Lustig. Die Stadt Düren gibt sich den Anschein, die Einrichtung eines Radschnellwegs auf dem Dürener Stadtgebiet zu unterstützen. Tatsächlich tut sie seit 2016 (sehr erfolgreich) alles dafür, das Thema Radschnellwege unter den Teppich zu kehren und aus jeglicher öffentlicher Debatte und Information herauszuhalten.
Zugegeben; diesmal sah sich die Stadt wohl gezwungen, so zu tun, als wäre die neu durchs Dorf getriebene Sau eine, die willkommen wäre. Denn diesmal wird es vielleicht nicht mehr ganz so einfach werden, das Thema nur als konzeptionelle Greenwashing-Maßnahme zu begreifen und sie in der Praxis konsequent totzuschweigen und durch beharrliche Untätigkeit auszusitzen.
Es geht um die geplante Radschnellverbindung Aachen-Düren-Frechen. Diese ist Teil des Rheinischen Radverkehr-Reviers und damit irgendwie auch des Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetzes NRW (FaNaG NRW).
Warnhinweis: Kann Ankündigungen enthalten, die nie umgesetzt werden sollen.
Am 15. Januar rief die Stadt ihre Bürgerschaft per Pressemitteilung dazu auf, Teil der Planung zu werden. Stolze 11 Tage lang hatten die Dürener/innen Zeit, um ihren Senf zum „geplanten“ Radschnellweg hinzuzugeben.
Das dafür zur Verfügung gestellte Online-Tool bestand aus einer Karte, in die man Markierungen einfügen und diese dann kommentieren konnte. Als ich das tat, musste ich feststellen, dass das Tool für die eigentliche Frage (Suche nach bester Streckenführung) offenbar genauso schlecht geeignet war wie für eine Evaluation der Ergebnisse. Viel Spaß beim Freitext-Operationalisieren wünsche ich denen, die das auswerten sollen!
Aber weder die Befragung noch der neuerdings „geplante“ Radschnellweg sollen das Thema dieses launischen Blogbeitrags sein. Ich will mich lieber kurz damit beschäftigen, das Greenwashing beim Thema Radschnellwege aufzuzeigen.
Denn das vorgetäuschte Interesse an Radschnellwegen stinkt zum Himmel. Und das bereits seit rund zehn Jahren… Damals wurde das zentrale städtische Verkehrskonzept parteiübergreifend beschlossen. Mit ihm ein Maßnahmenpaket, das es in sich hatte.
Hier mal nur das, was für die Förderung des Radverkehrs „geplant“ wurde.

Natürlich wurden auch zahlreiche Maßnahmen bzgl. Pkw-, Fußverkehr und ÖPNV auf die ToDo-Liste geschrieben. Barrierefreie Bushaltestellen, bessere Bus-Taktung und Erreichbarkeit von Bushaltestellen, ordentliche, richtlinienkonforme und von den omnipräsenten Falschparkern befreite Gehwege und so weiter. Da war so ziemlich alles dabei, was sich schön und vernünftig anhörte.
Einen besonderen Stellenwert und höchste Prioritätsstufen hatten dabei – man ahnt es schon: Radschnellwege!

Heute lässt sich zusammenfassend sagen, dass die Förderung des Autoverkehrs rasant und konsequent umgesetzt wurde: Ausbau der E-Ladestationen, kostenloses Parken für gut betuchte E-Auto- und Hybrid-Boliden-Besitzer… Die Förderung von allem, was kein Autoverkehr ist, wurde hingegen ziemlich stiefmütterlich behandelt, oder gänzlich abgesagt. So wie die Planung diverser Dürener Radschnellwege. Diese fanden seither noch nicht mal irgendeine Erwähnung in den zuständigen „Fachgremien“. Parteiübergreifendes Schweigen war das Einzige, was dazu jemals auf der Tagesordnung stand.


Dass unser städtisches Verkehrskonzept vorwiegend als Greenwashing-Instrumentalisierungswerkzeug zur Legitimierung bspw. von Luftreinhalte- und Lärmaktionsplänen und der Abwendung drohender Diesel-Fahrverbote diente, aber nie wirklich umgesetzt werden sollte, wird durch die Diskrepanz zwischen dem, was geplant war, und dem, was tatsächlich umgesetzt wurde, bewiesen.
Besonders beachtlich dabei: Die rot-grünen Mehrheiten in Stadtrat und Fachausschüssen gibt es nun genau so lange wie das städtische Verkehrskonzept. Trotz angeblichen Willens, das Konzept „konsequent“ umzusetzen, hat sich in den letzten beiden Legislaturperioden erstaunlich wenig getan. Sieht man mal von den vielen sogenannten „Schutzstreifen“ ab, die den Radverkehr keinen Deut sicherer oder attraktiver gemacht haben.
Es waren also nicht zuletzt rot-grüne Mehrheiten, die die Vertuschung und Nicht-Beschäftigung mit den Dürener Radschnellwegen jahrelang konsequent vorangetrieben haben.
Was also, außer externer Zwang durch übergeordnete Konzepte und Gesetze sollte uns glauben lassen, dass die erneut durchs Dorf getriebene Radwege-Sau mehr ist als ein weiterer Hoax?
Vielleicht wird´s ja was, wenn die ausgewiesenen Fahrrad-Freunde der €DU wieder das Steuer – äh Lenkrad – in der Hand haben? Dürfen wir wenigstens noch auf einen die Innenstadtautobahn begleitenden RS 399n hoffen? 🥳

Radschnellweg zwischen Enschede und Hengelo, Niederlande.
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