Weiter geht´s in der lokalpolitischen Saga rund um die Umgehungsstraße/Stadtautobahn aka B399n. Möge Jede/r den für sie/sich passenden Ausdruck wählen. Offiziell handelt es sich ja um eine „Ortsdurchfahrt mit Bundesstraßencharakter“.

Ich hatte die Lokalredaktion der Dürener Nachrichten/Zeitung um Rückmeldung bzgl. meiner Fragen aus dem (nicht veröffentlichten) Leserbrief (siehe Update II) gebeten.

“…unabhängig davon, ob mein Leserbrief veröffentlicht wird oder nicht, würde ich mich über eine Rückmeldung bzgl. meiner Frage (Wieso einer Privatperson – auch wenn sie ein „Dürener Industrieller“ ist – deutlich mehr Platz im redaktionellen Teil eingeräumt wird als den Umweltverbänden.) freuen.“

Siehe Update II

Herr Uerlings hat mich daraufhin dankenswerterweise angeschrieben und wir haben uns zu einem Telefonat verabredet. Ich bin so frei, das hier aus meiner Erinnerung in meinen Worten in Teilen wiederzugeben, da wir uns über meinen offenen Leserbrief und die Veröffentlichungen in diesem Blog unterhalten haben. Wir haben also keine „Interna“ ausgetauscht oder so. Weil das Gespräch irgendwie nicht unerwähnt bleiben darf bei meinen B399n-Updates in diesem Blog, hoffe ich sehr auf Hrn. Uerlings´ Verständnis. Ich sehe allerdings auch keinen Grund, vorab „zum Hörer zu greifen“, um diesen Blogbeitrag „freigeben“ zu lassen oder inhaltlich abzusprechen.

In dem angenehm freundlichen und sachlichen Gespräch wies Hr. Uerlings meine/n Vorwurf/Mutmaßungen weit von sich bzw. von seiner Redaktion. Von Klüngelei oder Parteilichkeit in der Sache könne keine Rede sein. Über die B399n sei bereits im Vorfeld der aktuellen Berichterstattung ausgewogen berichtet worden.

Allerdings sprach Hr. Uerlings auch von einem „Fehler“ bzgl. der aktuellen Berichterstattung. Die Pressemitteilung der Umweltverbände, die am Tag unseres Telefonats (Mittwoch) veröffentlicht wurde, hätte, so habe ich ihn verstanden, eigentlich schon früher erscheinen sollen. Dies sei aufgrund von Corona, Kurzarbeit, Arbeitsauslastung etc. nicht geschehen und im Redaktions-Stress untergegangen.

Meine Frage aus dem Leserbrief ist damit beantwortet und ich habe vollstes Verständnis dafür, dass die lokalen Printmedien-Redaktionen teilweise unter Hochdruck arbeiten. Ich hab ja selbst mal ein paar Jahre Redaktionsluft schnuppern dürfen und „irgendwas mit Medien, Menschen oder so“ studiert ;). Fehler passieren halt überall da, wo gearbeitet wird. Und auch sonst an allen möglichen Ecken wo Menschen, Computer oder andere Systeme am werkeln sind. Die „Gegenkritik“ bzw. Richtigstellung ist bei mir auf jeden Fall angekommen, was ich im Gespräch auch zum Ausdruck gebracht habe. Danke.

Hr. Uerlings kritisierte weiterhin (insbesondere) die Art und Weise der Kommunikation. Früher habe man mal eben zum Telefonhörer gegriffen, heute würde alles direkt über die sozialen Medien eskaliert. (Ich hoffe, dieser Blogbeitrag wird nicht als Eskalation empfunden!) Er bezog sich hierbei, wenn ich es richtig verstanden habe, auf meine Beiträge in diesem Blog bzw. deren Verlinkung auf meiner Facebook-Seite. Dies würde Verschwörungstheorien (Ich sage „aus Gründen“ lieber „Verschwörungsmythen“.) und undemokratisches Gedankengut befeuern bzw. unterstützen.

Diese Kritik musste ich wiederum weit von mir weisen – mit Hinweis auf die leicht zu recherchierenden Standpunkte (privat, ehrenamtlich und beruflich). Mir indirekte (bewusst oder unbewusst blieb offen) Unterstützung von irgendwelchen Parlament-Ariern oder Weltverschwörungs-Schwurblern andichten oder auch nur nahelegen zu wollen, ist (sorry) mindestens so unangemessen wie die eine oder andere polemische Bemerkung in meinem privaten, „ehrenamtlichen“ Blog. (Nebenbei: Ich weise in diesem Blog ausdrücklich auf Folgendes hin: „Alle satirischen Stellen dieses Blogs sind durch transparente Hintergründe hervorgehoben.“) *Zwinkersmiley*Allgemeines, verschwörungs“theorie“-unterstützendes Mainstream-Medien-Bashing lasse ich mir echt ungerne vorwerfen. Insbesondere nicht, wenn es so allgemein-„medientheoretisch“ begründet ist.

Zum Glück sind wir alle lernfähig und selbstreflexiv. Und zum Glück haben wir alle unsere Medien, um uns ein wenig Gehör zu verschaffen. „Ein wenig“ trifft´s im Fall meines Blogs ziemlich gut, denn die Reichweite ist – durchaus nicht ganz ungewollt – doch recht überschaubar. 😉 Ich denke und hoffe aufrichtig, die lokalen Tageszeitungen haben deutlich mehr Print-AbonnentInnen, von denen sie gelesen werden!)

Und zum (medientheoretischen und -praktischen) Glück haben wir auch sehr unterschiedliche Mittel zur Verfügung, um uns ein wenig mit unseren Anliegen (bspw. der Umsetzung der vielfach angekündigten und beschlossenen „besonderen Förderung des Radverkehrs“) auseinanderzusetzen. Und diese können bspw. bei einem privaten Blog, der Facebook-Seite einer Satire-PARTEI und in unabhängigen, überparteilichen, durch Werbung finanzierten Printmedien halt recht unterschiedlich sein. Ich halte das für eine sinnvolle Erweiterung der „Medienlandschaft“, die wunderbar voneinander profitieren kann, wenn es alle Beteiligten geschickt anstellen. Und wenn sie die notwendigen Ressourcen (diverser Art) zur Verfügung haben.

In diesem Zusammenhang konnte ich noch einen wichtigen Punkt bei Hrn. Uerlings loswerden, denn was mich bei der jüngsten Berichterstattung bzgl. der B399n noch mehr gestört hat als die Abfolge und der Umfang der Veröffentlichungen, war deren Qualität. Für mich waren das einfach 1:1-Meinungs-Veröffentlichungen. Die zwar auch ihren Platz in derZeitung haben sollen, die aber – das wäre mein Anspruch an guten Journalismus – die geäußerten Meinungen (egal ob von „Dürener Industriellen“, Parteimenschen oder Umweltverbänden…) auch hinterfragen, erklären und in Zusammenhänge stellen sollten.


Für mich hat es nämlich den Anschein, dass das vorgeschobene Argument für die B399n (Pkw-Entlastung der Innenstadt/Stadtteile – und damit auch Möglichkeiten des Ausbaus von guten Fuß- und Radwegen) mehr und mehr ins Hintertreffen gerät und dem eigentlichen Argument für den Bau der „Nordumgehung“ Platz macht: Die wirtschaftliche „Erschließung“ der Brachfläche „hinter“ dem DSB-Gelände.

Was ja auch OK ist – wenigstens mal etwas, über das man konkret diskutieren kann! Mal Butter bei die Fische! Nämlich andauernd so zu tun, als ginge es vornehmlich um Verkehrsentlastung und in deren Folge auch Fahrradförderung ist aus meiner Sicht (Stichpunkt Verkehrswende usw. – siehe oben. Stichpunkt „Scheinheiligkeit“ – siehe unten) hanebüchen! Falls tatsächlich auf dieser Grundlage („Pkw-Entlastung in Innenstadt und Stadtteilen“ & „Besondere Förderung des Radverkehrs“ & „Steigerung der Lebensqualität“) über die B399n diskutiert werden soll… Na, da bin ich aber mal auf die Argumentations-Akrobatik der B399n-Befürwortenden gespannt!

Zuletzt von solchen gar unwichtigen und obsoleten Zusammenhängen gelesen habe ich in der Tageszeitung am 30. Juni: „B399n: „Pro Rad“ übt Kritik an geplanten Radwegen“. Siehe auch ProRad-Website. Dass beispielsweise im vom Stadtrat vor Jahren beschlossenen Klimaschutz-Teilkonzept von diversen Radschnellwegen (und Fahrradstraßen und solchem Zeug) die Rede ist – unter anderem Nordtangente und RS399n *staun – klingt ja wie… genau!* – erfahre ich als Zeitungsleser selten, obwohl das Thema aktuell ja eigentlich gerade extrem virulent ist neben dem anderen Virus. (Neuer Stadtrat, Koalitionsgespräche, Strukturwandel-Bürgerbeteiligungsprozessdiskussionen und so ein Zeug…)

Und obwohl die Hintergründe vielleicht nicht allgemein bekannt sind und deshalb etwas mehr Transparenz, Zugänglichkeit (Öffentlichkeit) und Vermittlung nötig hätten. Auch über andere Hinweise, die im Zusammenhang mit der Planung eines Großprojektes, das unsere Stadt über die nächsten Jahre (Planungs- und Bauphase) und Jahrzehnte erst lähmen, dann „nachhaltig“ prägen wird, interessant wären, erfahre ich relativ wenig aus der lokalen Tageszeitung.

Aber wie auch – in Zeiten von Corona, Kurzarbeit und grundsätzlich nicht ausreichend mit Kapazitäten ausgestatteten Lokalredaktionen?


ProRad hat jedenfalls einen ziemlich differenzierten Blick auf die „Umgehungsstraße“. Es mag ja in manch einer rechts-schwarz-versifften Petition so rüberkommen, als seien Fahrrad-LobbyistInnen generell und/oder die PRORadlerInnen aus Düren im Speziellen ganz schlimm autohassende, radikal-böse, linksgrün-versiffte Fahrrad-Anarchos, aber die Bürgerinitiative lehnt die neue Straße seltsamerweise gar nicht kategorisch und exemplarisch ab, sondern fordert (auch im Rahmen der Debatte/Entwicklungen/Beschlüsse bzgl. Verkehrs- und Klimawende etc.) eigentlich nur:

Eine angemessene Überprüfung der neuen Sachlage!

Die Welt steht halt nicht still. Auch wenn sich das so manch „Konservative/r“ manchmal wünschen mag. Auch nicht seit Beginn der B399n-Planungen, die ja schon ein wenig angestaubt sind, weil sie „ein paar Jährchen“ in der Schublade ruhten. Wenn man ein riesiges Strukturprojekt mit „Charakter einer Bundesfernstraße“ umsetzen will, dann sollte man doch bitte wenigstens sicherstellen, dass dieses auf dem aktuellen Stand der Dinge basiert/passiert. Soll ja schließlich auch noch ein paar Jährchen halten das Ding… Und natürlich unsere Lebensqualität steigern!

Dazu gehört zum Beispiel zu bedenken, dass es inzwischen einen Autobahnanschluss an Langerwehe samt sanierter A4 gibt, ein beschlossenes Klimaschutz-Teilkonzept mit entsprechenden Maßnahmen-Vorschlägen, einen Nationalen Radverkehrsplan samt Qualitätsstandards wie ERA, RASt und Co., bestehende Straßen, die das gewünschte Gewerbegebiet bereits „erschließen“, einen Luftreinhalteplan samt Vergleich mit der Deutschen Umwelthilfe und Verweis auf das Klimaschutz-Teilkonzept, einen Lärmaktionsplan, einen Green City Masterplan
für die Gestaltung nachhaltiger und emissionsfreier Mobilität
in der Stadt Düren
, ein kommendes Radgesetz NRW, einen Wirtschafts- und Strukturplan 1.0 für´s Rheinische Revier… You name it! (Und alles will irgendwie mehr, qualitativ besseren und sowieso sichereren Radverkehr!)

Oder sollen wirklich anachronistische Planungen, die bewusst zurückgestellt wurden, nach einer halben Ewigkeit wieder hervorgekramt und unbesehen 1:1 umgesetzt werden? Ohne sie wenigstens mal zu entstauben? Das kann doch kein auf eine lebenswerte Zukunft in unserer Stadt gerichteter, verkehrsplanerischer Ernst sein, oder? Wie gesagt: Manchmal ist zwischen Satire und Realsatire schwer zu unterscheiden.

Wir bescheuerten RadlobbyistInnen wollen ja eigentlich nur, dass mal das umgesetzt wird, was auch beschlossen wurde und noch/gerade beschlossen wird – schenkt man den politischen Ansagen Glauben… Aber bitte dann auch mal in aller versprochenen Konsequenz was die grundsätzliche Stoßrichtung („Besondere Förderung des Radverkehrs!“) und die konkrete Umsetzung (Qualität, Aktualität, Nachhaltigkeit, Dringlichkeit…) betrifft. Und das mal zusammenhängend gedacht und geplant wird, wäre auch nicht VERKEHRt. Dem Petitionisten Hrn. Hess (Dürener Industrieller!) mag ein einfaches „Die B399n muss kommen!“ in seinen Denkmustern ausreichen. Er meint ja (süffisant):

Fährräder und Busse können übrigens dann aber auch auf der B399n fahren! 😉

Quelle: irgendeine Online-Petition

Und setzt ein neckisches Zwinkersmiley dahinter. (Soll ja nur als freundlich-lächelnder Hinweis auf das nette Fahrbahn-Angebot an die geliebten Radfahrer verstanden werden – nicht als subtil-plakativer Emoji im Sinne von „Haha – ihr könnt dann ja mal sehen, was für Euch Autohasser noch an sicherem Platz übrig bleibt.“.)


Bevor ich´s vergesse:

Heute (07.11.2020) war ja schon wieder ein Artikel zum Thema in der Zeitung!

IGBCE plädiert für schnellen Bau der Nordumgehung

DÜREN
In der Diskussion um die Dürener Nordumgehung spricht sich die IGBCE-Ortsgruppe gegen weitere Verzögerungen und für den von Straßen.NRW in Aussicht gestellten Baubeginn 2023/2024 aus. (…)

Quelle: Dürener Nachrichten, Autor: Jörg Abels, 07.11.2020 (Printausgabe)

„SPD-Urgestein“ und IGBCE-Düren-Vorsitzender Ulrich Titz appelliert im Artikel an die Lokalpolitik, sie müsse ihrer „Fürsorgepflicht“ nachkommen. Angeblich hat er dabei die vom Autoverkehr gebeutelte Bevölkerung der nord-westlichen Stadtteile im Blick, die durch die B399n dringend entlastet werden müsste – auch im Hinblick auf die Ansiedlung eines Logistik-Unternehmens sowie den Bau des neuen Zollgebäudes (zusätzlicher Autoverkehr zur Entlastung des zusätzlichen Autoverkehrs).

Welche tatsächliche Motivation hinter dem Appell liegt, erklärt Hr. Titz jedoch direkt anschließend: „Im Zuge des Strukturwandels müsse die mit der B399n mögliche Schaffung neuer Industriearbeitsplätze nun oberste Priorität haben“, schreibt Jörg Abels. Hr. Titz danke daher ausdrücklich Hrn. Nolten (cDU) für seine „Bemühungen bei Straßen.NRW“. *Verschwörungsmystiker-Zwinkersmiley*

Hr. Titz ist fest davon überzeugt, dass das „bestmögliche Ergebnis“ längst gefunden wurde“ (durch Experten und Gutachten) – und dass man dieses nun auch endlich mal umsetzen müsse. Da braucht man jetzt nun wirklich nicht mehr drüber zu sprechen – nach all den Jahren… Wieso auch? Die Bürgerbeteiligung hat ja auch schon stattgefunden. Äh, wann genau nochmal? Frag mal bspw. in Nord-Düren nach. Oder in Gürzenich. Da wissen bestimmt alle Bescheid über geplante Schallschutzwände direkt vor ihrer Nase, neue Umwege, die sie in Kauf werden nehmen müssen usw..

Bisher habe ich wirklich wenig an konkreten, schlagkräftigen Argumenten gehört oder gelesen, die mich (als in Birkesdorf lebender Selbst-Betroffener) überzeugen könnten, dass die B399n die gewünschte Pkw-Entlastung für die Innenstadt sowie die nord-westlichen Stadtteile bringen wird – bei gleichzeitiger Erschließung neuer Brachflächen und weder aktuellen, noch den Entwicklungen (s.o.: Radgesetz NRW, ERA etc.) in irgendeiner Form Rechnung tragenden Planungsständen.

Und genauso wenig Argumente dafür, dass die B399n unersetzlich und alternativlos ist, dass es keine besseren Ideen für eine Nordumgehung geben kann (falls diese überhaupt notwendig ist). Wir kommen da echt nicht gemeinsam auf Innovativeres als „Weniger Pkw-Verkehr durch mehr Pkw-Straße“? Ziemlich schwach für eine „Modell-Region“ in Zeiten des Struktur-, Verkehrs- und Klimawandels! Den Bewusstseinswandel lasse ich mal raus. 😉

Schade finde ich auch, dass „Dürener Industrielle“, Teile der Politik und der Gewerkschaften nicht bereit zu sein scheinen, die Karten offen zu legen (Was wollen wir wirklich?) und argumentativ darzulegen, welchen Vorteil die 1:1-Übernahme der alten Planungen gegenüber einer zeitgemäßen Revision des Groß-Projektes hat. Wo stehen die eigentlich genau?

Ich lasse mich gerne überzeugen, wenn mal was Konkretes auf den Tisch gelegt wird, anstatt in irgendwelchen „Online-Petitionen“ von „Zeitgeist“, „grünen Ideologien“ aka „grünen Traumwelten“, „Populismus“, „vordergründigen, unseren Wohlstand gefährdenden Scheinargumenten“ und so weiter zu schwurbeln. Und dabei auch noch den Anschein erwecken zu wollen, es ginge einem dabei um die „Verbesserung der Lebensqualität in Düren“.


Sorry, aber wer agiert hier eigentlich populistisch, scheinheilig und vordergründig?

Fortsetzung folgt…


Zum Weiterlesen…

…heute nicht viel nach der obigen Bleiwüste. Nur die Anfrage nach dem „Aktuellen Planungsstand B399n OU Düren“, die allerdings auch schon etwas älter ist. Und noch etwas Älteres vom Landesbüro der Naturschutzverbände NRW (Mai 2016).

Aber was heißt in Bezug auf die B399n-Planungen schon „alt“?