Die schwarze REVOLUTION
RESOLUTION!
Breaking News:
Die Ereignisse (und Nicht-Ereignisse) in Sachen B 399n überschlagen sich!
*Gähn*
Die CDU-Fraktion im Dürener Stadtrat fordert diesen auf, sich mit Hilfe einer „Resolution“ für den schnellen Baubeginn der B 399n einzusetzen. Nach einer von der Dürener Bevölkerung (aus Gründen) komplett ignorierten und maximal erfolglosen Online-Petition von anderen B 399n-Altplanungs-Befürwortern nun also eine Offline-Resolution – mit dem gleichen Ziel, die veraltete B 399n-Planung durchzusetzen, ohne deren gerade durchgeführtes Update zu berücksichtigen oder sich um inzwischen zum Allgemeingut gewordene Standards in Sachen Verkehrsplanung zu scheren. Besser schnell und schlecht als zeitgemäß und nachhaltig. Tolle Sache!
Dank massig Kapazitäten in den zuständigen Fachämtern und dank vieler neuer Kapazitäten in diversen städtischen Baugesellschaften, Straßen.NRW und so weiter werden und wurden sogar schon die Grundlagen geschaffen, um nach der B 56n das nächste (damit in direktem Zusammenhang stehende) Straßen-Großbau-Projekt umzusetzen. In aller kürzester Zeit, denn es geht vornehmlich darum, die allseits gewünschte Verkehrswende möglichst schnell und effektiv umzusetzen.
Dabei spielt natürlich der Radverkehr eine ganz wesentliche Rolle, wenn es nach CDU und allen anderen Beteiligten (außer AfDP) geht! Der hoch verehrte Radverkehr kann allerdings leider *hüstel* erst angemessen gefördert werden, wenn irgendwann mal alle sogenannten Pkw-„Umgehungsstraßen“ da sind und ihre prachtvolle Wirkung entfalten. Der Fußverkehr, der in Düren sowieso keine Rolle spielt, und das komische ÖPNV-Dings kommen dann vielleicht nachher auch noch an die Reihe. Immer schön eins nach dem anderen, wir haben da so unsere Prioritäten…
Erstmal weniger Verkehr durch mehr Straße schaffen, um diesen dann quasi-außen herum quer durch die Stadt zu leiten. Das schafft Freiräume für den Erhalt und Ausbau jeder Menge Pkw-Parkplätze in der zukünftig maximal vom Pkw-Verkehr entlasteten City!
Die AfD und mit ihr alle anderen Fraktionen im Stadtrat sind begeistert! Ausgenommen natürlich Die Grünen, deren grundsätzlich kritische Haltung zur neuen „Stadtautobahn“ allseits bekannt ist, sowie ein weiterer „Abweichler“ *Zwinkersmiley*, der ebenfalls gegen die „Resolution“ stimmte.
Eigentlich ist die sogenannte „Resolution“ ja gar nicht groß der Rede wert. Dass „eine Straße gebaut wird, weil eine Resolution das fordert“, habe er noch nie gesehen, wird SPD-Bürgermeister und B 399n-Befürworter Frank Peter Ullrich in der Tageszeitung zitiert.
Genauso wenig Worte ist eigentlich auch die mit großem Erfolg gescheiterte Online-Petition wert, zu deren Unterstützung trotz Beendigung noch immer aufgerufen wird. Trotzdem sei sie erneut erwähnt – um die starke Unterstützung der Dürener Bevölkerung herauszustellen, von der andauernd die Rede ist.
Doch die aktuelle CDU-„Resolution“ wird (aus Gründen) bestimmt ihre Beachtung finden – genau wie die erstaunlich schlecht gelaufene, an den Stadtrat gerichtete Online-Petition, die zwar von der Bevölkerung durch größtmögliches Desinteresse abgestraft wurde, aber offensichtlich viel Gehör in Presse und Klüngel fand.
Die neuerliche „Resolution“ wirft aus meiner Sicht ein paar (alte und neue) Fragen auf und beantwortet wiederum andere…
Die RdRdSDfdzBdNB399n
Im Wortlaut wiedergegeben und kurz kommentiert bzw. nachgefragt:
Resolution des Rates der Stadt Düren für den zügigen Bau der Nordumgehung (B 399n); Antrag der CDU-Fraktion (RdRdSDfdzBdNB399n)
Alle folgenden Zitate weiß auf schwarz aus der RdRdSDfdzBdNB399n.
Quelle: Stadt Düren
Der Rat der Stadt Düren fordert die Bundesregierung und die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen nachdrücklich auf, für eine zügige Beendigung des Planfeststellungsverfahrens und einen zeitnahen Baubeginn der Nordumgehung (B 399n) Sorge zu tragen.
Der vordergründige Adressat sind die Bundes- und Landesregierung, bzw. unsere Bundes- und Landtagsabgeordneten, deren Lobbyarbeit in Richtung Öffentlichkeit und interne Netzwerke jetzt gefragt ist. Zu den eigentlichen Adressaten vielleicht später noch ein paar Gedanken…
Seit 40 Jahren setzen sich Rat und die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Düren für die Realisierung der Nordumgehung (B 399n) ein. Knapp 30.000 Fahrzeuge, darunter viele LKW, quälen sich täglich durch die Innenstadt und die Ortsdurchfahrten der besonders betroffenen Stadtteile Gürzenich, Birkesdorf, Mariaweiler und Hoven. Dies führt zu unerträglichen Belastungen insbesondere für die Anwohnerinnen und Anwohner der betroffenen Straßenzüge sowie zu einer in dieser Form nicht mehr hinnehmbaren Lähmung des innerstädtischen Verkehrsflusses.
Wie immer meint die CDU, wenn sie von „Verkehr“ spricht, ausschließlich den motorisierten Individualverkehr. Um dessen „Verkehrsfluss“ geht es, um nichts Anderes. Nebensächlichkeiten wie irgendwelche anderen Verkehrsteilnehmer, Klima- und Umweltschutz, „Vision Zero“ und weiteres anti-christliches Gedöns sind vollkommen irrelevant. Denn stets geht es allein um die Bewahrung der göttlichen Schöpfung – also des heiligen Pkw-Verkehrs. Dass nur möglichst viel Pkw-Verkehr volkswirtschaftliches Wachstum, Arbeitsplätze und lebenswerte Innenstädte schafft, ist Gesetz – nein, biblisches Gebot! Es gilt diese Schöpfung zu bewahren . Verkörpert durch jeden einzelnen für Innenstadt-SUV verbreiterten und für hybride E-Boliden kostenlos zur Verfügung gestellten Parkplatz sowie die dazugehörige Fahrspur!
Diese Ideologie ist so tief internalisiert, dass selbst bei „Resolutionen“ mit dem doch letztendlichen Ziel die Stadt lebenswerter, sicherer und sauberer zu gestalten, *hüstel*der sogenannte „Umweltverbund“ aus ÖPNV, Rad, Fuß und Mikro-Gedöns überhaupt keine Rolle spielt. Bzw. nur (wie immer) die nachgeordnete, geheuchelte und für Verkehrswende-fremde Ideologien instrumentalisierte Rolle.
Offenbar scheinen für Christdemokraten „Bürger“ sowieso nur die zu sein, die verkehrskonservative Vorstellungen á la CDU & AfDP vertreten. Die lokalen Bürgerinitiativen, Naturschutzverbände und so weiter zählen auf jeden Fall nicht dazu. Sie setzen sich ja schließlich auch nicht seit 40 Jahren für eine Umgehungsstraße ein, die die Stadt gar nicht umgeht, sondern durchtrennt und aus heutiger Sicht ein verkehrsplanerisches Urzeit-Relikt ist.
Also müssen NABU, BUND, VCD, ADFC etc. auch nicht erwähnt werden. Erst recht nicht deren Stellungnahmen zur B 399n, denn sie repräsentieren damit höchstens minimale Teile der gefährlich linksradikalen Verkehrswende-RAF.
Der Staats- und Verfassungsschutz ist informiert, Trojaner wurden installiert. Mit ganz normaler Bevölkerung hat das hier nämlich überhaupt nichts mehr zu tun:
Auch die Neuaufteilung des innerstädtischen Verkehrsraums insbesondere zugunsten des Radverkehrs ist nur möglich, wenn die Nordumgehung für den Durchgangsverkehr zur Verfügung steht.
Quelle: Stadt Düren
*Gähn*
Ja, nee, ist klar. Das darf auf gar keinen Fall fehlen! Wie überraschend. Die allseits bekannte und beliebte „Nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen“-Argumentation, die ja auch in Sachen Schiene so wunderbar funktioniert. Nur lässt diese anbetracht bisheriger Maßnahmen und Äußerungen eher vermuten, dass es sich um astreine Heuchelei und Verschleppungs-Taktik handelt.
Ich frage mich gerade, wann ich die letzte Resolution der CDU-Stadtratsfraktion gelesen habe, die alle möglichen Leute auffordert, jetzt aber endlich mal ganz schnell und beschleunigt die (ebenfalls im KSTK) beschlossenen Radschnellwege zu bauen, weil es da gerade absolut fette Fördermittel vom Bund gibt? Ach nee, das geht ja gar nicht.
Jegliche Förderung des Umweltverbunds ist erst möglich, nachdem B 56n und B 399n ihre innenstadtfördernde Wirkung gemeinsam voll entfaltet haben.
Aus den Erfahrungen mit der B 56n wissen wir, dass dies super schnell umzusetzen ist, danach alle happy sind und sowohl unsere Prognosen zu den Kosten und Bauzeiten als auch zu den Entlastungs-Wirkungen wie immer 100% zutreffen werden. Und wenn das alles erstmal geschehen ist, drehen wir unsere verkehrspolitische Einstellung der vergangenen Jahrzehnte einfach flugs um 180° und sind dann voll mit dabei, um doch noch die Verkehrswende auf den Weg zu bringen. Denn weniger Pkw-Verkehr zu Gunsten von allem anderen Verkehr ist schließlich unser aller Ziel, auch wenn Gottes Wege dahin manchem Betrachter & Leidtragenden lokaler Verkehrspolitik unergründlich Pkw-fixiert erscheinen mögen. Habt einfach Vertrauen in uns – ihr werdet dann schon sehen, was ihr davon habt!
Als durch die Dürener Verkehrspolitik zum Zwangs-Zyniker gewordener Beobachter (und intensiver Nutzer), lese ich diese Argumentation natürlich etwas anders. Für mich sieht das eher aus wie eine ziemlich billige und nicht minder offensichtliche Drohung:
Wenn ihr (linksgrünversiffte Verkehrswende-Utopisten), auch nur einen einzigen vernünftigen neuen Geh- oder Radweg haben wollt, oder barrierefreie Bushaltestellen, die den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, und all das andere neumodische Zeug, das den gesellschaftsfördernden motorisierten Individualverkehr vollkommen unnötig terrorisiert, dann habt ihr gar keine andere Wahl! Entweder die „Neubautrasse“, die endlich „dem Charakter als Bundesfernstraße“ gerecht wird, kommt, oder ihr könnt euch all die hübschen Stadtentwicklungskonzept-Träume, die wir andauernd gemeinsam beschließen, wieder abschminken.
Klare Sache aus meiner Sicht: Hier wird all denen, die wirklich Veränderungen in Richtung der vielfach und allseits (wenn auch mit unterschiedlichen Worten) angekündigten „Mobilitätswende“ wollen, der Auspuff auf die Brust gesetzt. AfD, SPD etc. sind begeistert! Hoch die Flossen, da sind wir dabei! (Demnächst sogar digital per Knopfdruck!)
Mehr Straße = weniger Verkehr für Alle! Irgendwann… Vielleicht…
Also, liebe Bürger und Nicht-Bürger Dürens:
- Falls ihr irgendwas Verkehrswendemäßiges gefördert – oder auch nur mitgedacht – haben wollt, dann wartet gefälligst noch 8-80 Jahre. Bis dahin machen wir weiter maximal Pkw-zentrierte Stadtplanung alter Schule und halten ansonsten schön die Füße still. Und schauen zu, wie die Welt um uns herum in linksideologischem Umweltverbund-Öko-Terrorismus versinkt. Wir sehen hier ausdrücklich die Gefahr einer Verkehrs-RAF und behalten uns das Recht vor Leute, die bspw. Falschparker fotografieren, präventiv zu inhaftieren. Hier geht es um bewusst geplanten Verbrechen an unserer kritischen Infrastrujtur.
- Falls es aus irgendwelchen öko- und sozialterroristischen Gründen (Aufstand der durch die B 399n ghettoisierten Nord-Dürener, Klage der Umweltverbünde o.Ä.) sogar soweit kommen sollte, dass die heilbringende Straße doch nicht gebaut werden sollte, werden wir euch bis ans Ende der Zeit bei jeder Gelegenheit vorwerfen, dass ihr selbst die Schuld daran habt, dass wir immer noch in autofreundlichen statt menschenfreundlichen Verhältnissen leben müssen. Und das mit einer Genugtuung, bei der uns schon jetzt ganz warm ums Herz wird. Ätsch!
- Und damit die Genugtuung umso genugtuender ist, werden wir euch bei allen zukünftig geplanten Maßnahmen, die irgendwie den „Verkehrsfluss“ und die sonstige Heiligkeit des motorisierten Individualverkehrs einschränken könnten, so gut es geht Stöcke in die Speichen werfen. Darin haben wir eh schon eine hervorragende Expertise entwickelt.
Im Ernst: Meint die CDU wirklich, dass wir mit all den längst beschlossenen Maßnahmen, die zur Reduzierung des MIV und zur Stärkung des Umweltverbunds führen sollen, warten müssen/können/sollten, bis irgendwann in unendlichen Zeiten&Weiten die Nord- und Ostumgehung ihre magische Doppelwummswirkung entfaltet haben?
Und die SPD glaubt der CDU das? Ach nee, die SPD will ja alles gleichzeitig – irgendwie und am besten sofort. Alles für alle – und immer nur das Beste vom Besten. Wenn ich das richtig verstanden habe:
- Die Opposition unterstützen bei ihrer Forderung nach einem Schnellbau der Uralt-Planungen, aber gleichzeitig eine fein aktualisierte „grundlegende Überprüfung“ fordern, weil ja die alte Planung „nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht“.
- Alternativen zur B 399n offen gegenüber stehen und erstmal die Ergebnisse der in Auftrag gegeben Gutachten- und Planungs-Aktualisierungen abwarten einerseits. Und andererseits dem Drang erliegen, trotz nicht vorhandener Aktualisierungsergebnisse dem Koalitionsvertrag widersprechende „Bekenntnisse“ abgeben zu wollen.
- Den Rückbau sämtlicher 4-spuriger Innenstadt-Straßen bis 2025 beschließen und gleichzeitig neue 4- bis 6-spurige Straßen mitten durch die City schlagen wollen.
- Die konsequente Umsetzung von Luftreinhalte- und Lärmaktionsplänen, GreenCity- und Innenstadt-Masterplänen, Radvorrangroutenkonzepten, FaNaG NRW, NRVP 3.0 usw. verantworten und befürworten. Aber das alles gleichzeitig nicht dem total außerstädtischen Stadtteil Nord-Düren und sonstigen zu vernachlässigenden „Peripherien“ entlang der hübschen Pkw-Neubautrasse gönnen.
- Konsequente Umsetzung des Klimaschutzteilkonzepts aber niemals auch nur ein einziges Wort über den Radschnellweg RS 399n verlieren – oder über all die anderen Radschnellwege, die irgendwann mal als Priorität A&B bewertet wurden.
- Den Prognosen von Straßen.NRW & Co Glauben schenken (bzgl. Umsetzungszeiten und -kosten, Innenstadt-Pkw-Einspareffekten etc.) und gleichzeitig Kenntnisse aus früheren Projekten besitzen.
- Kommendes Jahr „Fahrradfreundliche Stadt Düren“ werden wollen, aber sich noch nicht mal mit dem Konzept des Innenstadtrings der lokalen Fahrrad-Initiative aka ADFC-Ortsgruppe Düren beschäftigen wollen.
Das passt alles ziemlich gut zusammen., scheint mir. Zumindest, wenn man absolut keinen Bock auf Verkehrswende hat.
Zurück zur „Resolution“:
Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Oliver Krischer, sowie die Bundestags- und Landtagsabgeordneten aus dem Kreis Düren werden ebenfalls gebeten, sich für die Umsetzung dieser für unsere Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger so wichtige Straßenbaumaßnahme einzusetzen.
Quelle: Stadt Düren
Na dann toitoitoi, liebe CDU. In Oliver Krischer finden die Christdemokraten bestimmt einen glühenden Befürworter ihrer B 399n-Uraltplanungsbeschleunig. Er hat sich ja bisher schon extrem für den Bau der aus seiner Sicht „völlig aus der Zeit gefallenen Stadtautobahn“ engagiert (siehe hier im ziemlich eindeutigen Facebook-Video). Und er wird sich als Landesminister bestimmt erst recht der gesellschaftlichen Verantwortung zur Weiterentwicklung seiner Heimatstadt bewusst sein – also alles dafür tun, damit wir durch mehr Straße weniger Verkehr erzeugen. Vermute ich. 😉
Schließlich stehen die Zeichen – auch in der aktuellen öffentlichen Debatte um den Ausbau von Schiene & Co – voll auf Straßenneubau statt Sanierung und Umbau des sich selbst gegen die Wand fahrenden Pkw-Bevorzugungssystems.
Bin mal gespannt, welche Rückmeldungen und Sachstände da aus dem grünen NRW-Ministerium und von Straßen.NRW zu hören sein werden.
Pkw first, alles andere ggf. und evtl. irgendwann mal. Zeit haben wir genug, der Verkehrssektor ist schließlich schon jetzt ein Vorbild im Rahmen der nationalen Klimaschutzstrategie, deren Ambitioniertheit ständig von Gerichten, Wissenschaftlern und kommenden Generationen gelobt wird. Gute Sache das!
Wir dürfen auf jeden Fall beruhigt und verkehrswendesediert bleiben, alles geht jetzt seinen Weg in die schöne neue Welt der menschenfreundlichen Innenstädte.
Die Dürener Grünen-Fraktionschefin Verena Schloemer hatte „Rücksprache mit dem Minister, es wird alles seinen geordneten Weg gehen“.
Dürener Zeitung, 17.12.2022
Bürgermeister Frank Peter Ullrich (SPD) machte aus seiner Unterstützung des Straßenbauvorhabens keinen Hehl und sagte: „Der Bürgermeister ist für die Straße, die Verwaltung empfiehlt sie auch. Sie ist für den Strukturwandel wichtig, soll Stadtteile entlasten und ein Industriegebiet von 35 Hektar Größe erschließen.“ Allerdings habe er noch „nie gesehen, dass eine Straße gebaut wird, weil eine Resolution das fordert“.
Dürener Zeitung, 17.12.2022
Es folgt die allseits und seit Jahren bekannte…
Begründung:
Quelle: Stadt Düren
Die B 399n ist Bestandteil des Bundesverkehrswegeplanes 2030 und dort als vordringlicher Bedarf eingestuft. Zusätzlich ist dieses Infratstrukturprojekt im Abschlussbericht der Kohlekommission als Sofortmaßnahme genannt und hat dementsprechend Aufnahme in das Strukturstärkungsgesetz des Bundes gefunden. Ab 2025 ist von derBezirksregierung Köln eine Förderung nach Förderrichtlinie Kommunaler Straßenbau für denBauabschnitt in Baulast der Stadt Düren zugesagt.
*Gähn* Als ob irgendein Gesetz, eine rechtliche Vorgabe oder die Chance auf Abgriff von fetten Fördermitteln je eine Rolle spielen würde, wenn es sich nicht um Verkehrsprojekte handelte, die der eigenen Ideologie entsprechen. Über die Tatsache, dass Düren seit Jahrzehnten zugepflastert ist mit regelwidrigen, nicht den Mindest-Anforderungen entsprechenden Fuß- und Radwegen sowie behinderten-ungerechten Bushaltestellen usw., verlieren wir kein Wort. Und erst recht nicht darüber, dass ein Großteil dieser Regelwidrigkeit für die Infrastruktur des NMIV (nicht motorisierten Individualverkehrs) dadurch zustande kommt, dass wir überall das Parken und Autofahren freundlich gestatten und Jahrzehnte lang ausgebaut haben. Ohne Rücksicht auf Verluste. Flächendeckend rund um die Uhr – egal ob legal oder illegal.
Ach nee, Mist. Sorry. Ich hab da ja andauernd das Problem mit meinem grundsätzlichen Missverständnis: Nachdem wir 70 Jahre radikalen Automobilismus betrieben haben, müssen wir ja erst nochmal so ca. ein bis drei Jahrzehnte weiter Parkplätze erhalten und aufwerten, fette neue Straßen quer durch unsere Innenstädte und Naturschutzgebiete ziehen usw., um dann anschließend maximal von deren Fortschrittlichkeit profitieren zu können. Danach können wir mal einen Bus-Takt erhöhen, eine Schiene von ausländischen Fachkräften biegen lassen oder so. Vielleicht haben wir bis dahin auch den „Fachkräftemangel“ beseitigt.
Ein „bisschen“ Geduld ist also angesagt. Und damit diese nicht überstrapaziert wird, kommt der christdemokratische Altplanungsbeschleunigungsantrag. Da sollte man als Befürworter einer konsequenten Verkehrswende – so wie sie in unseren lokalen Verkehrskonzepten beschrieben und beschlossen wurde, eigentlich sogar dankbar sein. Rot-Grün+X lässt das Klimaschutzteilkonzept ja schließlich auch seit Jahren links liegen – außer es ist noch etwas Farbe für einen weiteren sogenannten „Schutzstreifen“ übrig. Oder Innovationskraft für neue Pkw-Parkplatz-Bezahlsysteme…
Eine zeitnahe Erstellung der B 399n ist für eine positive Fortentwicklung der Stadt Düren von immens großer Bedeutung und entlastet neben der Innenstat gerade westliche Stadtteile wie Gürzenich, Mariaweiler, Birkesdorf und Hoven, in denen die Verkehrsbelastung immer mehr zunimmt.
Ursachenbekämpfung macht keinen Spaß und ist schlecht für´s Image. Deshalb begegnen wir immer ätzenderen Verkehrsbelastungen durch Pkw, indem wir ihnen immer mehr Fläche – sei es Parkraum oder Fahrbahn für Pkw zur Verfügung stellen. Allein durch geschickte Kanalisierung (und natürlich durch innovativstee Digitalisierung & Dekarbonisierung!) der dann wie von Geisterhand verflüssigten Ströme von noch mehr Pkw, erreichen wir eine Pkw-Entlastung in angrenzenden Straßen und Stadtteilen, die schier unglaublich ist!
Die B 56n stellt das gerade unter Beweis:
„Mit dem nun fertigen Bauabschnitt, der unter anderem auch die Bahnstrecke Aachen-Köln quert, verringert sich der innerstädtische Verkehr in Düren um knapp die Hälfte“, schätzt Straßen.NRW-Direktorin Dr. Petra Beckefeld und freut sich für die Fußgänger und Radfahrer in Düren, „die mit deutlich weniger Durchgangsverkehr in ihrer Stadt jetzt viel sicherer unterwegs sein werden.“
Quelle: Straßen.NRW
Radikal: CDU fordert die (nahezu)
autofreie Innenstadt!
Die Verkehrsentlastungsprognosen sind vielleicht sogar so unglaublich, dass man daran nicht glauben sollte. So wenig wie an die Finanz- und Zeitprognosen. Wie war das nochmal bei der B 56n? Wen interessiert´s?
Ich mache mal eine simple, milchbubenhafte Rechnung auf:. Dabei gilt es aber noch das hier zu bedenken:
Hinzu kommt, dass die B 56n und die B 399n nur gemeinsam ein Höchstmaß an Verkehrsentlastung für die Stadt Düren entfalten können. Erst damit schafft man die Voraussetzungen, um Verkehrsberuhigungsmaßnahmen und eine sinnvolle Neuaufteilung des vorhandenen Verkehrsraumes für Anwohner und alle Verkehrsteilnehmer vornehmen zu können.
Also, Taschenrechner (TI 30 Galaxy – passend zur B 399n-Planung) raus:
Knapp die Hälfte (rund 50%) Verkehrsentlastung durch die B 56n alleine
+ konservativ gerechnet 25% dank B 399n
+ ca. 15% Bonus wegen der geilen Konvergenz- und Synergie-Effekte (Höchstmaß an Verkehrsentlastung) der Nord-Ost-Umgehungs-Kombi.
Da sind wir bei sage und schreibe rund 80-90% Pkw-Verkehrsentlastung in Düren!
Wir dürfen also fest davon ausgehen, dass sich nicht mehr bis zu 30.000 Pkw täglich mitten durch unsere City „quälen“ (sollte es nicht besser heißen „uns“ quälen, indem sie täglich durch die City fahren?), sondern nur noch ungefähr 3.000-4.000 oder so! Und die fahren auch noch alle mit grünem Wasserstoff aus der Region.
Das ist ja der helle Wahnsinn! Wow – was dann alles möglich sein wird. Möglich sein muss eigentlich. So wie die fette Umweltspur samt saniertem Radweg auf der Schoellerstraße, die nach dem gruseligen Provisorium kommen wird. Die Aachener Straße wird wahrscheinlich komplett zur Spielstraße – für die Kids der Anwohner, die über Jahrzehnte/Generationen nichts anderes vor der Nase hatten als Autos. All die guten alten Radwege und Fußwege werden wieder Radfahrern und Fußgängern zurück gegeben.
Crazy! Ich werde echt noch zum B 399n-Befürworter. Würde mir nicht ein wenig die Geduld (37 Lichtjahre) fehlen. Und der Glaube…
Was mich immer noch etwas stutzig macht, sind all die widersprüchlichen und unbekannten Zahlen. Laut offiziellem Blablabla wollen die Stadt und unser lokalpolitischer Zirkus ja bspw. das Gesamt-Verkehrsvolumen gar nicht reduzieren (zumindest bis 2025), sondern nur total fortschrittlich umverteilen vom MIV auf NMIV bzw. von allen anderen Straßen auf ein paar Umgehungsstraßen. Von bescheidenen und nicht vorhandenen Radwegen auf noch beschissenere „Schutz“- und Mehrzweckstreifen.
Während der Landrat eine nicht-verkehrssteigernde Wachstumsstrategie für den gesamten Wasserstoff-Rur-Kreis DN-JÜL ausgerufen hat. Genial! Wahrscheinlich dürfen neu Zugezogene keine eigenen Pkw besitzen. Vielleicht macht man es ja diesmal konsequent – so wie in Japan. Deren Modell ist der städtischen Verkehrswende-Lokalpolitik bestimmt ebenso geläufig wie aktuelle Zahlen zum Modal Split Dürens. Basteln die nicht gerade eh an einer Stellplatzsatzung und einem ordentlichen Parkraumkonzept herum?*Zwinkersmiley*
Symbol-Politik – Viva la Resolution!
Dass es sich bei dem neuerlichen Gedöns der CDU im Dürener Stadtrat um reine Symbol-Politik handelt, ist vielleicht übertrieben. Bestimmt werden einige Netzwerke und Hatebook-Aufschreie aktiviert und provoziert und dem Landes-Verkehrsministerium wird vielleicht tatsächlich nochmal etwas Druck gemacht. Auch zur innerparteilichen Selbstbestätigung und -konformisierung können scheinbar sinnlose Akte (vgl. „BM-Machtwort gegen Verkehrsversuch Aachener Str.“) durchaus förderlich sein, nehme ich an.
Die Dürener Zeitung hat es diesmal ziemlich treffend beschrieben – als Mischung aus Symbolpolitik und Griff in die Wunde der B 399n-Uneinigkeit innerhalb der Koalition Zukunft und deren bzgl. Verkehrswende & Nordumgehung bewusst schwammig formulierten Koaitionsvertrag „Zukunft Düren 2020-2025“. Siehe hier (Bezahlschranke).
Dort wurde vereinbart:
Der Bau der B399n soll grundlegend überprüft werden.
Koaitionsvertrag „Zukunft Düren 2020-2025“
Die alte Planung entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen.
Alternativen Lösungen zur Erschließung eines zukünftigen Gewerbegebietes ehemalige Zuckerfabrik und alternativen Streckenführungen stehen wir offen gegenüber.
Die Entlastung der Stadtteile Birkesdorf und Mariaweiler wollen wir zügig vorantreiben.
Obwohl… So schwammig ist das eigentlich gar nicht. Man könnte noch ein wenig ausformulieren, was genau die „heutigen Anforderungen“ sind: Regelwerke, zwischenzeitlich in Kraft getretene Gesetze und Konzepte, Allgemein-Gedöns wie Klimawandel, zunehmende Flächenungerechtigkeit, „Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik“ und so weiter. Dann könnte man noch sagen, was mit „zügig“ und mit „Entlastung“ gemeint ist – in konkreten, messbaren Zahlen, die evaluiert werden können.
Aber sonst? In welche Richtung es geht, ist doch echt glasklar. Da muss ich nicht erst wieder aus irgendwelchen aktuellen Konzepten, geltenden Gesetzen, novellierten Verwaltungsvorschriften und so weiter zitieren, oder?
Wie und wann die Dürener Politik all das (nennen wir es doch einfach wie früher einmal „Verkehrswende“) mit welcher Form oder Nicht-Form von B 56n-B 399n-RS 399n-RS Nordtangente-Kombilösung hinbekommt, bleibt spannend.
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