Dass sich der €DU-Stadtverbandsvorsitzende kurz vor der Kommunalwahl (angeblich) nicht mehr daran erinnern konnte, welche grundsätzlichen verkehrspolitischen Positionen seine eigene Partei (angeblich) vertritt, kann einen kaum wundern. Denn ganz offensichtlich haben diese Positionen nichts mit der tatsächlichen €DU-Verkehrspolitik zu tun.
Insofern war es gut und ehrlich, dass Christoph Guth das Wahlkampf-Geschwurbel von „gleichberechtigter Mobilität“ öffentlich enttarnt hat.
Wie es sich für gute Ideologen gehört, schert man sich tunlichst nicht um Zahlen, Daten oder Fakten. Oder um eigene Beschlüsse und längst vergessene Wahlkampf-Heucheleien. Wann immer die €DU von „dem Verkehr“ spricht, meint sie damit ausschließlich den motorisierten Pkw-Individualverkehr. Alle anderen Verkehrsformen – egal ob ÖPNV, Rad- oder Fußverkehr – zählen nicht zu „dem Verkehr“, sondern werden als reine „Pkw-Verkehrsflussverringerer“ angesehen. Sie werden als etwas grundsätzlich Schlechtes (😈Teufelszeug!) dargestellt, das dem immer-guten Autoverkehr seine gottgegebenen Rechte, Flächen und lieb gewonnenen Prioritäten wegnehmen will. Ganz schlimme Sache!

Ein Dorn im Auge der Auto-Auto-über-alles-Partei ist bekanntlich die Protected Bike Lane auf der Veldener Straße. Sie soll wieder abgerissen werden, fordert die €DU. Weil dort angeblich die „Leistungsfähigkeit“ für den einzig wahren Verkehr (Autos) nicht mehr gegeben sei. Teufelszeug wie ein paar Meter sicherer Raum für Radfahrer (Schulkinder und andere minderwertige Nicht-Autofahrer) sorge dafür, dass die (dank des Autoverkehrs super-attraktive) Innenstadt nicht mehr erreichbar sein würde, behaupten die „Christ“demokraten. Die Innenstadt drohe gar zu veröden, wenn mal ein paar Parkplätze verlegt werden müssten, um Gehwege wieder für Menschen im Rollstuhl befahrbar zu machen.
Und jetzt stelle man sich auch noch vor, dass die neue Haupt-Feuerwache an die Veldener Straße gepflanzt werden soll. Wie – um Himmels Willen – sollen die Einsatzfahrzeuge jemals schnell genug an ihren Einsatzort kommen?
Außer auf einer ausreichend breiten Protected Bike Lane, die ein super Highway für Feuerwehr, Krankenwagen & Co wäre… 🥳
Nebenbei: Wer zahlt eigentlich die Fördermittel für die Protected Bike Lane wieder zurück, wenn die kurz nach ihrer Fertigstellung wieder eingestampft wird? Der €DU-Stadtverband? 🤷🏼♂️
Äh, wir haben jetzt schon Berichte daraus,
dass auf der Veldener Straße Einsatzwagen stecken bleiben.
Christoph Guth
Lebensgefährlich dieser geschützte Radstreifen. Wie konnte so ein Scheiß überhaupt jemals beschlossen werden?

Fakten-Check
Ich habe mir mal den Spaß gemacht, bei der Stadt Düren (Feuerwehr und Rettungsdienste) sowie der Kreispolizeibehörde nachzufragen… Und habe mich dabei am Guth-Zitat bedient:
Sehr geehrte Damen und Herren,
können Sie mir sagen, ob es in der Vergangenheit aufgrund des geschützten Radstreifens (Protected Bike Lane) Veldener Straße dazu gekommen ist, dass Einsatzfahrzeuge „stecken geblieben“ sind? Sind Fälle bekannt, die durch falsch parkende oder korrekt parkende Pkw (bspw. angeordnetes Gehwegparken) andernorts verursacht wurden? Aus Ihrer Sicht: würde die Verbreiterung des geschützten Radstreifens auf eine Breite, die Einsatzfahrzeugen das Befahren im Einsatzfall ermöglicht, gegenüber der aktuellen und der vormaligen (zwei Pkw-Spuren auf der überbreiten einen Fahrspur) verbessern oder verschlechtern?
Für die Beantwortung meiner Fragen bedanke ich mich im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Vielen Dank für die folgenden Rückmeldungen auf meine formlose Email!

Klare Antwort der Polizei: aus deren Sicht sind also keine Probleme wie angeblich stecken gebliebene Einsatzfahrzeuge bekannt.
Und wie sieht es mit den anderen Rettungsdiensten (Feuerwehr, Krankenwagen) aus?

Noch nicht mal ein einziges konkretes Ereignis, das der Behauptung von Christoph Guth (stecken gebliebene Einsatzfahrzeuge wegen der Protected Bike Lane) entspräche, ist denen, die es wirklich wissen müssen, bekannt. Übrigens auch keine irgendwie nennenswerte „Auto-Verkehrsflussverringerung“, die mit den paar Metern geschützten Radstreifens in Verbindung stehen könnte, wenn ich mich recht an Aussagen der Verwaltung erinnere.
Schade, dass meine Frage nach der voraussichtlichen Wirkung einer für den Einsatz von Rettungsfahrzeugen verbreiterten Protected Bike Lane nicht beantwortet wurde.
Nun denn… Nehmen wir mal an, dass sich die „Verkehrsexperten“ der €DU tatsächlich so gut in ihrem Metier auskennen, wie sie es stets behaupten. Dann müssen wir wohl davon ausgehen, dass es sich bei der Behauptung von stecken gebliebenen Einsatzfahrzeugen (Mehrzahl) um eine plumpe aber bewusste Lüge handelt. Das Perverse daran ist weniger, dass es sich für sogenannte „Christ“demokraten eigentlich nicht ziemt, die Öffentlichkeit anzulügen. Richtig übel ist der offensichtliche Versuch, ein kleines Stückchen sicherer Fahrradinfrastruktur (das vielleicht schon den einen oder anderen Unfall verhindert hat) als Gefahr für die Allgemeinheit zu etikettieren. Und dafür auch noch die Rettungsdienste der Stadt zu instrumentalisieren.
Autsch! Das ist mehr als zynisch.
Noch mehr Lügen & Bullshit:
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