistischer Redenschreiber) ist ein hervorragender Propagandist, das Lesen seines Pamphlets ein sinnlich-literarischer Hochgenuss. Wie Goppel den letzten Absatz nutzt, um dem Leser kurz vor Ende nochmal das migrantiose Bild der zerstörerischen Velo-Flut, des existenziell bedrohlichen Fahrrad-Tsunamis ins Bewusstsein zu rufen, ist einfach meisterhaft!
Und dann nochmal der mit einem neckisch-augenzwinkernden Unterton versehene Hinweis, auf die Tierartigkeit, die Nicht-Menschlichkeit, den Anti-Humanismus des Radfahrer-Wesens. Großes Kino. Das erzeugt emotional aufgeladene Bilder im Kopf und verfestigt neuronal gut verwurzelte Klischees bei der auto-affinen Stammwählerschaft.
Und löst bestimmt auch den gewollten Effekt bei der Duz-Freundin, Staatsministerin Kerstin Schreyer*, aus. Ich bin begeistert! Und total überzeugt…
(*Kerstin Schreyer (cSU), diplomierte Sozialapädagogin und systemische Beraterin, verfügt laut Wikipedia über weitreichende Erfahrung in der Jugend- und Familienhilfe und war bis zum 6. Februar 2020 bayrische Familien-, Arbeits- und Sozialministerin. Am 6. Februar 2020 wurde sie ins Amt der Ministerin für Wohnen, Bau und Verkehr berufen und führt seitdem die lange Liste an erfolgreichen und kompetenten cSU-Verkehrsministern fort.)
Glückwunsch! Und viel Glück!
Wissen Sie was, hoch geschätzter Herr Goppel. Ich lasse am besten ab sofort mein unchristliches Rad im Keller stehen – oder noch besser – verschrotte es komplett und fahre nur noch mit dem Auto in die Stadt. Das ist doch ganz in Ihrem Interesse. Wieder ein „Raudi“ vertrieben!
Aber mal angenommen: Jeder Fahrrad-Fahrer (denn zwischen den ganz normalen Radlern, die wie jeder vernünftige Mensch einfach nur schnell, sicher und bequem von A nach B kommen möchten, und den Chaoten unterscheidet Goppel ja nicht so gerne) würde, wie von ihm gefordert, vertrieben werden, dann stelle ich mir die Frage: Wohin mit all den Chaoten?
Ich unterscheide trotzdem mal:
Falls die Masse der Fahrrad-Normalos gemeint sein sollte, die sich, wie zum Glück die meisten Verkehrsteilnehmer, an die allermeisten Regeln halten, dann viel Spaß in einem noch überforderterem ÖPNV-System, das sich dann noch mit zusätzlichen Erfordernissen, die bisher durch´s Rad abgedeckt waren, beschäftigen muss.
Oder sollen die alle auf Pkw umsteigen? Auch eine grandiose Idee. Da freuen sich die, die wirklich auf ihr Auto angewiesen sind, und die Herr Goppel ja angeblich protegiert, bestimmt enorm! Hurra, noch mehr Gleichgesinnte, mit denen wir uns die Straße teilen und um die Parkplätze kloppen dürfen! Total seniorengerecht.
Falls Dr. Goppel jedoch klug genug ist, nur die „Raudis“ zu meinen, dann stelle ich mir die Frage, wem geholfen ist, wenn genau diese Chaoten zukünftig in einem tonnenschweren motorisierten und „blechbewehrten“ (um in der goppelschen Sprache zu bleiben) Fahrzeug unterwegs sind?
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