Quelle: Screenshot Website Stadt Düren

Vor einigen Tagen habe ich noch ein paar Zeilen über die Tragik des Allgemeinguts öffentlicher Raum, der durch parkende Pkw missnutzt wird, geschrieben, da lese ich von „neuen Wegen“, die die Stadt Düren in der Parkraumbewirtschaftung gehen will. Und bin schon fast begeistert, denn die Überschrift klingt einigermaßen verheißungsvoll.

Wäre da nicht das dazugehörige Pressefoto mit um einen (Hightech-WLAN-NFC-Giro-EC-Kreditkarten-Smartphone-) Parkscheinautomaten drapierten Verantwortlichen und dem Überschriften-Vorschub „Bargeldloses Zahlen:“. Foto: siehe hier.

Also wird mir doch noch vor der ersten Text-Zeile klar, dass es hier nicht um ein neues Parkraum-Managementkonzept, um innovative Ideen zur von allen Seiten beschworenen Verkehrswende oder Ähnliches gehen kann.

Hightech im Kasten – ein innovativer, zukunftsweisender Parkscheinautomat.

Der Funken Hoffnung, es täte sich was, um zukünftig weniger parkende Pkw in der Innenstadt zu haben, verglimmt umgehend und weicht der sich immer mehr verfestigenden Erkenntnis, dass die eigenen Ideen von „Push & Pull“ den städtischen Ideen dazu diametral widersprechen.

Anstatt das Pkw-Parken durch höhere Gebühren, weniger zentralen Parkraum etc. unattraktiver zu machen und gleichzeitig alternative Formen um in die Stadt zu kommen (Fuß/Rad/ÖPNV) angemessen aufzuwerten, wird erneut signalisiert, dass die Autofahrer und deren Bequemlichkeit obenan stehen und Pkw-Parkplätze möglichst hochwertig sein sollten.

Kommt alle rein in die Stadt mit Euren Autos! Jetzt wird das Parken noch einfacher und gemütlicher. Für E-Autos natürlich komplett kostenfrei! Wir privatisieren den öffentlichen Raum weiter! Nur für Euch geliebte Autofahrer!


„Besonders interessant ist aber das Innenleben!“, erklärt Wilbert Meuser vom Amt für Recht und Ordnung bei einem Ortstermin für den Verwaltungsvorstand und Vertreter der Sparkasse Düren auf dem Hoesch-Parkplatz. „Hier haben wir das modernste Verfahren, was derzeit auf dem Markt ist, eingesetzt.“, sagt Meuser sichtlich stolz auf die zukunftsweisende Technik. Der städtische Mitarbeiter hat während der vergangenen Monate den Umstieg auf das moderne Verfahren betreut.“

Quelle: Pressemitteilung Stadt Düren

Wow! Erstaunlich – mit Digitalisierung lassen sich tatsächlich alle drängenden Probleme der Menschheit lösen. Da kann man echt auch mal stolz drauf sein, wenn man so ein hoch-modernes, innovatives und zukunftsweisendes Gerät auf die Straße bringt. Mit 6.000 Euro pro Stück nicht ganz so günstig wie die nicht minder innovativen Trixi-Spiegel, aber bestimmt jeden Cent wert. Für parkende Pkw nehmen wir gerne das Geld in die Hand! Monate lange Vorbereitung auf den Umstieg (14 Stck.)? Geschenkt!

Was kostet das Parken in Düren so durchschnittlich? Wird der öffentliche Raum, wenn schon, denn schon auch vernünftig vermarktet und richtig abkassiert für die dauerhafte Annektion des innerstädtischen Gemeinraums?


Park-Gebühr Parkplatz an der Marienkirche/Leopold-Hoesch-Museum

1.20 Euro pro Stunde für eine Stunde Parken mitten in der City? Ist ja fast geschenkt! Und Mengenrabatt gibt´s auch noch oben drauf. Je länger die Autos blöd in der Gegend herumstehen, umso besser und billiger! Bei dem Schnäppchen-Preis von 6.000 Euro pro Parkscheinautomat hat sich das ja schnell wieder amortisiert – innerhalb von 5.000+-x Parkstunden. Von der wahnsinnigen Zeitersparnis beim zukünftigen Entleeren der Automaten mal ganz zu schweigen.

Hauptsache die Autofahrer werden bzw. bleiben glücklich. Ich sehe schon die Rentner, die nur mit dem Pkw vernünftig in die Stadt kommen, freudig die NFC-Funktion ihrer Giro- oder Kreditkarte ausprobieren. Na gut, die meisten Senioren werden einfach ihr aktuelles Smartphone zücken, NFC eh standardmäßig aktiviert haben, und schon geht´s los mit dem zukunftsweisenden Online-Parkscheinerwerb.


Seniorenfreundliche Zahlmöglichkeiten.

Wäre vielleicht auch mal eine Idee gewesen, ein wenig Geld in vernünftige Fahrrad-Abstellanlagen rund um Museen und Marienkirche zu schaffen. Es würden ja schon ein paar einfache Bügel reichen. Die gibt´s für 35 Euro das Stück. So nette Ideen wie überdachte Abstellanlagen oder sogar abschließbare/überwachte haben wir Radler uns ja eh schon abgeschminkt. Ach nee, wir bekommen ja ein neues Fahrradparkhaus am Bahnhof, Mobilstationen etc…



Sorry! Was hier so blumig als innovativ, zukunftsweisend und glückselig machend dargestellt wird, ist für mich eher komplett aus der Zeit gefallen. Auf jeden Fall stellt das ganze Parkraumkonzept – wenn man denn von einem solchen sprechen will – keine Rolle auf dem Weg in Richtung lebenswerte Innenstadt.

Und gute Öffentlichkeitsarbeit für die von allen ja so unglaublich dringend herbeigesehnte Verkehrswende sehe ich daran auch nicht wirklich. Aber dafür gab´s ja schon das Stadtradeln. Abgehakt! By the way: Ich habe gar nichts mehr von der Bearbeitung der vielen Stadtradeln-Meldungen gehört? Vergessen worden wie im vergangenen Jahr?


Da war doch noch was… Die Meldungen der Stadtradler.
Quelle: Screenshot Stadtradeln-Website Stadt Düren

Als wäre das nicht genug, kommt mir auf Facebook auch noch ein Video der städtischen „Grünen“ entgegen, in dem vom Plan der CDU die Rede ist, eine Straße durch den Park vor Schloss Burgau zu ziehen…


Äh, ja – OK… Ich dachte zwar eigentlich „Park“ wäre cooler als „Parkplatz“, aber wenn uns das der Verkehrswende wirklich näher bringt, dann immer her mit den neuen Straßen- und Parkplatz-Innovationen!


Screenshot: Antrag der CDU-Fraktion zur „Änderung der Verkehrsführung zu den Parkplätzen vor Schloss Burgau;“, Ratsinformationssystem Stadt Düren,

Einmal quer von Parkplatz zu Parkplatz. Sieht doch hübsch aus… Vielleicht noch eine vierspurige Querverbindung zum Parkplatz Tierheim?


Stadtplanungs-Handbuch, Kap. 08/15:
Straßen, die kein Mensch braucht, für die aber noch Platz da wäre.

Herzlich willkommen in der städtischen Mobilitätswende!


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Unterwegs auf dem Rad – stehende Autos sind eine große Gefahr