Quo vadis, Dürener Fahrradförderung?
Bankrotterklärung oder letzte Chance für die Wende?

Alle Bilder&Screenshots vom ADFC. (Teilweise bearbeitet.)

Spätestens seit Inkrafttreten des Klimaschutz-Teilkonzeptes (2015) hat sich die Stadt Düren bekanntermaßen die „besondere Förderung des Radverkehrs“ auf die Fahnen geschrieben. Doch anstatt die hehren Ziele (bspw. 10% weniger MIV bis 2025!) auch mit entsprechenden Maßnahmen umzusetzen, hat sich die Stadt ja ebenso bekanntermaßen seit Jahren ihrem perversen Schutz- und Mehrzweckstreifen-Fetischismus hingegeben. Und sich immer noch nicht getraut, das eigentliche Problem – die Neuverteilung und -gestaltung des öffentlichen Raums – anzupacken.

Heute kommt mit den Ergebnissen des ADFC-Fahrradklima-Tests 2020 die Quittung für die aus Radfahrersicht seit Jahren vollkommen verfehlte Dürener Verkehrspolitik. Die Ergebnisse zeigen mehr als deutlich, dass die Maxime „Flüssigkeit vor Sicherheit“ und „Lieber schnell und billig als gut und nachhaltig“ zwar nach wie vor ein Grinsen in viele Autofahrergesichter herbeizaubert, dass die (angeblichen) politischen Ziele jedoch bloße (und entblößte) Propaganda sind.

Und nun? Weiter so? Wie immer? Parkplätze und Autofahrer-Interessen konservieren? Und hoffen, dass alles irgendwie trotzdem gut gehen wird, weil Markt/Digitalisierung/Innovation eh alles von selbst regeln?

Oder doch umsteuern, endlich mal aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und konsequente Maßnahmen ergreifen? Vielleicht jetzt, im Rahmen der großen strukturellen Veränderungsprozesse (Strukturwandel, Klimawandel, Verkehrswende…) anstatt nochmal fünfzig Jahre zu warten?

Anstatt lange Romane zu schreiben, hier nur ein minimalistischer Blick auf ein paar Ergebnisse. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich noch jemand die Mühe machen wird, die Ergebnisse genauer auszuwerten. Ob es sich dabei um jemanden von der Stadt handelt oder eher um eine/n EhrenamtlerIn wird sich zeigen… 😉


Alle Ergebnisse für Düren auf einen Blick. Hier herunterladen.

Außer im „grünen Bereich“ liegt Düren bei jeder einzelnen anderen Frage unter dem Durchschnitt der Vergleichsorte! Weshalb die Öffnung der wenigen Einbahnstraßen so nahezu befriedigend bewertet wurde, erklärt sich mir nicht, da (auch) diese Maßnahme größtenteils nur als Ankündigung im Klimaschutz-Teilkonzept steht. Geschenkt… Welche „Fahrradförderung in jüngster Zeit“ gemeint ist, würde mich auch mal interessieren.

Im „Mittelfeld“ ebenfalls ein tristes Bild. Kein Kommentar…

Schulnote 5 dominiert bei der Bewertung der Stadt, die Mitglied in der AGFS und demnächst offiziell „Fahrradfreundliche Stadt“ werden will. LOL! OK, das Lachen ist mir gerade im Halse stecken geblieben, ich geb´s zu.


Quelle/Copyright: ADFC/April Agentur

Klatsche für´s Ordnungsamt

Schon die Ersteller des Klimaschutz-Teilkonzeptes haben der Stadt ein miserables Zeugnis bzgl. der Kontrollen von Falschparkern ausgestellt. Dies wird nun erneut von den PraktikerInnen – den Radfahrenden in Düren – nicht nur bestätigt, sondern sogar noch getoppt. Im negativen Sinn.

Dass das Thema Sicherheit bei der Befragung so schlecht abschneidet verwundert zwar niemanden, der in Düren mit dem Rad unterwegs ist, es ist allerdings ein verheerendes Ergebnis. Denn a) ist Sicherheit das oberste Gebot im Verkehr und b) sind reale und gefühlte Sicherheit die minimalste Basis dafür, Menschen dazu zu bewegen, ihr Fahrrad anstatt des Pkw für kurze Strecken zu benutzen.

Wenn man sieht, dass das wichtigste Thema Sicherheit bei „Falschparkerkontrolle auf Radwegen“ die schlechteste Bewertung überhaupt bekommt (5,2), darf man dann schon behaupten, das Ordnungsamt sei eines der effektivsten Mittel zur

  • Verhinderung der „besonderen Förderung des Radverkehrs“ aka „konsequente Umsetzung des Klimaschutz-Teilkonzeptes“,
  • Verhinderung des Umstiegs vom Pkw auf´s Rad,
  • Verschlechterung der Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer,
  • Konterkarierung jeglicher Verkehrserziehungsversuche,
  • Verkehrswende-Verhinderung?

Infrastruktur mangelhaft

Eigentlich macht es gar keinen Sinn, hier die vielen einzelnen Dinge, die das Radfahren in Düren so gefährlich und unattraktiv machen, aufzulisten und zu besprechen. Denn es sind gar nicht die unzähligen kleineren und größeren Probleme, die das Problem sind. Das eigentliche Problem ist der konzeptlose, auf fünfzig Jahren Pkw-zentrierter Stadtplanung basierende Flickenteppich aus unzusammenhängenden, ineffektiven, teils unprofessionellen und immer wieder mutlosen und/oder nicht umgesetzten Maßnahmen und Konzepten.


Corona-Sonderauswertung

Wenn man böse wäre, könnte man die Tendenz als Bankrotterklärung bzgl. des Klimaschutz-Teilkonzeptes werten. Seit dieses beschlossen wurde, geht es bergab mit der Bewertung der Radfahrenden. Dabei wurde doch extra ein Mobilitätsmanager eingestellt, um die vielfachen Maßnahmen der „besonderen Förderung des Fahrradverkehrs“ umzusetzen. Ich kapier´s nicht… Aber vielleicht haben die Befragten ja alle auch nur eine extrem verzerrte Wahrnehmung? Die sich dennoch fast genau mit meiner deckt? Wahrscheinlich… Ich bin sehr auf die offiziellen Reaktionen gespannt, die es bestimmt (aus Eigeninitiative oder mal wieder von Bürgerhand gefordert) geben wird…


Sorry, für die Quittung, aber Ihr habt es so gewollt! (Aufruf der Stadt zur Teilnahme am ADFC-Fahrradklima-Test 2020)


Zum ersten Weiterlesen:

To be continued…