In welche Richtung geht´s überhaupt?

Ich hab das ja eigentlich immer so verstanden, dass der Masterplan Innenstadt, also das Integrierte Handlungskonzept Innenstadt Düren, der Plan für die eher städtebaulichen Maßnahmen ist.

Und das Klimaschutzteilkonzept „Klimafreundliche Mobilität in Düren“ dessen Verkehrs-Äquivalent, das auf den Masterplänen aufbaut und mit diesen rückgekoppelt wird.

Der Masterplan ist ja auch schon ein ganzes Stück älter als das Klimaschutzteilkonzept. Hinzu kamen noch der Luftreinhalteplan und der Lärmaktionsplan, die wiederum wohl eher mit dem drohenden Diesel-Fahrverbot und den Pkw-produzierten Umweltproblemen zu tun haben (Gerichtlicher Vergleich mit der Deutschen Umwelthilfe.). Die sich aber auch auf´s Klimaschutzteilkonzept beziehen und natürlich – wie alle Konzepte – in die gleiche Richtung gehen:

Die Dürener Innenstadt soll lebenswerter werden!

Es lohnt sich nochmal einen Blick in den Masterplan zu werfen. Nicht immer nur Klimaschutzteilkonzept. Denn Innenstadtentwicklung lässt sich ja unmöglich von innerstädtischer Verkehrsentwicklung abkoppeln. Schließlich sind die Verkehrswege und -flächen der Blutkreislauf der Stadt, von dem ganz viel abhängt und mit dem man ganz viel städtebaulich steuern kann.

Arterienverstopfung

Deshalb sprechen unsere PolitikeriX ja auch andauernd von einem dringend notwendigen „Paradigmenwechsel in der Verkehrsplanung“, da sie längst erkannt haben, dass ein Weiter-so, also die fortgeführte fast einseitige Priorisierung des motorisierten Individualverkehrs, nicht (mehr) zielführend sein kann. Deshalb rufen ja (fast) alle schon seit Jahren nach einer „besonderen Förderung“ des öffentlichen Nahverkehrs, des Fußverkehrs und des Radfahrens, da sie ganz genau wissen, dass diese Verkehrsformen die Stadt lebenswerter machen, je stärker sie genutzt werden.

Oder besser ausgedrückt: Alle wissen, dass es eben die Pkw sind, die die innerstädtischen Verkehrsprobleme maßgeblich erzeugen. Und dass diese Probleme massiv dem Ziel widersprechen, aus der “Stadt der kurzen Wege” eine wirklich lebenswerte, in die Zukunft gerichtete, multi-modale, fahrradfreundliche Stadt zu machen. Also kann die Konsequenz nur sein: Möglichst viele Pkw raus aus der Kern-City! Mit System! Kann man einfach irgendwo im Ausland kopieren. Oder mal ins allwissende Internetz schauen. Zum Beispiel auf die Seiten der Dutch Cycling Embassy.

1A-Lage, innovative Flächennutzung 5.0

Die Beschlussvorlage zur Ratssitzung vom 17.07.2013 beschreibt den Anlass zur Erarbeitung eines Masterplans:

Mit dem Entwicklungs- und Handlungskonzept des Planungsbüros Hamerla erfolgte 2003 erstmals eine integrierte planerische Betrachtung der Innenstadt. Anlass zum damaligen Zeitpunkt war unter anderem die Errichtung des StadtCenters und die damit verbundenen möglichen Auswirkungen auf die Innenstadt. Mit 20 „Highlights“ wurden Maßnahmen mit herausragender Priorität für die künftige Entwicklung der Dürener Innenstadt formuliert, die in den folgenden Jahren sukzessive umgesetzt werden sollten.

Dies ist zum Teil geschehen. Zu dem „Geschafften“ zählen z. B. die Erneuerung der Straßenoberflächen in der Wirtelstraße, der kleinen Zehnthofstraße und der Hirschgasse, der Ausbau des innerstädtischen Parkraumangebotes an der Schützenstraße und auf dem ehemaligen Postgelände oder die dauerhafte Einrichtung des Citymanagements und des Innenstadtforums.

Gleichwohl gibt es auch „Versäumtes“. Die Erneuerung der Kölnstraße oder die städtebauliche Entwicklung des Parkplatzes Schützenstraße, des Hoesch(park)platzes und des Blockinnenbereichs zwischen Zehnthofstraße/ Wirtelstraße/ kleiner Zehnthofstraße sind beispielsweise Projekte aus dem Innenstadtkonzept, die bislang nicht umgesetzt werden konnten. Fehlende Finanzierungsmöglichkeiten, eingeschränkter Zugriff auf Grundstücke oder fehlende Mitwirkungsbereitschaft von Dritten sind mit verantwortlich hierfür, aber auch andere Schwerpunktsetzungen in Politik und Verwaltung.

In den vergangenen zehn Jahren sind aber auch neue Herausforderungen, Probleme und Handlungsfelder in den Vordergrund der Innenstadtentwicklung getreten, die zum damaligen Zeitpunkt des Hamerla-Prozesses noch nicht absehbar waren oder nicht in ausreichendem Maße Berücksichtigung fanden:

Integriertes Handlungskonzept Innenstadt Düren, Seite 11

Der Masterplan ist in vollem Gange. Siehe hier und hier auf der Masterplan-Master-Seite.

Im Masterplan folgt eine lange Liste mit allen möglichen Problemen, die man bei der Konzept-Erstellung noch nicht so auf dem Schirm hatte oder haben konnte. Erstaunlicherweise spielen dabei weder Umwelt- und Gesundheitsaspekte eine Rolle, noch werden die flächenmäßigen Probleme aufgeworfen, die durch die ständig mehr und größer werdenden Pkw erzeugt werden und den Handlungsspielraum im Rahmen des Masterplans dadurch wohl nicht gerade vergrößern.

Das kommt hier alles weg!
Kommt das hier alles weg?

Nochmal: Hat sich die Perspektive darauf, was Autos für die Lebensqualität unserer Innenstädte leisten oder nicht leisten, nicht auch „ein wenig“ verändert in den letzten zwanzig Jahren? Stichworte „Klimawandel“, „Energiewende“ und „Verkehrswende“. Wollen wir dem nicht irgendwie Rechnung tragen, wenn wir einmal in hundert Jahren Geld, KnowHow usw in die Hand nehmen, um die Stadt grundsätzlich neu zu gestalten? Oder machen wir in zwanzig Jahren wieder einen neuen Masterplan und ein neues Verkehrskonzept – wenn der ganze Verkehr verdigitalisiert und verwasserstofft ist?

Ich lese auf jeden Fall, dass der „Ausbau des innerstädtischen Parkraumangebots“ (ausschließlich für Pkw selbstredend) an einigen zentralen Stellen schon geschafft wurde. Toll. Aus heutiger Perspektive heißt das für mich: Umso mehr müssen wir jetzt wieder abbauen und dürfen erst recht nicht noch weiter dem Irrglauben anhängen, wir müssten sogar noch mehr davon schaffen – nur weil es mehr Pkw gibt von Jahr zu Jahr.

Denn unsere Denke ist ja zum Glück nicht (mehr):
Wie viele Pkw haben wir aktuell und wie können wir deren (eh schon privilegierten) Halter möglichst gut weiter-fördern.

Als vernunftbegabte und verantwortungsvolle Generation denken wir ja heute endlich:
Hä? Wir wollen doch weniger Pkw in der City. Also müssen wir Fehler der Vergangenheit möglichst schnell revidieren und unsere Überzeugung und die Erkenntnisse der Wissenschaft konsequent zu Gunsten von ÖPNV, Fuß und Rad und zu Lasten des MIV umsetzen! Und natürlich gleichzeitig mit dem Ausbau des Umweltverbundes all die anachronistischen Pkw-Privilegien und -Subventionen radikal abbauen. Christian-Lindner-Style! *Sondierungs-Zwinkersmiley*

Alles Andere wäre doch auch irgendwie paradox, oder täusche ich mich? Nochmal ganz einfach – zum Mitschreiben:
Wir wollen eigentlich weniger Pkw in der City. Dafür machen wir das Parken für Pkw attraktiver und bauen Pkw-Parkplätze aus. Daraufhin kommen immer mehr Pkw dazu, die das für sie attraktivierte Parkplatzangebot nutzen möchten. (Überraschung!) Daraufhin stellen wir fest, dass auch das neue Parkplatz-Angebot nicht ausreicht. Und ziehen die Konsequenz daraus, es noch weiter auszubauen und immer anziehender für immer mehr Pkw zu machen. Hä? Kapier ich nicht.

Hat das mal jemand zu Ende gedacht?

# InnenfreieAutoStadt

Dass die Änderungen, die wir nun brauchen, nur umso drastischer sein müssen, da wir vergangene Fehlplanungen eigentlich erst mal wieder kompensieren müssten, um überhaupt erst auf den richtigen Weg zu kommen, sei nur nebenbei erwähnt. Modal Shift und so…

Lieferverkehrskonzept Multi-Nutzbarkeit: Ein roter Streifen für Alle!

Das Gute…

…an der ganzen Sache ist:

  • Wir wissen alle, wo es hingehen soll: Viel weniger Pkw, viel mehr alles Andere!
  • Inzwischen haben wir sogar jede Menge Gesetze und Best-Practice-Erfahrungen in der ganzen Welt, die es uns eigentlich unmöglich machen, die Kurve jetzt wieder nicht zu kriegen.
  • Wir werden durch die Niederländer, Dänen, Franzosen sowie durch Nationale Radverkehrspläne, Landes-Mobilitätsgesetze und den politischen Druck der Gesellschaft ja geradezu dazu gezwungen, endlich den Hebel umzulegen. Sonst wird´s langsam cringy. 😉
  • Und dank des Paradigmenwechsels, der sich in der politischen Entscheidungsebene komplett vollzogen hat, haben wir (als Gesellschaft) auch die volle Unterstützung unserer RepräsentantiX hinter uns.

Was kann bei der Verkehrswende also noch groß schief gehen?

Mehr Parkplätze für Kinder!

Wer traut sich endlich an die Parkplätze ran?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Knackpunkt an der ganzen Sache die innerstädtischen Parkplätze sind. Die sind das allerbeste und wirksamste Mittel, um Verkehrsentwicklung in die Richtung zu lenken, die wir haben wollen.


Ob wir diesbezüglich überhaupt einen Konsens haben, lasse ich mal mit einem großen Fragezeichen stehen. Ich denke eigentlich schon, sehe aber realistischerweise eher bürgerkriegsähnliche Zustände auf uns zukommen, sobald der erste Parkplatz einem Kinderspielplatz weichen soll. 😉


Eigentlich ist es doch ziemlich einfach: Will ich weniger Pkw in der Stadt haben, muss ich das Angebot für Pkw weniger attraktiv als bisher gestalten: Weniger und teurere Parkflächen, Verlangsamung gegenüber alternativen Verkehrsarten, Komfort-Umverteilung auf andere Verkehrsarten… „Push“ nennen Verkehrsplaner das wohl.

Andererseits und gleichzeitig muss ich die Verkehrsformen, die ich zukünftig mehr in der Stadt haben will (ÖPNV, Fuß, Rad, Sharing-Angebote) an allen möglichen Ecken priorisieren. Durch komfortable, sichere und qualitativ hochwertige Wege und Räume, durch gute Angebote beim „Ankommen“, modale Systeme, die den Wechsel zwischen diesen Verkehrsformen fördern…

Viel zu wenig!!!
Screenshot-Quelle: 
Stadt Düren

Aber wo ist der Plan?

Das kann man doch nicht mal eben nebenbei in irgendwelchen anderen Teil-Teil-Konzepten und im laufenden Masterplan-Klima-Lärm-Abgas-Prozess entscheiden. Vielleicht sogar noch ohne eine gemeinsame politische Linie zu haben? Wäre das nicht irgendwie verantwortungs- und planlos? Und sollte es nicht schon längst ein echtes Parkraumkonzept geben? Mit Zahlen und Daten auf die man sich besser verlassen kann als auf die “Argumente” der Weiter-so-Fraktion?

Lieferverkehr-Konzept Hauptpost: Fahrradstreifen beidseitig.

Was sagt der gute alte, sich voll in Umsetzung befindliche Masterplan Innenstadt dazu?

5.3.4 Verkehrsgutachten zum möglichen Gestaltungsspiel­raum in der Innenstadt

Durch den Bau der Ostumgehung (B 56n) und der geplanten Nordumgehung (B 399n) werden die innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen entlastet werden. Die Höhe dieser Entlastungen muss in einem aktualisierten Verkehrsprognosemodell abgebildet und ermittelt werden. Die im Einzelnen zu berechnenden Netzfälle werden Aufschluss über die verkehrliche Belastung auf den Hauptverkehrsstraßen im Geltungsbereich des Masterplans geben. Damit ist die Aktualisierung des Verkehrsprognosemodells unabdingbare Voraussetzung für beabsichtigte Umgestaltungsmaßnahmen an den Straßen und Knoten der „Wallanlagen“.

Die Umsetzbarkeit der Maßnahmen muss aber durch verkehrstechnische Qualitätsnachweise belegt werden. Falls hierbei nachgewiesen wird, dass es zu Beeinträchtigungen einzelner Verkehrsarten kommt, muss in einem politischen Meinungsbildungsprozess geklärt werden, welcher Verkehrsart der Vorrang eingeräumt werden soll.

Eine auf die Innenstadt bezogene Parkraumuntersuchung und die Erarbeitung eines Parkraumkonzeptes, das neben Kurzzeitstellplätzen für Kunden und Besucher insbesondere Bewohnerparkplätze zum Inhalt hat, sind notwendige Voraussetzung zur Überplanung der innerstädtischen Parkplätze „Hoeschplatz“, „Am Pletzerturm“ und „Schützenstraße“.

Für die gesamte Innenstadt ist zu prüfen, welche positiven Auswirkungen sich aus einem attraktiven ÖV und der damit verbundenen Änderung des modal-split für die Gestaltung der Seitenräume ergeben.

Integriertes Handlungskonzept Innenstadt Düren, Seite 170
Wird der Kaiserplatz doch noch zum Pkw-Parkplatz umgestaltet?
Man munkelt… 😉

Kein Parkplatz mehr ohne Konzept!

Das ist ja mal interessant. Und ich bin sehr auf das Parkraumkonzept gespannt, das uns wahrscheinlich am Donnerstag beim Innenstadtforum zum Parkplatz Schützenstraße präsentiert wird! Komisch – davon habe ich ja noch nie gehört. Siehe bspw. hier: Parkraumkonzept dringend gesucht! Und nun ist es da! Oder auch nicht…

Auf jeden Fall ist klar, dass die Stadt sich verpflichtet hat, die gesamte Parkraum-Situation zu evaluieren und ein Gesamt-Konzept für das Parken in Düren zu erstellen. Super! Ohne das keine Überplanungen – auch nicht bei der Schützenstraße. Sehr gut! Aber: Warum gibt es das offensichtlich noch nicht – Ende 2021? Oder gibt es es doch und es wird geheim gehalten? Weil es wissenschaftlich die Wahrheit spricht? *Verschwörungs-Zwinkersmiley*

Ich wäre eigentlich sogar ziemlich froh, wenn dies nicht bereits im frühen Masterplan-Prozess erstellt wurde, denn unter der heutigen Perspektive – totaler Paradigmenwechsel und so… – würde ein Parkraum-Konzept selbstverständlich ganz anders aussehen als noch vor zwanzig Jahren, als wir noch den Pkw in den Mittelpunkt unserer Planungen gestellt haben. Also hoffe ich mal, dass das jetzt ganz schnell erstellt wird. Fördertöpfe sind ja ohne Ende da dank unseres genialen Noch-Verkehrsministers.

Und da wir heute ja nicht nur das nicht Erreichte („Ein Prozent weniger Pkw pro Jahr in der Stadt.“) erst wieder aufholen müssen, sondern zusätzlich unsere ambitionierten Ziele auch noch unter den neuen, noch ”ambitiöseren” *Laschet-Minion-Smiley* Umständen umsetzen wollen, müssen wir wohl „ein klein bisschen“ umsteuern in unserer Parkraum-Planung, habe ich das Gefühl.

Ich weise auch immer wieder gerne darauf hin, dass immer wieder gerne auf den Modal Split hingewiesen wird, wenn es irgendwie um Ziele und Planung geht. Dass es aber sehr still wird, wenn man mal nachfragt, wie sich der Modal Split denn so entwickelt hat in letzter Zeit…

Naja. Zum Glück stehen ja trotzdem und auf jeden Fall alle dahinter! Wie viel Prozent waren das nochmal an weniger Pkw und mehr Rad, Fuß, ÖPNV? Hat mal jemand ein paar Daten?


Plädoyer GEGEN die autofreie Innenstadt!

Ich freue mich auf jeden Fall schon auf´s Innenstadtforum am Donnerstag. Da wird es darum gehen, wie wir möglichst viele Pkw-Parkplätze abschaffen bzw. umplanen und “outsourcen”, um die allseits erwünschten Ziele doch noch irgendwie zu erreichen. Hab ich zumindest so verstanden. 😉

Screenshot von hier (Stadt Düren)

Zum Weiterlesen…