Haltung, Mut und Konzepte!
Auch Industrie und Einzelhandel fangen langsam an zu begreifen, dass Radfahrende nicht grundsätzlich arme Kirchenmäuse sind, die sich nur auf´s Rad setzen, weil sie sich kein Auto leisten können. Ganz im Gegenteil können Radfahrende sogar kauffreudiger sein als Autofahrende. Sie sparen Geld, weil sie das Auto nicht benutzen (müssen/wollen). Sie bezahlen keine Parkgebühren und müssen nicht auf Parkzeiten achten,. Sie bewegen sich (den lokalen Umständen entsprechend) müheloser von Geschäft zu Geschäft. Sie nehmen Geschäfte auf dem Weg zum eigentlichen Ziel viel besser wahr und sind dadurch zugänglicher für “Impulskäufe”.
Leider fehlt´s in Politik/Verwaltung/Einzelhandel noch massiv an der Erkenntnis, dass nicht mehr Pkw-Verkehr unsere Innenstädte belebt, sondern weniger. Auch diesbezüglich machen uns unsere Nachbarn – einen Katzensprung über die Euregio-Grenzen entfernt – seit x Jahren vor, wie man auch ticken kann, wenn man´s wirklich ernst meint mit Verkehrswende, “besonderer Förderung” nachhaltiger Verkehrsformen und so weiter.
Push & Pull
Um dies wirklich anzugehen, bedarf es allerdings so etwas wie einer “Haltung”. Jeder Verkehrsplanende weiß, dass der innerstädtische Raum nun mal schon verteilt ist. Bleibt nur eine logische Schlussfolgerung: Dem motorisierten Individualverkehr Flächen wegnehmen (Parkplätze, Fahrspuren, Abbiegespuren) und den gewonnen Raum neu im Sinne der gewünschten Verkehrswende auf den Mobilitätsverbund aus ÖPNV/Rad/Fuß zu verteilen. Lamentieren ist nicht angesagt, alle Beteiligten wissen, dass es nur so funktionieren wird.
Und mal ehrlich, wird´s nicht langsam mal Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, ob wir unsere Städte weiter von parkenden, parkplatz-suchenden, schlechte Luft und Lärm produzierenden Maschinen dominieren lassen wollen. Wie war das mit der menschlichen Lernfähigkeit nochmal? Ich glaube, die beinhaltet auch so etwas wie aus den eigenen Fehlern lernen zu können. Nichts gegen Homer Simpson (“D´Oh!“), aber in der Verkehrsplanung sind diese ständigen “D´Ohs!” echt tragisch, weil sich die Bürger jahrzehntelang damit rumschlagen müssen.
Push heißt also, den Mut zu haben, Pkw-Flächen und -Bevorzugungen wegzunehmen und damit das Autofahren tendenziell immer unattraktiver zu machen.
Pull wiederum bedeutet, gleichzeitig die alternativen, gewünschten Verkehrsarten durch strukturelle Verbesserungen so attraktiv zu machen, dass deren Nutzung einfach vorteilhafter ist, als sein Brötchen alleine mit dem Pkw von der Bäckerei abzuholen.