Als Pkw-Fahrer werde ich andauernd davor gewarnt, dass mal wieder irgendwo die Geschwindigkeit kontrolliert und geblitzt wird.

Immerhin hat die Stadt ihre Blitzermeldungen bei Facebook auf Drängen hin inzwischen etwas umgetextet, sodass es sich nicht mehr liest, als ob das Ziel der Kontrollen sei, die Raser vor Bußgeldern zu bewahren und nicht die Menschen vor den Rasern. Toll! Dazu durchringen, das etwas offensiver zu formulieren, konnte man sich allerdings nicht bei der Stadt. Man will es sich ja nicht mit den systemrelevanten und ach so schützenswerten Autofahrern, die man an allen möglichen Ecken fördern will, verscherzen! Ihr wisst schon: drohende Massenarbeitslosigkeit und Insolvenzen durch unverhältnismäßige Bußgelder und so… *Scheuer-Smiley*


Vorher
Nachher

Die Dürener Zeitung/Nachrichten haben jetzt noch einen tollen Service für Raser im Angebot:

Zum Ausdrucken für das Handschuhfach: die Geschwindigkeitskontrollen der Polizei im Kreis Düren. Die Liste wird ständig aktualisiert.

DZ, 20.10.2020

Hervorragende Botschaft: Ihr müsst Euch als Pkw-Fahrer selbstverständlich NICHT an die geltenden Regeln halten. Das braucht Ihr nur da, wo wir diese auch kontrollieren. Damit Ihr weiter unbeschwert und unkontrolliert durch die Straßen heizen könnt, liefern wir Euch eine ständig aktualisierte Liste der Stellen, an denen Ihr ausnahmsweise mal nicht rasen solltet. Nicht den Kindern, Senioren und Radlern zuliebe. Nein! Allein, um Eure Freiheit (Freie Fahrt für freie Bürger!) zu gewährleisten und materiellen Schaden von Euch abzuwenden!

Während der Fahrt noch einen schnellen Blick auf die Liste und dann: Gas geben!

Komisch, ich habe noch nie eine Meldung gelesen oder im Radio gehört wie „Radfahrer aufgepasst! An der Bismarckstraße auf Höhe des Kreishauses wird das Halten bei roter Ampel kontrolliert.“ Nicht, dass ich das jetzt irgendwie vermisst hätte oder so.

Aber wäre das nicht mal angebracht? Bei den ganzen Fahrrad-ChaotInnen? Immerhin kommt ja gerade ein erneuter Anlauf, den Radfahrern eine Kennzeichenpflicht auf´s Auge zu drücken. (Mal ganz was Neues! *LOL*) Die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik hat messerscharf evaluiert, dass es mehr Unfälle mit Radfahrerbeteiligung gibt. (Weil mehr Radler unterwegs sind?) Mal ganz davon abgesehen, dass in der Statistik auch die ganzen Rad/Rad-Unfälle und auch die vielen Radunfälle ohne Fremdbeteiligung mit drin sind, hat Frau Slowik das neue Feindbild ganz klar vor Augen:

Der böse, sehr böse Radfahrer, der ja sooooo viele gefährliche Unfälle erzeugt und aufgrund seiner Nicht-Identifizierbarkeit zu einem echten Fahrerflucht-Staatsfeind wird.

Dass Kennzeichen an Fahrzeugen das unerlaubte Entfernen vom Unfallort komplett ausschließen ist logisch und real – schließlich gibt es ja bei Pkw-Fahrern erwiesenermaßen keine Fahrerflucht. Und dass Fahrräder – ähnlich wie Pkw – hauptsächlich vom Fahrzeughalter gefahren werden, steht auch fest.

Außerdem ist klar, dass die paar Millionen Fahrradfahrer ohne jeglichen bürokratischen Aufwand, mit extremem Mehrwert, mal flott registriert werden können. Das macht die Berliner Verwaltung an einem Freitagnachmittag…

Die vielen anderen guten Argumente Pro Kennzeichenpflicht an Fahrrädern (und Tretrollern, Skiern, Schlitten usw…?) sollen hier unerwähnt bleiben. Sie liegen eh auf der Hand. Siehe auch: (Nur) Registrierte Radler sind gute Radler!

„Mit Blick auf die Beschwerden, die uns von Fußgängern übersandt werden, wäre eine Kennzeichnungspflicht auch für Radfahrer diese Überlegungen zumindest wert“, so Slowik weiter. In Berlin gebe es immer mehr Unfälle auch mit Radfahrern, auch das Phänomen der Fahrerflucht weite sich aus.

Die Welt online, 19.10.2020

Wer davon welche Unfälle mit welchen Folgen verursacht ist doch scheißegal!

Aber nochmal einen Blick auf die Niemals-Chaoten = Autofahrer…



OK, die Pkw-Fahrer sind also ständig vorgewarnt und müssten langsam wissen, dass Geschwindigkeitskontrollen stattfinden. Fraglich ist, ob entweder diese Information nicht durchdringt, oder ob sie geflissentlich einfach ignoriert wird. Ist zwar ziemlich dämlich in bekannte und angekündigte Verkehrskontrollen zu rasen, aber OK. Der Impuls, das Verlangen danach, möglichst schnell unterwegs zu sein schlägt die Vorschriften und die Pflicht zur gegenseitigen Rücksichtnahme im Straßenverkehr (§1, StVo) um Längen!

Um nochmal die Verhältnismäßigkeit ein wenig zu verdeutlichen, hier eine Meldung vom Tag darauf (20.10.2020), die mich ein wenig den Glauben an die menschliche Intelligenz- und Empathiefähigkeit verlieren lässt:


Äh Moment, 115 Raser in fünf Stunden?

5 Stunden = 300 Minuten = 115 Raser = 0,38 Raser pro Minute = alle drei Minuten ein Raser!

Und das alles an nur einer Messstelle? Kann das mal jemand hochrechnen und in Bezug setzen zu den Schandtaten der asozialen und allgegenwärtigen Fahrrad-ChaotInnen? Aber sowas ist dann ja wohl zu viel der geliebten Statistik.

Alle drei Minuten ein Raser? So viele rote Ampeln, Gehwege und Fußgängerzonen gibt es für uns Fahrrad-Chaoten gar nicht, um so spitzenmäßige Werte zu erzielen. Zeigt auch ganz schön, wie effektiv Nummernschilder einen präventiven Einfluss auf das Verkehrsverhalten haben. Genial!

Die Verkehrswende läuft!