“(…) In Deutschland gibt es derzeit, bis auf wenige Ausnahmen, noch keine Erkenntnisse mit den Anwendungsmöglichkeiten von Geschützten Radfahrstreifen. In Düren werden jetzt im Rahmen eines Verkehrsversuches erste Erfahrungswerte bezüglich der Beständigkeit verschiedener Trennsysteme und Montagemöglichkeiten gesammelt. Darüber hinaus erwartet das Fachamt auch neue Erkenntnisse zu den Auswirkungen auf die Straßenentwässerung, die Straßenreinigung und den Winterdienst. Bei positiver Auswertung des Praxistests soll das innovative Fahrradinfrastruktursystem in beiden Fahrtrichtungen auf der gesamten Strecke zwischen Fritz-Erler-Straße und Birkesdorf zum Einsatz kommen. Hierfür muss aber zunächst noch ein entsprechender Ausführungsbeschluss im Rat der Stadt Düren getroffen werden und ein entsprechender Förderbescheid vorliegen. (…)”

Pressemeldung der Stadt Düren

Herrlich, diese Presse-Fotos!

Aber immerhin. Hat zwar gefühlt nur zwei Jahrzehnte gedauert, bis ein 400 Meter langes Teststück dieses so hoch-innovativen Verkehrskonzepts, zu dem es deutschlandweit noch so gut wie gar keine Erkenntnisse gibt, auf die Straße gebracht wurde.

Sind wir jetzt sowas wie Modellkommune für innovative Fahrradverkehrsförderung?

Ich bin ja mal auf die “Evaluation” gespannt. Nicht, dass der DSB, die Gullis oder die fehlenden Fördermittelzusagen uns die “Teststrecke” wieder wegnehmen. Wie lange der Test dauern soll, erfahren wir in der Pressemeldung leider nicht. Nur, dass wir uns wohl mindestens noch ein halbes Jahr mit den 400 Metern zufrieden geben müssen. Oder halt bis zum nächsten echten strengen Winter. Sobald die wichtigen Winter-Daten vorliegen wissen wir wahrscheinlich mehr…


Bei den Kommentaren zur Pressemeldung in Dürener Facebook-Gruppen kann einem allerdings die Frage kommen, ob Verkehrswende auch nur ansatzweise überhaupt in DN machbar ist. Die immer gleichen “Argumente” müssen wieder dafür herhalten, dass ein bisschen sicherer Fahrradweg ja nun echt mal too much ist für unsere City.

Ist ja auch total unnötig, die Stadtteile vernünftig und sicher mit der Stadt zu verbinden. Als ob da jemals SchülerInnen fahren würden.

Und es ist auch total unsinnig, die sogenannte “Teststrecke” über die Kreuzung an der Malteser Straße hinweg zu führen, um mal den Kreuzungsbetrieb mit zu beobachten, wenn schon “getestet” wird. Total überflüssig, hätte nur wieder Geld gekostet! Und Evaluierung der Teststrecke? Da gucken wir uns aber mal ganz genau die zentralen und entscheidenden Dinge an:
– Die Form der Poller.
– Die Beeinflussung der Wasserabflussgeschwindigkeit.
– Die Zugänglichkeit und Handhabbarkeit für den Räum- und Winterservice.

Einige meiner Lieblings-“Argumente”:

A) Sieht man ja an den Fotos, dass da eh keine RadlerInnen fahren (werden)! Sieht man ja auch an den vielen tollen Dingen, die bisher für die blöden Radfahrenden gemacht wurden. Die vielen tollen Schutz-. und Mehrzweckstreifen, die uns unsere schöne Fahrbahn verkleinern und es uns unmöglich machen, Radfahrende mit angemessenem Abstand zu überholen, werden doch auch nicht genutzt. Obwohl sie genau wie die PBL total innovativ sind. Zugegeben, der Gedanke, dass mehr Leute auf´s Rad steigen, sobald sie sich sicher fühlen und schnell und komfortabel mit dem Rad an ihr Ziel kommen, hat einen gewissen Reiz und eine nicht ganz von der Hand zu weisende Logik. Das mekren wir Autofahrenden ja seit Jahr und Tag. Bzw wir würden es merken, wenn wir nicht schon mit der Muttermilch aufgesaugt hätten, dass unsere Städte sowieso konsequent für uns Autofahrenden gemacht sind. Aber hallo, seid doch bitte auch mal ein bisschen realistisch, ihr linksversifften Fahrrad-Öko-ExtremistInnen: Als ob ihr jemals mit einem vernünftigen, sicheren, zusammenhängenden und Radfahrende gegenüber Pkw-Fahrenden priorisierenden System rechnen könntet. Ihr Phantasten! Also macht´s doch eh keinen Sinn, dass man euch jetzt ein paar hundert Meter echte Sicherheit unter die Reifen bringt. Ihr werdet´s noch sehen!

B) Autofahrer zahlen Steuern, Fahrradfahrende nicht: Radfahrende sollen gefälligst Steuern zahlen, wenn sie am Verkehr teil haben wollen! Genau wie Fußgänger sowie Tretroller und Dreirad fahrende Kinder auch! Ja nicht die Fußgänger vergessen, diese Ressourcenverschwender und Sozialparasiten. Denkt doch mal an die enormen Kosten, die die durch ihre Wegenutzung erzeugen. Man sieht´s ja Jahr für Jahr an den Instandhaltungskosten im städtischen Haushalt, wie günstig unser Kfz-Verkehr zu finanzieren ist. Das kostet ja fast nix im Vergleich zu der ganzen Kohle, die wir seit Jahrzehnten ins Pimpern der nichtsnutzigen Rad-und-Gehwegbenutzenden stecken. Ist doch abstrus! Außerdem wird ja andauernd behauptet, der Kfz-Verkehr würde enorme Folgekosten für´s Gesundheitssystem erzeugen. Lächerlich! Wegen ein bisschen Luftverschmutzung, Lärmbelastung und den paar Unfällen mit Personenschaden, die angeblich durch Pkw verursacht werden. Total lächerlich und absolut unlogisch gedacht. De facto entlasten wir unsere Sozialkassen, weil wir als Pkw-Fahrende, gerade in unseren Innenstädten für mehr “Fluktuation” in der demografischen Entwicklung sorgen. Man muss das mal darwinistisch sehen. Die schwächsten Verkehrsteilnehmenden werden halt nach und nach aussortiert. Ist doch nur natürlich, kein Grund aufmüpfig zu werden!

C) Radfahrende sollen sich erstmal selbst an die Regeln halten, bevor sie anfangen, ein wenig Sicherheit für sich zu reklamieren. Geht´s noch? Da kommt ihr Radfahrer uns Pkw-Fahrenden, die wir ja immerhin auch zu Fuß von der Haustür bis zum Auto gehen, mit dem Sicherheitsargument. Dabei ist doch allgemein bekannt, dass Radfahrer sich grundsätzlich nicht um rote Ampeln kümmern, weil sie ja alle lebensmüde sind und nicht wissen, dass sie keinen Blechpanzer um sich herum haben. Die fahren doch alle grundsätzlich immer über rot, ausnahmslos und statistisch eindeutig bewiesen. Autofahrende machen so etwas bekanntlich nicht. Und jetzt wollen die auch noch eigene, sichere Wege bekommen? Wieso eigentlich? Die haben doch keinen Motor. Und die können doch auf´m Gehweg fahren. Machen sie doch sowieso immer alle! Und was auch hinlänglich bekannt ist, ist, dass es immer die Radfahrenden sind, die die Unfälle verursachen – insbesondere die Unfälle Pkw/Rad und Lkw/Rad. Da sind wir Motorisierten total unschuldig, schaut mal in die Unfallstatistiken! Und wo wir schon mal dabei sind: Die blöden Radfahrenden sollen erstmal die Regeln lernen. Die wissen ja noch nicht mal, dass sie immer auf dem Radweg fahren müssen, sobald sich neben unserer Autofahrbahn irgendein unbeschildertes Stück Fläche befindet, welches den Anschein erwecken könnte, hier ließe es sich im Schneckentempo zwischen Mülltonnen, FußgängerInnen, Gehwegparkenden und Schlaglöchern slalomfahrend noch einigermaßen ungefährdet vorankommen.

Weiß doch Jede/r!

Siehe auch Jens´ Blogeintrag zum Thema.

By the way… Natürlich ist die PBL noch lange keine beschlossene Sache. Muss ja erst noch „evaluiert“ werden und irgendwer muss sich noch um die Fördermittel kümmern…
Obwohl sich das im April irgendwie anders las – als sei die beidseitige PBL schon beschlossene Sache.