Es gibt doch ein Konzept!

Was die Städtischen seit dem (meines Wissens nach) ersten richtigen Anlauf zu einem zukunftsgerichteten Verkehrskonzept (Klimaschutz-Teilkonzept 2015) bis heute noch nicht hinbekommen haben, ist einer Handvoll Ehrenamtlichen nebenbei in ihrer Freizeit ganz ohne Bezahlung in kürzester Zeit gelungen! Ich kann nur staunen!

https://prorad-dn.de

Na gut, das „Konzept“, beziehungsweise der Diskussionsvorschlag der Bürgerinitiative ist jetzt bei weitem (noch) kein 100%ig ausgefeiltes Papier, das als Beschlussvorlage für den Verkehrsausschuss durchgehen könnte. Keine Frage. Und wird auch nicht als solches von den Aktiven verstanden. Ich habe allerdings beobachten können, dass da einige Leute enorm viel Zeit und jede Menge Expertise investiert haben. Allein die Beschäftigung mit den ganzen Querungen, die man sich Kreuzung für Kreuzung vorgenommen hat, ist höchst professionell und beeindruckend. Zumindest soweit ich das als Laie sehe. Alle Achtung!

Quelle: ProRad Düren
https://prorad-dn.de/nachlese-vortrag-innenstadtring-31-10/

Und endlich mal ein bißchen „visionär“ gedacht, anstatt kontinuierlich nur durch kotflügelgroße Scheuklappen zu spinsen. Finde ich großartig! Auch wenn selbstverständlich (in Düren!) nicht alles umzusetzen ist, der Teufel im Detail steckt und viele realpolitische „Mimimis“ mehr… Da entstehen einfach mal gute, (für Düren) neue, freie Ideen, die von einem positiven Ziel aus gedacht werden. Ich würde dieses Ziel einfach mal als lebenswertere Innenstadt für uns Alle definieren.

Und diese Denkanstöße sind dann auch noch so gut aufgearbeitet (alles aus eigener Tasche finanziert) und werden so gut kommuniziert, dass man sich wundert, wie das Leute hinkriegen, die dafür weder ausgebildet und verbeamtet, noch von ihrem Vollzeit-Job freigestellt werden oder sonst irgendwie etwas für sich selbst davon hätten. Sauber! All die Arbeit nur für mich Radpendler (und alle anderen Dürener noch dazu).

Endlich entwickeln ein paar Menschen mal konzeptionelle Ideen, visualisieren die vernünftig und fangen an, ein wenig „visionär“ und ohne radkappengroße Scheuklappen zu denken!
Quelle: ProRad Düren
https://prorad-dn.de/nachlese-vortrag-innenstadtring-31-10/

Da wird nicht schnell mal abends eine kleine Zeichnung am PC gebastelt. Da wird auch nicht ständig in nicht umsetzbaren niederländischen Utopien geschwelgt. Da werden stattdessen Woche für Woche Unterlagen von Straßen.NRW und allen möglichen beteiligten Behörden angefordert und auseinandergenommen, Arbeitstreffen und Begehungen (Befahrungen) mit ExpertInnen und Entscheidern vorgenommen, Fachliteratur und Gesetzestexte studiert und diskutiert, Bürgergespräche geführt, sich an Aktionen beteiligt, Öffentlichkeitsarbeit betrieben, recherchiert, Veranstaltungen organisiert, der Kontakt zu Politik und Verwaltung gesucht und vieles mehr.

Leider konnte auch ProRad die Fehlplanungen bspw. bei der B56n nicht verhindern, aber (heute mal positiv) zukünftig wird die Stadt daraus bestimmt die Lehre ziehen, Ideen von Bürgern mit ausgewiesenem Sachverstand und realem Praxisbezug ernst zu nehmen und realisierbar zu machen. Ein „kleines“ B56n-Fehlplanungsbeispiel auf der ProRad-Seite sei nur nebenbei erwähnt: https://prorad-dn.de/fehlplanung-eines-tunnels-unter-der-b56n/.

Quelle: Scan vom Planungsblatt Straßen.NRW von ProRad-Seite https://prorad-dn.de. Hier die dazugehörige Pressemitteilung: https://prorad-dn.de/wp-content/uploads/2019/07/PM-Tunnel-Arnoldsweilerweg_final.pdf

Ich will mir gar nicht ausmalen, wie es mit der Entwicklung hin zu einer lebenswerten (meinetwegen „noch lebenswerteren“) Stadt ohne solche Leute und Initiativen weiterginge… Besten Dank dafür an alle Aktiven (nicht nur in der „Fahrrad-Lobby“)!

Quelle: ProRad Düren
https://prorad-dn.de/vortragsabend-aufbruch-fahrrad-in-dueren/#more-921

Super positiv finde ich auch, dass sich mit der Critical Mass Düren etwas etabliert hat, das Fahrrädern in unserer Stadt eine sichtbare Präsenz gibt – auch wenn ich leider aufgrund des Termins viel zu selten selbst mitfahren kann. Was man da mit AutofahrerInnen erlebt, die ihre Unkenntnis der StVo und ihre Empathielosigkeit gnadenlos auf der Straße ausleben, ist allerdings nicht gerade schön, um mal maßlos zu untertreiben. Da könnten die, die regelmäßig eine Runde miteinander durch die Stadt drehen, bestimmt ein leidvolles Liedchen (eine ganze Opern-Reihe) von singen! (Bilder, Videos und Geschichten gerne (mit)teilen). 😉

https://radfahrn.wordpress.com/critical-mass/

https://www.facebook.com/CriticalMASSDN/

Ehrenamt / bürgerschaftliches Engagement

Ich meine, Ehrenamt ist eine echt super Sache. Leider beobachte ich aber auch, dass Ehrenamt inzwischen viele Aufgaben übernimmt (übernehmen muss), weil „die Öffentlichen“ es sonst einfach nicht mehr hinbekämen mit der „Grundversorgung“. Im Sozialen, in der Bildung, beim Sport… Und anscheinend auch in der Verkehrsinfrastrukturplanung, um mal behördlich zu sprechen. Eigentlich eine Schande für eine so privilegierte Gesellschaft wie die unsere. Trotzdem – oder gerade deshalb? – brauchen wir noch mehr bürgerschaftliches Engagement!

Das Schöne am Ehrenamt ist ja, dass man sich selber total frei und selbstbestimmt aussuchen kann, was man machen will und für wen man es machen will. Wenn sich dann Leute entschließen, sich für einen besseren und sichereren Radverkehr in ihrer Heimatstadt einzusetzen, dann kann ich das nur unterstützen! Auch aus Autofahrer-Perspektive!

Man stelle sich nur mal vor, spürbar viele Leute würden, weil wir eine super Fahrradinfrastruktur hätten, vom Auto auf´s Rad umsatteln. Das hieße doch, dass für die Menschen, die dann zweifellos immer noch auf ihr Auto angewiesen wären (Handwerker, Notdienste, Anlieferungen, Behinderte etc.), viel mehr (Park-)Raum zur Verfügung stünde, oder? Dann denken wir uns in dieser Utopie noch einen effektiven, kostengünstigen oder sogar kostenlosen ÖPNV hinzu (wobei ich unsere City-Tarife inzwischen echt in Ordnung finde), Car-Sharing, Fahrradverleihe, Fahrgemeinschaften etc. – dann würde doch so langsam ein Schuh daraus. Nebenbei: Diese simplen Ideen sind auch nicht gerade ganz neu…

Also (und aus vielen weiteren Gründen) freue ich mich auch als Autofahrer über jeden einzelnen Nicht-Motorisierten auf unseren Straßen! Außer über die ChaotInnen, die die große Mehrzahl der vernünftig Fahrenden in Verruf bringen. Die tun zwar in der Regel weniger weh und gefährden sich oft mehr selbst als Andere, nerven aber auch gewaltig! (Wäre auch nochmal ein Thema für sich.)

Aber ich schweife wieder ab. Zurück zum Konzept. Denn ProRad hat eins!

Ein Innenstadtring für Düren!

Quelle: TIM-online, von https://radfahrn.wordpress.com

Einen sehr ähnlichen Vorschlag findet man übrigens im „Masterplan Innenstadt Düren. Siehe https://radpendler.wordpress.com/2019/11/18/masterplan-innenstadt-dueren/

Dazu brauche ich an dieser Stelle gar nicht viel sagen, sondern kann auf die Website von ProRad Düren verweisen. Falls Ihr also auf den städtischen Websites kein Radverkehrskonzept finden könnt, dann schaut mal da rein!

https://prorad-dn.de/nachlese-vortrag-innenstadtring-31-10/

https://prorad-dn.de/avv-aufbruch-vortraege-vision/

https://prorad-dn.de/ein-innenstadtring-fuer-dueren-infoveranstaltung-am-31-10/

Oder auch auf Jenś´ Blog „Radfahren! In Düren“

https://radfahrn.wordpress.com/2019/11/02/innenstadtring-fuer-dueren/

Oder in der Lokalpresse: „Innenstadtring: „Pro Rad“ denkt groß“ (Dürener Nachrichten) https://epaper.zeitungsverlag-aachen.de/2.0/article/f0a6006931

Ich persönlich kenne ein ähnliches Konzept aus meiner Zeit in Münster, wo es mit der „Promenade“ seit Ewigkeiten einen genialen grünen Ring für Fahrräder und Fußgänger rund um die komplette Innenstadt gibt. Total autofrei. Ziemlich klug und ziemlich praktisch! So Geschichten sind also auch im Autoland Deutschland möglich. Das ist noch so ein positiver Moment, den man sich städtischerseits zunutze machen könnte. Es gibt Best-Practice-Beispiele! Es liegen keine Urheberrechtsverletzungen vor, wenn man die „kopiert“. Man muss auch in Düren das Rad nicht ganz neu erfinden!

Politische Lippen-Bekenntnisse? Nix da – versprochen ist versprochen!

Sehr positiv fand ich auch die von ProRad Düren in Kooperation mit dem „Forum Politik“ organisierte Veranstaltung zum Thema „Aufbruch Fahrrad in Düren! Die Rolle des Radverkehrs in der kommunalen Verkehrswende“. Der nächste Veranstaltungstitel wird bestimmt griffiger und spricht dann auch ein paar Autofahrende an. 😉 Ein bißchen schade war nämlich, dass die „Gegenperspektive“ in Form von AutofahrerInnen (die RadlerInnen, die gleichzeitig AutofahrerInnen sind, mal ausgenommen) und AnwohnerInnen gar nicht präsent war.

Bericht zur Veranstaltung von ProRad und Forum Politik hier:
Die Rurstadt ist wie Amsterdam in den 70ern…
https://epaper.zeitungsverlag-aachen.de/2.0/article/8d8c18debd
und auf der ProRad-Seite https://prorad-dn.de
Infos zum Forum Politik hier:
https://www.bildung-bewegt-dueren.de/info/forum-politik/

Auf dem Podium der mit rund 80 Interessierten ziemlich gut besuchten Veranstaltung saßen neben zwei ausgewiesenen Verkehrsexperten (Thorsten Koska vom Wuppertal-Institut https://wupperinst.org/c/wi/c/s/cd/657/ und Sjors van Duren, niederländischer Verkehrsplaner https://www.fairkehr-magazin.de/archiv/2019/fk-02-2019/titel/interview-sjors-van-duren/) auch VertreterInnen von SPD (Dagmar Nietan), den Grünen (Verena Schloemer) und CDU (Hermann Josef Geuenich). Außerdem Rob Maris von ProRad Düren. Sascha Kuhlmann von der Evangelischen Gemeinde hat die Veranstaltung (ehrenamtlich) moderiert.

„Aufbruch Fahrrad in Düren! Die Rolle des Radverkehrs in der kommunalen Verkehrswende“

Neben einem Experten-Input, der glasklar verdeutlichte, was uns in Düren noch alles fehlt, um überhaupt erst einmal den Weg in Richtung einer fahrradfreundlichen Verkehrsgestaltung zu finden (wir hinken bereits 40-50 Jahre hinterher) und einem sehr detailreichen und informativen (sowie lustigen, wenn auch manchmal in diesem Rahmen vielleicht etwas zu genauen) Vortrag von Rob Maris, kamen natürlich auch die PolitikerInnen, die das alles ja irgendwann mal entscheiden und umsetzen wollen, zu Wort. Auch ein sehr positives Signal, sich dort auf´s Podium zu setzen!

Sie sind sich alle einig! Wir brauchen mehr und besseren Radverkehr in Düren!

Es war faszinierend. Dem werde ich mal einen eigenen Eintrag samt diverser O-Töne widmen. Rob Maris war so nett, mir die Audio-Datei zur Verfügung zu stellen. Danke auch dafür! Nur so viel an dieser Stelle – ohne mir die „Diskussion“ noch einmal angehört zu haben.

Es herrscht absolute Einvernehmlichkeit – zumindest zwischen SPD/Grünen/CDU – und auch die Wortmeldung von Hrn. Cremer (FDP) habe ich nicht so verstanden, als wolle er in eine ganz andere Richtung (falls ich sie verstanden habe). Alle befürworten eine stärkere Förderung des Fahrradverkehrs, mehr Räder und weniger Autos in unserer Stadt! Das kann man sich mal auf der Zunge zergehen lassen…

Sie müssten es jetzt eigentlich „nur noch“ umsetzen. 2019, fast 2020. Wir legen jetzt so richtig los! Mit einem richtigen Konzept!

Näheres und O-Töne der Veranstaltung folgen…

Noch mehr so (positiv) verrückte Ehrenamtliche: Das Dürener Sozialrad-Team. https://www.bildung-bewegt-dueren.de/info/duerener-sozialrad/

Dürener Sozialrad


Und dann gibt´s da beispielsweise noch das Dürener Sozialrad, mit dem ich ja auch beruflich ein wenig „verbandelt“ bin. Das Team besteht ebenfalls komplett aus Ehrenamtlichen, die unentgeltlich ihre Zeit opfern, um gespendete Fahrräder im ganzen Kreis Düren abzuholen, diese dann aufzupeppeln und wieder straßentauglich zu machen.

Beim Dürener Sozialrad bekommen nur bedürftige Menschen, die sich keins beim Händler leisten können, ein „Sozialrad“. „Menschen mobil machen!“ lautet die Devise.

Dabei werden die Fahrradeinzelhändler nicht als Konkurrenz, sondern als PartnerInnen gesehen, die dem Projekt mit Spenden (Zweirad Kohl http://www.zweirad-kohl.net, Zweirad Buelke https://www.zweirad-buelke.de) oder Materialbeschaffung und professionellem KnowHow (Fahrrad Schuster https://fahrrad-schuster.de) zur Seite stehen. Um nur diese Vernetzungen zu nennen…

Im besten Fall profitieren Alle voneinander, da sie das Ziel teilen, mehr RadlerInnen auf unsere Straßen zu bringen und Radfahren möglichst praktisch, zugänglich, sicher und damit attraktiv zu machen.

Wer möchte, kann die Selbsthilfewerkstatt des Teams in Anspruch nehmen. Das kostet zwei Euro für die Kaffeekasse. Dafür kann das ganze Werkzeug und das KnowHow des Teams genutzt werden. Einfach anrufen und einen Termin vereinbaren. Die Ehrenamtlichen sind zwar alle keine ausgebildeten Fahrradmechaniker (nur leidenschaftliche und versierte Radler und Schrauber), sie haben aber Spaß daran, mit ihrem Hobby auch noch anderen DürenerInnen etwas Gutes zu tun. Ganz ohne Bezahlung…

Flyer zum Herunterladen: https://www.bildung-bewegt-dueren.de/fileadmin/user_upload/Flyer/Flyer_DN_Sozialrad.pdf

Nebenbei sorgen die „Sozialradler“ auch noch dafür, dass die bezahlten Mitarbeitenden um sie herum ein „Dienstrad“ samt Wartung und gute, sichere Abstellmöglichkeiten bekommen. Außerdem spendet das Projekt regelmäßig wieder zurück in die Dürener Gesellschaft – bspw. durch finanzielle Unterstützung anderer sozial Aktiver oder über „Zurück-Spenden“ von besonderen Rädern wie Tandems und Therapierädern für Dürener Blinden-Einrichtungen. Zum Glück mit großer Unterstützung der Trägerin (Evangelische Gemeinde zu Düren). So kann es auch gehen!

Das war dem Kreis Düren übrigens schon vor einiger Zeit den „Ehrenpreis für soziales Engagement“ wert. Gratulation und Dankeschön in die Tiefgarage! 😉

Dieses Projekt wäre auch wieder einen eigenen Blogeintrag wert! Genau wie die Ideen, Transport mal anders zu denken…

„Lasti, das Lastenrad oder…
ein Auto weniger!“
http://evangelischegemeinde-dueren.de/cms/upload/gemeindebriefe/2019-11-10.pdf


…genau wie die vielen Anderen, die sich für ein besseres Miteinander, insbesondere auch beim Thema Radfahren, einsetzen. Die kann ich hier gar nicht alle aufzählen. Würde sich aber mal lohnen, die zu sammeln. Schreibt mir gerne! Ich denke nur an Peter Schumachers Projekte wie die „Radtour der Hoffnung“ (http://www.dueren.de/verwaltung-politik/pressemeldungen/meldung/article/11-radtour-der-hoffnung-startet-am-3-september/), die kleinen, ehrenamtlichen Werkstatt-Projekte mit und für Geflüchtete(n), nachbarschaftliche Initiativen und bestimmt viele, viele mehr, die mir überhaupt nicht bekannt sind.

Vernetzt Euch!