Insbesondere in den asozialen Medien offenbart sich immer wieder wie gespalten wir in Deutschland bezüglich der Frage nach mehr oder weniger Pkw auf unseren Straßen sind.

Mobilitätswende ja oder nein? Und falls ja, dann wie? Die Echokammern und Filterblasen der asozialen Medien, in die sich ein nicht zu unterschätzender Teil der öffentlichen Kommunikation verschoben hat, verstärken einerseits die klassische Lagerbildung: Kategorie “Links-grün-versiffte Utopisten” vs. “Kohleschwarz-rechts-automobil-energie-industrie-indoktrinierte Planetenzerstörer”.

Andererseits unterstützen die asozialen Medien auch asoziale Kommunikationsformen. Die Hemmschwelle, die man normalerweise in Face-to-Face-Situationen hat, ist in Facebook-to-Facebook-Settings fast gänzlich verschwunden, so dass es ein Leichtes ist, sich gegenseitig zu diffamieren, zu beleidigen und sogar Gewalt anzudrohen. (Die Ausübung der angedrohten Gewalt folgt dann auf der Straße…)

Ist jetzt nicht wirklich ein neues Phänomen und eigentlich auch kein Wunder, dass es auch massiv Einzug in die “verkehrspolitische Debatte” gefunden hat. Wenn man denn überhaupt von “verkehrspolitischer Debatte” sprechen will. Denn leider zeigt sich besonders bei Facebook&Co., dass zwar viele Menschen eine sehr explizite und ausgeprägte Meinung haben, diese allerdings kaum argumentativ begründen können (oder wollen).

Dabei geht´s aber doch beim Debattieren und Diskutieren. Und erst die Begründung, also das was hinter der Meinung steckt, macht die Meinung doch zu echten Argumenten. Wir müssen uns doch wenigstens darauf verständigen, dass wir nicht mit Ideologie sondern mit wissenschaftlichen Erkenntnissen hantieren. Dann hätten wir auch eine Ebene, auf der man sich die sogenannten “Argumente” mal etwas genauer und weniger postfaktisch angucken könnte.


Arbeitsplätze, Freiheit, Kosten, Nutzen

Mit den gesamtgesellschaftlichen Kosten unserer Mobilität hatte ich mich hier ja schon einmal beschäftigt: Kosten und Nutzen der Mobilität: Glaubensfrage oder Verkehrswissenschaft?

Und dabei festgestellt, dass es sich a) um ein hoch komplexes Thema handelt, das jedoch b) inzwischen ziemlich gut wissenschaftlich durchleuchtet wurde und c) dennoch (bzw. deshalb?) noch nicht Einzug in die Gedankenwelt vieler Blechbüchsenfreunde gefunden hat.

Bei diesem hoch komplexen Thema spielen “Arbeitsplätze” eigentlich gar keine besondere Rolle. Sie sind entsprechend eingerechnet wie andere Faktoren auch. Und sie werden trotzdem andauernd und immer wieder von den Verkehrskatastrophen-Leugnern als billiges Totschlag-und Schein-Argument missbraucht.

Ich mache das Fass aber nicht nochmal auf. Kann sich ja jeder Autofahrfetischist mal selbst fragen, wieviel das “Argument Arbeitsplätze” wirklich wert ist, wenn es um den externen, gesamtgesellschaftlichen Nutzen des motorisierten Individualverkehrs geht. Dabei lernt man sowohl etwas über die eigene automobil-affine Konditionierung als auch (für mich) neue Vokabeln wie “pekuniär”. Toll! Siehe hier:
Was sind externe Kosten und Nutzen des Verkehrs?
(Zukunft Mobilität, 6.7.2014).

Ist das jetzt eine Frage des Glaubens, der persönlichen Meinung oder der wissenschaftlichen Erkenntnis? Und spielt das alles überhaupt eine Rolle, wenn es doch um unser liebstes Kind geht – also das blecherne, nicht das menschliche?


Als Add-On beim Fachhändler verfügbar:
Individualität & Nonkonformismus
Abenteuer & Innovation
Green- & Brainwashing

Dieses weitere lustige “Argument”, dessen Sinn eigentlich nur darin besteht, sich selbst als paradox zu entlarven, triggert manchen Automobilisten noch mehr als das Thema “Arbeitsplätze”. Gerade jetzt, wo sich doch (mal wieder) von links-grün-mainstreammedien-ökoradikal-versiffter Seite Verbotsregime für die Zeit nach der Merkel-Diktatur ankündigen… Es geht also mal wieder ums Ganze und Grundsätzliche. Da darf man dann auch ein wenig verbohrt sein. Ist klar. Denn es geht um: Freiheit!

“Niemand wird uns Autofahrern das Recht (?) nehmen, unsere vom Staat gewährten Bevorzugungen jemals aufzugeben. Ohne das gott- und grundgesetzlich gegebene Recht auf immer wiederkehrende Parkplatzsuche und ständiges Im-Stau-Stehen fühlen wir uns als Autofahrer massiv in unseren bürgerlichen Rechten der freien Selbstbestimmung und -entfaltung beschnitten!

Da es um unsere Grundrechte geht, sind wir da auch absolut kompromiss- und empathielos. Rechte beinhalten schließlich nie und nimmer irgendwelche dazugehörigen Pflichten oder Verantwortlichkeiten. Also ist es auch vollkommen egal und legitim, dass wir mit unserer “Freiheit” vielleicht die Freiheit anderer Menschen -menschliche Kinder eingeschlossen – einschränken.” Fuck the future! Don´t touch my car!

Autofahren ist asozial!
Fahrradfahren ist gut für die Gesellschaft!

Um es mal so zusammengeplättet auszudrücken, dass es vielleicht auch diejenigen verstehen, die offenbar selbst “meinen”, sie hätten doch “Argumente”, obwohl sie eigentlich nur mal wieder reflexartig die Pkw-Ideologie-Keule schwingen oder sich in billigen Whataboutisms verlieren. Weil eben argumentativ nix da ist an Unterbau, außer vielleicht ein paar Selbsterfahrungswerte, die vor selektiver Wahrnehmung nur so strotzen.


Abfuckprämie für SUV
Die hässlichen Stadtpanzer sind nicht nur eine ästhetische Zumutung, sie leisten auch den zweitgrößten Beitrag zum Anstieg der weltweiten CO2-Emissionen. (In Berlin-Kreuzberg ersatzweise: Abfuckelprämie)

Aus dem sehr guten PARTEI-Programm zur #BTW2021

Kontrastprogramm (zu K.I.T.T und David Hasselhoff)


Zum Weiterlesen…

Vorsicht: Plakat-Populismus!

Und nochmal die Links vom letzten Artikel zum Thema: