Ich will zwar keine schlafenden Hunde wecken, trotzdem puste ich das jetzt Folgende mal rein in die Filterblase. Liest ja eh keiner. 😉 Noch viel weniger als die Protokolle, Vorlagen und Beschlüsse im Ratsinformationssystem von Stadt und Kreis.

Trotzdem wundere ich mich einigermaßen über den ausgebliebenen Aufschrei der Parkzeuge-Lobby, die doch normalerweise mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln um jeden einzelnen (sogenannten) Pkw-Parkplatz in Düren kämpft. Nun ja – soll mir recht sein…

Kann bitte auch mal jemand an unsere Kinder Parkzeuge denken!

Wir erinnern uns noch an die peinliche Posse rund um die paar entschwundenen Pkw-Parkplätze am Wurmfortsatz der Weierstraße – also dem letzten Stückchen Richtung Fußgängerzone, das man eh schon längst hätte komplett autofrei machen sollen. Wenn man mich fragt.

Was für eine bescheuerte Ecke für Park- und Wendeverkehr und was für eine geniale Ecke für eine erweiterte Fußgängerzone. Ein Filetstück der City den stadtverhässlichenden Parkzeugen und Falschparkern zum Fraß vor geworfen. Was für eine Schande!

Wurmfortsatz Weierstraße:
Hier könnten (noch) drei Parkzeuge mehr stehen!
Parkplatzkonzept Innenstadt Düren:
Lebenswerter Pkw-Parkplatz anstatt todbringende Fußgängerzone!

Schade, dass es diesen Blog damals noch nicht gab. Wäre ein gefundenes Fressen gewesen… Falls noch jemand Fotos von den peinlichen Pro-Pkw-Parkplatz-Plakatierungen der Einzelhändler hat: Immer her damit! Ich meine mich an so tolle Schaufenster-Sprüche wie „Parkplätze = Lebensqualität“ zu erinnern. Und manche Sprüche erinnerten sogar an Plakate aus noch viel dunkleren deutschen Zeiten. 🙁

Wenigstens an der gegenüber liegenden Seite soll sich ja bald etwas tun, wie man so hört und liest. Aber doch nicht etwa wegfallende Pkw-Parkplätze? OMG! Der Untergang des Abendlandes! Schon wieder… Wir Autofahrer können uns echt so verdammt leid tun! 😉 Soweit ich weiß, soll da die Kurzzeit-„Parkzone“ aka „eingeschränktes Halteverbot“ in ein absolutes Halteverbot geändert werden. Genau wie im oberen Teil der Weierstraße. Dazu komme ich sofort.

An dieser Stelle wird diesmal leider niemand etwas auf die asozialen Radfahrer schieben können, denn die Begründung für das absolute Halteverbot, soweit ich die aus dem Ratsinfosystem noch im Kopf habe, lautet:

Die Parkzeugschieber auf den regulären Parkplätzen sind zu inkompetent, um vernünftig auszuparken. (Sorry: Sie haben zu wenig Platz!) Sie verursachen deshalb immer wieder Schäden an den gegenüber stehenden „Kurzzeit-Haltern“ *3-Minuten-hüstel* und Falschparkern. Die das natürlich gar nicht lustig finden. Und sich über die anderen Dummparker aufregen, von denen sie angetitscht werden. Anstatt sich mal selbst zu fragen, ob man vielleicht auch irgendwas falsch macht.

Ich sage mal so: Wer da legal steht, also hält, der sitzt in seiner Karre und kann vielleicht auch hupen, Zeichen geben, rumbrüllen (wie immer) oder sogar ausweichen, wenn da mal wieder ein Autofahrerkollege total inkompetent ausparkt. Wenn ich aber gar nicht in meiner Blechbüchse sitze, dann parke ich da widerrechtlich und kann mich eigentlich nicht wirklich über meinesgleichen beschweren. Oh Mann, Realsatire ist manchmal echt fast besser als die gewollte!

Und das Allerbeste dabei: Touchieren sich arme Parkzeughalter bei ihrer Lieblingsbeschäftigung (Ein- und Ausparken, Parkplätze zum Ein- und Ausparken suchen) ab und zu mal, dann besteht dringendster städtischer Handlungsbedarf! Kann mal bitte jemand an unsere Kinder Blechbüchsen denken!? Wenn die in der Werkstatt stehen, können die schließlich keine Radfahrer zu eng überholen und Gehwege zu parken – also ihrem eigentlichen Tagesgeschäft nachkommen. Was ist mit den vielen Arbeitsplätzen und Existenzen, die an jedem Quadratmeter Falschparkerfläche hängen? Wo ist da die „Verhältnismäßigkeit“?

Ausnahmsweise mal nur 4 Pkw im absoluten Halteverbot!
Was bleibt ihnen auch anderes übrig?
*Mitleidiges Pkw-Heulsusen-Tätschel*

Das Drama beginnt…

Aber nun geht es im ersten Teil bzw. Akt des neuen Schauspiels sowieso erstmal nur um den vorderen Teil der Weierstraße. Und dieser verlangt dem autofahrenden Publikum vielleicht sogar noch mehr ab als der kleine aber feine Parkplatz-Prolog am Weierstraßen-Wurmfortsatz vor ein paar Jahren (s.o.).

Denn: Bald gibt es wieder ein paar „Parkplätze“ weniger in der City! Aber nur in der unschlagbaren CDU-Logik (siehe unten, siehe Parkplatzzählversuche Schützenstraße).

Links von der Victor-Gollancz-Straße werden die Parkplätze verbreitert,
rechts wird das eingeschränkte Halteverbot bis zur Wilhelmstraße zum absoluten Halteverbot.
Quelle Screenshots: Stadt Düren

Denn genau genommen fällt eigentlich kein einziger Parkplatz weg. Es werden sogar bestehende Parkplätze verbreitert! Ansonsten soll eigentlich nur das stadteinwärts eingeschränkte Halteverbot zwischen Victor-Gollancz-Straße und Wilhelmstraße in ein absolutes Halteverbot umgewandelt werden. Wenn ich das alles richtig verstehe. Oder entfällt da etwas Parkplatziges zwischen Pleußmühle und Victor-Gollancz-Straße?

Auf den vorderen Teil wird mal wieder etwas Farbe gepinselt. Für mehr fehlten offensichtlich die Ideen und der Wille.
*Paradigmenwechsel-Syntax-Error!*
Quelle Screenshots: Stadt Düren

Radfahrer dürfen dann übrigens mal wieder so tun, als würden sie sich über neue Schmutzstreifen freuen, die sie sich mal wieder mit den parkenden und notorisch falsch fahrenden Motorisierten teilen dürfen. Und das auch nur, weil die eigentlich von der Stadt bevorzugten Mehrzweckstreifen illegal und asozial sind – also weg müssen. Die waren wohl einfach eine Fehlplanung

Und – bitte nicht vergessen – die super schützenden Schutzstreifen gibt´s natürlich auch nur, weil die (Auto-) Straße saniert werden muss. Also müssten sich die Radfahrer eigentlich sogar noch bei den Parkzeugfahrern für den (eigentlich unerwünschten) Nebeneffekt bedanken: Toll, dass Ihr für weitere Straßenmalereien sorgt! Vielen Dank für die freundliche Unterstützung der besonderen Rad- und Fußverkehrsförderung.


Der nächste Schritt?

Und wann kommen endlich auch noch diese Blechbüchsen weg?
Was sagt die CDU dazu?


Aber das alles wäre längst nicht Fehlplanung genug, als dass die CDU nicht noch etwas daran zu meckern hätte. Schließlich sollen ja angeblich sowohl Pkw-„Parkplätze“ wegfallen, als auch noch blöde Radfahrer (angeblich) gefördert werden. Die geben weder Geld in ihrer City aus, noch gehen sie wählen! Das absolute NoGo! Das geht ja alles komplett in die falsche Richtung! Drama!

Miteinander Gutes tun! LOL!
Weg damit! Weniger ist mehr!
…Obwohl: Die haben ja immer Pannen bei jedem Stop!
Missbrauch der Warnblinkanlage kostet übrigens eine Tiefkühlpizza – äh, 5 Euro extra. Ausrufezeichen.

CDU-Logik

Aber Moment mal… Verstehe ich das richtig?

Für die CDU ist also ein Halteverbot im Grunde dasselbe wie ein öffentlicher Parkplatz? Nur kostenlos. Ach so! Na, das erklärt natürlich Vieles…

Herr Brogmus verweist auf den Parkplatzmangel im Innenstadtbereich und sieht durch die Maßnahme eine Verschärfung der Situation.

Er stellt für die CDU-Fraktion den Antrag, die bestehende Parkregelung beizubehalten.

Frau Leimert unterrichtet, dass im Rahmen der gesetzlichen Bedingungen die jetzige Tiefe der Straße zum Ausparken nicht reiche und daher die Neuregelung zwingend erforderlich sei.

Sitzung Bauausschuss 15.6.2021

Das zuständige Fachamt geht auf die CDU-Unlogik und Unwissenheit gar nicht ein und bezieht sich nur auf das Ausparken der Pkw auf der gegenüberliegenden linken Seite. Denn nur dort gibt es überhaupt Parkplätze! Und verweist einfach totschlagargumentartig auf die gesetzlichen Vorschriften. Das saß! 😉

Nachdem sie nochmal zwei Wochen Zeit hatte, um über ihre Parkplatz-Logik nachzudenken, äußerte sich die CDU dann erneut öffentlich zum Thema:

Herr Weschke teilt für die CDU-Fraktion mit, dass diese für eine Beibehaltung des eingeschränkten Halteverbotes in der Weierstraße sei, und deshalb nicht zustimmen werde. Dadurch könnten schließlich einige kurze Erledigungen – wie z.B. Einkäufe in der Innenstadt – getätigt werden.

Frau Nietan und Herr Schmitz weisen insbesondere darauf hin, dass beim Parkverbot an dieser Stelle nicht nur kurz gehalten, sondern in den meisten Fällen Langzeit geparkt werde, und durch die dann vorhandene Fahrbahnenge diverse Unfallsituationen entstehen würden, wie auch bereits von der Polizei bestätigt worden sei.

Sitzung Stadtrat, 1.7.2021

Nochmal: Was für eine Einstellung hat die CDU eigentlich zu den allgemein gültigen Regeln? Ich dachte, die „Christdemokraten“ stünden so auf Law & Order. Was ist an „gesetzlichen Vorgaben“ und „Straßenverkehrsordnung“ eigentlich so verkehrt und so falsch zu verstehen? Ach so, es geht um die geliebten Stehzeughalter. Na dann…

Wer sein Fahrzeug verlässt oder länger als drei Minuten hält, der parkt.

StVO §12 (2)

Halten“ ist nicht gleich „Parken“.
Einkaufengehen schließt „Halten“ aus.

Ausgenommen: Drive-In-Schalter. 😉 Vielleicht gibt´s die deshalb inzwischen sogar beim Bäcker? Damit notorische Falschparker und -halter endlich mal guten Gewissens, ohne massive Schuldgefühle und ständige Angst vor allgegenwärtigen Ordnungsbeamten ihre Brötchen kaufen fahren können? Grammatikalisch fragwürdig, inhaltlich zukunftsweisend! Bestimmt eine CDU-Idee.

Die CDU fordert hier übrigens öffentlich zum Gesetzesbruch auf. Ich finde, das ist ein handfester Eklat! *Zwinkersmiley*

Ach so, ich verstehe das bestimmt alles falsch und die Erklärung liegt auf der Hand. Die CDU sieht´s nämlich genau so wie das Ordnungsamt: Falls der Falschparker noch irgendwo in der Nähe sein könnte, dann ist es natürlich Ordnungsamtsaufgabe, ihn zu finden und freundlich zu bitten, freiwillig wegzufahren? Mit sekündlichen Service-Hinweisen auf die verbliebene Restzeit der maximal drei Minuten. In dubio pro Pkw.

Oder sollen das doch die machen, die durch ständiges Falschparken „mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert, belästigt, gefährdet oder geschädigt werden“ (StVO-Quatsch). Die geht es schließlich tatsächlich etwas an. Ach, am besten einfach weiter ignorieren und tolerieren – und damit weiter etablieren.

Ja, nee, ist klar, liebe CDU: Ihr wisst ja, dass das Ordnungsamt auf Falschparker-Kontrollen total Bock hat und über extrem viele Kapazitäten dafür verfügt. Dafür habt Ihr ja in den Stellenplanungen der vergangenen Jahrzehnte ausgiebig und vorausschauend gesorgt.

Außerdem wisst Ihr ja aus eigener Erfahrung, dass sich Autofahrer immer ganz schnell an alle neue Regeln gewöhnen und anschließend wie von selbst daran halten. Da kann man bei den paar schwarzen Schafen und Einzelfällen ja auch mal die Kirche im Dorf, Fünf gerade und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Und sich vielleicht noch ein paar weitere Floskeln pro innerstädtisches Falsch- und Richtigparken für den aktuellen Wahlkampf ausdenken…

Schade eigentlich, dass wir null Interesse an einem zeitgemäßen Parkraum-Konzept haben, mit dem man den Bürgern den ach so dramatischen „Wegfall“ von überflüssigen Innenstadtparkplätzen erklären könnte.

So wird es perfiderweise wohl bestimmt auch in die mythologische Erzählung der „Konservativen“ eingehen, dass die bösen (und (hoffentlich) weder heute noch morgen vorhandenen) Radfahrer mal wieder an den angeblich viel zu wenigen Parkplätzen in Düren schuld sind. Ich bin schon auf den tobenden Facebook-„Parkplatz“verteidiger-Mob gespannt!

„Uns Vielen und Guten nehmt ihr wieder unsere Parkplätze (=Arbeitsplätze) weg und den blöden, bösen und nicht existierenden Radfahrern rollt ihr andauernd rote Teppiche aus. Obwohl die überhaupt keine Steuern zahlen und noch nicht mal ein Nummernschild haben!“ *Gähn*

#InnenfreieAutostadt!

Dass die Stadt mit diesem kleinen Stückwerk aber eigentlich nur Fehler der Vergangenheit ausbügelt und lediglich (und wahrscheinlich höchst zähneknirschend) ihrer basalen Pflicht nachkommt, gesetzeskonforme Infrastruktur herzustellen, wird von „überzeugten Autofahrern“ selbstverständlich ausgeblendet oder bewusst verschwiegen.

Dass es sich bei den Radverkehrs-Fördermaßnahmen mal wieder nur um sogenannte „Schutzstreifen“ handelt: geschenkt! Denn die werden von den überzeugten Autofahrern ja eh komplett annektiert. Zumindest solange Kontrollen sehr autofahrerfreundlich eher in theoretischen Planspielen als auf der Straße stattfinden.

Ich sehe jetzt schon, wie sich all die Autoreifenspuren und die notorischen „Ich muss ja nur mal kurz…“-Falschparker auf den von der Stadt so geliebten Straßenmalereien manifestieren. Kann mal bitte jemand an unsere Kinder Straßenmalfarbe denken!

Mit freundlicher Unterstützung der cDUAfDP *Zwinkersmiley* wird die Strategie, gleichzeitig möglichst viele Menschen vom Radfahren abzuhalten und zum Autofahren zu animieren, bestimmt weiter aufgehen. Toll! 😉

Übrigens…

Wieso enthält sich die CDU eigentlich am 15.6. im Bauauschuss, obwohl man einen Gegenantrag stellt und den Beschlussentwurf der Verwaltung vehement ablehnt?

Screenshot: Sitzung Bauausschuss 15.6.2021

Herr Weschke teilt mit, dass die CDU-Fraktion mit der Einrichtung eines absoluten Halteverbotes anstelle des bisher eingeschränkten Halteverbotes nicht einverstanden sei. Aus diesem Grund würde sich die Fraktion bei dieser Entscheidung enthalten.

Sitzung Haupt- und Finanzausschuss, 22.6.2021
Screenshot: Sitzung Stadtrat, 1.7.2021

Und wieso stimmt man dann im Rat doch zu? Obwohl es eine Woche vorher im Hauptausschuss wiederholt heißt, man würde sich enthalten? Von „Nein“ über „Egal/Irgendwas“ zu „Ja“ innerhalb von drei Wochen? Toll! Das zeugt von einer professionellen Kehrtwendehalsigkeit, die nicht zu verachten ist. Die sehr gute Partei Die PARTEI sucht immer nach Satire-erfahrenen MitstreiteriX!

Und wieso behauptet die CDU, anders als der Bürgermeister und die Grünen, wir hätten zu wenige Parkplätze in Düren? Haben die verkehrspolitischen Koryphäen da ihr eigenes Bauchgefühl befragt? Oder etwa ihr eigenes Verkehrsverhalten (2 Brötchen, 2 Kilometer, 1 SUV) als hehren Maßstab für die Mobilität der Zukunft in der „Stadt der kurzen Wege“ zu Grunde gelegt?

Hat da überhaupt mal jemand Zahlen? Irgendwelche? Hat die CDU nicht auch mal das Klimaschutz-Teilkonzept mit beschlossen?

Man wird ja wohl noch fragen dürfen… 😉


Fortsetzung folgt…


Es folgt eine Nichtwahlwerbung zur #BTW2021. Für die Wahlwerbung sind allein die Parteien verantwortlich: