Geschäftsleute und Anwohner der Dürener Innenstadt „laufen Sturm“ gegen die Umbaupläne Weierstraße!

Der City droht (mal wieder und nicht weniger als) der Tod des Einzelhandels und die „Zerstörung des innerstädtischen Lebens“!

Die absolute Unerreichbarkeit der City per Pkw steht unmittelbar bevor!

Worum geht´s? Siehe eine bebilderte Zusammenfassung der Anträge auf der Website der Grünen oder auch hier im Blog: Weierstraße reloaded: Endlich!!! Oder suche vergeblich auf der Website oder Facebookseite der SPD Düren. 😉

Natürlich handelt es sich hier nicht um eine Konterrevolution, sondern nur um den billigen Versuch, eine reißerische Überschrift zu platzieren. Denn für eine Konterrevolution hätte ja bereits eine Revolution stattfinden müssen, gegen die aufbegehrt werden könnte.

In unserem konkreten Fall Weierstraße sowie bei der lokalen Verkehrswende ganz grundsätzlich kann man nun wirklich nicht von einer vollzogenen „Wende“ oder gar „Revolution“ sprechen. Ganz im Gegenteil. Kaum jemand spricht heute noch über die zentralen verkehrspolitischen Ziele aus den beschlossenen städtischen Konzepten oder den politischen Verträgen. In Koalition & Opposition herrscht beredtes Schweigen. Aus Gründen!

Umgesetzt werden – wenn überhaupt – nur mehr oder weniger unzusammenhängende Maßnahmen, die teils noch nicht mal den geltenden Regelwerken entsprechen (siehe Schutzstreifen). Ob diese Maßnahmen wirklich zielführend sind und dem Anspruch der Lokalpolitik hinsichtlich der Umsetzung ihrer Konzepte und Verträge gerecht werden? Man weiß es nicht. Noch nicht mal, wenn man sich die Mühe macht und regelmäßig das Ratsinformationssystem bemüht. Woher sollten Infos & Öffentlichkeitsarbeit auch kommen? Und auf welchen Evaluationsergebnissen, Kenntnissen und Sachständen sollten sie beruhen?

Viel deutlicher zu erkennen ist all das, was bisher nicht umgesetzt wurde: Kein einziges Leuchtturm-Projekt weit und breit, keine umgebauten Kreuzungen, keine Radschnellwege, keine Fahrradstraßen, keine einzige Falschparker-freie Stelle in Düren! Immer noch nicht… Stattdessen aber ganz viele Kompromisse in dubio pro Pkw. Es ist (neben dem echten politischen Willen aka „Paradigmenwechsel“) ja noch nicht mal das Personal da, das man für den x-fach angekündigten Richtungswechsel bräuchte.


Zankapfel Nr. 2: Der „Postbogen“

Die Mobilitätswende in Düren stockt nicht nur, man könnte meinen, sie hat sich bereits ins Gegenteil, nämlich ins „Weiter-so statt Veränderung“ gewendet. Sagen zumindest die Pkw-Zulassungszahlen. Und hätte wahrscheinlich auch die Evaluation der bisherigen Maßnahmen rund um die „klimafreundliche Mobilität in Düren“ ergeben – wäre sie denn durchgeführt worden…

Nichtsdestotrotz sind die Bemühungen der „üblichen Verdächtigen“, alles, was irgendwie nach Verkehrswende stinken könnte, im Keim zu ersticken, beachtlich. Nicht nur in Sachen Weierstraße.

Könnte das vielleicht auch an einer fragwürdigen Kommunikationsstrategie sowie Visions- und Überzeugungskraftlosigkeit der Zuständigen liegen? Und könnte die kaum vorhandene Öffentlichkeits- und Überzeugungsarbeit pro Verkehrswende auch daran liegen, dass diese vielleicht gar nicht wirklich so gewollt ist, wie ständig behauptet wird? Oder daran, dass die, die sie umsetzen wollen, gar nicht an deren Umsetzbarkeit glauben? Von Enthusiasmus und Aufbruchstimmung ist jedenfalls nicht viel zu spüren – selbst bei denen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, „die Leute mitzunehmen“ in die schöne neue Mobilitätswelt.



Dass wir zum Beispiel und per Gesetz beschlossen haben, den Modal Split zu ändern – und zwar nicht zu Gunsten des motorisierten Individualverkehrs – scheint noch nicht bei allen richtig angekommen zu sein. Ist ja auch echt anstrengend und nervig, all die Koalitionsverträge, Nahmobilitätsgesetze, Radverkehrspläne und Klimaschutzkonzepte lesen zu müssen. Und sie dann auch noch umsetzen? Come on! Jetzt mal nicht übertreiben.


Quelle (Original links): Facebook-Seite CDU-Stadtverband
Quelle (Fake rechts): radpendler.org

Zurück zur Weierstraße: Irgendwie fühlt man sich doch sehr an den damaligen K(r)ampf um ein paar Fahrrad- und Carsharing-Stellplätze an genau dieser Stelle erinnert. Hmm. Seltsam. Wie konnten sich die dort immer noch ansässigen Einzelhändler eigentlich retten, nachdem das damalige Bürgerbegehren gescheitert war und der Innenstadtleben-vernichtende Fahrradstellplatz (ohne Überdachung) sowie die Carsharing-Parkplätze (an etwas anderer Stelle) eingerichtet wurden? Auch damals drohte doch bereits der Untergang des Einzelhandels.

Da es den Parteien, die sich (angeblich) so für die Mobilitätswende und die Erreichung ihrer selbstgesetzten Ziele einsetzen, bisher offensichtlich nicht gelungen ist, „die Leute mitzunehmen“ und ihre „Vision“ eines echten Wandels ausreichend schmackhaft zu machen oder argumentativ zu untermauern, ist eins klar:

Wir dürfen uns mal wieder auf eine Diskussion freuen, die durch Ideologie statt Argumente geprägt sein wird. Und auf eine Diskussion, die wir wieder ganz von vorne (mit immer gleichen, festgefahrenen und polarisierenden Positionen) führen werden – obwohl wir damit eigentlich längst durch sind. Siehe bspw. hier.

Wir drehen uns immer weiter im Kreis!


Das politische Sprachrohr der Parkplatz-Verteidigungsbewegung stellt klar:

CDU Stadt Düren unterstützt die Betroffeneninitiative gegen die Sperrung der Weierstraße.

Rund um die Weierstraße laufen betroffene Geschäftsleute und Anwohner der Dürener Innenstadt Sturm gegen die Pläne der von SPD und Grünen geführten Koalition im Dürener Rathaus, das östliche Teilstück dieser Straße für den Straßenverkehr zu sperren und organisieren sich bereits im Hinblick auf ein etwaiges Bürgerbegehren, falls die bunte Koalition ihre Pläne mit der eigenen Ratsmehrheit durchdrückt.

„Mit einer Sperrung der Weierstraße fallen dringend benötigte Parkplätze in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz weg. Werden die nicht nachvollziehbaren Pläne der Mehrheitskoalition umgesetzt, wird die Erreichbarkeit von Wochenmarkt und Innenstadt massiv beeinträchtigt.“, stellt CDU-Fraktionschef Stefan Weschke klar. „Da stehen wir natürlich an der Seite der Betroffeneninitiative, die sich aus Marktbeschickern, Einzelhändlern, Gastronomen, Anwohnern und Hauseigentümern gebildet hat.“

„Der Strukturwandel der Innenstädte stellt uns auch in Düren vor enorme Herausforderungen. Schränkt man die Erreichbarkeit der Innenstadt für den Individualverkehr ein, kann dies existenzbedrohende Auswirkungen für alle Beteiligten haben! Es ist gut und richtig, die Erreichbarkeit der Innenstadt auch mit dem Fahrrad und dem ÖPNV zu stärken – ganz ohne Auto geht es aber nun einmal nicht.“, ergänzt der Vorsitzende der CDU Stadt Düren, Christoph Guth.

„Nicht nur die betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmer, sondern insbesondere die Dürenerinnen und Dürener, die aus verschiedensten Gründen nicht so gut zu Fuß oder per Fahrrad unterwegs sind, werden bei Umsetzung der Koalitionspläne leiden“, sind die Christdemokraten überzeugt. „Das betrifft behinderte Menschen ebenso wie Senioren oder Eltern mit Kinderwagen gleichermaßen. Nicht jeder kann und will seinen Alltag mit dem Lastenfahrrad oder dem Bus bewältigen!“

Eine Absage erteilen die beiden Christdemokraten auch den Überlegungen, eine provisorische Sperrung im Sinne eines „Reallabors“ zu erproben. „Bis so ein Provisorium – wenn denn überhaupt – wieder rückgängig gemacht wird, sind die Kundinnen und Kunden längst an Onlinehandel, die grüne Wiese oder andere Städte verloren.“

Im Übrigen haben die Bürgerinnen und Bürger der Region nach dem misslungenen Verkehrsversuch auf der Aachener Straße ohnehin keine Lust auf weitere Experimente zu ihren Lasten. Daher werde man die Betroffeneninitiative mit allen Kräften unterstützen, kündigen Weschke und Guth an.

Weiteres Ungemach droht der Dürener Innenstadt auf Veranlassung der rot-grün geführten Koalition auch an anderer Stelle: Mit der geplanten Durchfahrtssperre am sogenannten „Postbogen“ wäre der Wegfall weiterer Parkplätze am Pletzerturm und in der Kölnstraße verbunden, auch an ihrem östlichen Rand wäre die Einkaufsmeile mit dem PKW dann nicht mehr erreichbar. „Gemeinsam mit den Betroffenen werden wir auch hier alles versuchen, nachteilige und existenzgefährdende Entwicklungen zum Nachteil der Innenstadt zu verhindern. Auch hier stehen wir zu unserem Wort!“, so die beiden Christdemokraten abschließend.

Quelle: Facebook-Seite CDU-Stadtverband Düren

An dieser Stelle mal keine Text-Exegese, denn das, was hier als „Argumente“ in den Raum geworfen wird, ist nicht nur nichts Neues, sondern vielmehr ein verkehrspolitischer Anachronismus. Allerdings heutzutage geschmeidigt ergänzt durch Alibi-Floskeln wie „Es ist gut und richtig, die Erreichbarkeit der Innenstadt auch mit dem Fahrrad und dem ÖPNV zu stärken…“ ABER!!!



Wäre zwar vielleicht interessant, sich mal genauer anzuschauen, was hinter der Behauptung steckt, dass die Innenstadt wegen der zaghaften Planspielchen an Weierstraße und Postbogen nur noch „ganz ohne Autos“ erreichbar wäre.

„Das betrifft behinderte Menschen ebenso wie Senioren oder Eltern mit Kinderwagen gleichermaßen. Nicht jeder kann und will seinen Alltag mit dem Lastenfahrrad oder dem Bus bewältigen!“
, wird der der CDU-Stadtverband-Vorsitzende Christoph Guth zitiert.

Wer sagt eigentlich, dass plötzlich alle nur noch per Lastenrad (fein eingebautes Trigger-Wort) und Bus unterwegs sein müssen oder sollen? Steht das in irgendeinem der vielen Konzepte, Koalitionsverträge und Gesetze, die nicht umgesetzt werden?

Aber wollen wir mal zwangsoptimistisch bleiben – auch was die öffentliche Kommunikation betrifft. Immerhin werden Pressemitteilungen von Parteien inzwischen als solche erkenntlich gemacht.

Weiteres Ungemach droht der Dürener Innenstadt nach Meinung der Christdemokraten auf Veranlassung der rot-grün geführten Koalition auch an anderer Stelle. Mit der geplanten Durchfahrtssperre am sogenannten „Postbogen“ wäre der Wegfall weiterer Parkplätze am Pletzerturm und in der Kölnstraße verbunden, auch an ihrem östlichen Rand wäre die Einkaufsmeile mit dem Pkw dann nicht mehr erreichbar.

Zeitung am Sonntag, 12.03.2023

Ein journalistischer Quantensprung. Mal sehen wie die weitere Berichterstattung beim IG-City e.V.-Mitglied Aachener Medienhaus/Mediahuis in Sachen „Mobilitätswende“ weiterlaufen wird. *Verschwörungs-Zwinkersmiley*

Apropos IG City. Die „Interessengemeinschaft“ veröffentlicht auf ihrer Facebookseite ebenfalls ein Statement zu den aktuellen Planungen Weierstraße & Postbogen:


Handel & Gastro können sich nach zwei Jahren Pandemie und anschließender Energiekrise solche Verkehrsversuche einfach nicht leisten. Sie brauchen ruhigeres Fahrwasser, um sich erholen zu können.

Eine gut funktionierende Innenstadt ist auf eine entsprechend gute Erreichbarkeit angewiesen. Aufgrund der ländlichen Beschaffenheit mit einem enormen Einzugsgebiet benötigen wir ausreichend Parkmöglichkeiten. Ein Großteil der Kunden, die z.B. aus Kerpen, Bergheim, Eschweiler, Stolberg, Vicht oder der Eifel kommen, reisen nun mal mit dem PKW an.

Die Weierstrasse ist eine sehr wichtige Stichstrasse zum Markt. Dort werden nicht nur ältere oder behinderte Menschen abgesetzt, um am innerstädtischen Leben teilnehmen oder ihren Arzt aufsuchen zu können, sondern auch Kunden, die kurz auf dem Wochenmarkt ihre Einkäufe abholen möchten. Ebenfalls wird der dortige Florist zum Einladen von Blumengestecken oder Trauerkränzen angefahren.

In den Abendstunden dienen diese Parkplätze nicht nur Gastronomiebesuchern, sondern auch zumeist weiblichen Angestellten und Gästen, die sich hier abholen lassen, um nicht verängstigt quer durch die Innenstadt laufen zu müssen.

Eine Stadt wie Düren, mit ländlichem Charakter, großem Einzugsgebiet und einer entsprechend magerem ÖPNV – Anbindung, ist nun mal auf entsprechendem Parkraum angewiesen.

Ähnlich wie in Aachen (bereits über 100 Leerstände) begleitet man die Zerstörung des innerstädtischen Lebens mit seiner Vielfalt an Geschäften, Gastronomie und entsprechenden Arbeitsplätzen lediglich mit einem Achselzucken.

Einwände von erfahrenen Institutionen, Handel, Gastro, Wochenmarkt und Immobilieneigentümern, aber auch von Bürgerinnen und Bürgern, werden oft nur halbherzig einbezogen oder ganz ignoriert.

So viel Distanz zum Bürger finde ich erschreckend.

Ob es ein Bürgerbegehren geben wird, steht noch nicht fest, aber wird auch nicht ausgeschlossen.

„Original Content: U. M“, Facebook-Seite IG City Düren e.V.

Auch zu diesem Beitrag an dieser Stelle keine lange Text-Exegese. Dass ein paar Parkplätze weniger (wieviel Prozent eigentlich?) angeblich „die Zerstörung des innerstädtischen Lebens“ bedeuten soll, spricht für sich.

Stilistisch gefällt mir allerdings die abschließende Drohung mit einem Bürgerbegehren sehr gut. Ist vielleicht hinsichtlich des erfolglosen ersten Bürgerbegehrens (oder der noch erfolgloseren B 399n-Online-Petition) etwas ambitioniert, aber als Drohgebärde bestimmt ziemlich wirksam. Wird sich zeigen. Zur B 399n an anderer Stelle mehr…


Was ist eigentlich in anderen Städten los? Wie reagieren „Betroffene“, wenn man ihnen einen Pkw-Parkplatz „wegnimmt“? Beispiel Kassel, wo sich die Stadt erdreistete, ein paar Fahrradbügel aufzustellen:

In Kassel setzen sich Parkplatzverteidiger radikal gegen Fahrradbügel zur Wehr: Am Wochenende wurden von der Stadt installierte Bügel entfernt und die Löcher mit Bauschaum verklebt. Das zeigt: Auch Autofahrer können Militanz, wenn die Verkehrswende ihnen den Platz streitig macht.

hessenschau.de, 06.03.2023

Was droht uns in Düren, wenn die prophylaktische Mobilitätswende-Konterrevolution so Richtig Fahrt aufnimmt? Brauchen wir überhaupt eine Revolution (echte Mobilitätswende), um eine Konterrevolution auszulösen? Oder reichen schon Ankündigungen von Versuchen?

Wie wäre es, wenn wir es so machen, wie berits gefordert wird: 30 Parkplätze mehr statt 15 weniger in der Ecke. Und am Schützenplatz. Und überall rund um die Innenstadt und mittendrin!

Mehr Parkplätze = mehr Pkw-Verkehr = bessere Erreichbarkeit der Innenstadt = astreine Aufenthaltsqualität = immer mehr Umsatz = immer mehr Arbeitsplätze = die absolut lebenswerteste Stadt, die man sich vorstellen kann!

Mal ganz realistisch betrachtet eine vielleicht gar nicht mal so verkehrte Idee. Lasst uns den Karren – wider eigener Ziele, Beschlüsse und besseren Wissens – erst vollends gegen die Wand fahren. Also die Innenstadt mit immer mehr und immer größeren, schwereren und stärker motorisierten SUV und Pkw voll stopfen, bis es gar nicht mehr geht. Paradigmenwechsel durch die vollzogene „Tragödie des Allgemeinguts“!

Geht wahrscheinlich schneller als die lokalpolitische Umsetzung eigener Beschlüsse und ist vielleicht die einzige Chance, überhaupt noch auf so etwas wie einen „Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik“ hoffen zu dürfen.

Prost Mahlzeit!