Hä, echt? Die Stadt ruft per Pressemitteilung zur Beteiligung am ADFC-Fahrradklima-Test auf? Mutig!

ADFC-Fahrradklima-Test 2020

Copyright: ADFC | April Agentur

Pressemitteilung, Stadt Düren, 16.09.2020

Wie fahrradfreundlich ist Düren?
Jetzt abstimmen beim ADFC-Fahrradklima-Test 2020


Düren. Der Fahrradclub ADFC ruft gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) wieder hunderttausende Radfahrerinnen und Radfahrer dazu auf, die Fahrradfreundlichkeit von Städten und Gemeinden im Fahrradklima-Test 2020 zu bewerten. Der Test hilft, Stärken und Schwächen der Radverkehrsförderung auch in Düren zu erkennen.

Der Leiter des städtischen Amtes für Tiefbau und Grünflächen, Heiner Wingels, bittet die Bürgerinnen und Bürger um Teilnahme an der Umfrage: „Fahrradfreundlichkeit ist ein wichtiger Standortfaktor und ein Synonym für Lebensqualität geworden. Deshalb haben wir in Düren für den Radverkehr in letzter Zeit eine Menge getan:

• Verkehrsversuch für geschützte Radfahrstreifen in der Veldener Straße

• neue und breitere Schutzstreifen in der Fritz-Erler-Straße inklusive Querungsmöglichkeit für Fußgänger vor dem Kino

• neue und breitere Schutzstreifen in der Rütger-von-Scheven-Straße, Hohenzollernstraße, Ringstraße, Distelrather Straße und Dr.-Christian-Seybold- Str.

• neue Fahrradbügel in der Innenstadt rund um Markt, VHS und demnächst am Kaiserplatz

• Verkehrsversuch für Trixi-Spiegel an besonders stark frequentierten Kreuzungen

• Beschilderung von für Fußgänger und Radfahrer durchlässigen Sackgassen

Zahlreiche weitere Projekte, wie beispielsweise das Konzept für Rad-Vorrang-Routen, werden aktuell durch Kolleginnen und Kollegen im Fachamt erarbeitet. Jetzt geht es um die Frage: Kommen die Verbesserungen auch bei den Bürgerinnen und Bürgern an? Was läuft schon gut – was nicht? Wir bitten alle Dürenerinnen und Dürener, sich ein paar Minuten für die Befragung Zeit zu nehmen unter www.fahrradklima-test.adfc.de. Es lohnt sich!“

Bis 30. November bewerten!Die Umfrage findet statt zwischen 1. September und 30. November 2020. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2021 präsentiert. Ausgezeichnet werden die fahrradfreundlichsten Städte und Gemeinden nach sechs Einwohner-Größenklassen sowie diejenigen Städte, die seit der letzten Befragung am stärksten aufgeholt haben.

Förderung durch Bundesverkehrsministerium
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und findet in diesem Jahr zum neunten Mal statt. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert den ADFC-Fahrradklima-Test 2020 aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP).

Pressemitteilung, Stadt Düren, 16.09.2020
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Kurz notiert

  • Der Leiter des Tiefbauamtes sieht in Fahrradfreundlichkeit einen wichtigen Standortfaktor und ein Synonym für Lebensqualität.
  • Düren hat laut Hrn. Wingels „für den Radverkehr in letzter Zeit eine Menge getan“. Damit sind bestimmt die vielen Straßenmalereien gemeint. Siehe Maßnahmenliste der Stadt seit Beschluss des Klimaschutz-Teilkonzeptes „Klimafreundliche Mobilität“. Explizit zählt er auf:
  • Verkehrsversuch für geschützte Radfahrstreifen in der Veldener Straße:
    350 Meter Teststrecke begleitet von einem Shitstorm bei Facebook. Getestet werden sollen so wichtige Fragen wie die der Reinigungsmöglichkeit der Anlage, der Wasserablauftauglichkeit und so. Die PBL 20 Meter weiter zu ziehen, um auch die Kreuzung Malteserstr. mit im „Test“ zu haben, war wohl weniger wichtig. Darüber, wie ich als Radfahrer von der „Teststrecke“ links rüber in Richtung Rur/Sportplatz/Supermarkt komme, hat sich niemand Gedanken gemacht. Gehört nicht zur Fahrradfreundlichkeit dazu.
  • neue und breitere Schutzstreifen in der Fritz-Erler-Straße inklusive Querungsmöglichkeit für Fußgänger vor dem Kino
  • neue und breitere Schutzstreifen in der Rütger-von-Scheven-Straße, Hohenzollernstraße, Ringstraße, Distelrather Straße und Dr.-Christian-Seybold- Str.
  • neue Fahrradbügel in der Innenstadt rund um Markt, VHS und demnächst am Kaiserplatz:
    Herr Wingels beliebt zu scherzen! Mag ja formal richtig sein, dass neue Bügel in der Stadt installiert wurden. Aber wie viele, wo und in welcher Qualität? Versucht mal mit einer radfahrenden Schulklasse am Hoeschplatz rund um Leopold-Hoesch-Museum/Papiermuseum/Marienkirche zu parken. Oder sonst irgendwo in der City…
    Mal einen Parkplatz-Flächentausch Pkw-Fahrrad durchzuführen (3 Pkw-Plätze gegen 20+X Fahrrad-Plätze) löst in Düren multiple Panikattacken in Politik, Verwaltung und Einzelhandel aus (Weierstraße). Lustig, dass das Bürgerbegehren gegen die Fahrradabstellanlage an ein paar fehlenden Stimmen gescheitert ist. Traurig, dass der Fahrradparkplatz weder eine Überdachung noch Sonstiges bekommen hat.
    Der Car-Sharing-Parkplatz musste tatsächlich umziehen. Das Bürgerbegehren hat sich gelohnt! Er liegt jetzt ein paar Schritte weiter – direkt gegenüber in Sichtweite auf der Wilhelmstraße. Das war bestimmt eine echte Genugtuung für die Bürgerbegehrler. Wille durchgesetzt, Kunden fünfzig Meter Weg erspart, Car Sharing erfolgreich in die MIV-Schranken verwiesen. Ich bin begeistert!
  • Verkehrsversuch für Trixi-Spiegel an besonders stark frequentierten Kreuzungen:
    Innovativ, effektiv, toll!
  • Beschilderung von für Fußgänger und Radfahrer durchlässigen Sackgassen:
    Wow! Leider bei Baustellen und Einbahnstraßen vergessen.
  • Zahlreiche weitere Projekte, wie beispielsweise das Konzept für Rad-Vorrang-Routen, werden aktuell durch Kolleginnen und Kollegen im Fachamt erarbeitet:
    Das große, alle Probleme lösende Radvorrangroutenkonzept wird von so manchem Radler schon sehnsüchtig erwartet. Wir sind gespannt – auch, ob die Bürger(vertretungen) angemessen informiert und eingebunden werden!
Copyright: ADFC | April Agentur

Mal sehen, wie viel bisher nicht umgesetztes Klimaschutz-Teilkonzept sich im neuen Radkonzept der Stadt wiederfindet und wie viel davon dann wieder nicht umgesetzt wird. Außer Schutzstreifen ist in den vergangenen Jahren ja nicht wirklich viel gelaufen, auch wenn es sich bei Hrn. Wingels so anhören soll. Der Bezug auf den Nationalen Radverkehrsplan klingt da irgendwie ein wenig hohl. Hat wohl nur mit Fördermitteln, weniger mit Ideen und Überzeugungen zu tun…

Herr Wingels vergisst leider, noch ein paar andere Super-Maßnahmen zu erwähnen, die bereits im Klimaschutz-Teilkonzept „Klimafreundliche Mobilität“, das vom Mobilitätsmanagement der Stadt umgesetzt werden soll, beschlossen wurden. Will ich an dieser Stelle gar nicht wieder alles auflisten. Die Fahrradstraßen, freien Einbahnstraßen, Falschparkerkontrollen, Radschnellwege und so weiter und so fort… Siehe hier. Und wie sieht´s eigentlich mit Öffentlichkeitsarbeit pro Verkehrswende aus? (…)

Dennoch: Sehr gut, dass die Stadt zur Teilnahme am ADFC-Fahrradklima-Test aufruft! Auch wenn Herr Wingels die Ergebnisse im Frühjahr 2021 nicht mehr als Amtsleiter Tiefbau/Grünflächen wahrnehmen wird.

Quelle: Facebook-Seite Stadt Düren, 08.07.2020

Aber zurück zum ADFC-Fahrradklima-Test…

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Es lohnt sich doch nochmal ein Blick auf die Ergebnisse von 2018. Gut – 307 wahrscheinlich eher fahrrad-affine Test-Teilnehmende sind jetzt wohl nicht so repräsentativ, aber das Bild, das das Ergebnis zeichnet, deckt sich mit meinen Alltagserfahrungen. Also nicht überbewerten das Ganze, aber auch nicht klein reden.

Umso besser, dass die Stadt zur Teilnahme aufruft. Wollen wir nur hoffen, dass diese Bürgerbeteiligung dann auch gewertschätzt wird. Das kann man schon hinterfragen, wenn man bspw. die Ergebnisse vorangegangener Fahrradklima-Tests mit den seitdem umgesetzten Maßnahmen vergleicht. Das sieht jetzt nicht unbedingt so aus, als ob sich wirklich grundlegend etwas zum Besseren geändert hätte oder man die Testergebnisse irgendwie in effektive Maßnahmen umgemünzt hätte.

Ich würde mal sagen: Düren dümpelt, seit es den Test gibt, auf ständig versetzungsgefährdetem Niveau herum. Immer unter dem Durchschnitt und ohne ersichtliche Tendenz nach oben… (Siehe unten)

Also: Mitmachen beim diesjährigen ADFC-Fahrradklima-Test!

Düren: Ergebnisse 2018

Fahrradfreundlichkeits-Zeugnis 2018:
Versetzung massiv gefährdet!
Tendenz sinkend!

Alle Graphiken/Tabellen aus der Auswertung des ADFC-Fahrradklima-Tests 2018. Quelle: ADFC, Hervorhebungen von mir.

Wollte die Stadt Düren nicht mal Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V. (AGFS) werden? Da sind aber noch viele Nachhilfe-Stunden nötig, um sich mit einem ADFC-Zeugnis zu bewerben! Mit den Noten würde ich besser gar nicht erst anfragen. Das könnte hämisches Gelächter auslösen.

Ohne auf alle Zahlen eingehen zu wollen, hier ein paar Beispiele:

Wer steigt da mit Freude auf´s Rad?
Ganz übel! Miese Noten gerade bei Sicherheit und Komfort. So bringt man wirklich niemanden dazu, vom Auto auf´s Rad umzusteigen.

Verheerend ist auch die Familien-Unfreundlichkeit und die (gefühlten) Gefahren, denen sich Schüler und Senioren auf dem Rad ausgesetzt sehen. Ein sehr schlechtes Zeugnis für die bisherige Fahrradförderung, das zeigt, dass sich diese bisher auf minimal-invasive und möglichst kostengünstige (politische und finanzielle Kosten) beschränkt hat. Sorry, so wird das nichts mit der Versetzung oder AGFS-Aufnahme…
Die „Stadt der kurzen Wege“ punktet mit Erreichbarkeit. Top-Note 2,8! Eher befriedigend als wirklich gut. Wieso die Einbahnstraßenfreigabe so gut wegkommt, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft (siehe hier).

Doch dann tut´s richtig weh:
Bei „Familienfreundlichkeit“ offenbart sich das Totalversagen! Was das Fahrradfahren betrifft sticht Düren enorm durch seine hervorragende Kinderfeindlichkeit hervor. Das ist toll, denn so wird acuh die nächste Generation bereits jetzt auf die autozentrierte Stadt ihrer Zukunft vorbereitet.

Und bei den dafür verantwortlichen Faktoren ist die Tendenz auch noch negativ.
No fun – no Fahrradfahren!
Falschparker mögen sich immer wie kleine Lappalien anhören. Tatsächlich machen sie das Radfahren in der Stadt ständig gefährlich und unangenehm. Eine echte Plage, die die Ordnungskräfte immer noch nicht im Griff haben.
Desaströs! Keine (gefühlt und effektiv) sicheren Radwege = keine vernünftige Radverkehrsförderung. Wenn so weitergemacht wird, kann man es auch ganz bleiben lassen. Das wäre ehrlicher. Danke auch an das hervorragende Schutzstreifen-Konzept. Scheint sich ja wirklich zu bewähren…
Miese Noten für die Kern-Infrastruktur. Die Stadt macht weiter wie gehabt: Hier mal eine kleine Maßnahme, da mal eine Straßenmalerei und ein neues Schild… Viel mehr ist nicht. An die grundsätzliche Struktur, die Fläche und deren Verteilung traut sich bisher niemand ran!
Die „Bestnoten“ bei Infrastruktur&Radverkehrsnetz erklären sich mir nicht so wirklich, aber OK…
Die ziehen den Gesamtdurchschnitt dann auf stolze 4,2!
Blauer Brief, Nachprüfung!
Copyright: ADFC | April Agentur

Auf dass die Ergebnisse des heurigen ADFC-Fahrradklima-Tests genauso Einzug in die städtischen Radverkehrs-Fördermaßnahmen halten, wie die Rückmeldungen aus dem alljährlichen „StadtRadeln“ oder der grundsätzliche Beschluss des Klimaschutz-Teilkonzepts?
Prost!

Quelle: RADAR-online – Bring Deinen Radweg auf den Schirm

Zum Weiterlesen und -gucken…