Vor ungefähr ganz genau 343 Tagen hat die bunte Koalition “Zukunft Düren” – bestehend aus SPD, Grünen und allem, was weder schwarz, blau noch gelb ist (Verteilung hier) – ihren Koalitionsvertrag veröffentlicht.

Zeit, nochmal einen Blick auf die Ziele (Versprechen) zu werfen… Oder haben Corona & Hochwasser alles zunichte gemacht?

Alle Fragen und Anmerkungen von mir, alle folgenden Zitate von hier: Koalition “Zukunft Düren” – Koalitionsvertrag 2020-2025)

Stadtentwicklung
Innerstädtischer Park- und Straßenraum soll für Fußgängerinnen und Radfahrerinnen mehr Raum bieten.

Also das habe ich tatsächlich anfangs immer komplett überlesen und mir wird erst jetzt bewusst, welchen Sprengstoff diese vier Buchstaben plus Bindestrich bilden: “Park-“! Geht weiter mit mehr “Raum” und heißt übersetzt Parkplätze.

Diese sollen also in der Innenstadt Fuß&Rad mehr Raum bieten. Ah, OK. Das ist gut. Und wie macht man das so als innerstädtischer Parkplatz? Suizid mit behördlicher Sterbehilfe? Na, wenn das mal rechtlich sauber und politisch durchsetzbar ist… Auf jeden Fall schon mal so gut rhetorisch versteckt, dass es kaum auffällt und so verklausuliert formuliert, dass es zur Not auch noch schnell uminterpretiert werden kann. George Orwell hätte wahrscheinlich seinen Spaß daran. *Zwinkersmiley*

Wir wollen den Stadtraum zukunftsgerecht neu verteilen. Fußgängerinnen und Radfahrerinnen brauchen mehr Raum.

Daher ist für uns der Ausbau des Radwegenetzes wichtig.

Aber auch die Sicherheit der Fußgänger*innen ist für uns oben auf der Agenda.

Was genau war nochmal “zukunftsgerecht”? Der kleinste gemeinsame Nenner? Verstehen SPD und Grüne da überhaupt dasselbe unter “Zukunftsgerechtigkeit innerstädtischer Mobilität”? Nicht, dass sich da noch “überzeugte Autofahrer” und enthusiastisch für weniger Pkw Streitende in die Haare kriegen. Oder überhaupt keine gemeinsame Linie entwickeln können.

Obwohl… Mal nicht unken. Die gemeinsame Mobilitäts-Linie der nahen Zukunft (bis 2025) wird ja weiter unten teilweise ziemlich konkret beschrieben.

Mobilität

Ein zurzeit erarbeitetes Gutachten zur fahrradfreundlichen Stadt soll für uns Maßstab neuer Maßnahmen sein.

Quelle Screenshot: Stadt Düren
Siehe auch hier.

Das sogenannte “Radvorrangroutenkonzept” ist mindestens genau so elegant wie sein Name, finde ich. Bei ProRad haben wir uns ziemlich eingehend, abschnitts- und streckenweise damit beschäftigt. Ich gehe mal davon aus, dass von dieser Seite demnächst auch mal wieder eine entsprechende Stellungnahme folgen wird. Also an dieser Stelle nur ein paar kurze Fragen, die bei mir hängen geblieben sind:

  • Wieso fühlen sich diejenigen, die sich so etwas wie ein Nahmobilitäts-Konzept oder wenigstens ein Fahrrad-Konzept erhofft hatten, so enttäuscht vom Radvorrangroutenkonzept?
  • Wenn das Ding der “Maßstab neuer Maßnahmen” sein soll, gilt das dann auch, wenn darin vorgeschlagen wird, Park-Raum abzubauen, um Rad- und Fußverkehr sicherer, schneller, komfortabler, attraktiver und damit deutlich mehr zu machen?
  • Sollte seit sechs Jahren nicht eh schon das Klimaschutzteilkonzept der “Maßstab neuer Maßnahmen” sein? Darin sind doch ganz viele Maßnahmen beschrieben, die bis heute noch gar nicht angepackt wurden, jedoch genau den politischen Zielen des Koalitionsvertrags entsprechen. Hmmm… Ach so, zum KSTK kommt ja noch was…

(Klägliche) Infos zum Radvorrangroutenkonzept


Das Klimaschutzteilkonzept wird konsequent von uns umgesetzt.

*Gähn!* Schon wieder oder noch immer? Oder jetzt wirklich auch mal die Maßnahmen, die dem Titel des Konzeptes irgendwie gerecht werden? Und die auch mal ein bisschen an der richtigen Stelle weh tuen und Wirkung zeigen. Oder wieder nur möglichst Pkw-freundliche Maßnahmen, die möglichst billig und einfach umzusetzen sind? Ich denke da nicht zuletzt an die jahrelange Schmutzstreifenoffensive und das unlängst verlängerte “Frei-Parken” für alles, was ein Auto ist und irgendeinen Elektroantrieb mit an Bord hat.

Wird beispielsweise das Verhältnis von Schmutzstreifen&Trixi-Spiegeln zu Fahrradstraßen und Radschnellwegen demnächst konsequent ausgeglichen, oder wie darf ich das abermals “konsequente Umsetzen des KSTK” verstehen? Ich bin gespannt.

Vision Zero – wenigstens für Schulkinder?

Wir streben in den nächsten drei Jahren an, „Fahrradfreundliche Stadt Düren“ zu werden.

Toi toi toi! Sehr löblich und erstrebenswert Und wie soll dieses Bestreben konkret erreicht werden? Hatte ich mich hier schon mal gefragt… Doch nicht etwa durch die “konsequente Umsetzung des…” – ihr wisst schon. Aber immerhin mal ein überprüfbares Ziel mit einem konkreten Datum.

Alle vierspurigen und überbreiten Straßen sollen auf zwei Fahrspuren für den motorisierten Verkehr, für sichere Fahrradwege zurückgebaut werden

Ooooookay! Als ich das anfangs gelesen habe, konnte ich meinen Augen eh schon kaum trauen. Und je weniger ich davon höre (nämlich genau rein gar nichts), desto weniger glaube ich dem, was ich da als angebliches 5-Jahres-Ziel lese. Come on! Ihr meint das nicht wirklich ernst?

Die Achse August-Klotz Straße bis Birkesdorf, die Stürtzstraße und die alte B56 werden zuerst in Angriff genommen.

Jo, man sieht´s! Nicht… Die Weierstraße wurde gerade gemacht. (Schutzstreifen – wer hätte das gedacht? LOL!) Aber die Hauptachse? Noch nicht mal irgendwelche Pläne oder entsprechende Protokolle sind mir zwischenzeitlich in die Hände geraten. Das Ratsinformationssystem schweigt sich aus. Außer zum Zankapfel “Protected Bike Lane Veldener Straße”. Seltsam das. Wo doch die Zeit so drängt und wahrscheinlich die Öffentlichkeit auch wieder maximal und frühzeitig beteiligt werden soll. Kommt da noch was?

Oder hängt das alles irgendwie mit der notwendigen Hauptkanal-Sanierung zusammen? Und falls ja, dann wie? Ist der unumgängliche Aufriss der halben City nicht ganz “praktisch” (sorry, das ist jetzt echt zynisch), wenn man die Flächen eh neu verteilen will? Das müsste “Zukunft Düren” doch zur Durchsetzung der mobilitäts-politischen Ziele eigentlich entgegen kommen. Wenn wir schon aufreißen müssen, dann können wir auch direkt was Vernünftiges dahin pflanzen und ein paar zukunftsgerechte Maßnahmen aus dem KSTK tatsächlich konsequent umsetzen.

Das gilt aus meiner Sicht übrigens in ähnlicher Weise für “meinen” Stadtteil Birkesdorf. Da steht ja auch der Aufriss der gesamten Hauptachse bevor – samt finanzieller Beteiligung der Anwohner. Vielleicht könnte man (sich) da auch mal fragen, ob die sich die alten/aktuellen Straßenverhältnisse wieder her wünschen, wenn das alles saniert werden muss – auch mit Hinblick auf das ISEK Birkesdorf. Und unabhängig vom ISEK. Wer glaubt denn da noch dran – zu Lebzeiten? 😉 Hab ich aber vielleicht auch alles falsch verstanden.

Ach, komm – bevor wir jetzt noch was nach den alten, komplizierten Verfahren anfangen… Da warten wir doch lieber noch kurz und starten anschließend durch wie die Niederländer, Dänen, Franzosen, Belgier… “Weiter so!” funktioniert mit den Leuten, die das Sagen haben, eh viel besser. Ist in Deutschland (und in Düren) auch viel leichter politisch zu kommunizieren und umzusetzen.

Vielleicht wird auch einfach nur noch kurz abgewartet, bis die kommende Bundes-Ampel in ein paar Wochen das gesamte Bau- und Planungsrecht entbürokratisiert und damit alle Planungszeiten halbiert hat. Da würde sich das Warten ja glatt lohnen!

“Ein Prozent weniger Pkw pro Jahr.”
Eins von vielen städtischen Mobilitätszielen…

Wir werden vermehrt Fahrradstraßen in der Innenstadt schaffen.

Vermehrt heißt…?
Mehr als null, oder wie? Das ist echt ziemlich ambitioniert. Leider bisher immer noch nicht in die Tat umgesetzt. Nicht eine einzige bis heute!

Seltsamerweise – obwohl das doch eigentlich auch so eine hübsche Maßnahme aus dem Klimaschutz-Dingens ist, dass der Stadtrat vor ungefähr sechs Jahren beschlossen hat. Und auf das sich die Politik immer so gerne beruft. Und was (ich vergaß) seitdem “konsequent umgesetzt” werden soll.

War da nicht auch mal was mit drohenden Diesel-Fahrverboten, Luftreinhalteplänen, Lärmaktionsplänen und so weiter. Ach so, das hat ja alles nix mit Fahrradstraßen zu tun. Das Klimaschutz-Dingens wird an anderer Stelle selbstredend “konsequent weiter umgesetzt”. Ich verstehe…

Wir wollen in der Innenstadt grundsätzlich Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit wo möglich. (…)

…und den Hunger in der Welt durch globalen Frieden und Gerechtigkeit ersetzen. Ach so – da haben wir als kleine Kommune oder bunte Koalition leider kaum Handlungsmöglichkeiten? Wie konnten wir das übersehen? Egal. Wenn der “dringend notwendige Paradigmenwechsel” in 2-3 Wochen bei allen angekommen ist, dann wird das schon mit dem Weltfrieden und den Tempolimits in Deutschland. Und dann sind wir als Allererste mit dabei! Versprochen…

Der Bau der B399n soll grundlegend überprüft werden. Die alte Planung entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Alternativen Lösungen zur Erschließung eines zukünftigen Gewerbegebietes ehemalige Zuckerfabrik und alternativen Streckenführungen stehen wir offen gegenüber. Die Entlastung der Stadtteile Birkesdorf und Mariaweiler wollen wir zügig vorantreiben.

Davon, wie die Entlastung unseres Stadtteils zügig vorangetrieben wurde und wird, können wir Birkesdorfer ganze Playlisten singen. Es hat nie mehr Spaß gemacht per Rad und Fuß im Dorf unterwegs zu sein. Probiert´s mal aus!

Allein – von der genialen B399n hört und liest man überhaupt nichts mehr. Um die ist es totenstill geworden – noch nicht mal mehr CDU oder FDP (gibt´s die eigentlich noch?) wärmen die wieder auf. und erklären einem nochmal,
a) wie genau die welche Entlastung für Birkesdorf bringt,
b) wie der sie begleitende Radschnellweg RS399 gestaltet sein wird,
c) wie die mit dem ISEK Birkesdorf zusammenhängt…
Zum Glück sind sich die bunten Koalitionäre ja einig, dass es die nur geben wird, wenn deren Neuplanung den heutigen Voraussetzungen und Kriterien entsprechen sollte. Die neverending story B399n geht weiter. So viel ist klar…

Hängt das Schweigen im politischen Walde vielleicht mit der Inbetriebnahme ihrer östlichen Schwester B56n zusammen, die ja zu faszinierenden Verkehrsentlastungen an allen möglichen Stellen geführt hat? Oder will man sich jetzt erstmal voll auf die versprochenen Maßnahmen an der Euskirchener und Schoeller Straße konzentrieren? Bevor dann die Achse Polizei bis Kino in Angriff genommen wird…

Nichts Genaues weiß man leider nicht…



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